Sellerie ist mehr als Küchen- denn als Heilpflanze bekannt. Nicholas Culpeper (1616 – 1654), englischer Apotheker, Arzt und Astrologe, sagte über die Pflanze: „Sellerie gehört zu den Kräutern, die im Frühling verzehrt werden, um das Blut zu süßen und zu reinigen.“
Im Handel erhältlich sind beispielsweise Selleriemischpulver und auch die Selleriemischung-Tabs von Hildegard von Bingen. Beides soll sehr wertvoll bei Rheuma, Gicht und Übersäuerung sein.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Apium Graveolens
- Volkstümliche Namen: Appich, Eppich, Epf, Geilwurz, Suppenkraut, Stehsalat, Zellerich, Schoppenkraut, Zellerer
- Familie: Doldengewächse, Apiaceae (Umbelliferae)
- Verbreitung: Europa, Südwestasien, Sibirien, Nordafrika
- Verwendete Pflanzenteile: Kraut, Frucht, Wurzel
- Inhaltsstoffe: ätherisches Öl, Flavonoide, Furanocumarine, Vitamine, Mineralstoffe
- Anwendungsgebiete: Harnwegsinfekte, Rheuma, Gicht, Bronchitis, innere Unruhe und Erschöpfung
Heilwirkung
Sellerie entfaltet seine Wirkung als Tee, in der Küche als Gewürz oder Gemüse und als Saft. Der Sellerie ist eine wassertreibende Heilpflanze, denn er enthält Kalium.
Sowohl der frische Saft aus den Wurzeln, dem Kraut und das ätherische Öl aus den Früchten – all dies wirkt entwässernd. Das gilt übrigens auch, wenn Sellerie in der Küche verwendet wird.
Sellerie wirkt außerdem entsäuernd, reinigend und entzündungshemmend bei rheumatischen Beschwerden und Gicht. Er entwässert den Körper und wirkt desinfizierend auf die Schleimhäute im Harntrakt, weshalb er auch bei Blasenentzündungen eingesetzt wird.
Sellerie ist auch bei Atemwegserkrankungen und zur Blutdrucksenkung hilfreich. Ein Tee aus Staudensellerie wirkt bei Magenbeschwerden, denn Sellerie neutralisiert überschüssige Magensäure.
Allgemeines
Sellerie wächst bei uns, wenn auch sehr selten, immer noch als Wildform an feuchten, salzhaltigen Stellen und auf feuchten Wiesen und an Gräbern. Jedoch ist diese Form nicht für den Verzehr und als Heilkraut geeignet. Zum einen besitzt sie einen schlechten Geschmack und zum anderen, was viel wichtiger ist, gilt sie als giftverdächtig.
Verwendet wird in der Küche und auch für Heilzwecke der Gartensellerie. Die heute bekannten Kulturformen sind Knollensellerie, Schnittsellerie und Staudensellerie.
Geschichte und Mythos
Bereits die alten Griechen und die alten Römer schätzten den Sellerie. Die Griechen nannten ihn sélinon nach der sizilianischen Stadt Selinunt, am Fluss Selinus. Dort wurden Münzen geprägt, die ein Sellerieblatt zeigten.
Der griechische Arzt Hippokrates von Kos (460 – 370 vor Christus) empfahl Sellerie als Heilmittel für diejenigen, die etwas nervenschwach waren. Dioskurides lobte seine blähungs- und harntreibende Wirkung.
Im alten Rom war diese Pflanze Bestandteil des Totenmahls und Gräber wurden damit geschmückt. Aber auch positive Symbolik wurde dem Sellerie zuteil. So symbolisierte er einen kraftvollen Neubeginn, heitere Freude und Vitalität.
Bei den nemeischen Spielen im antiken Griechenland (573 vor Christus) bekamen die Sieger keinen Lorbeerkranz, sondern einen Kranz aus Sellerie. Der Untergang der antiken Welt ließ auch den Sellerie „untergehen“.
Im neunten Jahrhundert hat Karl der Große dann in den Klostergärten verschiedene Nutzpflanzen angebaut, darunter auch Sellerie. Dadurch wurde die Pflanze wieder mehr als Heilkraut verwendet.
Der Renaissance Arzt Lonicerus (1528 – 1586) vermischte Selleriesamen mit Meerrettichwasser, was die harntreibende Wirkung noch effektiver machte. Wie bereits erwähnt, hat der englische Arzt Nicholas Culpeper Sellerie im Zusammenhang mit dem Frühjahr erwähnt.
So wird er heute immer noch in Frühjahrskuren zusammen mit anderen Heilkräutern oder Heilsäften verwendet. Hildegard von Bingen hat das Heilkraut schon damals bei Gicht und zur Magenreinigung empfohlen. Paracelsus setzte es bei Blähungen, bei Harngrieß, Wassereinlagerungen (Ödemen), Steinleiden und schlecht riechenden Schweiß ein.
Sellerie hatte früher außerdem den Ruf, eine aphrodisierende Wirkung zu haben. Das war aber eher Aberglaube. Im christlichen Mittelalter war Liebe und vor allem Lust ziemlich Teufelszeug. Frauen, die damals als Heilerinnen arbeiteten, wurden oft als Hexen bezeichnet. Sellerie findet sich in einigen sogenannten Hexensalbenrezepturen enthalten.
In Griechenland galt Sellerie als Schutzpflanze, die das Vieh schützen und das Gerinnen der Milch verhindern sollte. Um Kinder vor Unheil und Zauberei zu schützen, bekamen sie ein Amulett aus Sellerie um den Hals.
In der Küche
Ein aussagekräftiges Zitat von Hermann Reling beschrieb Petersilie und Sellerie als „vegetabilische Großmächte des Suppentopfes“. Und gerade als Suppenkraut ist Sellerie mehr als bekannt und gehört zu den klassischen Suppenkrautmischungen zusammen mit Petersilie, Karotten, Porree und Pastinaken. Auch Sellerieblätter gehören dazu.
Sellerie hat einen kräftigen, würzigen Geschmack. Saucen, Salate, Pürees und Säfte profitieren davon. Wird Sellerie geschnitten, verfärbt sich dieser recht schnell. Um dies zu verhindern, hilft ein Spritzer Zitrone.
Sellerie sollte immer so frisch wie möglich verwendet werden. Wenn nicht aus dem eigenen Garten, dann am besten aus biologischem Anbau. Denn die Knollen können viel Nitrat aus belasteten Böden aufnehmen und speichern.
Sellerietee
Der Tee kann aus frischen oder aus getrockneten Zutaten hergestellt werden. Für die Zubereitung aus dem frischen Sellerie, wobei alle Bestandteile geeignet sind, werden ungefähr ein Gramm pro Tasse mit 250 Milliliter Wasser aufgekocht und nach fünf Minuten abgeseiht.
Der Tee wird am besten in kleinen Schlucken zweimal täglich nach den Mahlzeiten getrunken. Wer lieber das getrocknete Kraut verwendet, vermischt zwei Teelöffel voll mit einem viertel Liter Wasser. Die Zubereitung ist dieselbe wie mit frischen Zutaten.
Selleriesaft
Selleriesaft ist in gut sortieren Drogeriemärkten, Bioläden und Reformhäusern erhältlich.
Davon werden zwei bis drei Esslöffel am Tag, vermischt mit etwas Wasser, nach den Mahlzeiten eingenommen.
Wer ihn lieber selbst zubereiten möchte, kann dies ganz einfach zu Hause tun. Dazu wird eine Sellerieknolle klein geschnitten und in den Entsafter gegeben. Der frische Saft sollte immer sofort verbraucht werden.
Sellerie-Sirup selbst gemacht
Ein selbst gemachter Sellerie-Sirup ist ein bewährtes Hausmittel, vor allem gegen Husten, aber auch bei körperlicher und seelischer Erschöpfung.
Aus einer kleingeschnittenen Sellerieknolle wird mit Hilfe des Entsafters frischer Selleriesaft hergestellt. Davon werden 150 Milliliter benötigt und diese dann mit 150 Gramm gutem, hochwertigen Biohonig zusammen in einem Topf auf kleiner Flamme verrührt.
Das Ganze darf nicht kochen. Danach wird die Masse in ein Schraubglas gefüllt und luftdicht verschlossen. Dieser Saft hält sich circa drei Monate im Kühlschrank. Bei Bedarf dreimal täglich einen Esslöffel davon einnehmen.
Allergie
Sellerie gehört zu den häufigsten Auslösern für eine Nahrungsmittelallergie. Häufig tritt die Sellerie-Allergie im Zusammenhang mit einer Pollenallergie auf. Bei dem sogenannten Birken-Beifuß-Sellerie-Syndrom entstehen allergische Reaktionen sowohl auf Birke und Beifuß als auch auf Sellerie.
Weitere Kreuzallergien bestehen zu Karotten, Kümmel, Petersilie, Paprika, Fenchel und Anis. Kreuzreaktionen zwischen Sellerie und Obst treten vor allem zwischen Sellerie und Apfel, aber auch mit Kiwi, Wassermelonen und Mangos auf.
Personen, die generell auf Doldenblütler allergisch reagieren, sollten unbedingt auch Sellerie meiden. Dies ist jedoch gar nicht so einfach, da Sellerie nicht immer deklariert wird.
Sellerie kann bei allen Zubereitungsarten eine allergische Reaktion auslösen. Das kann eine Hautreaktion sein oder eine Reaktion an den Schleimhäuten im Mund und Hals. Im schlimmsten Fall kann das zu einem anaphylaktischen Schock führen.
Zusammenfassung
Sellerie ist eine alte Pflanze, der heutzutage wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Gerade in der Küche wäre es ein Leichtes, sie wieder mehr in den Speiseplan mit aufzunehmen.
Leider besitzt Sellerie ein relativ hohes allergisches Potenzial. Deshalb können viele Menschen von der wirklich positiven Wirkung des Sellerie nicht profitieren.
Wer gerne eine Bloody Mary trinkt, hat sich vielleicht schon einmal gefragt, warum sich darin eine Selleriestange befindet. Vielleicht ist dies noch ein Überbleibsel aus der Zeit, in der die Römer einen Kranz aus Sellerie trugen, um sich nach den Festgelagen vor einem Kater zu schützen.(sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Maryam Hassanpour Moghadam, Mohsen Imenshahidi et al.: Antihypertensive Effect of Celery Seed on Rat Blood Pressure in Chronic Administration. In: Journal of Medicinal Food, Vol 16, No.6, 14. Juni 2013, Liebert
- Andrew Chevalier: Das grosse Lexikon der Heilpflanzen, Dorling Kindersley Verlag GmbH, 2017
- Claudia Ritter: Gesund mit Selleriesaft, rivaverlag, 2019
- Klaus Oberbeil, Christiane Leutz: Obst und Gemüse als Medizin: Die besten Nahrungsmittel für Ihre Gesundheit, Südwest Verlag, 2015
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.