Echter Schwarzkümmel (Nigella sativa) wächst wild im Irak und in der Türkei. Angebaut wird er in Südeuropa, Südasien, dem Iran und Nordafrika, vor allem in Ägypten. Seine Samen dienen als Gewürz und als Heilmittel und geben zum Beispiel dem iranischen Sangak-Brot seinen typischen Geschmack. Die Römer nannten Schwarzkümmel Panacea, was so viel bedeutet wie “heilt alles“.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief zum Schwarzkümmel
- Wissenschaftlicher Name: Nigella sativa
- Familie: Hahnenfußgewächse
- Volksnamen: Schwarzer Kreuzkümmel, Katharinenblume, Kookämer, Kookäem
- Verbreitung: Ursprünglich Westasien (Türkei, Iran, Irak), Anbau in Südeuropa, Indien, Pakistan und Nordafrika
- Verwendete Pflanzenteile: Samen und das aus den Samen extrahierte Öl
- Anwendungsgebiete: Durchfall, Magenbeschwerden, Verdauungsstörungen, Hautleiden, Bluthochdruck, Entzündungen, Diabetes, Würmer und Darmparasiten, Schutz gegen Zecken, Läuse und Milben
Schwarzkümmel – die wichtigsten Fakten
- Nigella sativa ist im Orient seit der Antike als Würz- wie Heilpflanze begehrt.
- Schwarzkümmel ist ein Hahnenfußgewächs und nicht mit dem Echten Kümmel verwandt.
- In der Medizin Ägyptens, Arabiens, Indiens und des Irans dienen die Samen und das daraus gewonnene Öl als Mittel gegen Blähungen, Darmbeschwerden, Menstruationsprobleme, männliche Impotenz und gegen Krebs.
- Wissenschaftlich belegt ist, dass in Schwarzkümmel wertvolle ätherische Öle, Fettöle, Vitamine und Mineralstoffe enthalten sind.
- Aktuelle Studien belegen Wirkungen gegen Fettstoffwechselstörungen, das metabolische Syndrom, Adipositas, Hepatitis C, Epilepsie, verschiedene Krebsformen, rheumatische Arthritis, Entzündungen und Autoimmunerkrankungen.
- Schwarzkümmelöl wirkt antioxidativ und antimikrobiell (gegen Viren, Bakterien und Pilze).
- Aus wissenschaftlicher Sicht beugt die Hauptkomponente Thymochinon Erkrankungen des Nervensystems ebenso vor wie solchen der Leber und der Nieren.
- Schwarzkümmelöl und Schwarzkümmelsamen verfügen als Gewürz über einen einzigartigen Geschmack und fördern zudem die Verdauung. Sie eignen sich also auch, um schweres Essen bekömmlicher zu machen.
Nigella sativa – Inhaltsstoffe
Die Samen von Nigella sativa enthalten bis zu 2,5 Prozent ätherisches Öl, welches etwa zu 30 Prozent aus Thymochinon besteht und zu fünf Prozent aus α-Pinen. Hinzu kommen Alkaloide wie Damascenin, Nigellicin, Nigeglanin und Nigellidin. Das Fettöl der Samen macht bis zu 50 Prozent aus und bietet vor allem Glycerinester von Palmitin-, Linol- und Linolensäure. In kleinen Mengen ist auch Arachidonsäure vorhanden – aber weniger als in Nachtkerzenöl oder Borretsch. Hinzu kommen das Triterpenoid Hederagenin, Saponine, Zucker und Gerbstoffe.
In fixiertem Samenöl von Nigella sativa aus dem Iran fanden sich einer Studie der Schahid-Beheschti-Universität für Medizinische Wissenschaften und Gesundheitsdienste in Teheran zufolge acht Fettsäuren und 32 andere Komponenten. 55,6 Prozent der Fettsäuren machte Linolsäure aus, 23,4 Prozent Ölsäure und 12,5 Prozent Palmitinsäure. Die ätherischen Öle enthielten zu 38,3 Prozent Trans-Anethol, zu 14,8 Prozent p-Cymen, zu 4,3 Prozent Limonen und zu vier Prozent Carvon.
Vitamine und Mineralstoffe
Schwarzkümmel bietet zudem Provitamin A (Beta-Carotin), die Vitamine C und B. Diese sind wichtig für das Immunsystem (Vitamin C beugt Erkältungen vor) sowie für eine gute Funktion der Nerven und des Gehirns. Hinzu kommt Vitamin E, dieses wirkt antioxidativ und strafft die Haut sowie Folsäure und Biotin. Schwarzkümmelöl enthält eine bestimmte Vitamin-E-Form in großer Menge – die sogenannten Tocotrienole. Diese haben vermutlich positive Effekte bei der Krebsvorsorge und entzündlichen Erkrankungen.
An Mineralstoffen enthalten die Samen neben Selen und Zink reichlich Magnesium – dieses hilft beim Aufbau der Muskeln sowie beim Funktionieren der Nerven und kurbelt den Energiestoffwechsel an.
Schwarzkümmel – Wirkung
Schwarzkümmel soll Entzündungen hemmen, das Immunsystem fördern, bei Krebs und Diabetes helfen sowie Histamin eindämmen. Der Hauptwirkstoff Thymochinon fördert das Ausscheiden der Lebergalle und der Harnsäure. Zugleich wirkt Thymochinon allerdings leicht toxisch. Die ätherischen Öle gelten als antibakteriell.
Sowohl die Samen selbst als auch das Thymochinon zeigten in Studien multiple nützliche Effekte bei der Therapie verschiedener Erkrankungen aus dem Spektrum der Entzündungen und Autoimmunkrankheiten sowie beim metabolischen Syndrom, einem Sammelbegriff für gefährliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Dem metabolischen Syndrom liegen Indikatoren zugrunde wie starkes Übergewicht mit Fetteinlagerung im Bauch, Bluthochdruck, erhöhter Blutzuckerspiegel und gestörter Fettstofffwechsel. Hinzu kommen oft niedriggradige Entzündungen, verstärkte Blutgerinnung und erhöhte Harnsäure.
Studien zu Schwarzkümmelöl und Schwarzkümmelsamen
Durch wissenschaftliche Studien belegt sind antiepileptische Effekte. Die Wirkungen von Nigella sativa gegen zu hohen Blutzuckerspiegel und gestörten Fettstoffwechsel wie Fettanreicherungen (Ursachen des metabolischen Syndroms) sind nicht nur belegt, sondern so gut verstanden, dass die Medizin klinische Versuche unternimmt beziehungsweise bereits neue Arzneien mit Schwarzkümmel entwickelt. Andere tradierte Effekte bedürfen weiterführender klinischer Studien.
Zellkulturstudien und Tierversuche haben verschiedene therapeutische Potenziale indiziert, darunter solche gegen Krebs, gegen Mikroben, antientzündliche und antioxidative. Positive Effekte ließen sich erkennen gegen Schmerzen und gegen Fieber sowie zur Potenzsteigerung des Mannes und gegen Hustenreiz.
Antikrebs-Aktivität wurde in Zellstudien demonstriert für Blut-, Brust-, Leber-, Lungen- und Prostatakrebs sowie gegen Fibrosarkome und andere Karzinome und im Tierversuch für Nieren-, Haut-, Lungen- und Brustkrebs.
Bisher ist die Wirkung von Schwarzkümmelöl gegen Krebs beim Menschen allerdings nicht belegt, betont der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).
Zwar gebe es bereits kleine klinische Studien, die die Wirkung von Schwarzkümmel gegen Krebserkrankung und gegen die Nebenwirkungen der Krebstherapie untersucht haben, aber die Ergebnisse seien bisher nicht ausreichend, um eine gesicherte Aussage treffen zu können.
Des Weiteren zeigt Schwarzkümmelöl antimikrobielle Effekte gegen Schistosoma, Viren, Parasiten und pathogene Pilze.
Es fördert außerdem die Heilung von Symptomen bei Krankheiten wie dem metabolischen Syndrom, Diabetes, Asthma bronchiale, Krämpfen sowie natürlichen wie chemischen Vergiftungen.
Schwarzkümmelöl und Samen – Anwendung
Wir essen entweder die Samen oder nehmen das Öl zu uns, in der Regel, indem wir dieses einem Tee beimengen. Äußerlich aufgetragen hilft das Öl gegen Schuppenflechte und Neurodermitis. Innerlich eingenommen bremst es Nebenwirkungen von Chemotherapien bei Krebs, hilft gegen Verdauungsstörungen und Bluthochdruck. In Apotheken lassen sich Schwarzkümmelöl-Kapseln erwerben, in Gewürzläden, Drogerien, Apotheken oft auch die ganzen Samen.
Wie sicher sind Schwarzkümmelprodukte?
Für eine Studie zu den Auswirkungen von Nigella sativa-Öl auf den Blutdruck bei gesunden Probanden nahmen die Teilnehmer über acht Wochen hinweg fünf Milliliter Schwarzkümmelöl pro Tag zu sich. Es zeigte sich, dass das Öl die systolischen und diastolischen Blutdruckwerte ohne nachteilige Auswirkungen auf die Leber, Nieren oder den Verdauungstrakt senkte.
Wie aus einer systematischen Übersichtsarbeit hervorgeht, traten auch bei Patienten mit Typ-2-Diabetes infolge der Einnahme des Öls über 40 Tage hinweg keine Beschwerden von Leber und Nieren auf, ebenso wirkte es sich nicht auf die Anzahl der weißen Blutkörperchen aus.
Bei der ergänzenden Behandlung von Kindern mit lymphoblastischer Leukämie (Blutkrebs) waren die Nebenwirkungen sogar geringer als bei der reinen Behandlung mit L-Asparaginase und konventioneller Therapie. Insofern ist Schwarzkümmelpulver als Antikrebsmittel eine gute Unterstützung für L-Asparaginase.
Die Behandlung von Menschen mit saisonaler allergischer Rhinitis mit Schwarzkümmelsamen über zwei Wochen ergab keine negativen Seiteneffekte. Weder positive noch negative Effekte gab es bei der Behandlung von Symptomen der Postmenopause bei Frauen. Auch bei der Behandlung von abnormaler Samenqualität zeigten sich keine schädlichen Nebenwirkungen.
Bekannte Nebenwirkungen sind ein leichter Anstieg bei den Enzymwerten in Leber und Nieren. Bei Patienten mit Magenerkrankungen zeigten sich vereinzelt Blähungen, Übelkeit und brennendes Empfinden. Zusammengefasst ist Schwarzkümmel ein sicheres Arzneimittel.
Medizingeschichte und Volksheilkunde
Nigella sativa hieß im antiken Rom Panacea. Das bedeutet „heilt alles“. Die Araber nannten die Samen Habba Sawda, die „Samen des Segens“. Das zeigt bereits, dass Kulturen der Antike Schwarzkümmel als Medizinpflanze hoch schätzten. Im Grab von Tutenchamun fand sich ein Gefäß mit dem Öl.
Samen und Öl sollten im indischen Ayurveda und in der historischen Medizin Chinas bei diversen Krankheiten helfen, vor allem aber gegen Krebs. Die wissenschaftliche Forschung der letzten Jahrzehnte lieferte hier einige Hinweise auf eine Wirkungen gegen Karzinome, auch wenn diese als noch nicht hinreichend belegt gilt.
Muslime behaupten, Mohammed hätte gesagt, Schwarzkümmel heile jede Krankheit außer dem Tod. Avicenna, der vermutlich größte Arzt seiner Zeit, erwähnte im Mittelalter Schwarzkümmel in „Das Buch der Genesung der Seele“.
Die Ägypter nutzen Tee mit Schwarzkümmelsamen oder -öl gegen Blähungen und dafür, den Harn zu treiben. Im arabischen Raum dient das Öl dazu, Erkrankungen der oberen Luftwege zu heilen. Im Ayurveda sollte es vor allem die Milchproduktion bei Stillenden vergrößern.
Schwarzkümmelöl
Wir erhalten hier zwei Sorten Öl aus den Samen der Pflanze, zum einen ätherisches Duftöl, zum anderen fettes Öl. Das ätherische Öl enthält rund 30 Prozent Thymochinon. Um drei Kilo dieses ätherischen Öls herzustellen benötigt man eine Tonne Samen. Das fette Öl wird traditionell kalt gepresst und ergibt größere Mengen. Es handelt sich hier ausdrücklich um Nahrungsmittel, bei denen es keine Regeln über den Anteil der Inhaltsstoffe gibt. Dieser kann je nach Herkunft der Pflanze stark schwanken.
Schwarzkümmel in der Küche
Schwarzkümmel schmeckt einzigartig. Am ehesten lässt er sich beschreiben als intensiv nussig mit einem Hauch von Thymian und Anis. Im Aufschwung der veganen und vegetarischen Küche finden sich die Samen in Europa in immer mehr Gerichten.
In der orientalischen Küche hat die Heil- und Gewürzpflanze auch eine konservierende Funktion. So werden in heißen Ländern antimikrobiell wirkende Gewürze wie Schwarzkümmel Speisen zugesetzt. Inder, Iraner und Araber wissen längst: Nigella sativa eignet sich bestens, um geschmacksarmes Grundgemüse wie Rüben, Kohl, Kartoffeln, Möhren, Linsen, Bohnen und Erbsen zu verfeinern. Schwarzkümmel passt zu diversen Gemüsen – zu Kürbis wie Spinat, Gurke und Zucchini, ebenso wie zu Kichererbsen und Wildreis.
Er harmoniert gleichermaßen mit scharfen Saucen und Süßgebäck, Kuchen, Brot und anderen Backwaren. Nigella sativa findet sich in Curries mit Lamm und Hühnchen.
Ein Tipp: Rösten Sie die Samen kurz an. Das verstärkt den Geschmack, ohne die Inhaltsstoffe zu zerstören. Die angerösteten Samen lassen sich über Salat streuen oder wie geschroteter Pfeffer auf gegrillten Fisch geben. Joghurt, Ayran, Frischkäse, Gemüsefrikadellen oder Köfte gewinnen durch Schwarzkümmel an Geschmack. Iraner lieben milden Weichkäse vom Schaf mit eingedrückten Walnüssen und Schwarzkümmelsamen.
Welche Gewürze passen zu Schwarzkümmel?
Schwarzkümmel ergänzt sich mit Senfkörnern, Kreuzkümmel, Koriander, mit Fenchel, Thymian, Bockshornklee, Orangen- wie Zitronenschalen. Auch Chili und Kurkuma vertragen sich mit ihm. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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Wichtiger Hinweis:
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