Die Gewöhnliche Schafgarbe trägt die Heilpflanze bereits im Namen: Im Althochdeutschen bedeutete „garwe“ grob übersetzt Heiler. Außerdem sahen unsere Vorfahren, dass Schafe und andere Tiere geradezu verrückt nach der Pflanze sind und sie als erstes fressen, wenn sie auf eine neue Weide kommen. In der Ilias heilt Achilles die verwundeten Soldaten mit dem Kraut, was zu dem lateinischen Namen Achillea führte. Hier die wichtigsten Fakten zur Schafgarbe vorab:
- Schafgarbe ist seit der Antike als Heilkraut bekannt, und die moderne Wissenschaft bestätigt die heilende Wirkung.
- Sie wirkt antibakteriell und gegen Entzündungen.
- Schafgarbe wirkt innerlich gegen Magen-Darm-Beschwerden, Menstruationsprobleme im speziellen und Unterleibsschmerzen allgemein, die generell beruhigenden Eigenschaften helfen auch gegen Kopfschmerzen und leichte Zahnschmerzen.
- Schafgarbe ist ungiftig in all ihren Teilen, hat aber hoch giftige Doppelgänger. Deshalb sollten Sie sich genau informieren, und / oder Fachleute zu Rate ziehen, wenn Sie die Pflanze sammeln.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsstoffe
Schafgarbe hemmt Entzündungen und fördert die Wundheilung, sie lindert Verdauungsprobleme, Nierenbeschwerden, Rheuma und Menstruationsschmerzen. Die Pflanze enthält mehr als 80 Stoffe, die der Heilung dienen. Darunter sind Flavonoide, Proazulen, Achillein, Kampfer und Kaffeesäurederivate.
Wirkung
Seit der Antike ist die Schafgarbe als Mittel bekannt, um den Blutfluss zu stillen. Schafgarbe beruhigt und löst Krämpfe, fördert den Gallenfluss und bremst Entzündungen der Schleimhäute. Die Pflanze wirkt gegen Bakterien, innerlich wie äußerlich. Besonders wirksam gegen Entzündungen ist das ätherische Öl der Schafgarbe, das sich mit Wasserdampf destillieren lässt.
Die krampflösende Wirkung der Schafgarbe hilft gegen die krampfartigen Schmerzen während der Periode. Schafgarben-Tee wirkt gegen einen gereizten Darm ebenso wie gegen einen schmerzenden Magen. Eingenommen fördert Schafgarbe zudem den Appetit, da sie den Fluss der Gallenflüssigkeit fördert.
Schafgarbe wird traditionell eingesetzt gegen
- Durchfall,
- Blähungen,
- Bluthochdruck,
- Diabetes,
- gestörte Durchblutung,
- Erkältung,
- Gallenkolik,
- Gastritis,
- Kopfschmerzen,
- Nierenschwäche,
- Beschwerden der Wechseljahre.
Äußerlich aufgetragen, als Öl, Tee, Extrakt oder Tinktur hilft die Pflanze gegen rissige Hände, Hämorrhoiden, Sonnenbrand, Ekzeme, Pickel, Akne und Sonnenbrand.
Der Pflanzensaft
Der ausgepresste Saft lässt sich sowohl trinken als auch auf die Haut auftragen, zum Beispiel auf Wunden, Akne oder Sonnenbrand. Draußen in der Natur, ohne eine Reiseapotheke, ist der Saft der weit verbreiteten Pflanze bisweilen das Mittel erster Wahl. Sie müssen dazu nur Stängel abschneiden und die Schnittstelle auf die verbrannte Haut legen.
Zum Trinken verrühren Sie einen Teelöffel des frischen Saftes in einem Glas Wasser.
Das Kraut
Das gesamte Kraut ohne Erdreste und Teile anderer Pflanzen können Sie zu einem Tee kochen und diesen als Hausmittel gegen Appetitlosigkeit, Blähungen oder Magenschmerzen trinken. Den Tee können Sie auch in Apotheken und Naturkostläden kaufen, dort gibt es ihn als Beutel oder lose Mischungen.
Sie übergießen circa einen Teelöffel der getrockneten Blätter mit einem Viertel Liter heißem Wasser, lassen alles kurz ziehen und trinken es. Zudem können Sie bei Geschwüren oder gereizter Haut den Tee auf die Haut auftragen.
Schafgarbe-Öl
Das Schafgarbe-Öl können zur innerlichen Anwendung zum Beispiel in heißes Wasser oder einen Kräutertee geben (nur einige Tropfen) und trinken. Wenn Sie es äußerlich auf eine Wunde auftragen möchten, werden hierfür 20 Tropfen in einem Glas Wasser untergemischt.
Inhalation: Bei entzündeten Schleimhäuten in Nase, Mund oder Rachen können Sie circa 20 Tropfen in kochendes Wasser geben, ein Handtuch über den Kopf legen und zehn Minuten inhalieren.
Tinktur
Für eine Tinktur setzen Sie ein zur Hälfte mit getrockneter Schafgarbe gefülltes Glas mit klarem Schnaps an, legen einen Deckel darauf und stellen dieses Gemisch zwei Wochen an einen waren Platz. Dann gießen Sie die Flüssigkeit in ein anderes Glas und fertig ist die Tinktur.
Ein Bad
Ein Bad mit Schafgarbe tut zum Beispiel gut nach einer langen Wanderung mit Insektenstichen, kleinen Schnitten an den Knöcheln und bei einem Sonnenbrand. Sie können entweder den frischen Saft oder das bereits gewonnene Öl, aber auch getrocknetes Kraut in das Badewasser geben. Sie müssen dazu nicht in Schafgarbe sitzen, sondern können das ganze Kraut mit zwei Liter heißem Wasser übergießen, 20 Minuten ziehen lassen und das Wasser dann in die Badewanne geben.
Schafgarbe-Wickel
Bei Leber- oder Nierenschmerzen hilft ein Tuch, das Sie in Schafgarbentee tränken und um die Nieren- bzw. Leberregion wickeln.
Creme
Sie können Cremes mit Schafgarbe in der Apotheke oder in Naturkostläden kaufen. Wollen Sie eine solche Creme selbst herstellen, können Sie 100 g Butter zerlassen und 20 g frische klein geschnittene Schafgarbe hinzufügen und damit die Haut einreiben.
Nebenwirkungen
Alle Teile der Schafgarbe sind essbar und Nebenwirkungen nicht bekannt. Es kann höchstens sein, dass Sie allergisch auf Schafgarbe und verwandte Arten reagieren. Meist merken Sie das, wenn Sie frischen Saft auf die Haut bekommen und die Haut zu jucken oder sich rot zu färben beginnt.
Der auf die Haut aufgetragene Frischsaft führt vermutlich zu einer erhöhten Sensitivität der Haut – diese sollten Sie daher keiner direkten Sonnenausstrahlung aussetzen.
Schwangere und Stillende sollten keine Schafgarbe zu sich nehmen – nicht, weil negative Auswirkungen bekannt sind, sondern weil es dazu keine validen Studien gibt. Außerdem löst Schafgarbe Krämpfe und fördert somit die Wehen.
Allergien
Wer eine Allergie gegen Korbblütler hat, reagiert auch empfindlich auf Schafgarbe. Wissen Sie, dass Sie auf Korbblütler allergisch reagieren? Dann können Sie auf einer kleinen Hautpartie Schafgarbe mit Wasser verdünnt aufpinseln, diesen Vorgang am nächsten Tag wiederholen und beobachten, ob sich die Haut rötet oder ob Sie Schmerzen empfinden.
Verwechslungen
Schafgarbe ist, im Gegensatz zu den meisten anderen Heilpflanzen, in allen ihren Teilen ungiftig. Indessen hat Sie gefährliche Doppelgänger. Der Riesenbärenklau lässt sich in einem frühen Stadium seines Wachstums mit ihr verwechseln, danach überragt er die Schafgarbe. Ein anderer „Doppelgänger“ ist der hochgiftige Schierling.
In jedem Stadium sind die Blätter der Schafgarbe ein Alleinstellungsmerkmal. Sie sind länglich, fein und zierlich. Die Blätter sind gefiedert und bilden Rosetten.
Biologie
Schafgarbe ist ein Korbblütler mit weißen, gelben oder roten Blüten und wächst gewöhnlich 80 cm hoch, maximal bis 150 cm. In der Blütezeit duftet sie stark. Die Gewöhnliche Schafgarbe ist in Mitteleuropa weit verbreitet, verwandte Arten besiedeln Südeuropa und Asien. Heute wächst Schafgarbe vom nicht-tropischen Afrika bis in den Norden Skandinaviens und auch in Amerika.
Volksnamen
Schafgarbe ist erstens weit verbreitet und diente zweitens seit der Antike als menschliche Nahrung, Viehfutter und Heilpflanze. Folglich trägt Sie im Deutschen eine Menge Namen: Blutstillkraut und Frauenkraut verweisen auf die blutstillende Wirkung und das Lindern von Menstruationsschmerzen. Die gefiederten Blätter gaben der Pflanze den Namen „Tausendblatt“. Poetischer ist der Begriff „Augenbraue der Venus“, der von der alten Anwendung als Liebespflanze zeugt. Lämmerzunge rührt daher, dass Lämmer die Schafgarbe als Delikatesse ansehen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bäumler, Siegfried: Heilpflanzenpraxis heute: Band 2 Rezepturen und Anwendung, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2013
- Schilcher, Heinz; Kammerer, Susanne; Wegener, Tankred: Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2010
- Kooperation Phytopharmaka GbR: koop-phyto.org (Abruf: 19.04.2018), Schafgarbe
- Bühring, Ursel; Ell-Beiser, Helga; Girsch, Michaela: Heilpflanzen in der Kinderheilkunde: Das Praxis-Lehrbuch, Sonntag, Johannes, 2007
- Kluge, Heidelore: Weihrauch und seine heilende Wirkung: Ein altes Heilmittel neu entdeckt. Erfolgreich bei vielen Erkrankungen. Zahlreiche Tipps für Ihre individuelle Therapie, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2005
- Strehlow, Wighard: Die Hildegard-Heilschätze: Schafgarbe, Veilchen, Galgant, Bertram – 4 starke Helfer bei Krankheit, Operation und Rekonvaleszenz, Knaur MensSana HC, 2018
- Dall’Acqua, Stefano et al.: "Vasoprotective activity of standardized Achillea millefolium extract", in: Phytomedicine, Volume 18 Issue 12, 2011, sciencedirect.com
- Agar, Osman Tuncay et al.: "Comparative Studies on Phenolic Composition, Antioxidant, Wound Healing and Cytotoxic Activities of Selected Achillea L. Species Growing in Turkey", in: molecules, Volume 20 Issue 10, 2015, NCBI
Wichtiger Hinweis:
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