Die Topinambur ist ein Knollengemüse. Es enthält Wirkstoffe, die bei Stoffwechselerkrankungen helfen. Heraus ragt dabei Inulin, das die Gesundheit von Menschen mit Diabetes und Übergewicht fördert. Hinzu kommen Vitamine, Spurenelemente und Mineralien.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Helianthus tuberosus
- Volksnamen: Erdartischocke, Indianerknolle, Erdbirne, Jerusalemartischocke, Diabetiker-Kartoffel
- Familie: Korbblütler (Asteraceae)
- Verbreitung: Ursprünglich Nord- und Mittelamerika
- Verwendete Pflanzenteile: Vor allem die Knollen, für Tee auch die Blüten
- Inhaltsstoffe: Kalium, Calcium, Zink, Phosphor, Magnesium, Eisen und Selen, Phenolverbindungen wie Chlorogensäure, Inulin, Provitamin A, Vitamin B 1 und Vitamin C, Ballaststoffe
- Anwendungsgebiete: Diabetes, Zöliakie, Übergewicht, Magen-Darm-Pflege, Regulieren des Blutzuckers, Vorsorge gegen Arteriosklerose, Prävention von Schlaganfällen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Versorgung mit Mineralstoffen und Kohlenhydraten, Hautreizungen, Fieber, Entzündungen
Topinambur – Eine Übersicht
- Sie können die gesamte Pflanze vielfältig verwenden (ähnlich wie Kartoffeln) und zubereiten, beispielsweise als Suppe, Püree, als Tee, Extrakt, frisch ebenso wie als Mehl.
- Topinambur wird zwar ähnlich genutzt wie die Kartoffel, ist aber nicht mit dieser verwandt, sondern gehört in die gleiche Gattung wie die Sonnenblume. Im Unterschied zur Sonnenblume sind aber nicht die Samen das Hauptprodukt, sondern die unterirdischen Knollen, die Fans wegen ihres süßlichen Geschmacks schätzen, der an Nüsse erinnert.
- Topinambur ist frei von Gluten und kann deshalb auch von Menschen gegessen werden, die diesen Stoff nicht vertragen.
- Durch eine Menge Ballaststoffe sättigt Topinambur mit nur 79 Kalorien pro 100 Gramm.
- Eine dauerhaft hohe Zufuhr an Insulin führt zu einer Gewöhnung, sodass der Körper permanent eine höhere Dosis braucht, was wiederum Übergewicht, Herzerkrankungen und Schlaganfälle fördert. Das im Topinambur enthaltene Inulin hat den Vorteil, dass es in Verbindung mit Fruktose den Insulinbedarf des Körpers senkt und zudem den Blutzuckerspiegel kaum beeinflusst.
Inhaltsstoffe
Die „Diabetiker-Kartoffel“, wie die Topinambur auch heißt, bietet eine Fülle gesunder Inhaltsstoffe. Sie enthält gut verträgliches Inulin, kein Fett und kein Gluten und lediglich 79 Kalorien auf 100 Gramm, einen hohen Level an Kalium, dazu Calcium, Zink, Phosphor, Magnesium und Selen.
Drei mittelgroße Topinambur decken den Tagesbedarf eines erwachsenen Menschen an Eisen. Zu den Phenolverbindungen der Knolle gehört Chlorogensäure, an Vitaminen enthält sie vor allem Provitamin A, Vitamin B 1 und Vitamin C.
Die „Indianerknolle“ liefert viele Ballaststoffe, die zu einem lang anhaltenden Sättigungsgefühl führen. Eine norwegische Studie zeigte 2019, dass ein wesentlicher Faktor beim Extrahieren der antioxidativen Inhaltsstoffe aus Topinambur die Temperatur ist.
Medizinische Wirkung
Topinambur hemmt den Appetit, hilft beim Abnehmen und dabei, das Gewicht zu halten. Topinambur enthält Polyphenole, die freie Radikale bekämpfen und in der Medizin seit langem als Antioxidantien bekannt sind.
Antioxidantien sind wichtig, um zum Beispiel die Auswirkungen der Alzheimer-Erkrankung und der Arteriosklerose zu lindern. Chlorogensäure verhindert die Zuckeraufnahme im Blut, reguliert so den Blutzucker und hilft gegen Zellschäden.
Eine kanadische Studie verwies 2017 darauf, dass bioaktive Komponenten der oberirdischen Teile der Jerusalem-Artischocke krebspräventiv wirken und Effekte gegen potenziell pathogene Pilze haben. Topinambur kann den Cholesterinspiegel senken.
Ein polnischer Review von 2012 fasst zusammen: Stoffe in Topinambur wirken als Präbiotika, also als nicht verdaubare Bestandteile von Lebensmitteln, die das Wachstum und die Aktivität der Bakterien im Dickdarm fördern und so zu einer stabilen Darmgesundheit beitragen. Eine derart gestärkte Darmflora kann effektiv Krankheitserreger bekämpfen. Topinambur ist eine vielversprechende Kandidatin für eine präbiotische Unterstützung von Diäten.
Die gesundheitlichen Vorteile von Topinambur sind: Sie hemmt den Appetit, und sie sättigt bei wenig Kalorien. Sie hat einen positiven Effekt auf die Werte des Blutzuckers, der Harnsäure und des Cholesterins. Die Knolle verbessert die Darmfunktionen und fördert die Darmflora.
Sie lässt sich gegen Diabetes einsetzen, da Inulin Insulin ersetzt. Sie hilft gegen Erkrankungen in Magen und Darm. Topinambur verbessert die Aufnahme von Eisen, Magnesium und Calcium. Sie liefert Vitamine und Polyphenole, wirkt gegen Fieber, Schmerzen und Entzündungen. Die Pflanze enthält kein Gluten und kann deswegen auch von Menschen verzehrt werden, die an Zöliakie leiden.
Sie liefert Salicylsäure, die gegen Hauterkrankungen eingesetzt wird, zum Beispiel gegen Akne, Warzen oder Schuppenflechte. Ein Review von Forschenden der Universität Lublin fasst zusammen: Topinambur besitzt ein weites Spektrum medizinischer Effekt und ist eine wertvolle Quelle für präbiotische Stoffe.
Wie wirkt Inulin aus Topinambur?
Topinambur enthält das Kohlenhydrat Inulin, und zwar reichlich. In der frischen Knolle lassen sich bis zu 16 Prozent nachweisen. Die einzige Nahrungspflanze, die ähnlich viel des Stoffes enthält, ist Chicorée. Inulin ist eine Zuckerverbindung, die den Dünndarm unversehrt passiert und sich besonders im Dickdarm abbaut und somit die dort vorhandenen Darmbakterien ernährt und aktiviert.
Ein Review im Fachmagazin „Food Science and Nutrition“ fasste 1993 zusammen: Inulin kann die durch Insulin aufgenommenen Kohlenhydrate ersetzen, ohne sich deutlich auf den Spiegel des Blutzuckers auszuwirken. Dies ist wichtig für Menschen mit Diabetes, die kein eigenes Insulin haben oder unzureichend auf einen Anstieg des Blutzuckers reagieren, was besonders bei Typ-2-Diabetes in Verbindung mit Übergewicht der Fall ist.
Diese Menschen können die nötigen Kohlenhydrate über das Inulin einnehmen und so den Organismus mit lebenswichtiger Energie versorgen. Deswegen findet sich Inulin besonders in der Therapie von Menschen, die an Diabetes erkrankt sind. Für Menschen, die unter Fettleibigkeit leiden oder „nur“ abnehmen wollen, ist Inulin interessant, weil es den Appetit dämpft.
Bei Topinambur bedeutet das konkret: Sie fühlen sich nach dem Verzehr satt und haben keinen Heißhunger, obwohl Sie nur wenige Kalorien zu sich nehmen. Sie aktivieren außerdem nützliche Darmbakterien und sorgen dafür, dass eine gesunde Darmflora entsteht. Die wiederum bedeutet, dass ihr Stoffwechsel besser funktioniert und Sie aufgenommene Nahrung besser verwerten.
Mehr noch: Inulin und die stabile Darmflora beugen Darmkrebs vor, senken den pH-Wert im Darm und verbessern dadurch die Aufnahme von Kalium, Magnesium und Eisen. Das beugt wiederum Osteoporose und Eisenmangel vor.
Topinambur zum Abnehmen
Topinambur ist eine ausgezeichnete Nahrung, um Gewicht zu reduzieren. Sie sättigt schnell (und dank der Ballaststoffe auch lange), bei wenigen Kalorien. Die Ballaststoffe beschäftigen nicht nur die Verdauungsorgane, sie reduzieren auch Heißhunger und helfen der Darmflora, Nahrung optimal zu verwerten.
In der Medizin ist die Knolle als Diät- und Schonkost bekannt. Topinambur spielt eine zunehmende Rolle in „functional food“, also in Nahrungsmitteln, die gezielt der Erhaltung der Gesundheit und Vorbeugung von Krankheiten dienen.
Anwendung
Bei Magen-Darm-Beschwerden werden nicht nur zubereitete Topinambur-Knollen gegessen, sondern auch ein Tee aus den Blüten getrunken. Extrakte aus der Pflanze finden sich in Cremes, Salben und Gelen gegen Hautreizungen, Akne, Ekzeme und Hautverletzungen.
Nebenwirkungen
Bei Topinambur kann Wirkung auch Nebenwirkung bedeuten, was für die meisten Heilpflanzen gilt, die den Magen-Darm-Trakt beeinflussen. So treten bei Menschen, deren Darm sensibel reagiert, Blähungen auf beim Verzehr von Topinamburknollen, und in wenigen Fällen auch Bauchkrämpfe.
Das ist dann aber kein Symptom einer Erkrankung, sondern zeigt, dass der Stoffwechsel aktiv wird, und das kann anfangs „zu viel des Guten“ sein. In diesem Fall reduzieren Sie den Konsum von Erdartischocke lediglich.
Als Faustregel gelten zu Beginn 50 bis 100 Gramm frische Knollen pro Tag. Eventuelle Nebenwirkungen gehen indessen bald vorüber: Der Körper gewöhnt sich schnell an die neue Nahrung und den „Inulinkick“.
Kulturgeschichte
Topinambur wird seit vielen Jahrhunderten von Indigenen in Nordamerika geschätzt. Im heutigen Kanada war sie eine Grundnahrung wie in Europa seinerzeit Getreide. Die Menschen schätzten besonders, dass die zubereiteten Knollen sich auf Reisen in dem weiten Land mitnehmen ließen und den Appetit drosselten.
Französische Kolonisten brachten die „Indianerknolle“ nach Frankreich, wo sie vorerst als „exotische Spezialität“ an den Adelshöfen Einzug hielt. Sehr bald zeigte sich, dass diese Knollen, die aus einem ähnlichen Klima wie in Mitteleuropa stammen, hierzulande bestens gediehen.
In Deutschland wurden „Erdbirnen“ schnell ein Grundnahrungsmittel – im späteren 18. Jahrhundert drängte dann der „Erdapfel“ (Kartoffel) die „Erdbirne“ an den Rand. Der Grund dafür war vor allem, dass Kartoffeln kalorienreicher sind – im Unterschied zu heute nahmen die meisten Menschen damals meist nicht zu viele, sondern zu wenige Kalorien auf.
Topinambur kaufen
Frische Knollen bekommen Sie in der Erntezeit von Oktober bis März. Auch wenn Topinambur sich in der Küche in vielerlei Hinsicht ähnlich einsetzen lässt wie Kartoffeln, müssen Sie einen wichtigen Unterschied berücksichtigen: Frische Topinambur halten sich im Kühlschrank lediglich drei bis vier Tage – nicht Monate wie Kartoffeln.
Sie müssen Topinambur also schnell verwenden. Erwerben können Sie auch Mehl aus Topinambur, mit dem Pfannkuchen oder Brot gebacken werden.
Ein polnischer wissenschaftlicher Review sieht viele ungenutzte Möglichkeiten, Topinambur für Nahrungsergänzungen zu nutzen. Es gibt bereits Topinamburchips, -müsli, -cracker und -brot.
Topinambur zubereiten
Die Schale großer Topinamburknollen ist zu fest und zu bitter, um sie mitzuessen und muss vor dem Zubereiten unbedingt entfernt werden. Die geschälten Knollen schneiden Sie in dünne Scheiben.
Aus ästhetischen (nicht gesundheitlichen) Gründen können Sie die geschnittenen Scheiben in Wasser einlegen, damit sie sich nicht braun verfärben – am besten mit einem Schuss Zitronensaft im Wasser.
Rezepte
Wenn Sie Topinambur zubereiten, dann denken Sie an Kartoffeln, denn generell sind die Rezepte ähnlich. Sie können die Knollen braten – in hauchdünnen Scheiben, die etwas länger als Kartoffeln zum Garen brauchen. Vorher waschen, schälen und schneiden Sie die Knollen. In beschichteten Pfannen mit etwas Öl färben sich die Scheiben nach ungefähr zehn Minuten knusprig goldbraun.
Sie können die Scheiben auch backen. Dafür blanchieren Sie diese rund vier Minuten in Kochwasser, bestreichen sie dann mit Olivenöl und breiten sie auf einem Backblech aus. Sie backen die Topinambur bei 200 Grad Celsius rund 45 Minuten und wenden sie nach 20 Minuten. Gute und gesunde Gewürze sind Rosmarin, Thymian, Oregano und süßer wie rosenscharfer Paprika.
Topinambur-Suppe
Topinambur kochen Sie in Scheiben in Salzwasser mit einem Schuss Zitronensaft, so bleibt die gelbe Farbe erhalten, statt sich zu einem Braungrau zu verändern. Nach 15 Minuten Garzeit gießen Sie die Scheiben in ein Sieb und schrecken sie mit kaltem Wasser ab.
Topinambur haben generell die Konsistenz von mehligen Kartoffeln – nicht von festkochenden. Deswegen werden sie oft zu Püree und Suppe verarbeitet, gerne zusammen mit gerösteten Zwiebeln und Suppengemüse.
Topinambur anbauen
Topinambur lässt sich sehr leicht anbauen, für einen Zier- und Naturgarten sogar zu leicht, sodass Sie Sicherheitsmaßnahmen beachten müssen, wenn Sie nicht wollen, dass Ihr Garten zum Erdbirnenfeld wird. Topinambur verträgt Frost ohne Probleme, mag Sonne, aber keinen Kalk, dafür Sand und Humus. Im Gemüsegarten sollten Sie unbedingt eine Wurzelsperre einsetzen.
Viele Gärtnerinnen und Gärtner pflanzen die Knollen direkt am Gartenzaun. Vor der Ernte haben Sie so, zusätzlich zu dem leckeren Wurzelgemüse im Winter, eine grüne Wand im Sommer, deren gelbe Blüten an die von Margeriten erinnern.
Topinambur ernten
Geerntet werden die Knollen den Winter über, wenn die Erde nicht friert. Frühsorten lassen sich ab Oktober ernten. Sie erkennen die Reife daran, dass das Kraut bräunt. Pro gepflanzter Knolle können Sie ungefähr zehn rechnen, die in der Erde wachsen.
Sie holen die Knollen mit einer Kartoffelgabel aus der Erde und lagern sie ungewaschen. Im Unterschied zu Kartoffeln müssen Sie die geernteten Topinamburen schnell an den Mann oder die Frau bringen, da sie sich nur kurze Zeit halten. Topinambur muss kühl und feucht lagern, da die Schale zu dünn ist, um vor Austrocknung zu schützen.
Fazit
Topinambur ist eine wertvolle Nahrungsquelle, die sich im Rahmen einer vollwertigen Ernährung ohne Abstriche empfehlen lässt. Regelmäßiger Verzehr der Knollen unterstützt die Gesundheit der Darmfunktionen und des Blutkreislaufs. Das Inulin macht Topinambur zu einer validen Heilknolle für die Magen-Darm-Gesundheit. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ardil Mumin, Michel Roger Mark Rod, Hamed Tavakoli et al.: An Analysis of the Composition, Health Benefits, and Future Market Potential of the Jerusalem Artichoke in Canada; in: Journal of Food Research, Volume 6, Issue 5, Seite 69, 2017, Canadian Center of Science and Education (CCSE)
- Marcel Roberfroid: Dietary fiber, inulin, and oligofructose: A review comparing their physiological effects; in: Critical Reviews in Food Science and Nutrition, Volume 33, Issue 2, Seiten 103-148, 1993, Taylor & Francis Online
- Muhammad Mir Showkat, Muhammad Mir, Anne Bergljott Falck-Ytter, Knut Olav Straetkvern: Phenolic Acids in Jerusalem Artichoke (Helianthus tuberosus L.): Plant Organ Dependent Antioxidant Activity and Optimized Extraction from Leaves; in: Molecules, Volume 24, Issue 18, 2019, MDPI
- Aleksandra Szewczyk, Miroslaw Zagaja, Jaroslaw Bryda et al.: Topinambur – new possibilities for use in a supplementation diet; in: Annals of Agriculture and Environmental Medicine, Volume 26, Issue 1, Seiten 24-28, 2019, Annals of Agriculture and Environmental Medicine
- Michalina Horochowska, Elzbieta Koleczek, Zygmunt Zdrojewicz et al.: Topinambour – nutritional and medical properties of the Jerusalem artichoke (Helianthus tuberoses L.); in: Pediatric endocrinology, diabetes, and metabolism, Volume 23, Issue 1, Seiten 30-36 (Abstract), 2012, PubMed
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