Sonnenröschen sind mediterrane Zwergsträucher mit lanzettartigen Blättern, behaarten Trieben und farbigen Blüten, die etwas „zerknittert“ aussehen. In Regionen rund um das Mittelmeer sind Tees aus Sonnenröschen ein beliebtes Hausmittel vor allem bei Magen-Darm-Problemen. Sie enthalten Gerbstoffe und Flavonoide, deren medizinische Wirksamkeit belegt ist.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name (Pflanzengattung): Helianthemum
- Volksnamen: Sonnengünsel
- Familie: Zistrosengewächse (Cistaceae)
- Verbreitung: vorwiegend Mittelmeerraum, auch Kleinasien, hierzulande vor allem Hybriden als Gartenpflanzen
- Verwendete Pflanzenteile: Die ganze Pflanze
- Inhaltsstoffe: Gerbstoffe (Tannine), Fettsäuren, essentielle Öle, Glykoside, Inulin, Polyphenole bzw. Flavonoide (besonders Kaempferol)
- Anwendungsgebiete: Hautpflege, Übelkeit und Erbrechen, Magen-Darm-Erkrankungen, Durchfall, Fieber, entzündliche Erkrankungen
Sonnenröschen – Eine Übersicht
- Sonnenröschen sind eine Gattung von Zwergsträuchern, die in bis zu 175 Arten eingeteilt wird und rund um das Mittelmeer beheimatet ist.
- Der Name stammt daher, dass die Blüten sich nach der Sonne (Griechisch „Helios“) ausrichten.
- Sonnenröschen mögen es warm, trocken und nährstoffarm, am besten in der vollen Sonne. Je weniger Sie düngen, umso mehr Blüten bilden sich.
- Sonnenröschen sind wichtige Nahrungspflanzen für Schmetterlinge, Wildbienen und Raupen.
- Sonnenröschen werden rund ums Mittelmeer als Hausmittel eingesetzt – beispielsweise als Tee getrunken und auf strapazierte Haut gelegt.
- Die Pflanzen enthalten Stoffe, die Alterungsprozesse von Zellen verlangsamen.
- Das enthaltene Phytoöstrogen Kaempferol zeigt verschiedene medizinische Wirkungen. Es gilt als Kandidat für Arzneien zur Krebsprävention und ist Gegenstand vieler Forschungsarbeiten.
Helianthemum – Inhaltsstoffe
Sonnenröschen enthalten Gerbstoffe (Tannine), Fettsäuren, essentielle Öle, Inulin, Glykoside und Polyphenole. Zu letzteren zählen auch die Flavonoide, hier insbesondere Kaempferol, welche häufig in gebundener Form mit Glukose oder Rhamnose vorliegen (Glykoside).
Medizinische Wirkungen
Kaempferol ist ein pflanzliches Östrogen. In der Forschung finden sich laut einem Review von 2019 immer mehr Belege für die Verwendung von Kaempferol zur Krebsprävention, aber weitere (prä-)klinische Untersuchungen sind hier noch notwendig.
Auch ein Review von 2022 über verschiedene Anwendungen von Kaempferol als krebsbekämpfendes Mittel beim Kolorektalen Karzinom verweist auf die noch offenen Fragen und die Notwendigkeit weiterer in vivo Studien.
Kamepferol wirkt sich als Östrogen vermutlich positiv auf Osteoporose aus. Diese Knochenstoffwechselstörung tritt vermehrt bei Frauen nach den Wechseljahren auf. Genaue Studien, um dies zu verifizieren, stehen aber noch aus.
Laut einer Studie von 2018 sind antioxidative Wirkungen des Kaempferols ebenso belegt wie Effekte gegen Tumore und Entzündungen. Die Wirksamkeiten wurden allerdings vor allem für die Aglycone des Kaempferols nachgewiesen; in der Natur kommt Kaempferol vor allem in Form von Glykosiden vor.
Eine Studie der Universität Grenoble 2020 in Zusammenarbeit mit amerikanischen Universitäten erforschte zellschützende Prozesse, an denen Stoffe in Sonnenröschen (Helianthemum nummularium) mitwirken könnten und kam zu dem Ergebnis: Es lohne sich, Sonnenröschen-Extrakte weiter zu erforschen, im Hinblick auf eine mögliche Förderung des gesunden Alterns durch Schutz der Zellen vor oxidativem Stress.
Eine spanische Studie (2013) untersuchte die unter anderem die Polyphenole in unterschiedlichen Arten der Gattung Helianthemum, die in der iberischen Volksmedizin eingesetzt werden. Dabei zeigte sich, dass es keinen klaren Zusammenhang gab zwischen dem chemotypischen Profil und der taxonomischen Einordung der Arten.
Deutlich zeigte sich hingegen eine Verbindung zwischen den chemischen Strukturen und der Anwendung in der Volksmedizin. Kurz gesagt: Je mehr medizinisch aktive Phenole enthalten waren, umso häufiger wurde die Pflanze als Hausmittel eingesetzt.
Diese Studie verwies auf Effekte verschiedener Helianthemum-Spezies gegen:
- Darmentzündung und damit verbunden Bauchschmerzen und Durchfall,
- Darmträgheit,
- Übelkeit und Erbrechen,
- Fieber.
Außerdem eigne sich Helianthemum zur Therapie von Hauterkrankungen, fiebrigen Entzündungen und Magen-Darm-Infektionen, die von bestimmten Mikroorganismen ausgelöst werden. Solche Wirkungen sind vor allem den Tanninen und Flavonoiden zuzuschreiben, die sich aus Sonnenröschen extrahieren lassen. Derlei Extrakte könnten in der Kosmetik, Körperpflege und Phamazie genutzt werden.
Eine Studie von 2017 erörterte: Untersuchungen eines ethanolischen Extrakts aus den oberirdischen Teilen des Gewöhnlichen Sonnenröschens hat 67 phytochemische Komponentengezeigt, darunter Flavonoid-Derivate wie die Glykoside von Quercetin und Kaempferol. Den Ergebnissen nach wirkte dieser Sonnenröschen-Extrakt ausgesprochen stark antioxidativ, er kann Zellen also vor oxidativen Schäden schützen.
Ein anderer standardisierter Sonnenröschen-Extrakt hat eine Aktivität gegen Mikroben gezeigt. Getestet wurden hier Kolibakterien, Staphylococcus aureus, Salmonella typhimurium und Salmonella enteritiditis. Der in dieser Studie belegte antioxidative Effekt empfehle Sonnenröschen-Extrakte für zahlreiche Anwendungen der pharmazeutischen und nicht-pharmazeutischen Industrie: Beispiele seienkosmetische und hygienische Produkte mit sicheren antimikrobiellen Eigenschaften.
Sonnenröschen in der Volksmedizin
Viele Arten der Gattung Sonnenröschen werden in der Volksmedizin eingesetzt. Dabei trennen die Nutzer nur selten zwischen einzelnen Arten bei der Anwendung. Die Leiden, gegen die Sonnenröschen zur Anwendung kommt, ähneln sich in Ländern wie Libyen, Frankreich oder Spanien.
Ein Aufguss aus Sonnenröschen wird in Umschlägen gegen äußere Wunden und Entzündungen der Haut eingesetzt, besonders gegen solche, die von Bakterien und Parasiten verursacht werden. Ein Tee aus Sonnenröschen ist weit verbreitet als Hausmittel gegen Durchfall, Darmkatarrh und Fieber.
Der Tee wird auch getrunken, um psychische Erregungszustände zu mindern: Ängstlichkeit, Panik und Stress.
Bach-Blüte Rock Rose
In Deutschland sind Sonnenröschen als Zierpflanzen beliebt, kaum aber als Hausmittel der Kräutermedizin. Das liegt nicht an den Wirkungen, die belegt sind, sondern vermutlich daran, dass die Helianthemum-Spezies vor allem aus der mediterranen Region stammen und somit hier also im Vergleich zu heimischen Heilkräutern kaum bekannt waren.
Hierzulande sind Sonnenröschen meist durch die Heilslehre Dr. Edward Bachs ein Begriff. Bach (1886-1936) glaubte, wenn er Pflanzen nach rituellen Vorschriften sammelte, in Wasser einlegte und der Sonne aussetzte, würde eine Blütenenergie freigesetzt (siehe Bachblütentherapie). Bachs Präparate waren extrem verdünnt bis zu einem Grad, an dem pharmazeutisch wirksame Stoffe nicht mehr nachweisbar sind.
Das Gewöhnliche Sonnenröschen ist unter den Bach-Blüten als Bach-Blüte Nummer 26 Rock Rose ein Mittel gegen Panik und das beruhigen soll.
Wie wirken Gerbstoffe?
Neben Flavonoiden sind Gerbstoffe die wichtigsten medizinisch aktiven Substanzen in Sonnenröschen. Gerbstoffe ziehen Gewebe zusammen, Haut und Schleimhäute. Sie wirken antioxidativ, außerdem gegen Bakterien, Pilze und Mikroben.
Dadurch, dass sie die Zellen der Epidermis zusammenziehen, entziehen sie potenziell pathogenen Bakterien Eiweiß. Die Haut verdichtet sich durch das Zusammenziehen und kann sich regenerieren. Erreger können durch die verdichtete Haut schwerer eindringen – oder sogar überhaupt nicht.
Gerbstoffe desinfizieren, sie mindern Wundblutungen, indem sie verletzte Blutgefäße schließen, und sie verhindern Wundbrand. Das Zusammenziehen heilt auch Krampfadern, denn es gleicht das Ausbeulen der Venen aus.
Das Zusammenziehen des Gewebes lindert auch Entzündungen der Schleimhäute in Magen, Darm, Rachen und Mund. Es stillt Blutungen, hilft gegen Frostschäden und Verbrennungen. Gerbstoffe festigen Durchfall. Gerbstoffe hemmen die Aufnahme von Zucker im Blutkreislauf und können so den Blutzuckerspiegel senken.
Was kennzeichnet Helianthemum
Sonnenröschen sind immergrüne Zwergsträucher, die nur rund 30 Zentimeter in die Höhe ragen. An den aufsteigenden Zweigen bilden sich elliptische Blätter. Die Nebenblätter am Blattgrund sind hingegen lanzettförmig und wesentlich länger als der Blattstiel. Sie sind auffällig behaart, ebenso die Stängel.
Die Pflanzen blühen von Mai bis September. Die Blüten bilden Trauben aus einem Dutzend und mehr Einzelblüten. Sie sind fünfzählig und zwittrig, haben grüngelbe Kelchblätter, die bei machen Arten gelb gestreift sind, und meistgelbliche Kronblätter. Aber auch andere Blütenfarben, wie etwa weiß, orange, violett, rot und rosa, sind bei den vielen Arten vertreten.
Die Staubblätter stehen mittig und haben gelbe Antheren. Im zylindrischen Fruchtknoten entsteht eine rundliche Kapsel mit drei Klappen. Diese ist von den vertrockneten Kelchblättern umgeben und enthält eine Menge winziger Samen.
Sonnenröschen kaufen und pflanzen
Zistrosengewächse wachsen im mediterranen Klima, besonders an sonnigen Felshängen. Hierzulande lassen sich Hybriden aus verschiedenen Sonnenröschen im Handel erwerben, besonders aber das Gewöhnliche Sonnenröschen. Dieses eignet sich hervorragend für vollsonnige, karge Stellen: Trockenmauern, Garagendächer, Parkplätze, als Beet-Einfassung, an Kieswegen und im Steingarten, zwischen Gehsteinplatten und in gepflasterten Hinterhöfen. An diesen Stellen wachsen auch Thymian, Königskerze, Glockenblume oder Hornkraut sowie Ehrenpreis (siehe auch Gamander-Ehrenpreis).
Der Boden sollte Kalk enthalten und sommertrocken sein. Steinige und sandige Böden sind für Sonnenröschen ideal.
Sonnenröschen haben als Anpassung an ihren trockenen Lebensraum ein Wurzelwerk, das in die Tiefe reicht. Sie brauchen deshalb einen durchlässigen Boden, und das nicht nur an der Oberfläche. Wenn Sie sich diesbezüglich nicht sicher sind, können Sie die Erde umgraben, Tonkügelchen, Reisig aus dünnen Zweigen oder Kieselsteine einfügen.
Mit zeitweiser Dürre haben Sonnenröschen keine Probleme. Sie reagieren hingegen sehr sensibel auf Staunässe. In harten Wintern sollten Sie die Pflanzen mit einem Vlies oder Mulch abdecken. Sie können zwar leichten Frost vertragen, aber keine längeren und harten Frostperioden. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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- Max Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage, Stuttgart, 2008
Wichtiger Hinweis:
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