Die Süßholzwurzel, aus der Lakritze hergestellt wird, ist nicht nur die Basis für eine Süßigkeit, sondern auch eine Heilpflanze. Als Tee und auch als echte Lakritze dient sie besonders als Hustenmittel, hilft aber auch gegen Magendarm-Erkrankungen und entzündliche Erkrankungen.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Glycyrrhiza glabra
- Volksnamen: Echtes Süßholz
- Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
- Verbreitung: Mittelmeerraum bis Mittelasien
- Verwendete Pflanzenteile: Die Wurzel
- Inhaltsstoffe: Glycyrrhizin (und andere Saponine), Flavonoide / Isoflavone, Cumarine und weitere Glykoside wie Glabrinsäure, Oleanolsärederivate und Liquiritin
- Anwendungsgebiete: Husten, Atemwegserkrankungen, Magengeschwüre, Magen-Darmbeschwerden, Entzündungen, Steigern des Blutdrucks, Abführmittel und Diuretikum
Süßholz – Eine Übersicht
- Süßholz ist uns vor allem als Lakritze bekannt, die aus dem Wurzelextrakt des Echten Süßholzes gewonnen wird.
- Was wir allgemein als Süßholz kennen, sind die Wurzelausläufer. Diese werden im Herbst geerntet.
- Die Wurzeln schmecken nicht nur süß, sondern auch etwas bitter, herb und nach Anis. Sie enthalten das typische Lakritzaroma.
- Süßholzwurzeln sind rund 50mal süßer als Rohrzucker.
- Die Redewendung Süßholz raspeln bedeutet Komplimente zu machen und zu schmeicheln. Die Süßholzwurzel wurde früher geraspelt, um Arzneien oder Süßwaren herzustellen. “Süß” wird also liebenswürdig gleichgesetzt.
- Süßholzwurzel löst Schleim und entspannt Krämpfe, es löst den Husten und stillt ihn zugleich.
- Römische Soldaten der Antike führten aus Süßholz gewonnene Lakritze mit sich, um gesund zu bleiben.
Inhaltsstoffe
Süßholzwurzel enthält bis zu 15 Prozent Triterpensaponine, sogenannte Seifenstoffe. Den größten Anteil stellt Glycyrrhizin, ein Kalium-, Magnesium -oder Calciumsalz der Glycyrrhizinsäure. Dieses sorgt für den Lakritzgeschmack.
Die Wissenschaft entdeckte nahezu 400 Inhaltsstoffe, darunter auch verschiedene Cumarine und Flavonoide (Isoflavone).
Süßholzwurzel – Wirkung
In einem Review (2018) wurde zusammengefasst, dass verschiedene Extrakte und isolierte Komponenten der Süßholzwurzel eine Fülle pharmakologischer Aktivität zeigten: antientzündlich, antiviral, antioxidativ sowie gegen Diabetes.
Der Süßholzwurzel werden folgende Wirkungen zugeschrieben, die aber nur teilweise wissenschaftlich belegt sind: abführend, gegen Bakterien, Pilze und Mikroben, blutdrucksteigernd, entzündungshemmend und auswurffördernd. Die Pflanze soll den Harn treiben und Schleim lösen sowie Schmerzen lindern. Cumarin hemmt Infektionen, beruhigt und löst Krämpfe.
Ein anderes Review (2021) sieht Süßholzwurzel als potenziellen Kandidaten, um frühe bzw. leichte COVID-19 Symptome unterstützend zu behandeln. Als pflanzliche Arzneimittel wirke es gegen Symptome wirke wie Kurzatmigkeit, trockenen Husten und Fieber.
Stoffe der Süßholzwurzel regen die Schleimhaut der Bronchien an, dünnflüssiges Sekret auszuschütten. So lässt sich zäher Schleim bei einer Erkältung oder Bronchitis leichter abhusten.
Darüber hinaus wirken andere Stoffe gegen Entzündungen, verhindern das Bilden von Magensäure und dämmen schädliche Bakterien ein. Studien zeigten Wirkungen gegen Heliobacter Bakterien und Herpesviren. Der antientzündliche Effekt hilft vermutlich gegen eine Gastritis (Magenschleimhautentzündung).
Süßholzwurzel kann bei Magenschmerzen und Entzündungen im Magen helfen. Es entspannt zudem Krämpfe, die bei spezifischen Magenleiden auftreten. Durch eine leicht abführende Wirkung ist Süßholz auch ein Mittel gegen Verdauungsbeschwerden.
Süßholzwurzel wird auch nachgesagt, die Reinigung des Gewebes zu fördern und wird daher auch bei Therapien zur Blutreinigung eingesetzt. Es soll die Nieren dabei unterstützen, Schadstoffe auszuleiten (Ausleitverfahren). Süßholzstangen zu kauen, unterstützt Diäten, da es Heißhunger reduziert.
Die meisten Wirkungen wurden noch nicht durch Studien im menschlichen Körper untersucht und bestätigt. Da es auch zu Nebenwirkungen kommen kann, ist vor einer regelmäßigen Einnahme ein ärztlicher Rat einzuholen.
Volksmedizin und Medizingeschichte
Süßholzwurzel wird traditionell eingesetzt gegen Bronchitis und andere entzündliche Erkrankungen der Atemwege, gegen Heißhunger, Zwölffingerdarmgeschwüre, Magengeschwüre, Magenkrämpfe und Magenschleimhautentzündungen, gegen Migräne und Kopfschmerzen, gegen zu niedrigen Blutdruck, Sodbrennen und Verstopfung, gegen Rheuma und Gicht.
Ein Review von 2021 erwähnt, dass Süßholzwurzel von unterschiedlichen Kulturen historisch medizinisch genutzt wurde, wie der chinesischen, indischen, römischen und ägyptischen Kulturen. In der indischen Ayurveda-Medizin ist die Heilpflanze weit verbreitet ist, um verschiedene Krankheiten zu heilen.
Medizinische Anwendungen
Bekannt ist die aus Süßholzsirup (eingedickter Wurzelsaft / Wurzelextrakt) hergestellte echte Lakritze. Weit verbreitet ist zudem ein Tee aus der Süßholzwurzel. Es gibt aber auch Tinkturen aus der Pflanze.
Süßholzstangen werden auch gekaut, etwa um sich das Rauchen abzugewöhnen oder den Appetit zu zügeln.
Süßholzwurzel-Tee
Für einen Süßholzwurzel-Tee rechnen Sie zwei Teelöffel zerkleinerte Süßholzwurzel pro Tasse heißen Wassers. Sie lassen die Wurzel fünfzehn Minuten ziehen und seihen dann ab. Danach trinken Sie den Tee in kleinen Schlucken.
Dieser Tee wird besonders bei Entzündungen der Atemwege getrunken, die mit Husten und zähem Schleim verbunden sind. Er hilft gegen die Entzündung, verflüssigt den Schleim und erleichtert das Abhusten. Der Tee wird auch gegen Appetitlosigkeit, Blähungen und Völlegefühl getrunken. Er hilft, Magensäure zu verringern und lindert auf diese Art Sodbrennen.
Süßholzwurzel-Tee hat den Vorteil, dass er, im Vergleich zu einigen anderen Heiltees, auch noch sehr gut schmeckt. So wird Süßholz wegen des herbsüßen Aromas auch Teemischungen zugefügt, die nicht explizit medizinisch genutzt werden.
Hustentee
Ein klassischer Hustentee mit Süßholz besteht aus rund 40 Gramm Süßholzwurzel, rund 30 Gramm Fenchelsamen, ungefähr 15 Gramm Anissamen und 15 Gramm Spitzwegerichblättern.
Diese Zutaten werden nach Bedarf (rund zwei Teelöffel pro Tasse) mit kochendem Wasser übergossen und nach rund 15 Minuten Ziehzeit in kleinen Schlucken getrunken.
Süßholz-Tinktur
Aus Süßholzwurzel lässt sich auch eine Tinktur zubereiten. Dafür übergießen Sie Süßholzwurzel mit Weingeist oder starkem klaren Schnaps und bedecken mit dem Alkohol alle Teile der Pflanze.
Diese Mischung zieht in einem verschlossenen Gefäß rund vier Wochen. Dreimal täglich nehmen Sie zur Behandlung rund zehn bis 50 Tropfen der Tinktur ein.
Weitere Anwendungen
Gegen Husten und Magenbeschwerden können Sie einen Teil Süßholzpulver mit zwei Teilen Honig mischen und Löffelweise einnehmen.
Gegen Magenleiden, Heißhunger und die Nachwirkungen übermäßigen Alkoholkonsums werden die Wurzeln gekaut. Echte Lakritzstangen können Sie in der Apotheke, Bioladen und Reformhaus erwerben. Diese wirken ähnlich wie ein Tee aus der Wurzel. Das gilt aber nicht für die industriell produzierten Lakritzwaren, die außer Süßholz diverse Substanzen enthalten wie Zucker, Zucker- und Glukosesirup.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Süßholzwurzeln in größeren Mengen oder auf lange Zeit einzunehmen kann zu ungewollten Nebenwirkungen führen. Inhaltsstoffe können die körpereigenen Hormone beeinflussen, besonders Aldosteron und Kortisol, und sich negativ auf den Blutzucker auswirken.
Wenn Sie an Bluthochdruck leiden, sollten Sie kein Süßholz zu sich nehmen, denn dieses erhöht ihn zusätzlich. Auch bei Nierenbeschwerden sollten Sie auf diese Pflanze verzichten. Während der Schwangerschaft ist Süßholzwurzel nicht zu empfehlen.
Bei dauerhafter und überhöhter Anwendung sind Wassereinlagerungen (Ödeme) eine mögliche Folge. Süßholz hemmt das Ausscheiden von Natrium und steigert das Ausscheiden von Kalium.
Wechselwirkungen
Sie sollten Süßholz nicht konsumieren, wenn Sie zugleich Mittel einnehmen, die zum Verlust an Kalium führen. Dazu zählen besonders entwässernde Präparate. Wenn dem Körper zu viel Kalium entzogen wird, sind eine mögliche Folge Herzrhythmusstörungen.
Lakritze selbst herstellen
Lakritze lässt sich auch selbst herstellen. Dazu kochen Sie Süßholzwurzeln aus und lassen den köchelnden Saft eindicken. Diesen Sirup können Sie zu Lakritzstangen gießen und diese austrocknen lassen. Der Geschmack ist hier wesentlich intensiver als bei industriell gefertigten Lakritz-Süßigkeiten.
Süßholz anpflanzen
Süßholz ist eine Pflanze mediterraner Breiten und westasiatischen Klimas und benötigt Sonne und Wärme zum Wachsen. Darüber hinaus ist die Pflanze aber robust und gedeiht auch in Deutschland.
Sie braucht einen durchlässigen Boden mit viel Nährstoffen und tiefem Grund, denn Süßholz bildet eine Pfahlwurzel aus, die steil nach unten wächst. Verdichtete Böden mag die Pflanze nicht. Wenn nötig, können Sie schwere Lehmerde mit Sand und Kies auflockern, bevor Sie Süßholz anpflanzen.
Sind diese Grundbedingungen erfüllt, haben Sie mit Süßholz kaum Probleme. In nährstoffreichem Boden reicht es einmal pro Jahr zu düngen, am ehesten im Frühling. Das Beste für eine solche Düngung ist reifer Gartenkompost. Im Handel käufliche Kräuterdünger sollten Sie indessen nicht verwenden. Diese enthalten in der Regel sehr viel mehr Phosphor, als Süßholz vertragen kann. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Giulia Pastorino, Laura Cornara, Sónia Soares et al.: Liquorice (Glycyrrhiza glabra): A phytochemical and pharmacological review, in: Phytotherapy research, Volume 32, Issue 11, Seiten 2323-2339, 2018, Wiley
- Deeksha Sharma, Priyanka Namdeo, Priti Singh: Phytochemistry & Pharmacological Studies of Glycyrrhiza glabra: A Medicinal Plant Review, in: International Journal of Pharmaceutical Science Review, Volume 67, Issue 1, Seiten 187-194, 2021, Global Research Online
- Qian-hui Zhang, Hao-zhou Huang, Min Qiu et al.: Traditional Uses, Pharmacological Effects, and Molecular Mechanisms of Licorice in Potential Therapy of COVID-19, in: Frontiers in pharmacology, Volume 12, 2021, Frontiers
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.