Beim Kauf von Styrax sollte man zweimal hinschauen, denn es gibt sowohl echten als auch falschen Styrax. Dabei wird echter Styrax aus dem Storaxbaum (Styrax) gewonnen und ist gemeinhin auch als „Benzoeharz“ bekannt. Am häufigsten sind hier die Harze folgender Storaxbäume erhältlich:
- Benzoeharzbaum (Styrax benzoin),
- Chinesischer Storaxbaum (Styrax hemsleyanus),
- Japanischer Storaxbaum (Styrax japonicus),
- Obassia-Storaxbaum (Styrax obassia)
- und Siam-Benzoeharzbaum (Styrax tokinensis).
Im Gegensatz dazu stammt falscher Styrax vom Amberbaum (Liquidambar). Er ist eigentlich nicht mit dem Storaxbaum verwandt, weist aber ein ähnliches Aroma und aufgrund nahezu identischer Inhaltsstoffe auch dieselbe Wirkung auf. Volkstümliche Namen wie „flüssiges Amber“ oder „flüssiger Bernstein“ sind hier als deutsche Übersetzung des lateinischen Originalnamens Liquidambar zu verstehen. In den meisten Fällen wird falscher Styrax aus folgenden Arten des Amberbaums gewonnen:
- Amerikanischer Amberbaum (Liquidambar styraciflua),
- Chinesischer Amberbaum (Liquidambar formosana)
- und Orientalischer Amberbaum (Liquidambar orientalis).
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief zu Storax- und Amberbaum
Wissenschaftlicher Name: Styrax / Liquidambar
Pflanzenfamilie: Storaxbaumgewächse (Styracaceae) / Amberbaumgewächse (Altingiaceae)
Volkstümliche Namen: Benzoe, Miniaki, flüssiges Amber, flüssiger Bernstein
Herkunft: Amerika, Asien, Mittelmeerraum
Anwendungsgebiete:
- Atemwegserkrankungen,
- Insektenstiche,
- innere Unruhe
- und Aromatherapie.
Wichtigste Inhaltsstoffe:
- Benzoesäure,
- Vanillin
- und Zimtsäure.
Verwendete Pflanzenteile: Baumharz
Kräuterportrait: Räuchermittel mit langer Tradition
Während der Storaxbaum Namenspatron der Storaxbaumgewächse (Styracaceae) ist, gehört der Amberbaum zu den Amberbaumgewächsen (Altingiaceae). Erste Beschreibungen über die Nutzung von Styrax-Harzen zur Krankheitstherapie gibt es diesbezüglich schon seit der Antike, wobei nicht immer zweifelsfrei geklärt ist, ob es sich um das Harz des Storax- oder des Amberbaumes handelte.
Auf jeden Fall findet Styrax schon in der Papyrus Ebers, einer der bedeutendsten Medizinschriften aus dem alten Ägypten, Erwähnung. Das Harz wurde damals von den Phöniziern ins Reich der Pharaonen gebracht, denn ursprünglich stammen sowohl Amber- als auch Storaxbaum aus Nah- und Fernost.
Die Arabische, Japanische und Traditionelle Chinesische Medizin kennen Styrax als heilsames Naturharz demnach am längsten. Eingesetzt wurde und wird das Harz aber nicht nur zu Heilzwecken. Beispielsweise dient es in der griechisch-orthodoxen Kirche als wichtigstes Räucherwerk bei religiösen Zeremonien. Auch im Heidentum war Styrax ein beliebtes Räuchermittel. Die traditionelle Herstellung von Räucherstäbchen aus Styrax ist vor allem in Asien sehr gebräuchlich.
Wissenswertes: In der vorchristlichen Zeit war Styrax ein beliebteres Räucherwerk als Myrrhe und Weihrauch. Erst mit den biblischen Geschichten um die Drei Weisen aus dem Morgenland, die dem kleinen Jesuskind Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben der Heiligen drei Könige darbrachten, verlor das Harz des Storaxbaums langsam an Bedeutung.
Ganz egal, ob Storax- oder Amberbaum, die bedeutenden Inhaltsstoffe finden sich maßgeblich im Harz beider Gehölze. Es wird durch sogenanntes „Harzen“ der Bäume gewonnen, indem man deren Rinde bis auf die darunterliegenden Harzkanäle des Baumstammes einritzt. Aus den so entstehenden Kerben in der Baumrinde fließt dann der auch unter dem Namen (Baum-)Pech bekannte Pflanzensaft nach außen, wo er in speziellen Behältern aufgefangen wird. Nach dem Trocknungsprozess wird das Baumharz dann zerstoßen, wodurch die typischen Harzkrümel entstehen.
Der Echte Storaxbaum (Styrax officinalis) wurde früher immer wieder als eigentliche Quelle für echtes Styraxharz diskutiert. Einem Bericht der Schweizerischen Botanischen Gesellschaft zufolge sondert der Baum – anderes als andere Storaxbäume – jedoch kein Harz ab und besitz keine Harzkanäle. Man geht deshalb davon aus, dass es beim Styrax officinalis nicht das Harz, sondern die Pflanzenteile sind, die eine heilpflanzliche Wirkung besitzen.
Inhaltsstoffe und Wirkung
Die Harze der Amber- und Storaxbäume sind reich an ätherischen Ölen und zählen zu den sogenannten Balsamharzen. Das Wort Balsam beschreibt in diesem Zusammenhang Baumharze, die aus einer Kombination von
- Benzoesäure,
- Zimtsäure
- und Vanillin
bestehen. Neben dem Balsambaum selbst gehören dabei auch der Storaxbaum und der Amberbaum zu den Balsampflanzen. Gemeinsam ist den beiden Styrax-Lieferanten eine überwiegende Nutzung als
- Arzneimittel gegen Atemwegserkrankungen,
- Atem- und Lufterfrischer,
- Hautpflegeprodukt,
- Insektenschutzmittel,
- Räucherwerk zur Aromatherapie,
- Rituelles Räucherwerk,
- und Parfümstoff.
Vanillin verleiht Styrax mehr als ein süßliches Aroma
Der Aromastoff Vanillin ist nicht nur in der Gewürzvanille enthalten. Auch Duftpflanzen wie der Amber- und Storaxbaum besitzen einen hohen Gehalt des Aromastoffes. Neben seinem einzigartigen Geruch besitzt Vanillin dabei auch so manche Heilwirkung, darunter eine
- stoffwechsel- und verdauungsfördernde,
- nervenberuhigende,
- muskelstärkende,
- belebende
- und aphrodisierende
Wirkung. Bis ins 18. Jahrhundert hinein wurde Vanillin darum in Apotheken als Wirkstoff zur Behandlung von
- Verdauungsschwäche,
- Übelkeit und Erbrechen,
- erhöhte Reizbarkeit,
- Muskelschwäche,
- Potenzproblemen
- und Depressionen
gehandelt. Styrax könnte bei entsprechenden Beschwerden also eine Empfehlung für die Aromatherapie sein.
Aromatische Carbonsäuren des Styrax reinigen die Atemwege
Aromatisch geht es auch bei den im Styrax enthaltenen Carbonsäuren zu. Zuoberst wäre hier die Zimtsäure zu nennen, ein weiteres Pflanzenaroma, das den süßlich schweren Vanille-Duft des Balsamharzes weiter verstärkt.
Zusammen mit dem Duftstoff Zimtalkohol bildet Zimtsäure im Styrax zudem das sogenannte Styracin, das gerne zur Herstellung von Parfüms, Raumdüften, aromatischem Toilettenpapier, Massage- und Babyöl genutzt wird. Für die Heilwirkung von Styrax bei Atemwegserkrankungen wie
- Asthma,
- Bronchitis,
- Grippe,
- Heiserkeit
- und Keuchhusten
ist ferner Benzoesäure verantwortlich. Diese Carbonsäure ist nicht nur aromatisch, sondern besitzt zudem auch eine
- antibiotische,
- antiseptische,
- schleimlösende
- und schmerzstillende
Wirkung. Verwendung findet Benzoesäure heute zum Beispiel in Schleimlösern und Hustensäften wie Mucosolvan oder Ambroxol. Auch eine Inhalationstherapie mit Styrax ist bei Atemwegserkrankungen und deren Symptomen möglich.
Bei Mundgeruch und Zahnfleischentzündungen wird wiederum ein Gurgeln mit Mundwasser empfohlen, das Benzoesäure als Inhaltsstoff enthält. Hautprobleme wie
- Krätze,
- Lippenherpes
- und dermale Entzündungen
lassen sich durch Einreiben der betroffenen Hautstellen mit benzoehaltigem Styrax-Öl kurieren.
Übrigens: Die süßlichen Aromastoffe von Styrax mögen für Menschen belebend und entspannend sein. Insekten können den süßlich schweren Geruch jedoch auf den Tod nicht ausstehen und bleiben erfahrungsgemäß jedem Zimmer fern, das auch nur annähernd nach Styrax riecht. Wer im Sommer also mit lästigen Stechmücken zu kämpfen hat, dem empfehlen wir, seine vier Wände regelmäßig mit Styrax zu räuchern. Bei Insektenstichen oder zu deren Vorbeugung kann man flüssigen Styrax-Extrakt darüber hinaus auch auf betroffene Hautstellen auftragen.
Übersicht zu wirksamen Inhaltsstoffen in Styrax | |
Vanillin | erzeugt ein süßliches Aroma; wirkt aphrodisierend, belebend, muskelstärkend, beruhigend, stoffwechsel- und verdauungsfördernd |
Zimtsäure | verleiht süßen Düften eine herb-schwere Note |
Benzoesäure | ist aromatisch; wirkt antibiotisch, antiseptisch, schleimlösend und schmerzstillend |
So funktioniert das Räuchern mit Styrax
Die ätherischen Öle des Styrax lassen sich sehr vielseitig weiterverarbeiten. Hierzu wird das Balsamharz in Alkohol eingelegt und durch Wasserdampfdestillation ein öliger Alkoholauszug extrahiert. Je nachdem, welchem Zweck der Auszug dienen soll, können mit dem Styrax-Öl später individuelle Produkte (zum Beispiel Parfüm oder Räucherwerk) hergestellt werden. Daneben ist auch die Nutzung des puren Öls denkbar.
Styraxharze richtig räuchern
Traditionellerweise wird das Styrax- beziehungsweise Benzoeharz in seiner Reinform geräuchert. Hierzu benötigt man zunächst ein Räuchergefäß (zum Beispiel ein Räucherfass oder Räucherstövchen), das mit einer ein bis zwei Zentimeter dicken Schicht Sand befüllt wird. Im Anschluss zündet man ein Stück Räucher- bzw. Holzkohle an. Sobald die Kohle glüht, legt man sie auf den Sand und gibt ein paar Krümel des Storaxharzes darauf. Alternativ kann die Kohle auch mit ein paar Tropfen Styrax-Öl beträufelt werden.
Tipp: Warten Sie mit dem Hinzufügen von Räucherstoffen am besten, bis die Holzkohle auf dem Sand kräftig durchgeglüht ist und am Rand einen leicht weißlichen Aschebelag gebildet hat. Hilfsmittel wie Fächer oder Federn beschleunigen den Vorgang. Um die Finger vor der heißen Glut zu schützen, sollte man bei dieser Räuchervariante immer mit einer Pinzette arbeiten.
Räuchern mit ätherischen Ölen der Styraxharze
Das ätherische Styrax-Öl muss nicht zwingend auf Holzkohle geräuchert werden. Ideal ist hier eine Duftlampe, die mit etwas Wasser und ein paar Tropfen Styrax-Öl versehen wird. Unter die Schale der Duftlampe stellt man anschließend ein entzündetes Teelicht. Der Vorteil an dieser Räuchervariante ist, dass es keine Rauchentwicklung gibt. Stattdessen wird die Raumluft sanft mit Styrax-Dampf angereichert.
Weitere Anwendungsmöglichkeiten von Styrax
- Wem das Räuchern mit Hilfsmitteln zu umständlich ist, der legt sich am besten herkömmliche Styrax-Räucherstäbchen zu. Sie können unkompliziert in einen Stäbchenhalter gesteckt werden und glühen nach dem Anzünden von selbst herunter.
- Mundwasser mit Styrax gegen Zahnfleischbluten oder Mundgeruch beinhaltet meist noch andere Kräuterzutaten zur Mundpflege, darunter Thymian oder Salbei.
- Styrax-haltige Cremes – bei diesen Pflegeprodukten wird auf eine Kombinationswirkung von Styrax-Balsam und anderen Heilpflanzen gesetzt.
Nebenwirkungen und Gegenindikationen
- Styrax-Harz und Styrax-Öl sollten beim Räuchern immer sparsam verwendet werden. Zuviel der ätherischen Balsamöle können nämlich zu Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit führen.
- Besondere Gegenindikationen sind für Styrax nicht bekannt.
Storax- und Amberbaum haben sich als Arzneibäume bewährt
Die Erfahrungen zu Styrax sind über alle Zeitalter hinweg stets positiv gewesen. Auch sprechen die Empfehlungen berühmter Heil- und Völkerkundler für das Balsamharz. Der griechische Arzt und Pharmakologe Dioskurides empfahl Styrax officinalis in seiner legendären Arzneimittelschrift „Materia Medica“ zum Beispiel bei Husten, Katarrh, Erkältung und Heiserkeit, was die gute Heilwirkung von Storaxbäumen bei Atemwegserkrankungen belegt.
Der deutsche Arzt und Begründer der Homöopathie Samuel Hahnemann hält in seinem „Apothekerlexikon“ fest, dass Benzoeharz bei “schleimiger Engbrüstigkeit” verordnet wurde. Ähnlich wie bei Dioskurides sind hier wohl Atemwegserkrankungen gemeint, die zu Brustenge und Schleimansammlungen in den Bronchien führen. Ferner riet Hahnemann dazu, Benzoeharz auch bei Zahnbeschwerden einzusetzen.
Eine Aussage des altgriechischen Geschichtsschreibers Herodot, der sich oftmals auch mit völkischem Kräuterwissen befasste, könnte auf eine antike Nutzung von Styrax als Insektenschutzmittel hinweisen. Der Völkerkundler ist für seine mystischen Formulierungen bekannt und schrieb, dass sich “die geflügelten Schlangen, die sich in Weihrauchbäumen aufhalten, nur mit Styraxräucherungen vertreiben lassen”. Gemeint ist hier das Harz des Amberbaums.
Der preisliche Wert des Storaxharzes ist in einer Überlieferung von Plinius dem Älteren erhalten. Er schreibt in seiner Enzyklopädie zur Naturforschung „Naturalis historia“, dass der Preis für ein Pfund des reinen Harzes 17 Silberdenar betrug. Für damalige Verhältnisse war das sehr teuer und nur die erlesensten Heilextrakte, Würzkräuter und Duftstoffe konnten auf dem Markt einen solchen Pfundpreis erzielen. Man kann also davon ausgehen, dass der Balsam der Storaxbäume ihrer nachgesagten Heilwirkung seit der Antike alle Ehre machte und deshalb hochgeschätzt war.
Styrax kaufen – Styrax ist nicht gleich Storaxharz
Wie bereits zu Beginn erwähnt, sollte man beim Kauf von Styrax immer darauf achten, ob es sich um Harz des Amber- oder Storaxbaumes handelt. Wer hier spezielle Wünsche hat, muss sehr gut aufpassen, dass er nicht übers Ohr gehauen wird. Die Bezeichnung „Benzoe“ kann dabei sehr hilfreich sein, denn sie darf nur für Produkte aus echtem Storaxharz verwendet werden.
Fazit
Styrax ist eines der ältesten Räucherharze der Welt und war seiner Zeit sogar beliebter als Weihrauch und Myrrhe. Heute entdeckt man die Vorzüge des aus Storax- und Amberbaum gewonnenen Balsamharzes allmählich wieder, wobei das Harz vor allem zur Aromatherapie bei Atemwegserkrankungen Verwendung findet. Außerdem vertreibt der süßlich schwere Geruch von Styrax erfolgreich Insekten und Schädlinge. Zur Meditation und Entspannung ist das Harz ebenfalls geeignet. (ma)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Marzell, Heinrich: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen, Avus, 2000
- Luo G. et al.: "Analysis of cinnamic acid in storax and its original plant by HPLC", in: China journal of Chinese materia medicam, 21(12), January 1997, NCBI
- Busch, D.W.H. et al.: Encyclopaedisches Wörterbuch der medizinischen Wissenschaften, Verlag von Veit et Comp, 1940
- Yang, Yifan: Chinese Herbal Medicines: Comparisons and Characteristics, Elsevier, 2002
Wichtiger Hinweis:
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