Schwertlilien sind eine Gattung mit rund 200 Spezies. Die Deutsche Schwertlilie diente in der Volksmedizin als Mittel zum Abführen, gegen Infektionen und Leberleiden. Sie ist zwar hierzulande nicht als pflanzliche Arznei eingestuft, Studien zeigen aber vielfältige medizinische Effekte.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Iris germanica L.
- Volksnamen: Deutsche Schwertlilie, Iris, Leberlilie, Kinderwurzel, Schwertelwurz, Ritterschwertlilie, Blaue Schwertlilie
- Familie: Schwertliliengewächse (Iridaceae)
- Verbreitung: Weltweit verbreitet außer in den kältesten Regionen.
- Verwendete Pflanzenteile: Das getrocknete und zerkleinerte Rhizom und die Wurzel.
- Inhaltsstoffe: U. a. Gerbstoffe, Isoflavone, spirocyclische Triterpenoide (Iridale), Schleimstoffe, ätherische Öle, Harze, Stärke
- Anwendungsgebiete: Abführmittel, Darmreinigung, Ohrenschmerzen, Leber- und Gallenbeschwerden, Entwässern (Diuretikum) bei Ödemen (Flüssigkeitseinlagerungen), Krämpfe, Entzündungen, prämenstruelles Syndrom
Schwertlilie – Eine Übersicht
- Die Arten der Gattung Iris werden als Wildform, vor allem aber als Kulturform als Zierblumen gepflanzt.
- Trotz ihres Namens sind sie nicht näher mit Lilien verwandt.
- Historisch wurden Schwertlilien als „Veilchenwurz“ und „Irisbutter“ als Heilsalbe und in der Kosmetik genutzt.
- Die Wappenlilie des Bourbonengeschlechts zeigt eine Schwertlilie.
- Der Gattungsname Iris bedeutet auf Griechisch Regenbogen. Er bezieht sich auf das reiche Farbenspektrum der Blüten.
- Besonders die Isoflavone in der Schwertlilie sind Kandidatinnen für eine Vielzahl pharmazeutischer Anwendungen: Gegen Krebs und Blutverklumpung, gegen Entzündungen und pathogene Mikroben.
- Kauen des Wurzelstocks als Hustenmittel für Kinder sollte dennoch unterbleiben, da die durch den Speichel angefeuchteten Rhizome Nährboden für Bakterien bilden, was bei Erkrankten zusätzliche Beschwerden verursachen kann.
Iris – Inhaltsstoffe
Der Wurzelstock der Iris ist durch sein duftendes ätherisches Öl bekannt. Wegen seiner Konsistenz wird es „Irisbutter“ genannt.
Zudem enthält Schwertlilie Flavonoide wie Irilon, wobei die Hauptkomponenten pharmazeutisch wirksame Isoflavone sind. Hinzu kommen Terole, phenolische Verbindungen, spirocyclische Triterpenoide (Iridale), Schleimstoffe und Stärke.
Medizinische Wirkungen
Irisrhizom wurde bisher weder von dem HMPC noch von der ESCOP bearbeitet. Die Kommission E empfiehlt Schwertlilie nicht als pflanzliches Arzneimittel, allerdings lediglich deswegen, weil die wissenschaftlichen Studien nicht ausreichen, um sich ein Urteil zu bilden.
Indessen sind laut der Kommission E auch keine Risiken zu erwarten. Darum gilt es als problemlos, das Rhizom zu nutzen, sei es als Tee oder als Geruchsträger.
Die gegenwärtige Forschungslage, Fachliteratur und Studien zeigen indessen, dass das Rhizom von Iris germanica ein großes pharmazeutisches Potenzial bietet. So entfalten Methanolextrakte des Wurzelstocks antioxidative Aktivität und das unter unterschiedlichen Bedingungen auf der Basis von Sonnenblumen- und Sojaöl.
Auch sind Stoffe, deren starke antioxidative Wirkung belegt ist, in den Rhizomen in größerer Konzentration vorhanden. So unterdrückt die orale Aufnahme von Irilon die Immunabwehr und könnte, laut einer Studie von 2014, deshalb nützlich sein bei Organtransplantationen.
In besagter Studie wurden neun Isoflavone des Rhizoms isoliert und untersucht. Sie zeigten in unterschiedlichem Ausmaß anti-entzündliche Effekte.
Ein wissenschaftlicher Review von 2021 sah diverse pharmakologische Effekte des Iris-Rhizoms als durch Studien belegt an. So wirken Stoffe des Rhizoms auf das Immunsystem ein, zeigen Effekte gegen Zellveränderungen und dadurch präventiv gegen Krebs.
Nachgewiesen sei unter anderem Aktivität gegen Pilze und Mikroben, gegen Bluthochdruck. Außerdem gegen Nervenschäden und gegen Plasmodien (die Erreger der Malaria).
Laut dem Review würde Iris germanica in zahlreichen Ländern in der Ethnomedizin eingesetzt. Zum Beispiel in China, Pakistan, Indien, dem Iran und der Türkei.
Traditionelle medizinische Anwendungen von Iris
Arten der Gattung Iris wurden und werden in ethnomedizinischen Systemen angewandt. Die Heilkunde nutzt vor allem die unterirdischen Teile, also den Wurzelstock und die Wurzeln.
Die Pflanzenteile dienen zur Behandlung von Wunden, Erkrankungen der Atemwege und der Leber. Außerdem dazu, Zahnschmerzen bei Kindern zu linden.
In Pakistan werden die Rhizome genutzt, um Wasseransammlungen auszuschwemmen, Krämpfe zu lindern und den Milchfluss bei Stillenden zu fördern. Außerdem gegen Beschwerden der Galle und Blase.
Auch in Anatolien gilt das Rhizom als Mittel, um den Milchfluss und das Ausschütten des Harns zu fördern. In Persien wurde Iris in den großen medizinischen Lehrbüchern wie dem Kanon von Ibn Sina (980-1037) genannt.
In der Volksmedizin ist der Wurzelstock als Arznei gegen Kopfschmerzen bekannt. Verbreitet war er auch als Medizin, um Rhinorrhoe zu stoppen (ein starkes Absondern von Nasensekret).
Beschrieben sind Anwendungen gegen Rheuma, zähen Husten und Lungenentzündung. Ein wichtiger Bereich, um Iris in der traditionellen Medizin einzusetzen, sind Darmerkrankungen und Beschwerden im Bauchraum wie Gastritis und Probleme mit Leber und Milz.
Irisrhizom wird auch genutzt gegen Erkrankungen der Nieren und Blase sowie des männlichen wie weiblichen Genitalbereichs. Bei Atemwegserkrankungen diente der Wurzelstock dazu, den Schleim zu lösen.
Bei Magenbeschwerden und Vergiftungen wurde er als Brechmittel zu sich genommen. Babys wurden der Wurzelstock gegeben, um das Zahnen zu erleichtern. Bei Kreislaufschwäche diente Iris der Stärkung.
Wie wirken Flavonoide?
Iris enthält Flavonoide, vor allem Isoflavone. Diese Stoffe erfüllen bei Pflanzen schützende Funktionen.
Sie halten schädliche Mikroben fern, bremsen UV-Strahlen und hemmen die Erosion von Zellen. Eine Studie ergab 2016 zudem, dass Speisen mit Flavonoiden bei regelmäßigem Verzehr nachhaltig das Gewicht senken und Übergewicht stoppen.
Bettina Schwanck erläuterte in ihrer Doktorarbeit: Medikamente mit Flavonoiden senken Fieber. Andere Flavonoide werden gegen Angststörungen genutzt.
Arzneien, um die Knorpel zu schützen, enthalten laut Schwanck oft Flavonoide. Andere dieser Stoffe helfen gegen Allergien.
Zudem verhindern manche Flavonoide unkontrolliertes Gewebewachstum und damit Krebs. Pflanzen mit vielen Flavonoiden sind eine Quelle für Arzneien gegen Herz- und Lebererkrankungen. Sie verbessern die Durchblutung und schützen die Venen.
Schwertlilie gegen das prämenstruelle Syndrom
Das prämenstruelle Syndom bezeichnet Beschwerden, die viele Frauen in den Tagen vor ihrer Periode haben. Dazu zählen ein allgemeines Unwohlsein, Erschöpfung und Schmerzen im Unterleib.
Auch ein Spannungsschmerz in den Brüsten kann auftreten. Das Rhizom der Schwertlilie gilt als eine der Heilpflanzen, die diese Leiden lindern können.
Veilchenwurz – Kosmetik und Kultur
Der Wurzelstock der Iris speichert ausgezeichnet Wasser. Er kann für die Pflanze Dürre ebenso wie übermäßige Feuchtigkeit ausgleichen.
Deshalb ist er für die Kosmetikindustrie interessant, um ihn in Hautpflegeprodukten einzusetzen. Ein Extrakt aus der Iriswurzel findet sich in (teuren) Cremes und Lotionen, die die Feuchtigkeit der Haut regulieren.
Irisöl ist ebenso teuer wie wertvoll. Es findet sich in kleinsten Dosierungen in exklusiven Kosmetikprodukten und in exquisiten Parfüms. Die Veilchenwurz oder Violwurtz ist das Rhizom der Florentinischen Schwertlilie, einer Unterart von Iris germanica.
Im 19. Jahrhundert wurden daraus Veilchenparfüms hergestellt. Das ätherische Öl des Rhizoms dünstet einen blumigen Duft aus, der umso stärker wird, desto älter es ist.
Bereits in der Antike wurde damit Wein gewürzt. Traditionell diente es ebenfalls dazu, Mund- und Schweißgeruch zu beseitigen.
Veilchenwurz findet sich als Zusatz in Likören wie dem Danziger Goldwasser, wurde auch verwendet, um Tabak zu aromatisieren. Wolf Helmhardt von Hohberg empfahl das Rhizom 1682, um schal gewordenes Bier zu verbessern.
Der Duftstoff wird nicht nicht vom Körper aufgenommen. Deshalb wurden Produkte mit Veilchenwurz auch genutzt, um dem Stuhl einen besseren Geruch zu verschaffen.
Wo wächst die Schwertlilie?
Iris germanica ist in Eurasien weit verbreitet. Wild wächst sie in Mitteleuropa nicht häufig.
Vor allem diverse Kulturformen/Hybriden sind als Zierpflanzen in Gärten beliebt und verwildern oft. Iris germanica wächst bevorzugt an Sonnenplätzen, auf Hügeln, an Mauern und Felsen.
Hierzulande wurde sie gepflanzt, um Burgmauern zu befestigen. Deshalb finden sich Irisvorkommen häufig an alten Burgen.
Woher hat die Schwertlilie ihren Namen?
Die Form der großen Blätter weckte Assoziationen zu einem Schwert mit Heft und Parierstange. Lilie heißt sie nach ihren bunten Blüten, die Lilien ähneln.
Worauf müssen Sie achten?
Da das Rhizom der Iris germanica nicht hinreichend erforscht ist, sollten Sie es während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht zu sich nehmen. Das gilt auch für jüngere Kinder. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Burcu Basgedik, Aysel Ugur, Nurdan Sarac: Antimicrobial, antioxidant, antimutagenic activities, and phenolic compounds of Iris germanica; in: Industrial Crops and Products, Volume 61, Seiten 526-530, 2014, sciencedirect.com
- Monica L Bertoia, Eric B. Rimm, Kenneth J. Mukamal et al: Dietary flavonoid intake and weight maintenance: three prospective cohorts of 124 086 US men and women followed for up to 24 years; in: The BMJ, Issue 352, Seite 352, 2016, bmj.com
- Bettina Schwanck: Flavonoide als potentielle Inhibitoren des darmständigen Natrium-abhängigen GlucoseCotransporters 1 (SGLT1). Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel vorgelegt von Bettina Schwanck, Kiel, 2012, uni-kiel.de
- Bahareh Sadat Yousefsani, Motahareh Boozari, Kobra Shirani et al.: A review on phytochemical and therapeutic potential of Iris germanica; in: The Journal of Pharmacy and Pharmacology, Volume 73, Issue 5, Seiten 611-625, 2021, oup.com
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.