Das Tausendgüldenkraut ist seit der Antike als Heilpflanze sehr beliebt – vor allem gegen Magenbeschwerden und Hautentzündungen. Unsere Großeltern kannten es noch als Arznei, um die lästigen Spulwürmer loszuwerden. Studien zeigen eine starke Wirkung gegen pathogene Pilze.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief zum Tausendgüldenkraut
- Wissenschaftlicher Name: Centaurium centaurium, Centaurium erythraea
- Volksnamen: Bitterkraut, Erdgallenkraut, Fieberkraut, Roter Aurin, Tausendguldenkraut, Gottesgnadenkraut, Aderntee, Allerweltsheil, Unserer Lieben Frau Wegstroh, Verschreikräuel, Tollhundskraut, Schmeckeblume, Tausendkraft, Muttergotteskraut, Apotherkerblum, Tausendkraft, Wundkraut, Augerinken, Aurinkraut, Hundertguldenkraut, Magenkraut
- Anwendungsgebiete:
- Magenbeschwerden,
- Fieber,
- Appetitlosigkeit,
- dyspeptische Leiden,
- Leber- und Gallenprobleme
- Verwendete Pflanzenteile: obere, getrocknete Teile blühender Pflanzen
Inhaltsstoffe
Tausendgüldenkraut enthält biologisch aktive Komponenten, darunter Bitterstoffe wie Secoiridoidglykoside (Swertiamarin), Gentiopikrin und Swerosid. Besonders bitter sind Centapikrin und Diacetylcentapikrin, die die Pflanze aber nur in kleinen Mengen enthält. Xanthone, Flavonoide, Triterpene (Oleanolsäure, ß-Sitosterol, Oleanolsäurelacton, Maslinsäure, Erythrodiol, Stigmasterol, Campesterol und andere) sowie Phenolcarbonsäurederivate, darunter Kaffeesäure, Syringa- und Ferulasäure. Hinzu kommen Zucker, ätherische Öle und Magnesiumlactat.
Wirkungen – Magenbeschwerden und Verdauungsprobleme
Centaurium hat starke antimikrobielle Eigenschaften und wirkt besonders gegen Magenbeschwerden, sowohl gegen Völlegefühle und Verstopfung wie auch gegen die Schmerzen, die bei Gallensteinen und weiteren Beschwerden an Leber und Galle entstehen. Die Bitterstoffe regen den Magensaft und die Speichelproduktion an und fördern so die Verdauung.
Die Pflanze hat eine belegte starke Wirkung gegen pathogene Pilze sowie eine mittlere Wirkung gegen pathogene Bakterien. Auch antioxidative Effekte sind wissenschaftlich nachgewiesen.
Tausendgüldenkraut lindert die Symptome einer Gastritis sowie einer Magenentzündung und auch eines Leberstaus und hilft gegen Blähungen, ständiges Aufstoßen, Bauchschmerzen und Sodbrennen. Die Pflanze reinigt das Blut, hemmt Entzündungen, beruhigt, regt an und stärkt den Kreislauf.
Die European Medicines Agency (EMA) empfiehlt Tausendgüldenkraut gegen milde Verdauungsstörungen und andere Magen- wie Darmbeschwerden sowie bei zeitweisem Appetitverlust. Sie sollten, wenn die Symptome trotz eines mehr als zweiwöchigen Konsums des Krauts anhalten, einen Arzt, eine Ärztin oder anderweitig in Gesundheitsberufen Qualifizierte konsultieren.
Was sagen die wissenschaftlichen Belege?
Es gibt nur sehr wenig Studien zur Wirksamkeit von Tausendgüldenkraut. Dennoch bewertet die EMA beobachtete Auswirkungen bei lang anhaltender Einnahme von Extrakten, Tees etc. aus der Pflanze als eine Evidenz für die Wirkung gegen Magenbeschwerden.
Wer sollte Tausendgüldenkraut nicht einnehmen?
Traditionell wurde die Pflanze gegen Geschwüre im Magen und Darm eingesetzt. Die EMA rät hingegen dringend, Tausendgüldenkraut nicht einzunehmen, wenn sie an solchen Geschwüren leiden. Ausdrücklich sollte die Pflanze nur von Erwachsenen eingenommen werden, nicht von Kindern.
Komplementärmedizin – Gelenkrheuma und Ekzeme
In der Komplementärmedizin dienen Umschläge und Kompressen mit Tausendgüldenkraut auch als Mittel gegen Abszesse, Ekzeme und Gelenkrheuma, sowie zum schnelleren Verheilen äußerer Wunden. Harte Belege dafür stehen zwar aus, doch generell sind antientzündliche und anti-mikrobielle Eigenschaften der Pflanze bewiesen – insofern sind die positiven Auswirkungen auf die beschriebenen Leiden logisch.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin dient die Pflanze als Mittel gegen Erkrankungen des Verdauungstrakts. Auch in der Homöopathie ist die ganze, frische Pflanze Ausgangsbasis für Präparate. Diese enthalten dann indessen keine nachweisbar bioaktiv wirksamen Stoffe mehr.
Naturheilkunde – Verdauung und Kreislaufbeschwerden
In der Naturheilkunde wird Tausendgüldenkraut für eine gesunde Diät empfohlen, da es sowohl gegen starkes Übergewicht hilft, indem es die Verdauung anregt, wie auch dem Körper zugleich keine schädlichen Stoffe zuführt oder nützliche entzieht.
In der Naturheilkunde dienen Tees aus den getrockneten Blüten der Pflanze dazu, die Produktion von Magensaft anzuregen und so eine funktionierende Verdauung einzusetzen, um Kreislaufbeschwerden in den Griff zu bekommen. Dieser Tee soll zugleich Fieber senken.
In der Naturheilkunde geht die Behandlung bestehender Krankheiten mit Tausendgüldenkraut einher mit der Krankheitsprävention und einer allgemeinen gesunden Ernährung. Verbreitet sind Teemischungen, die neben Tausendgüldenkraut zum Beispiel Kalmuswurzel, Enzianwurzel und Fenchel enthalten. Um die verdauungsfördernden Eigenschaften zu stärken, eignen sich auch Mischungen mit Kümmel oder Schwarzkümmel.
Volksmedizin – Wurmbefall und Wundheilung
Tausendgüldenkraut bekam seinen lateinischen Namen bereits in der Antike und ist seit sehr langer Zeit als Heilpflanze verbreitet – Menschen in verschiedenen Kulturen nutzten es unabhängig voneinander. Zusätzlich zu den beschriebenen Wirkungen dient das Kraut unter anderem als Arznei gegen Menstruationsbeschwerden, Diabetes, Erschöpfung, Fieber, Blutarmut, Gelbsucht (Hepatitis, Ikterus), Malaria und vergrößerte Milz. In Europa war Tausendgüldenkraut vor allem ein Wurmkiller, diente also dazu, Menschen zu heilen, die unter Befall mit Spul- wie Bandwürmern litten. In Südeuropa diente es als Mittel gegen Schlangen- wie Spinnenbisse und Stiche von Skorpionen wie Hornissen.
Wie in der evidenzbasierten Medizin ist die Pflanze in der Volksheilkunde vor allem als Mittel für diverse Beschwerden des Magen-Darm-Trakts bekannt, worauf Namen wie Magenkraut hindeuten. Traditionell wurde es gegen Geschwüre im Magen und Darm eingesetzt. Andere Namen zeigen, dass das Kraut auch dazu dient, das Blut zu reinigen (Adernkraut), Fieber zu senken (Fieberkraut), Wunden zu heilen (Wundkraut) oder als Allroundarznei (Allerweltsheil).
Die Volksmedizin setzte Tausendgüldenkraut auch gegen Krankheiten ein, gegen die es definitiv nicht wirkt. So verweist der Name Tollhundskraut darauf, dass unsere Vorfahren es gegen die Folgen eines Bisses tollwutkranker Hunde einsetzten. Gegen das Tollwutvirus ist indessen, wie das Sprichwort sagt, „kein Kraut gewachsen“. Hier hilft nur eine Impfung.
Verschreikräuel zeigt, dass die Pflanze im Volksglauben auch eine magische Komponente hatte. So sollte es Hexen verschreien, also anzeigen.
In der Ukraine sind Branntweintinkturen mit Tausendgüldenkraut nach wie vor beliebt, um äußere Wunden, Hautausschlag, Ekzeme, Akne und infizierte Pickel sowie Insektenstiche zu behandeln.
Magentee
Die traditionell verbreitetste und zugleich einfachste Möglichkeit, Tausendgüldenkraut medizinisch anzuwenden, ist ein Tee. Dazu legen wir circa einen Teelöffel des getrockneten Krauts pro Tasse in kaltes Wasser und lassen alles circa acht Stunden ziehen. Den Tee gießen wir durch ein Sieb und erwärmen ihn langsam auf ungefähre Körpertemperatur.
Sie können auch kochendes Wasser über die zerkleinerten Pflanzenteile gießen. Dann brauchen Sie aber ungefähr doppelt so viel der getrockneten Droge, um die Wirkung zu erhalten. Das heiße Wasser mit dem Kraut zieht ungefähr zehn Minuten, danach seihen Sie alles ab. Sie trinken vor jeder Mahlzeit zwei kleine Tassen in kleinen Schlucken.
Tipp: Der bittere Geschmack gefällt nicht jedem. Sie können pro Tasse einen kleinen Teelöffel Honig hinzugeben oder das Kraut mit anderen Heilpflanzen mischen, die die Wirkung ergänzen und zugleich weniger aufdringlich schmecken. Besonders geeignet sind Fenchelsamen mit ihrem süßlichen Aroma.
Medizingeschichte
Der lateinische Name rührt vom Zentauren Chiron, ein Fabelwesen mit dem Unterleib eines Pferdes und dem Oberkörper eines Menschen. Dieser soll im Mythos einen Pfeil in den Fuß (Huf) bekommen haben. Seine Wunde heilte er dann mit dem Centaurium (kentaurion to mikron).
Der deutsche Name Tausendgüldenkraut basiert auf einem Missverständnis: Er leitet sich ab von „tausend Gulden wert“ und bezieht sich auf den angeblich hohen Wert der Pflanze. Dabei verstand jemand irgendwann das Centaurea beziehungsweise centaurium falsch als centum aurei (100 Gulden). So wurden aus dem Pferdemenschen Geldstücke.
Verbreitung des Echten Tausendgüldenkrauts
Centaurium ist eine sommergrüne Pflanze, die zweijährig wächst. In Deutschland ist sie streng geschützt, in Europa kommt sie vom Mittelmeer bis nach Mittelskandinavien vor und bevorzugt nährstoffreiche Wiesen und sonnige halbtrockene Standorte. Auch auf Waldlichtungen siedelt sie sich an. Im Gebirge kommt Tausendgüldenkraut bis in 1400 Meter Höhe vor. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- European Medicines Agency. Science Medicines Health: Herbal medicine:summary for the public. Centaury. Centaurium erythraea Rafn. s.l., herba, EMA/824095/2015, 2 February 2016 , ema.europa
- Sargın, Seyid; Akcicek, E.; Selvi, Selami: An ethnobotanical study of medicinal plants used by the local people of Alaşehir (Manisa) in Turkey. In: Journal of Ethnopharmacology, Volume 150, Issue 2, Pages 860-874, December 2013, sciencedirect
- Siler, Branislav et al.: Centauries as underestimated food additives: Antioxidant and antimicrobial potential. In: Food Chemistry, Volume 147, Pages 367-376, March 2014, , sciencedirect
Wichtiger Hinweis:
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