Sonnenhüte kennen wir als Gartenblume. Amerikanischen Ureinwohnern dienten die Arten der Gattung Echinacea (Scheinsonnenhüte) und der Gattung Rudbeckia (Echte Sonnenhüte) hingegen besonders als Medizinpflanzen. Anerkannt sind Wirkstoffe gegen Erkältungen und grippale Infekte.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Echinacea (purpurea, pallida, angustifolia); Rudbeckia (fulgida)
- Volksnamen: Igelkopf, Kegelblume, Sonnenblume, Roter Scheinsonnenhut (E. purpurea), Amerikanischer Sonnenhut (E. purpurea); der gelbe Sonnenhut (Rudbeckia fulgida) wird auch Gewöhnlicher Sonnenhut genannt, Leuchtender Sonnenhut oder Sonnenhut Goldstern.
- Familie: Asteraceae (Korbblütler)
- Verbreitung: Ursprünglich neun Arten in Nordamerika, heute als Neophyt und in Kulturformen auch in Eurasien verbreitet. Echinacea pupurea, die verbreitetste Art, wird außer in Nordamerika in der Schweiz angebaut, sowie auf dem Balkan, in Spanien, den Niederlanden und Deutschland.
- Verwendete Pflanzenteile: Das ganze Kraut und die Wurzel
- Inhaltsstoffe: Alkamide (auch als Alkylamide bezeichnet), Polyacetylene, Polysaccharide, ätherisches Öl und Kaffeesäure-Derivate sowie Glykoproteine.
- Anwendungsgebiete: Prävention von Erkältungen und grippalen Infekten, Entzündungen, leichte Wunden, Herpes simplex, Furunkel, Kopfschmerzen, Stoffwechselstörungen.
Sonnenhut – Ein Überblick
- Die Sonnenhüte (Rudbeckia) und Scheinsonnenhüte (Echinacea) gehören zwar beide zu den Korbblütlern (Asteraceae), aber nicht zur selben Gattung. Früher galten sie wegen ihres sehr ähnlichen Aussehens als enge Verwandte.
- Echinacea stammt vom griechischen echinos, das Igel bedeutet und sich auf die stacheligen Fruchtböden der Blume bezieht.
- Das Kraut und die Wurzeln mehrerer Arten der Gattung Echinacea werden frisch oder getrocknet zu Heilzwecken eingesetzt – als Tees, Kapseln, Tabletten, Extrakte und Saft. Echinacea purpurea findet sich häufig in Nahrungsergänzungsmitteln.
- Echter Sonnenhut und Scheinsonnenhut stammen aus Nordamerika, wo die Ureinwohner mehrere Arten traditionell als Heilpflanze nutzen.
- Der echte, also gelbe Sonnenhut, wird von den Navajo und Cheyenne gegen Erkältung und zur Wundheilung eingesetzt. Als Heilpflanze wesentlich weiter in Gebrauch bei American Natives sind jedoch drei Arten des Scheinsonnenhuts: Der Schmalblättrige Sonnenhut (Echinacea angustifolia), der Blasse Sonnenhut (Echinacea pallida) und besonders der Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea).
Inhaltsstoffe
Kraut und Wurzel der drei am häufigsten genutzten Arten der Gattung Echinacea enthalten Alkamide (auch als Alkylamide bezeichnet), Polyacetylene, Polysaccharide, ätherisches Öl und Kaffeesäure-Derivate sowie Glykoproteine. Beim Pupurnen Sonnenhut bestehen die Kaffeesäure-Derivate vor allem aus Dicaffeoylweinsäure (Cichoriensäure). Hinzu kommen Flavonoide wie Rutin, Kämpferol- und Quercetinderivate, Polyine und Vitamin C.
Medizinische Wirkungen
Inhaltsstoffen aus Sonnenhut werden Wirkungen zugeschrieben gegen Viren, Pilze und Bakterien, die Alkamide sollen die Botenstoffe des Immunsystems beeinflussen und Effekte gegen Entzündungen zeigen. Echinacea verringert, laut einer 2007 im Fachmagazin Lancet veröffentlichten Metastudie, die Dauer und Häufigkeit von Erkältungskrankheiten.
Ein Review von 2008 im gleichen Magazin stellte dieses Ergebnis aber in Frage, aufgrund angeblicher methodischer Mängel der Metastudie. Innerlich wird Echinacea eingesetzt, um Erkrankungen der Harn- und Atemwege zu behandeln, äußerlich ist es ein Mittel gegen Hautverletzungen, die schlecht heilen. Es gibt diverse Präparate aus Sonnenhut gegen eitrige Wunden, Abszesse, Furunkel, Herpes simplex, Kopfschmerzen und Stoffwechselstörungen. Dafür fehlt indessen eine valide wissenschaftliche Grundlage.
Während verschiedene wissenschaftliche Studien zu Inhaltsstoffen der Echinacea-Pflanzen generell positive Tendenzen auf Erkältungskrankheiten aufzeigen, gibt es (laut einem Review der Cochrane Collaboration von 2005) keine Belege dafür, dass Echinacea-Produkte einen echten Nutzen für die Behandlung aufweisen.
Die Unterschiede der verfügbaren Präparate und die begrenzte Qualität der Untersuchungen, um deren Wirksamkeit nachzuweisen, erlauben demnach keine klaren Aussagen darüber, welches Produkt in welcher Dosis und unter welchen Umständen welche Effekte auslöst. Ein Grund dafür ist, dass in den Präparaten verschiedene Teile der Pflanzen eingesetzt werden wie Wurzeln oder Blüten, deren biochemische Struktur voneinander abweicht.
Patientinnen und Patienten sowie die Gesundheitsfürsorge, die Präparate mit Echinacea-Extrakten einsetzen wollen, sollten sich im Klaren darüber sein, dass sich die chemische Komposition der jeweiligen Mittel extrem unterscheidet und dass es keine solide Basis für ihre Effizienz gibt.
Roter Sonnenhut
Extrakt aus Echinacea purpurea ist als pflanzliches Arzneimittel (Echinaceae purpureae herba) offiziell in der EU anerkannt, innerlich, um rezidivierende Infekte der Harn- und Atemwege zu behandeln, sowie äußerlich bei schlecht heilenden Wunden. Auch in den USA gilt Echinacea offiziell als Phytotherapeutikum.
Indianische Medizin
Anwendungen von Echinacea bei American Natives reichen von der äußeren Behandlung von Wunden, Mumps, Verbrennungen, Hautausschlag und Insektenstichen über das Kauen der Wurzeln bei Zahnschmerzen bis zum innerlichen Einsatz (als Tee) bei Magenkrämpfen, Husten, Erkältungen und Masern sowie Vergiftungen durch Schlangenbisse. Indigene im Mittelwesten (Missouri bis Texas) legten einen Brei aus den oberirdischen Pflanzenteilen auf Schnitt- wie Brandwunden.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Echinacea und Rudbeckia sind Korbblütler, und wer auf diese allergisch reagiert, darf Produkte aus diesen Pflanzen nicht nutzen. Sie sollten auch kein Sonnenhut zu sich nehmen, wenn Sie an einer Autoimmunerkrankung Autoimmunerkrankungen oder Systemerkrankungen leiden. Es gibt keine validen wissenschaftlichen Studien, um negative Effekte des Sonnenhuts auf die Immunabwehr auszuschließen, indessen valide Hinweise dafür, dass Echinacea das Immunsystem stimuliert.
Mögliche Nebenwirkungen sind Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen. Das Risiko für Wechselwirkungen zwischen Echinacea-Präparaten und anderen Medikationen ist vermutlich gering, aber nicht hinreichend untersucht.
Was sollten Sie bei der Anwendung beachten?
Echinaceaprodukte können unterschiedliche Teile der Pflanze enthalten, sind unterschiedlich produziert, und Fertigpräparate enthalten oft Komponenten aus anderen Heilkräutern. Viele davon sind keine Arzneimittel laut Definition und auch nicht hinreichend wissenschaftlich untersucht.
Für die meisten Menschen ist die orale Einnahme von Echinacea wahrscheinlich unproblematisch. Ob es negative Folgen bei langer Einnahme gibt, ist indessen nicht geklärt. Nehmen Sie Präparate aus Sonnenhut sicherheitshalber nicht länger als zehn Tage ein.
Sonnenhut Blume
Sonnenhut-Spezies der Gattung Rudbeckia erkennt man an den braunen Blütenkörben, die von einem Kranz gelber Strahlenblüten umringt sind.Echinacea purpurea, der in Deutschland verbreitetste der Scheinsonnenhüte, hat hingegen hellrote bis rotviolette Blüten, beim hierzulande kaum zu findenden Schmalblättrigen (Schein-)Sonnenhut geht die Farbe der Blüten bis hinein in rosa und weiß.
Sonnenhut Pflanze
In der Medizin / Volksmedizin der American Natives kommen am häufigsten drei Arten des Scheinsonnenhuts zur Anwendung: Echinacea purpurea, Echinacea angustifolia und Echinacea pallida. Der gelbe Sonnenhut wird im Südwesten und Mittelwesten der USA bei Indigenen für ähnliche Zwecke eingesetzt – gegen entzündliche Erkrankungen der Atemwege und zur Wundheilung.
Sonnenhut gelb
Der gelbe Sonnenhut (Rudbeckia fulgida) wird auch Gewöhnlicher Sonnenhut genannt, Leuchtender Sonnenhut oder Sonnenhut Goldstern. Hierzulande wird er als Staude, Schnittpflanze und Bienenweide gepflanzt, als Heilkraut ist er wenig verbreitet. Als Pflanze des amerikanischen Südwestens und südlichen Mittelwestens braucht er einen warmen und sonnigen Standort mit durchlässigem Boden, der aber außreichend Wärme und Feuchtigkeit bietet.
Purpursonnenhut
Echinacea purpurea, der Purpur- oder rote Sonnenhut, auch Roter Igelkopf oder Roter Scheinsonnenhut genannt, wächst ursprünglich im Osten und im Zentrum der USA: Indiana, Michigan, Illinois, Iowa, Ohio, Missouri, Oklahoma, Alabama, Arkansas, Wisconsin, Georgia, Kentucky, North Carolina, Tennessee und andere Staaten.
Die Bestände im kanadischen Ontario sind Neophyten, ebenso die in Deutschland, Polen, Österreich, der Ukraine und Moldawien. Die Pflanze passt sich an verschiedene Habitate an – von den Rocky Mountains über die Great Plains bis zu den Großen Seen, von Wäldern und Gebüsch bis zu Prärien.
In Europa hat sich Purpur-Sonnenhut als Arzneipflanze ebenso etabliert wie als Gartenblume. Die Stauden mögen Halbschatten, wachsen bis zu 180 Zentimeter in die Höhe mit bis zu 15 Zentimeter breiten Grundblättern und auffällig hellroten bis purpurnen Zungenblüten.
Schmalblättriger Sonnenhut
Echinacea angustifolia wächst von Texas bis nach Kanada hinein und hat speziellere Ansprüche als die purpurne Verwandtschaft: Es handelt sich um eine charakteristische Blume der Prärien und Plains. Der Schmalblättrige Sonnenhut wird nur 10 bis 50 Zentimeter hoch, und seine Blüten sind weiß, rosa oder purpur. Die Grundblätter sind schmaler als die anderer Sonnenhutarten. Die medizinischen Wirkungen überschneiden sich mit denen von Echinacea purpurea.
Der Blasse Sonnenhut
Echinacea pallida wächst weiter östlich als E. angustifolia und dringt weniger weit nach Westen vor als E. purpurea. Seine Verbreitung reicht von Arkansas und Georgia im Süden bis nach Ontario im Norden. Er wird bis zu 90 Zentimeter hoch und fällt auf durch die kurzen rauen Blätter und die zurückgebogenen Blüten.
Echinacea Pflanze
Gelber Sonnenhut und Roter (Schein-)Sonnenhut lassen sich in Deutschland problemlos im Garten pflanzen – aus ökologischer Sicht zu problemlos. Die Blumen sind schön und bieten gewisse medizinische Wirkungen, gehören aber auch zu den problematischen Neophyten, die sich ausbreiten und ökologischen Schaden anrichten. Viele einheimische Insekten, Falter und Raupen können sie nicht als Nahrungsquelle nutzen, deshalb sollten sie im Naturgarten nur eine untergeordnete Rolle spielen – zum Beispiel in einem klar eingegrenzten Beet.
Echinacea-Arten sind winterhart, sie mögen Halbschatten, wachsen aber auch in praller Sonne. Der Boden sollte reich an Nährstoffen und durchlässig sein, Wasser speichern, aber nicht stauen. Bei viel Schatten oder Trockenheit sterben die Pflanzen nicht, bilden aber weniger Blüten. Ideal sind warme Plätze an der Hauswand. Sie können ganzjährig pflanzen, am besten sind jedoch der Frühling bis in den Juni hinein, denn dann verwurzelt Sonnenhut besonders gut.
Sonnenhut pflegen
Sonnenhüte brauchen nur wenig Pflege, wichtig ist Düngen in Form von gelegentlicher Gabe von Kompost. Sie können verwelkte Blüten abschneiden und so dafür sorgen, dass mehr Samen gebildet werden. Im Winter können Sie die Pflanze mit Rindenmulch oder Kompost vor Kälte schützen.
Sonnenhut gießen
Im ersten Jahr sollten Sie den Sonnenhut gelegentlich gießen, je nach Regenmenge und -häufigkeit bis zu dreimal pro Woche. Nach dem erfolgreichen Einwurzeln braucht die Pflanze diese Pflege nicht mehr, sondern kann bei ausreichend Regen auch zwei Wochen ohne zusätzliches Gießen auskommen.
Sie gießen seltener, dafür in größeren Mengen. Häufiges Gießen mit geringer Wassermenge ist sinnlos, da die Pflanze dann keine neuen Wurzeln bildet und kein Wasser aus der Erde zieht. Im zweiten Jahr gießen Sie nur bei länger anhaltender Trockenheit.
Sonnenhut düngen
Um den Boden für Sonnenhut vorzubereiten, dient eine Schicht Kompost in der Erde. Diese können Sie jeden Winter um den Sonnenhut ausbreiten. Ein zweites Mal können Sie im Frühsommer mit Kompost düngen. Den Kompost sollten Sie reichlich angießen, damit die Nährstoffe die Pflanze erreichen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- European Medicines Agency: Echinaceae purpureae herba, (Abruf 31.08.2021), ema
- Marlies Karsch-Völk, Bruce Barett, David Kiefer et al.: Echinacea for preventing and treating the common cold; in: Cochrane Database of Systematic Reviews, Issue 2, 2014, (Abruf 31.08.2021), cochrane
- Azadeh Manayi, Mahdi Vaziran, Soobadeh Saeidnia; et al.: Echinacea purpurea: Pharmacology, phytochemistry and analysis methods; in: Pharmacognosy Reviews, Volume 9, Issue 17, Seiten 63-72, 2015, (Abruf 31.08.2021), phcogrev
- National Center for Complementary and Integrative Health: Echinacea, (Abruf 31.08.2021), NIH
- United States Department of Agriculture: Echinacea purpurea (L.) Moench, (Abruf 31.08.2021), USDA
- Sachin A. Shah, Stephen Sander, C. Michael White et al.: Evaluation of echinacea for the prevention and treatment of the common cold: a meta-analysis; in: Lancet Infectious Diseases, Volume 7, Issue 7, Seiten 473-480, 2007, (Abruf 31.08.2021), The Lancet
- Andreas von Maxen, Peter S. Schoenhoefer: Benefit of echinacea for the prevention and treatment of the common cold?; in: The Lancet Infectious Diseases, Volume 8, Issue 6, Seiten 346-347, 2008, (Abruf 31.08.2021), The Lancet
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