Rotbuche, meist als Buche bezeichnet, ist ein Charakterbaum in Deutschland. Unter natürlichen Bedingungen würde ein Großteil des Landes aus Buchen-Eichen-Mischwäldern bestehen. Da fast alle Teile des Baums medizinische Effekte haben, waren Arzneien aus Blättern, Rinde, Samen und Holz der Pflanze in der Volksmedizin weit verbreitet und sind für Phytotherapien auch heute von Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief zur Rotbuche
- Wissenschaftlicher Name: Fagus silvatica
- Volksnamen: Buche, Blutbuche, Gemeine Buche
- Verwendete Pflanzenteile: Samen, Blüten, Blätter, Rinde, Holz
- Anwendungsgebiete:
Inhaltsstoffe – Calcium, Eisen und Zink
Die Rotbuche enthält Polyphenole mit belegter antioxidativer, antientzündlicher, antibakterieller, antidiabetischer, neuroprotektiver, antifungaler, sedativer und antiviraler Wirkung. Die Blätter verfügen über einen hohen Anteil an Mineralstoffen und Spurenelementen, darunter Mangan, Kupfer, Zink, Calcium, Eisen, Siliciumdioxid und Kobalt. Hinzu kommen Catechine, Cis-Coniferin, Cis-Syringin, Saponine (Schleimstoffe), Ginsenoside, Derivative und die Vitamine C und K. Die getrocknete Rinde enthält drei bis vier Prozent Gerbstoffe (fördern die Verdauung), Suberin und Glucovanillin.
Die Blätter – Vitamin C und Saponine
Die getrockneten Blätter enthalten Vitamin C (0,26 Prozent in frischen Blättern), Flavonolglykoside des Quercetins, Kämpferols, Isoquercetins und andere, Kaffeesäure, Leukocyanidin, Triterpensaponine, Aminosäuren, kleine Peptide, Wachse.
Die Früchte – Fettsäuren und Proteine
Die Früchte (Bucheckern) bestehen aus Samen, Samenhäutchen und Schale. Sie bieten 26 Prozent Reserveproteine, besonders Globuline und fettes Öl. Sie enthalten bis zu 50 Prozent Öl, darunter 90 Prozent ungesättigte und zehn Prozent gesättigte Fettsäuren. Die Bucheckern verfügen darüber hinaus über Sterole, Phospholipide und organische Säuren. Zu diesen Säuren zählen p-Cumarsäure, Ferulasäure, Oxalsäure und Aminosäuren. Hinzu kommen Peptide und Wachse.
Das Holz – Zucker und Sterole
Im Buchenholz sind Fettsäuren, Zucker, Sterole und phenolische Verbindungen wie Catechin und Taxifolin, dazu polymere Catechine und Polysaccharide enthalten.
Wirkungen – Magen-Darm-Beschwerden und Husten
Buche reguliert den Darm und die Magensäure, senkt Fieber, löst den Schleim bei schwerem Husten und fördert so den Auswurf, wirkt gegen pathogene Bakterien, lindert die Schmerzen bei rheumatischen Erkrankungen und beschleunigt die Heilung äußerer Wunden.
Buche in der Naturheilkunde
In der Naturheilkunde und Volksmedizin wurde und wird Rotbuche vielfältig eingesetzt. Die einfachste Methode kennen Outdoor-Freaks als erste Hilfe, wenn kein Arzt in Reichweite ist: Sie legen die frischen Blätter auf leichte äußere Wunden, Insektenstiche, Hautschwellungen wie auch -entzündungen.
Komplementärmedizin bei Lungenentzündung
Kreosot bezeichnet Teer, der aus dem Destillat des Holzes gewonnen wird. Er wurde äußerlich gegen Hauterkrankungen eingesetzt, innerlich gegen Husten mit festsitzendem Schleim, besonders aber, um die Symptome von Lungenentzündungen zu lindern. Die Wirkung ist balsamisch und fördert den Auswurf. Eine Destillation können Sie ohne die entsprechenden Geräte zu Hause nicht durchführen, und den Teer selbst herzustellen ist ohne eine umfangreiche pharmazeutische Ausbildung auch nicht sinnvoll.
Asche aus dem Holz oder der Rinde ergibt, mit Wasser gemischt, eine Paste. Diese hilft gegen Ekzeme, Geschwüre auf der Haut, Akne, leichte Hautwunden und Insektenstiche. Dieser Teer diente auch als Mittel gegen rheumatische Beschwerden. Buchenkohle aus dem Holz wirkt säureverhütend, absorbiert das Toxin im Magen-Darm-Trakt und bewährt sich derart als Komplementärmedizin bei Magen-Darm-Beschwerden.
Buchenrindentee – Gegen Fieber und Würmer
Die Rinde ergibt einen Tee, der den Auswurf fördert, so Husten lindert und Fieber senkt. Es handelt sich um ein Hausmittel gegen grippale Infekte wie bronchiale Erkrankungen, außerdem gegen inneren Parasitenbefall, zum Beispiel mit Würmern. Die Rinde hat adstringierende und fiebersenkende Effekte, die sich vor allem bei Wechselfieber auswirken.
Bucheckernöl
Aus den Samen wird Bucheckernöl hergestellt, das die Lebensmittelindustrie verwertet. Bucheckern sind auch in der Bäckerei und Konditorei verbreitet.
Buche gegen Bakterien
Medizinisch wirksame Pflanzen sind in der antibakteriellen Behandlung in den Fokus gerückt, da immer mehr pathogene Bakterien Resistenzen gegen konventionelle Antibiotika entwickeln. Ethanolextrakte aus getrockneten Buchenblättern zeigten eine deutliche Bioaktivität gegen grampositive Bakterien, besonders gegen Staphylococcus epidermis.
Anti-Aging
Präparate aus Buchenrinde wie Buchenblättern und Buchenholz dienen in der Kosmetik dazu, die Haut zu straffen und dem Altern der Haut entgegenzuwirken.
Giftwirkung
Bucheckern enthalten Blausäure. Dies kann aber nur zu Problemen führen, wenn wir sie in großen Mengen verzehren. Dann kann es zu Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen kommen. Buchenholzstaub gilt als Krebsauslöser, da Menschen, die ihm chronisch ausgesetzt sind, unter erhöhtem Risiko leiden, Adenokarzinome in der inneren Nase zu entwickeln.
Rotbuche – Verbreitung
Die Buche eignet sich auch deshalb als Mittel der Naturheilkunde, da sie im gemäßigten Klima Europas weit verbreitet ist. Mehr noch: Sie ist mit der Eiche der Charakterbaum der Laubmischwälder. Bis in die frühe Neuzeit bestand Deutschland bis in die von Nadelwäldern besiedelten Gebirge, Moore, Marschen etc. vor allem aus Buchen- und Eichenwäldern.
Naturnahe Buchenwälder, die diesem Zustand ähneln, gibt es heute in Deutschland hingegen nur noch sehr wenige, zum Beispiel in Jasmund auf der Insel Rügen, im Hainich-Nationalpark in Thüringen oder in der Region Kassel. Auf weiter Fläche pflanzte die Forstwirtschaft schnell wachsende Nadelbäume in Monokulturen, deren Holz sich schneller „ernten“ lässt.
Buche im Ökosystem
Mitteleuropa ist das globale Zentrum der Buchenwälder. Sie bilden hier die Hauptvegetation, während von anderen Bäumen dominierte Wälder nur an speziellen Standorten vorkommen – zum Beispiel Birken und Erlen in Sümpfen und Mooren sowie Tannen und Fichten im Hochgebirge. Die Rotbuchenwälder Mitteleuropas sind indessen um circa 85 Prozent geschrumpft und nehmen heute nur noch 7 Prozent der ursprünglichen Fläche ein wie im Deutschland vor Jahrhunderten.
Umstritten ist indessen, ob diese historische Dominanz der Buche nicht bereits eine Folge menschlicher Eingriffe darstellte. So vertreten manche Archäozoologen die These, dass die nacheiszeitliche Megafauna aus Auerochsen, Wisenten, Wildpferden (Tarpanen) und Hirschen den Bestand der Buchen kontrolliert hätte. Buchen sind wesentlich empfindlicher als Eichen und leiden insofern stärker unter dem Verbiss durch Pflanzenfresser.
Die ursprüngliche Waldform nach der Eiszeit wäre dann kein dichter Buchenwald, sondern ein lichter Eichenwald gewesen, der an die Parklandschaften in den Wäldern des Mittelalters erinnerte, in die Schweine, Rinder, Ziegen und Schafe zum Weiden getrieben wurden. Beleg für diese These ist, dass die Rotbuche erst vor circa 4000 Jahren die Wälder in Mitteleuropa bestimmte.
Obwohl Rotbuchen in den Wäldern Mitteleuropas nach wie vor häufig zu sehen sind, beträgt der Anteil wenig berührten Bestände weniger als fünf Prozent, und von diesen Urwäldern befinden sich die meisten in den rumänischen Karpaten, wo sie zunehmend abgeholzt werden.
„Alte Buchenwälder“ sind seit 2011 offizielles Weltnaturerbe der UNESCO. In Deutschland handelt es sich um lediglich fünf Flächen mit 4.391 Hektar. Dazu gehören die Müritz und Jasmund in Mecklenburg-Vorpommern, das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin in Brandenburg, der Kellerwald-Edersee in Hessen sowie der Hainich in Thüringen.
Besonderheiten von Buchenwäldern
Die Kronen erwachsener Rotbuchen werfen einen starken Schatten. Buchenkeimlinge selbst stört das wenig, denn sie brauchen kaum Licht. Sie wachsen sehr schnell und sind anderen Baumarten insofern überlegen, wenn der Standort für die Rotbuche passt. Dies führt an günstigen Standorten oft zu fast reinen Buchenwäldern. Manche naturnahen heutigen Mischwälder waren noch vor einem Jahrhundert Hutwälder oder Niederwaldwirtschaften, und die heutige Vielfalt an Baumarten ist eine Folge dieser Nutzung, da die Wälder zuvor von Buchen dominiert waren. Auf sauren Böden kommen Stieleiche wie Traubeneiche neben der Rotbuche vor, auf nährstoffreichen Böden Eschen.
Der starke Schattenwurf der Buchenkrone begünstigt Schattenpflanzen auf dem Boden sowie den unteren Baumetagen. Typisch in Deutschland sind hier besonders Stechpalme und Eibe. An Kräutern finden sich Waldmeister, Wald-Bingelkraut, Goldness, Bärlauch, Gelbes Windröschen, Hasenlattich, Quirlblättrige Weißwurz oder Wald-Schwingel.
Hotspot der Artenvielfalt
Naturnahe Buchwälder wachsen in Deutschland nur noch auf 0,16 Prozent der Landesfläche. Ein naturnaher Buchenwald ist ein Hotspot der Artenvielfalt. Wesentlich kommt diese Artenvielfalt erst in den Altersphasen des Waldes zustande. Eine Buche wird 250 bis 300 Jahre alt, oft sogar älter: Alte Buchen und Totholz bieten natürliche Höhlen für Fledermäuse, Schläfer, Meisen, Kleiber, Eulen, Hohltauben und andere Höhlenbrüter, denen Insekten unter der Rinde, im Totholz und unter den gefallenen Blättern Nahrung im Überschuss bieten.
Insgesamt gelten 1.792 Tierarten als Buchenwaldspezialisten, darunter die heute sehr seltene Bechsteinfledermaus -von circa 10.000 Tierarten, die in Buchenwäldern leben. Zu den bedrohten Säugetieren solcher Wälder gehören die Europäische Wildkatze und der Luchs.
Die Zeigerart für einen naturnahen Buchenwald ist der Mittelspecht, der von alten Bäumen abhängig ist, um seine Höhle zu meißeln und nach Nahrung zu suchen. Zu den Charaktervögeln gehören auch Schwarz-, Blut-, Bunt-, Weißrücken-, und Kleinspecht, Trauerschnäpper, Zwergschnäpper, Waldlaubsänger, Waldkauz, Waldohreule, Schwarzstorch, Habicht, Sperber, Baumfalke und Waldschnepfe. An Reptilien finden sich besonders Blindschleichen und Waldeidechsen, an Amphibien Feuersalamander, Teich-, Kamm- und Bergmolche sowie Braunfrösche und Erdkröten, die Krautschicht und Totholz bevölkern. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bahamonde, Héctor A. et al.: Surface Properties and Permeability to Calcium Chloride of Fagus sylvatica and Quercus petraea Leaves of Different Canopy Heights, in: Frontiers in Plant Science, Volume 9, Seite 494, April 2018, frontiersin
- Hiller; Karl & Melzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen in zwei Bänden. Erster Band A bis K; Springer Spektrum, Heidelberg-Berlin, 1999
- Petrakis, Panos V. et al.: Phenols in leaves and bark of Fagus sylvatica as determinants of insect occurrences, in: International Journal of Molecular Sciences, Volume 12, Seite 2769-2782, 2011, mdpi
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