Die Afrikanische Teufelskralle ist ein Sesamgewächs aus den Savannen Südafrikas. Als Teufelskralle werden auch die medizinisch verwendeten Speicherwurzeln dieser Pflanze benannt und deren Samenkapseln, die „krallenartige Auswüchse“ bilden. Unter den einheimischen afrikanischen Kulturen ist sie bereits seit langer Zeit eine Medizinpflanze – sie soll den Jägern bis ins hohe Alter die Gelenke beweglich halten. Heute dient sie auch als Komplementärarzneimittel bei Arthrose und anderen Gelenkschmerzen.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Harpagophytum procumbens
- Volksnamen: Afrikanische Teufelskralle, Trampelkette, Kriechende Teufelskralle
- Pflanzenfamilie: Sesamgewächse (Pedaliaceae)
- Vorkommen: Südafrika, Botswana, Namibia – Savannen im Umfeld der Kalahari; auch in Angola, Zimbabwe und Mocambique in den Schwemmlandregionen
- Verwendete Pflanzenteile: Die unterirdischen weit verzweigten Speicherwurzeln (Sekundärwurzeln)
- Inhaltsstoffe: Iridoidglykoside, Phenolglykoside, Saccharide, Phenylpropanoide, Phytosterine, Zimtsäure, ungesättigte Fettsäure, Chlorogensäure, Diterpene, Flavonoide, Triterpene und Phenolcarbonsäuren.
- Anwendungsgebiete:
- Schmerzlinderung
- Gelenkerkrankungen
- Schutz von Knorpeln
- Stimulation der Galle
Übersicht
- Der Name Harpagophytum (Enterhaken) leitet sich von den Früchten ab, deren Samenkapseln Auswüchse bilden, die sich beim Aufspringen spreizen und verholzen. Daher rührt auch der deutsche Name Teufelskralle.
- Die Bezeichnung (Afrikanische) Teufelskralle führt zu Verwechslungen, da als „Teufelskralle“ auch die in Europa beheimateten (Phyteuma)-Arten bezeichnet werden, die zu den Glockenblumengewächsen gehören. Bei diesen bezieht sich der Name „Teufelskralle“ auf die Form der Blüten.
- Teufelskralle ist zur Komplementärtherapie bei Arthrose und Gelenkbeschwerden anerkannt.
- Teufelskralle hat einen hohen Bitterwert, der aber nicht ganz den von Enzian erreicht.
- Die wilde Teufelskralle ist stark bedroht. Deshalb sollte die Pflanze kultiviert werden und/oder nur die Nebenwurzeln geerntet werden. Eine Kultivierung außerhalb der Trockengebiete Südafrikas ist jedoch schwierig.
- Die Pflanze ist auch bedroht, weil das auf Nachfrage begründete übermäßige Sammeln wilder Teufelskrallen zahlreichen Familien das Einkommen sichert.
- Wenn es „nur“ um die Bitterstoffe geht, die zum Beispiel die Verdauung anregen, kann auch statt der bedrohten Teufelskralle auf andere Bitterpflanzen zurückgegriffen werden, zum Beispiel auf Wermut, Tausendgüldenkraut oder Benediktenkraut.
Inhaltsstoffe
Die Speicherwurzeln der Afrikanischen Teufelskralle enthalten Iridoidglykoside, Phenolglykoside, Saccharide, Phenylpropanoide, Phytosterine, Zimtsäure, ungesättigte Fettsäure und Chlorogensäure. Unter den Iridoidglykosiden, die die Bitterstoffe bilden, ist die Hauptkomponente Harpagosid, andere sind Procumbid und Harpagid. Ein Phenylethanoidglykosid ist Verbascoid. Hinzu kommen Diterpene, Flavonoide, Triterpene und Phenolcarbonsäuren. Der Bitterwert liegt bei 5000 bis 12000.
Harpagosid – das Bittere der Teufelskralle
Das Iridoid Harpagosid ist der wichtigste Wirkstoff der Teufelskralle, indessen ist bis heute unklar, wie es wirkt. Es ist aber nicht die einzige medizinisch wirkende Komponente der Pflanze.
Inhaltsstoffe der Teufelskralle hemmen die Cyclooxygenase 2 (COX-2) und die Lipoxygenase und bremsen so Entzündungsprozesse. Durch das Ausschütten von weniger Entzündungsbotenstoffen geht laut einer Studie die Produktion von Enzymen zurück, die Gelenkknorpel abbauen.
Wirkung
Das Herbal Medicinal Product Committee (HMPC) stuft Teufelskralle als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39 Arzneimittelgesetz) ein, die Kommission E hält Wirkungen gegen Appetitlosigkeit und dyspeptische Beschwerden für belegt, ebenso zur begleitenden Behandlung degenerativer Erkrankungen des Bewegungsapparats. Die European Scientific Cooperative on Phytotherapy (ESCOP) hält auch Effekte gegen die Schmerzen bei Osteoarthritis und gegen Rückenschmerzen für gegeben. In der Volksheilkunde wird die Wurzel auch gegen leichte Gliederschmerzen eingesetzt und gegen Verdauungsbeschwerden wie Blähungen.
Gegen Entzündungen und für die Verdauung
Einerseits wirkt Teufelskralle also gegen Entzündungen, andererseits zeit sie Wirkungen bei der Verdauung. Eingesetzt wird sie in Europa bei Gelenkschmerzen wie Rheuma oder Arthrose, bei Sehnenscheidenentzündungen und Appetitlosigkeit.
Die Volksmedizin setzt sie zudem ein gegen
- Fieber,
- Kopfschmerzen,
- Menstruationsbeschwerden
- Hautleiden,
- Hexenschuss,
- Geschwüre und
- Furunkulose.
Solche Wirkungen, die die entzündungshemmenden Eigenschaften der Pflanze auslösen könnten, sind zwar durchaus möglich, aber nicht wissenschaftlich belegt.
Bitter macht hungrig
Dass die enthaltenen Bitterstoffe den Appetit und die Verdauung anregen, wird hingegen wissenschaftlich allgemein anerkannt. Diese Stoffe fördern die Produktion von Magensäure und Galle, sie stimulieren die Leber und Bauchspeicheldrüse. So senken sie auch den Cholesterinspiegel. Beschwerden wie Blähungen, Völlegefühl und Appetitlosigkeit sind „klassische Symptome“ der Störungen im Magen-Darm-Trakt die von Bitterstoffen aufgehoben werden.
Die Bitterstoffe normalisieren den Stuhlgang bei Verstopfung, verfestigen zugleich Durchfall, lösen Blähungen auf und steigern den Appetit. Das gilt nicht nur für die Afrikanische Teufelskralle, sondern auch für andere Bitterpflanzen wie Wermut, Tausendgüldenkraut oder Gelbe Enzianwurzel.
Gegen Schmerzen
Klinische Studien zeigen zudem deutliche Wirkungen gegen Schmerzen, die beim Abnutzen des motorischen Apparats entstehen. Vermutet werden zudem Wirkungen gegen die starken Entzündungen bei Rheuma und Arthrose, die bisherigen Studienbelege können aber noch nicht überzeugen. Verschiedene klinische Studien konnten zu der vermuteten Wirksamkeit unter anderem bei Osteoarthritis, vor allem an den Knie- und Hüftgelenken, noch keinen eindeutigen Wirkmechanismus aufzeigen.
Damit sind aus Teufelskralle hergestellte Präparate allenfalls komplementär zu bestehenden Therapien zu empfehlen, weitere Forschung über die Wirkmechanismen der Pflanzenwurzeln ist indessen notwendig.
Hund und Pferd
Beim Hund lässt sich Teufelkralle ebenfalls als Komplementärmedizin bei Gelenkschmerzen einsetzen. Auch hier muss die Einnahme des Extraktes über einen längeren Zeitraum erfolgen. In der Pferdemedizin hat sich Teufelskralle ebenfalls bewährt. Der Größe und dem Volumen des Pferdekörpers entsprechend, bedarf es hier einer noch längeren Einnahme, um innere Entzündungsherde zu erreichen.
Medizinische Anwendungen
Ein Tee aus der Wurzel der Teufelskralle regt den Appetit an und lindert Verdauungsbeschwerden. Gelenkschmerzen, wie sie bei Arthrose und Rheuma auftreten, bekämpft ein solcher Tee nicht. Dazu bedarf es wässriger oder alkoholischer Extrakte der Speicherwurzeln, in denen die Wirkstoffe stärker konzentriert sind.
Für alkoholische Extrakte ist eine Tagesdosis von rund 1000 Milligramm angesagt (bis zu 1500 Milligramm), bei wässrigen Auszügen 2200 Milligramm. Ethanol-Wasser-Mischungen in verschiedener Konzentration sind als Wurzelextrakte heute die Hauptpräparate, da diese stärker Entzündungen hemmen und besser Schmerzen lindern als isoliertes Harpagosid. In wässrigen Trockenextrakten ist mehr Harpagosid enthalten als in Extrakten mit 60-prozentigem Ethanol.
Teufelskralle Tabletten
Teufelskralle gibt es in Form von Extrakten, Kapseln und Tabletten. Um Teufelskrallenextrakte anzuwenden, sollten Sie sich zuerst fachärztlich über die Einnahme und Dosierung beraten lassen und sich die Packungsbeilage genau durchlesen. Bei arthritischen Beschwerden müssen Sie die Extrakte mehrere Wochen einnehmen, bevor sich eine Wirkung einstellt.
Teufelskralle Salbe
Für die äußere Anwendung lassen sich Extrakte aus der Teufelskralle als Salbe in der Apotheke erwerben. Diese Creme wird bei Sehnenscheidenentzündungen und Polyarthritis aufgetragen.
Kontraindikationen
Sie dürfen auf keinen Fall Teufelskralle anwenden, wenn Sie unter Geschwüren im Magen-Darm-Trakt oder dem Zwölffingerdarm und/oder Erkrankungen der Gallenwege leiden. Bei einer Allergie gegen Pedaliengewächse müssen Sie von der Anwendung absehen. Bei Gallensteinen dürfen Sie Teufelskralle nur einsetzen, wenn dies nach fachärztlicher Einschätzung für unproblematisch angesehen wird. Das gilt auch, wenn Sie Mittel zur Blutgerinnung einnehmen und an Diabetes oder Herz-Kreislauf-Beschwerden leiden.
Neben- und Wechselwirkungen
Unerwünschte Nebenwirkungen bei der innerlichen Verwendung der Extrakte sind bisweilen
- Magen-Darm-Beschwerden,
- Übelkeit,
- Kopfschmerzen,
- Schwindel,
- Juckreiz und
- Nesselbildung auf der Haut.
Diese treten selten auf und vergehen nach kurzer Zeit. Unerwünschte Wirkungen können auch sein: Sodbrennen, Übelkeit und Erbrechen. Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind nicht bekannt. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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Wichtiger Hinweis:
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