Indigene Amerikas nutzen Traubensilberkerze, um Frauenleiden zu behandeln. Im Wurzelstock der Traubensilberkerze sind Wirkstoffe enthalten, die vermutlich gegen Wechseljahresbeschwerden wirken, aber keine hormonartigen Prozesse auslösen und nicht die Zellwucherung fördern.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Cimicifuga racemosa
- Volksnamen: Klapperschlangenkraut, Christophskraut, Traubenförmige Schwarzwurz, Schwindsuchtwurzel, Frauenwurzel, Wanzenkraut oder Schlangenwurzel, Squaw Root
- Familie: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
- Verbreitung: Osten Nordamerikas von Ontario in Kanada über New York, Ohio, Pennsylvania, West Virgina, Alabama, Arkansas, Delaware, Georgia, Maryland, den Carolina und Tennessee bis nach Illinois und Missouri.
- Verwendete Pflanzenteile: Wurzelstock und Wurzeln
- Inhaltsstoffe: Flavonoide, Triterpenglykoside
- Anwendungsgebiete: Wechseljahresbeschwerden, Menstruationsprobleme, Rheuma, Arthritis, Asthma, Entzündungen
Traubensilberkerze – Eine Übersicht
- Traubensilberkerze wird hierzulande vor allem gegen Beschwerden der Wechseljahre eingesetzt, gegen Hitzewallungen und übermäßiges Schwitzen.
- Als amerikanische Indigene Alkoholvergiftungen erlitten, behandelten indianische Heilende die Kranken mit Pulver aus der Silberkerzenwurzel.
- American Natives setzten die Wurzel bei Erkrankungen der Leber ein. Das ist gefährlich. Nebenwirkungen des aus der Pflanze gewonnenen Stoffes Cimicifuga sind schwere Leberschäden, die einer endogenen Hepatitis entsprechen.
- Euroamerikanerinnen und -amerikaner lernten die Kräfte der Pflanze von den Indigenen kennen und nutzten sie ebenfalls, um Menstruation und Geburt zu erleichtern. Euroamerikanische Ärztinnen und Ärzte behandelten mit Silberkerze Rheuma und Entzündungen.
- In der Blütezeit bildet die Pflanze eine bis zu 90 Zentimeter lange Traube aus weißen Blüten, deren Form an eine Kerze erinnert. Daher stammt der Name Traubensilberkerze.
- Der Name (Klapper-)Schlangenwurzel rührt daher, dass die ledrigen Fruchtkapseln der Pflanze bei Wind gegen die Stängel der bis mannshohen Silberkerze schlagen und dieses Geräusch an das Klappern der Klapperschlange erinnert.
Inhaltsstoffe
Traubensilberkerze enthält Flavonoide und Triterpenglykoside. Die Wurzeln liefen Saponine, darunter Triterpensaponine / Triterpenglykoside wie Actein, zudem Cimicifugasäuren und weitere Phenolcarbonsäuren.
Medizinische Wirkungen
Die derzeitige Studienlage lässt den Schluss zu, dass Arzneien aus der Traubensilberkerze Wechseljahresbeschwerden lindern, besonders Hitzewallungen und Schweißfluss. Belegt ist diese Wirkung deutlich bei isopropanolischen Extrakten.
Die Traubensilberkerze wurde früher als östrogenähnlich wirkend angesehen. Jedoch ließ sich das pflanzliche Hormon Formononetin lediglich in methanolischen Extrakten nachweisen, während es in ethanolischen und isopropanolischen Extrakten fehlte. Heute schließt die Wissenschaft aus, dass Traubensilberkerze ähnlich wirkt wie Östrogen.
Ein wissenschaftlicher Review von 2012 fand bei Traubensilberkerzenextrakt erst in Kombination mit Johanniskraut (Hypericum perforatum) deutliche Effekte in der Behandlung von Wechseljahresbeschwerden.
Ein in der Cochrane Library 2012 veröffentlichter Review über die bestehende Studienlage kam zu einem skeptischen Ergebnis: Demnach seien die vorliegenden Studien so unterschiedlich, dass sie sich schwer vergleichen ließen. Vergleiche zwischen der Effektivität von Traubensilberkerze und anderen Behandlungen seien in den Studien entweder nicht schlüssig, weil der jeweilige Studienaufbau zu verschieden sei oder die Anzahl der Studien sei gering.
Oder aber Studien seien statistisch nicht bedeutsam. Beides gelte auch für die Sicherheit von Traubensilberkerze.
Die Daten für wesentliche Heileffekte seien unzureichend. Die vorhandenen Studien seien nur an kleinen Gruppen und nur für kurze Zeit durchgeführt worden.
Das gelte für Sexualität, Knochengesundheit, vulvovaginale Auswirkungen und Nachtschweiß. Es gäbe keine Versuche über das Verhältnis zwischen Kosten und Effektivität.
Die Qualität der jeweiligen Versuche sei generell unklar, da sie unzureichend dokumentiert würden. Insgesamt sei also die Evidenz für die Behandlung von Wechseljahresbeschwerden mit Traubensilberkerze unzureichend.
Indessen gäbe es hinreichende Rechtfertigung für weitergehende Studien an der Pflanze. Dann allerdings mit verbesserten Nachweisen und verbesserten Methoden.
Ein Review in der Wiener Medizinischen Wochenzeitschrift von 2017 fasste jedoch zusammen: Von 2000 bis 2015 wurden 28 klinische Studien in Europa, Amerika und Asien über die Effektivität der Traubensilberkerze veröffentlicht. Eine Metaanalyse von neun placebo-kontrollierten Studien von 2013 bestätigte eine deutliche Wirkung von Arzneien auf der Basis der Pflanze, um Wechseljahresbeschwerden zu lindern. Die Pflanze hat belegte Auswirkungen auf das zentrale Nervensytem, was seit 2003 in klinischen und präklinischen Studien belegt wurde.
Die Befürchtung, dass Traubensilberkerze als „hormonähnlich“ wirkendes Mittel bestehende Tumore in der Brust oder Gebärmutter fördert, gilt als widerlegt. Die Effekte der Pflanze gegen Wechseljahresbeschwerden sind keine hormonalen Prozesse.
So eignen sich Arzneimittel, die einen isopropanolischen Extrakt aus Cimicifuga enthalten, ausdrücklich auch für Frauen, die eine Brustkrebstherapie hinter sich haben und unter Wechseljahresbeschwerden leiden. Eine solche Behandlung sollte lediglich mit dem verantwortlichen Arzt oder der verantwortlichen Ärztin besprochen werden.
Inhaltsstoffe der Traubensilberkerze wirken wahrscheinlich im zentralen Nervensystem, im Gehirn und Rückenmark. In validen Studien für isopropanolischen Traubensilberkerzenextrakt zeigten sich keinerlei Auswirkungen auf hormonelle Parameter.
Bei Extrakten auf Ethanolbasis gab es zwar östrogene Effekte an Leber, Aorta und Knochen. Nicht jedoch an den östrogenregulierenden Prozessen im Uterus.
Die neueste Studienlage bestätigt ausdrücklich eine hohe Wirksamkeit von Traubensilberkerzenextrakt auf isopropanolischer Basis gegen Beschwerden der Menopause. So wurden in einer spanischen Metastudie 35 Studien ausgewertet, an denen insgesamt über 43.000 Patientinnen teilgenommen hatten.
Darunter waren 16 randomisierte kontrollierte Studien (RCTs). Eindeutig wirkte der Extrakt, in Kombination mit ebenso wie ohne Johanniskraut, deutlich stärker als Placebos: Gegen Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen und psychische Beschwerden. In Vergleichsstudien wirkte der Extrakt ebenso effektiv wie hormonelle Wirkstoffe, war jedoch besser verträglich.
Wir können also 2022 sagen, dass Traubensilberextrakt belegt und deutlich gegen Wechseljahresbeschwerden wirkt. Die Studienlage dafür ist sehr gut und eindeutig.
Traubensilberkerze und Mönchspfeffer – was wirkt wie?
Traubensilberkerze wird in der Behandlung von Frauenleiden oft mit dem Mönchspfeffer (Agnus Castus) verglichen. Beide sind wissenschaftlich in diversen Studien untersucht.
In der Praxis wird der Mönchspfeffer verstärkt eingesetzt, um Menstruationsleiden zu behandeln. Die Traubensilberkerze wird vor allem gegen Wechseljahresbeschwerden angewandt.
Medizinische Anwendungen
Salben und Pulver aus Silberkerze sollen Insekten und Wanzen abhalten. Ein gebundener Strauß der getrockneten Blüten in Bett oder Kleiderschrank gilt als Mittel gegen Bettwanzen und Kleiderläuse.
In Deutschland findet sich Traubenkerze in Fertigpräparaten. Eine eigenmächtige Nutzung als Hausmittel kann nicht empfohlen werden, da sich valide Studienergebnisse für die Wirksamkeit der Arzneimittel auf spezifische Extrakte beziehen.
Unerwünschte Nebenwirkungen
Langfristiger Konsum von Präparaten aus Silberkerze erhöht möglicherweise die Gefahr von Leberschäden. Bemerken Sie Symptome wie Ikterus (Gelbfärbung der Haut und Augen), dunklen Urin, mangelnden Appetit oder Schmerzen im Oberbauch, sollten Sie Traubensilberpräparate sofort absetzen und einen Arzt beziehungsweise eine Ärztin aufsuchen.
Wenn Sie Leberprobleme haben, dürfe Sie keine Traubensilberkerze zu sich nehmen. Arzneien mit Traubensilberkerze können Allergien auslösen, die sich durch Hautreizung, Juckreiz und Schwellungen im Gesicht zeigen.
Arzneimittel mit Traubensilberkerze
Traubensilberkerze ist in Arzneimitteln enthalten, die gegen Wechseljahresbeschwerden helfen sollen. Das Magazin Ökotest ließ 2018 von Manfred Schubert-Zsilavecz, Professor für pharmazeutische Chemie, im Handel erhältliche Präparate auf ihre belegte Wirksamkeit hin unter die Lupe nehmen.
Lediglich Remifemin® erhielt die Note „gut“. Hier ließ sich aufgrund einer für das Produkt angelegten Studie die Datenlage überprüfen. Klimadynon® Uno, Cimicifuga von Al und Stada oder Femikliman® schnitten mit „befriedigend“ ab, da die Datenlage zum Ergebnis führte: „Wirksamkeit nur teilweise belegt“.
Bei Cefakliman® Mono fehlte hingegen ein Wirksamkeitsnachweis, und deshalb erhielt es die Note „mangelhaft“. Ökotest begründete diese Einschätzung damit, dass Studien, die die Wirksamkeit für einen spezifischen Extrakt belegen, nicht auf andere Extrakte übertragbar seien.
Beim Kombinationspräparat Remifemin® plus, das außer Traubensilberkerze noch Johanniskraut enthält, seien die Angaben unvollständig, so dass sich die Wirksamkeit nicht beurteilen lasse. Auch hier gab es ein „mangelhaft“.
Professor Dr. Wolfgang Blaschek, der ehemalige Lehrstuhlinhaber für Pharmazeutische Biologie am Pharmazeutischen Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, kam zu dem Ergebnis: Zugelassene Cimicifuga-Präparate sind sicher und häufig wirksam, um Wechseljahresbeschwerden zu behandeln.
Dabei müsse darauf hingewiesen werden, dass positive Effekte erst nach zwei bis vier Wochen Therapie zu erwarten sind. Bei länger anhaltenden Behandlungen könne es bis zu sechs Monate nach Beginn der Einnahme zu weiteren Verbesserungen kommen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Wolfgang Blaschek: Wechseljahresbeschwerden. Evidenz für Traubensilberkerze; in: Pharmazeutische Zeitung, Volume 48, 2017, PZ
- Norman Bobitz: Therapie klimakterischer Beschwerden mit Cimicifuga racemosa: Erkenntnisse zu Wirkung und Wirksamkeit; in: Journal für Menopause, Volume 9, Issue 3, Seiten 21-25, 2002, Krause & Pachernegg
- Camil Castselo-Branco, Marco Gambacciani, Antonio Cano et al.: Review & meta-analysis: isopropanolic black cohosh extract iCR for menopausal symptoms – an update on the evidence; in: Climacteric, Volume 24, Issue 2, 2021, Taylor & Francis Online
- Ingrid Gerhard: Phytotherapeutische Optionen bei klimakterischem Syndrom. Eine Übersicht für die Praxis; in: Gynäkologie, Volume 1, Seiten 14-18, 2017, ROSENFLUH
- Karl Hiller, Matthias F. Metzig, Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band, Heidelberg, 2003
- Elena Laakman, Donata Grajecki, Katja Doege et al.: Efficacy of Cimicifuga racemosa, Hypericum perforatum and Agnus castus in the treatment of climacteric complaints: a systematic review; in: Gynecological Endrocrinology, Volume 28, Issue 9, 2012, Taylor & Francis Online
- Matthias J. Leach, Vivienne Moore: Black cohosh (Cimicifuga spp.) for menopausal symptoms; in: The Cochrane Database of systematic reviews, Volume 2012, Issue 9, 2012, Cochrane Library
- Hanns-Heinrich Henneicke-von Zeppelin: 60 years of Cimicifuga racemosa medicinal products: Clinical research milestones, current study findings and current development; in: Wiener Medizinische Wochenzeitschrift, Volume 167, Issue 7-8, Seiten 147-159, 2017, PubMed
- Kai Thomas, Benita Wintermantel: Wechseljahre: Symptome, Selbsttest und die besten Medikamente; in: Öko-Test, Mai 2018, Ökotest
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.