Rettichsaft- ein Mittel der Naturheilkunde
Rettichsaft ist ein uraltes Hausmittel. Bereits im alten Ägypten war die Rettichwurzel eine wichtige Pflanze. Im Mittelalter gehörte sie zu den bedeutendsten Pflanzen der Klostermedizin. Bekannt ist der Rettichsaft vor allem durch seine Anwendung bei Husten. Aber dieser Saft birgt noch mehr Wirkungspotential in sich. Näheres erfahren Sie in den nächsten Zeilen.
Inhaltsverzeichnis
Rettich – Allgemeines
Der Rettich stammt ursprünglich aus Südostasien und gehört zur Gruppe der Kreuzblütler. Bereits im alten Ägypten wurde diese Pflanze von den Pharaonen kultiviert. Sie setzten den Rettich der täglichen Nahrung der Arbeiter zu, damit diese während des Pyramidenbaus gesund und leistungsfähig blieben. Auch die Römer wussten um die Heilwirkung des Rettichs. Viel später dann hielt er Einzug in die Volksheilkunde Europas. Er fand damals Anwendung bei Stein- und Grießleiden und bei Skorbut.
Der Rettich existiert in verschiedenen Größen und Farben – zylindrisch bis kugelförmig, weiß, rot, braun, violett und schwarz. Die sogenannten länglichen Sommerrettiche sind weiß und rot, die kugeligen Winterrettiche sind braun, violett und schwarz. Er wird auch als „Antibiotikum der Bauern“ bezeichnet.
Wirkung und Inhaltsstoffe
Die Wirkung des Rettichs und des Rettichsaftes gehen vor allem auf die darin enthaltenen Senfölglycoside zurück, aus denen durch enzymatische Spaltung Senföle entstehen. Diese tragen dazu bei, dass der Darm angeregt und seine Bewegung gesteigert wird. Indirekt werden dadurch auch Leber und Galle beeinflusst. Rettichsaft wirkt choleretisch, das heißt „Gallefluss fördernd“. Auch wird dem Rettich eine antimikrobielle, antivirale und antimykotische Wirkung nachgesagt. Rettichsaft enthält Vitamine wie Vitamin C, E und A, die das Immunsystem stärken.
Anwendung
Rettichsaft wird angewandt bei dyspeptischen Beschwerden. Das ist ein Symptomenkomplex, bestehend aus Übelkeit, Völlegefühl, Aufstoßen, Sodbrennen und Blähungen. Dies gilt vor allem dann, wenn eine Motilitätsstörung der Gallenblase oder der Gallengänge als Ursache vorliegt.
Auch bei Verstopfung wird Rettichsaft genutzt. Die Volksheilkunde empfiehlt den Saft außerdem zur Vorbeugung von Gallensteinen und Gallengries. Bei Katarrhen der oberen Luftwege wie Schnupfen und Husten ist der Rettichsaft ein guter Begleiter, da er als natürlicher Schleimlöser gilt.
Nebenwirkungen und Anwendungsbeschränkungen
Der Rettichsaft sollte bei einem sehr empfindlichen Magen sehr vorsichtig konsumiert werden, da er hier zu Reizungen der Magenschleimhaut führen kann. Liegen entzündliche Erkrankungen des Magens (zum Beispiel eine Gastritis) oder eine Entzündung des Darmes (zum Beispiel ein Darminfekt) vor, so ist das Trinken von Rettichsaft nicht geeignet.
Sind bereits Gallensteine vorhanden, sollte auf die Einnahme ebenso besser verzichtet werden. Hingegen ist das Trinken von Rettichsaft bei Vorliegen von Gallengries empfohlen. Durch die Gallenfluss anregende Wirkung kann der Saft eventuell dazu beitragen, den Gries auszuschwemmen. Bei einer Entzündung der Galle beziehungsweise der Gallenwege darf der Rettichsaft hingegen nicht getrunken werden. Auch kurz nach einer Gallenkolik ist von der Einnahme abzusehen.
Herstellung von Rettichsaft zur Verwendung bei Husten
Für die Herstellung von Rettichsaft ist sowohl der Sommer- als auch der Winterrettich geeignet. Jedoch ist, da der Rettich dafür ausgehöhlt werden muss, der kugelige Winterrettich leichter zu verwenden. Die Zutaten dafür sind: Ein praller, nicht zu kleiner Rettich, brauner Zucker oder Honig – je nach Gusto, ein hohes Gefäß, ein Spieß oder eine lange Stricknadel und ein verschließbares Glas zur Aufbewahrung. Honig hat noch dazu den Vorteil, dass dieser sich an die Schleimhäute anlegt und somit den Hustenreiz lindert.
Der Saft wirkt stark schleimlösend und ist deshalb gut bei einem Atemwegsinfekt mit massiver Schleimansammlung geeignet. Aber auch beim ersten Kratzen im Hals und bei lästigem Reizhusten ist der Rettichsaft das Mittel der Wahl.
Der Rettich muss als erstes leider „weinen“
Als erstes wird der Rettich oben aufgeschnitten und dann circa drei bis vier Zentimeter tief ausgehöhlt. Danach werden mit einer Stricknadel oder einem Spieß viele Löcher in den Rettich gebohrt – von oben bis unten durchgehend. Diese sind wichtig, damit sich der Rettich „ausweinen“ kann. Denken Sie daran, dass die Löcher groß genug sein müssen, damit der gebildete Rettichsaft auch austreten kann.
Der ausgehöhlte Bereich des Rettichs wird nun mit Zucker oder mit Honig bestrichen. Damit der Rettichsaft aufgefangen wird, kommt jetzt das hohe Gefäß, beziehungsweise eine hohe Schüssel mit ins Spiel. Die Öffnung muss so geartet sein, dass der Rettich gut darin stehen kann. Die Enden müssen dabei in die Öffnung ragen.
Jetzt heißt es Abwarten. Der Saft tropft in das Gefäß. Versiegt das Ganze, wird wieder etwas ausgehöhlt und Zucker oder Honig eingefüllt. Der Vorgang kann bis zu dreimal hintereinander durchgeführt werden. Danach gibt der Rettich in der Regel nichts mehr her. Aller Saft ist dann entwichen.
Der Rettichsaft, der sich unten im Glas sammelt, ist sofort zur Einnahme geeignet. Dieser kann, in einem verschließbaren Glas, im Kühlschrank aufbewahrt werden. Obwohl der Zucker ja eine konservierende Komponente hat, ist der schnelle Verbrauch zu empfehlen, da der frisch hergestellte Rettichsaft einfach besser wirkt.
Von dem Saft werden am besten bis zu stündlich je ein Teelöffel voll eingenommen. Kinder bekommen dem Alter entsprechend weniger, also die Hälfte oder nur ein Viertel.
Alternative Zubereitung
Gerade aus dem weißen Sommerrettich lässt sich der Rettichsaft viel einfacher zubereiten, wenn er nicht ausgehöhlt und durchlöchert werden muss. Der Rettich wird gewaschen, geschält und fein geraspelt. Dazu kommen noch Zucker oder Honig und das Ganze dann in ein Glas mit Deckel. Nach 10 bis 12 Stunden Wartezeit, am besten über Nacht, ist der Saft fertig. Er wird abgeseiht und in ein Schraubglas oder eine verschließbare Glasflasche gefüllt. Die Anwendung ist wie oben erwähnt.
Frühjahrskur mit Rettichsaft
Diese Kur unterstützt die Eiweiß– und Fettverdauung, hilft gegen Frühjahrsmüdigkeit, ist Galle anregend, ist gut bei Verdauungsbeschwerden und unterstützt die Behandlung von Gicht. Der Rettich wird hierfür geschält und gerieben und auf ein Küchentuch gebracht. Dies wird fest zusammengebunden und damit soviel Saft wie möglich in eine Schüssel ausgepresst. Wer einen Entsafter hat, kann sich diese Prozedur natürlich ersparen.
Der Saft wird bei dieser Kur täglich auf nüchternen Magen getrunken. Die Trinkmenge wird gesteigert und immer ein Tag zwischen den Anwendungen pausiert. Dies geht so: Am ersten Tag 30 ml, dann am übernächsten Tag 40 ml, wieder ein Tag Pause, dann 50 ml. Dies steigern Sie, bis 130 ml erreicht sind. Diese trinken Sie dann noch weitere ein bis zwei Wochen lang. Dann ist die Kur zu Ende. Bei Unverträglichkeiten wird das Ganze natürlich sofort abgebrochen. Wer den Saft nicht selbst herstellen möchte, besorgt ihn sich in einem gut sortierten Reformhaus.
Diese Kur hilft nicht nur im Frühjahr sondern fördert die Eiweiß– und Fettverdauung und ist deshalb gut für die üppige Weihnachtszeit geeignet. Liegen bereits Gallensteine vor, sollte davon abgesehen werden.
Schlusswort
Rettichsaft ist Alles in Allem ein hervorragendes Hausmittel, wenn die erwähnten Anwendungsbeschränkungen beachtet werden. Gerade bei Atemwegsinfekten, wenn der gekaufte Hustensaft nicht helfen will, probieren Sie es doch mit dem oben beschriebenen Rezept. Dies ist einfach, ganz natürlich und nebenwirkungsarm. Die Anwendung bei Gallenleiden, bei Verdauungsstörungen oder auch zur Frühjahrskur ist wirklich einen Versuch wert. Auch wenn der gepresste Saft nicht wirklich lecker ist, testen Sie dies doch einmal aus. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Hungerbühler, Kurt: Heilung der Organe: Wenn die Seele schreit und der Körper schmerzt, Freya, 2015
- Hummel, Andreas: Arzneimittellehre, Vincentz Network GmbH & Co KG, 2004
- Friedrich, Sieglinde; Staudinger, Kurt; Traversier, Rita: TCM mit westlichen Pflanzen: Phytotherapie - Akupunktur - Diätetik, Karl F. Haug, 2012
- Bühring, Ursel: Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde: Grundlagen - Anwendung - Therapie, Karl F. Haug, 2014
- Dorstewitz, Hartmut: "Mit Phytobiotika gegen Bakterien, Viren & Co", in: Deutsche Heilpraktiker-Zeitschrift, Volume 4 Issue 4, 2009, Thieme
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.