Rohrkolben wachsen in Gewässern mit bis zu einem Meter Tiefe. Häufig findet man sie im 50 bis 100 Zentimeter tiefen Uferbereich (Röhrichtzone). Hier bilden die Pflanzen oft flächendeckende Bestände und wachsen bis zu vier Meter in die Höhe. Sie zählen zu den beliebtesten Teichpflanzen in Gärten und Stadtparks. Sie brauchen kaum Pflege, lassen sich als Baumaterial ebenso nutzen wie als Nahrungs – und Heilpflanze.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Typha latifolia (Breitblättriger Rohrkolben)
- Volksnamen: Lampenputzer, Kanonenputzer, Pfaffenspinat, Schlotfeger, Bullerbesen, Bumskeule, Pompesel
- Familie: Rohrkolbengewächse (Typhaceae)
- Verbreitung: In der gesamten gemäßigten Zone der Nordhalbkugel und in den Subtropen / Tropen auch auf der Südhalbkugel. Als Neophyt in Australien und Neuseeland, dem Süden Südamerikas, Hawaii und den Westindischen Inseln.
- Verwendete Pflanzenteile: Alle Teile des Rohrkolbens werden als Heilpflanze verwendet.
- Inhaltsstoffe: Stärke mit Amylose / Amylopektin, Fette, Protein, Zucker, Mineralstoffe, Flavonoide (Typhaneosid)
- Anwendungsgebiete: Wurmbefall (Blätter), Energiezufuhr und Stärkung (Rhizome), Durchfall, Blutarmut, Blutungen, Geschwüre, Abszesse, Hautentzündungen (männliche Blüten)
Rohrkolben – Eine Übersicht
- Rohrkolben ist eine dominante Pflanze in der Röhrichtzone des Uferbereichs von stehenden bis langsam fließenden Süß- und Brackgewässern wie Seen, Teichen, Wassergräben, Kanälen, Sümpfen und Mooren.
- Rohrkolben wurde und wird vielfach genutzt: Er diente als Zigarrenersatz, zum Lampen- und Schornsteinputzen, als Bürste, als Bau- und Dämmmaterial sowie Feueranzünder, floristische Dekoration und Nahrung (Rhizome).
- Die Pflanzen ziehen Nährstoffe aus dem Wasser und wirken somit als natürlicher Wasserfilter, dämmt das Algenwachstum und steigert die Wasserqualität.
- Das Rhizom lässt sich ganzjährig ernten und ähnlich wie Kartoffeln zubereiten. Es liefert Stärke und Proteine.
- Das Rhizom einer einzelnen Pflanze kann mitunter den gesamten Gewässerboden durchwachsen. Rohrkolben verdrängt oft weniger konkurrenzstarke Sumpf- und Wasserpflanzen. Im Gartenteich sollten Sie ihn deshalb in abgegrenzten Bereichen oder in Pflanzkörben einsetzen.
- Bekannte Spezies der artenreichen Gattung sind Breitblättriger Rohrkolben (Typha latifolia), Schmalblättriger Rohrkolben (Typha angustifolia) und Zwerg-Rohrkolben (Typha minima).
- Blätter, Blüten, Pollen und Rhizom werden zu verschiedenen Heilzwecken eingesetzt.
Inhaltsstoffe
Rohrkolben liefert Stärke mit Amylose / Amylopektin, Fette, Proteine, Zucker, Mineralstoffe und Flavonoide (Typhaneosid).
Laut einer Studie von 2014 enthält die Stärke im Rohrkolben 32 Prozent Amylose. Das ist erheblich mehr als Kartoffelstärke, aber etwas weniger als Maisstärke. Die Molekularmasse aus Rohrkolben-Amylopektin liegt, dieser Studie zufolge, zwischen Mais- und Kartoffelstärke.
Rohrkolben – Medizinische Effekte und Anwendungen
Das stärkereiche Rhizom kräftigt den Körper und liefert Energie. Aus den Samen gewonnene Öle und die Blätter werden genutzt, um den Harn zu treiben und kleinere Blutungen zu stillen, denn die Inhaltsstoffe wirken zusammenziehend auf das Gewebe.
Außerdem wirkt Rohrkolben desinfizierend und dient als Mittel gegen den Befall mit Würmern und anderen inneren Parasiten. Eine Studie von 2009 wies nach: Unterschiedliche Extrakte aus der Pflanze, gesammelt in Indien (Tamil Nadu und Bangalore), zeigten starke Wirkungen gegen mehrere pathogene Bakterien und Pilze.
Die Pollen des Rohrkolbens werden getrocknet und vor allem in der Traditionellen Chinesischen Medizin als pflanzliche Arznei eingesetzt, wenn sie einen Mindestgehalt an Flavonoiden aufweisen. Die Gesamtheit der unterschiedlichen Flavonoide in der Pflanze wird als Typhaneosid zusammengefasst.
Nebenwirkungen
Ernste Nebenwirkungen sind nicht nachgewiesen. Da Rohrkolben Schwermetalle und Giftstoffe aufnimmt, sollte er nicht aus belasteten Gewässern verwendet werden.
Schwangere und Stillende sollten Zubereitungen aus Rohrkolben sicherheitshalber nicht einnehmen.
Rohrkolben essen?
Alle Teile des Rohrkolbens sind essbar, und das Rhizom liefert wertvolle Pflanzenstärke. Es kann ganzjährig geerntet werden und wird wie Kartoffeln gekocht. Es lässt sich auch trocknen und zu Mehl verarbeiten, das sich ausgezeichnet zum Backen nutzen lässt.
Die frischen Triebe, geerntet im Frühjahr, erinnern vom Geschmack an Gurke und lassen sich zubereiten wie Spargel.
Die unreifen Blütenstände können als Gemüse in der Pfanne gegart oder in Suppen gekocht werden. Sie schmecken süßlich mit maisähnlichem Aroma.
Weitere traditionelle Nutzungen der Wasser- und Sumpfpflanze
Indigene Völker Amerikas polsterten mit den Blütenständen Kissen aus, stellten daraus etwa Babywindeln und Hausschuhe her. In Öl oder Wachs getaucht wurden die Blütenstände als Kerzen genutzt, welche Insekten abhalten sollten.
In Afrika werden die ganzen Pflanzen zum Dachbau eingesetzt, ähnlich wie die Anwendung bei Schilf (Reetdächer). Das schwammartige Pflanzengewebe ist als gutes Dämmmaterial bekannt. Die Blätter werden zu Körben und Kleidung geflochten.
Merkmale von Rohrkolben
Rohrkolben-Arten haben linealische und in der Regel grundständige Blätter. Diese wachsen senkrecht und wechselständig an einem unbehaarten Stiel. Die Laubblätter können, je nach Art, bis zu vier Meter hochragen und ihr Gewebe ist schwammartig.
Die Blütenstände sind die braunen Kolben, die sich zwischen dem grünen Laub entwickeln und der Pflanze ihren deutschen Namen gaben. Die Einzelblüten stehen dicht aneinander und werden durch den Wind bestäubt. Im flachen Wasser bildet die Pflanze Rhizome aus und verbreitet sich so oft großflächig.
Vorkommen und Standortfaktoren
Rohrkolben mögen es feucht bis nass und einen sonnigen Standort. Am besten gedeihen sie in Zonen, die zeitweise überflutet werden. Dabei sind die Pflanzen relativ tolerant gegenüber Salz und wachsen auch in Brackwasser.
Rohrkolben zieht Nährstoffe und holt sich diese aus dem Wasser und dem Schlamm. Damit profitiert er nicht nur von seinem Habitat, sondern wirkt sich auch positiv aus: Rohrkolben verbessern die Wasserqualität, indem sie Nährstoffe ausfiltern und so das Wachstum von Algen eindämmen und ein Umkippen des Gewässers verhindern. Da Rohrkolben dünne Halme haben, reagieren sie empfindlich auf starken Wind.
Rohrkolben pflanzen
Rohrkolben ist eine sehr beliebte Pflanze im Gartenteich. Oft wird der Fehler begangen, auch größere Typha-Arten frei in den Teichboden zu setzen. Bei einem nur wenige Quadratmeter großem künstlichen Gewässer ist dann in wenigen Jahren der gesamte Teich von Rohrkolben bedeckt.
Die Rhizome können sogar die Teichfolie zerstoßen und so den Teich undicht machen. Deswegen sollten Sie Rohrkolben immer nur in einem geschützten Bereich und / oder einem Pflanzenkorb pflanzen. Als Substrat verwenden sie Humus, Sand und Kieselsteine. In größeren Gartenteichen können Sie mehrere Mörtelwannen nebeneinandersetzen und Rohrkolben darin pflanzen. Damit schaffen Sie eine selbst konstruierte Röhrichtzone, ohne dass die freie Fläche zuwuchert.
Sie können auch mehrere Miniteiche anlegen in Form eingegrabener Mörtelwannen. Einige bepflanzen sie dann mit Rohrkolben und andere bleiben pflanzenfrei. Auch so sorgen Sie für ein Nebeneinander von Röhricht und offenem Gewässer.
In der Röhrichtzone des Gartenteichs können neben Rohrkolben nur konkurrenzstarke Pflanzen gedeihen. Zu diesen zählen Gelbe Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus), Gewöhnlicher Blutweiderich (Lythrum salicaria) und Wasserminze (Mentha aquatica). Gerade die letzten beiden lassen sich ebenso wie der Rohrkolben als Heilpflanzen nutzen.
Rohrkolben lassen sich sowohl durch Samen vermehren, wie durch das Teilen der Pflanzen. Dieses Teilen ist einfach: Sie trennen lediglich einen frischen Trieb mit einem Stück Rhizom ab und setzen diesen andernorts in den Boden. Mit dem erhaltenen Rhizom kann sich der Ableger in kurzer Zeit einwurzeln.
Pflanzenpflege
Rohrkolben braucht sehr wenig Pflege. Die Nährstoffe zieht er sich aus dem Wasser und muss deshalb nicht gedüngt werden. Solange der Boden noch feucht ist, übersteht er auch ein temporäres Austrocknen des Teichs. Nur bei einem trockenen Boden sollten Sie zusätzlich wässern.
Die Hauptpflege dient dazu seine Ausbreitung zu begrenzen – man muss ihn schneiden. Im Frühjahr schneiden Sie die Stängel knapp über dem Boden ab. Abgestorbene und welke Teile der Pflanze können Sie immer entfernen. Ein starker Rückschnitt ist für Rohrkolben kein Problem. Die Rhizome bilden Ausläufer aus denen dann weitere Rohrkolben wachsen.
Rohrkolben haben idealerweise einen leicht sauren Schlammboden mit reichlich Nährstoffen. In Seen bilden sich solche Böden ganz natürlich. Bei einem neu angelegten Teich lässt sich das mit der Zugabe von Garten-Laub-Kompost und verrottendem Pflanzenmaterial herstellen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Karl Hiller und Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen in zwei Bänden. Erster Band A bis K, Heidelberg-Berlin, 1999
- Agatha Kurzwaska, Danuta Górecka, Wioletta Blaszcak et al.: The molecular and supermolecular structure of common cattail (Typha latifolia) starch, in: Starch, Volume 66, Issue 9-10, Seiten 849-856, 2014 , Wiley
- Alexeyena Varghese, Usha Gavania, Suja Abraham, Della Grace Thomas Parambi et al.: Phytochemical Screening and Antimicrobial Investigation of Typha angustifolia Linn., in: Journal of Chemical Science, Volume 7, Issue 3, Seiten 1905-1910, 2009 , Trade Science Inc
- Walter Wurzer (Hrsg.): Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen, Klagenfurt, 1994 [Titel des Originals 1977 „Le erbe“, Übertragung aus dem Italienischen]
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.