Die Tulpe hat ihren Namen vom persischen Wort tulbend, im türkischen tülband, was sich auf den Turban als Kopfbedeckung bezieht und die Form der Blüten damit assoziiert. Dichter sahen in ihr das Sinnbild des brennenden Herzens der Liebenden. Inhaltsstoffe der Tulpen wirken antimikrobiell, haben also eine medizinische Wirkung – allerdings sind alle Teile der Tulpe giftig.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Tulipa (Gattung), Tulipa gesneriana (Gartentulpe)
- Volksnamen: Tulpe, ein veraltetes Synonym ist „tulipan“
- Familie: Liliaceae
- Verbreitung: Von Zentralasien bis Nordafrika gibt es rund 150 wilde Tulpenarten mit Zentrum am südöstlichen Mittelmeer und dem Kaukasus. Die Gartentulpe wurde aus mehreren Wildarten im Mittleren Osten, vermutlich im Iran, kultiviert. Die einzige Wildtulpe in Deutschland ist Tulipa sylvestris – die meisten „wilden Tulpen“ in Europa sind verwilderte Gartentulpen.
- Verwendete Pflanzenteile: Zwiebel und Sprossen
- Inhaltsstoffe: Tulipanin, Tuliposid A, B und C
- Anwendungsgebiete: Inhaltsstoffe der Tulpen wirken antimikrobiell. Aufgrund der toxischen Effekte sollten Tulpen jedoch nicht als Hausmittel gegen Pilzerkrankungen zum Einsatz kommen. In Deutschland gibt es keine therapeutischen Anwendungen außer in der Homöopathie und mit isolierten Stoffen in Fertigpräparaten.
Tulpen – eine Übersicht
- Es gibt heute rund 4.200 Sorten der Gartentulpe.
- Der größte Tulpenproduzent sind die Niederlande.
- Die Tulpe sollte ursprünglich in Europa als Heilpflanze dienen; die Inhaltsstoffe der Zwiebeln wirken aber nicht therapeutisch, sondern giftig. Lediglich in der Homöopathie in stark verdünnter Form sowie als isolierte Stoffe in Fertigpräparaten können Wirkstoffe aus der Tulpe eingesetzt werden.
- Die Wilde Tulpe (Tulipa sylvestris) ist in Deutschland stark gefährdet und darf weder ausgegraben noch gepflückt werden. Als Ursache des stark zurückgehenden Vorkommens wird unter anderem die industrielle Landwirtschaft im Acker- und Weinbau angesehen.
- Tulpen wurden seit Jahrhunderten im Osmanischen Reich und Persien kultiviert und zierten die dortigen „Paradiesgärten“, ebenso in Indien, Afghanistan und Pakistan, bevor sie nach Europa kamen.
- Der Name Tulpe verballhornt das türkische „tülbend“ beziehungsweise das persische „dulband“, das das Tuch bezeichnet, aus dem der Turban um den Kopf gewickelt wird. Vermutlich bezog sich die Assoziation auf die Form der Blütenköpfe – auf Türkisch und Farsi heißt die Tulpe hingegen „lalé“.
- Tulpen waren im 17. Jahrhundert in Europa so wertvoll, dass sie zum Spekulationsobjekt wurden. Das sogenannte Tulpenfieber löste eine Finanzblase aus, die 1637 zum Börsencrash führte.
Tulpe – Inhaltsstoffe
Besonders die Zwiebeln und Sprossen enthalten Tulipanin, hinzu kommt Tuliposid A,B, C. Tulipanin ist ein Delphinidin, also ein Aglycon zahlreicher Anthocyane. Tulipanin (3-Rhamnoglucosid) verleiht den Tulpen ihre Farbe.
Sind Tulpen giftig?
Alle Pflanzenteile der Tulpen sind giftig: Blüten, Stängel, Blätter und Zwiebeln. Besonders in den Tulpenzwiebeln sind Giftstoffe vorhanden. Eine Gefahr besteht, wenn Tulpenzwiebeln mit Küchenzwiebeln verwechselt und verzehrt werden. Eine Tulpenvergiftung zeigt sich durch Übelkeit und Erbrechen, Magen- und Darmbeschwerden, Krämpfe im Bauch und ein Absinken der Körpertemperatur.
Tulpenkrätze
Auf der Haut löst das Gift eine Dermatitis aus, die Tulpenkrätze. Es bildet sich ein ekzemartiger Ausschlag, der juckt und Schmerzen verursacht. Die Haut rötet sich und schwillt an, bisweilen werden auch die Fingernägel brüchig. Gefährdet sind vor allem Menschen, die beruflich mit Tulpen arbeiten. Allergische Reaktionen sind in den Niederlanden eine häufige Berufskrankheit bei Tulpenzüchtern – bei den erkrankten Hautstellen an den Fingerkuppen spricht man auch vom “Tulpenfinger”.
Tulpen – giftig für Haustiere!
Tulpen sind auch giftig für Haus- und Nutztiere wie Hunde, Katzen, Pferde, Kaninchen, Meerschweinchen und Hamster. Bei diesen zeigen sich zuerst verstärkter Speichelfluss, Durchfall und Magen-Darm-Irritationen. Zum Teil erbrechen sich die Tiere auch.
Was tun bei einer Tulpenvergiftung?
Eine Hautentzündung durch Kontakt mit Tulpen heilt in der Regel ohne Behandlung in wenigen Tagen ab. Der Verzehr von Pflanzenteilen ohne ärztliche Hilfe kann jedoch schlimmere Folgen haben. Als erste Hilfe sollten Sie reichlich Wasser trinken und sofort ärztlichen Rat suchen! Die Vergiftung wird gewöhnlich durch die Gabe von Kohletabletten gebremst, die den Giftstoff binden.
Tulpe – medizinische Wirkungen
Inhaltsstoffe der Tulpen wirken antimirkobiell. Aufgrund der toxischen Effekte sollten Tulpen jedoch nicht als Hausmittel gegen Pilzerkrankungen zum Einsatz kommen.
In der Chinesischen Medizin spielt die Art Tulipa deulis eine Rolle. Die Zwiebel wird in China unter dem Namen „Guangcigu“ genutzt, um Halsentzündungen zu behandeln, sowie Halsdrüsengeschwulste, Geschwüre und Blutstau.
In homöopathischen Mitteln sind in höherer Potenz keine Wirkstoffe in einer Menge nachweisbar, die eine Vergiftung verursachen könnten. In den Potenzen D 24 und C 12 wird ein Verdünnungsverhältnis von eins zu zehn hoch 24 erreicht. Bei D 23 waren dann sechs Moleküle des Ausgangsstoffes vorhanden, bei D 24 und C 12 noch 0,6 Moleküle. Als Globuli oder Dilution wird Tulipan pulchra häufig in der Potenz D 30 beziehungsweise in der Potenz C 12 verwendet.
Turbane, Türkei und Tulpen
Tulpen, französisch „tulipe“, italienisch „tulipano“, englisch „tulip“ oder russisch „tul‘pan“ geht auf das türkische Wort „tülbend“ zurück (persisch „dulband“). Das bedeutet „aus Tüll gebunden“ und meint den Turban, der um den Kopf geschlungen wird. Ein Volksname für die Tulpe im Osmanischen Reich war „tülband-lalesi“ – die Turbanblume. In türkischen Schriften wurde sie jedoch lalé / laleh genannt, ebenso im iranischen Farsi.
Den Namen Tulipan erwähnte der kaiserliche Botschafter Oghier Ghislain dee Busbecq am Hof von Sultan Süleyman I 1554 in seinen „Türkischen Briefen“. Zu dieser Zeit war die Wildtulpe im Osmanischen Reich längst domestiziert und fand sich reichlich als Motiv der Keramik, der Fayencen, Wand- und Bodenfliesen, der Tücher und Teppiche.
Die Tulpe liebten die osmanischen Sultane nicht nur wegen ihrer Schönheit. Das Wort laleh ergibt rückwärts gelesen „helal“, und das bedeutet im türkischen „Halbmond“. Der Halbmond wiederum war das Symbol für die Macht des Sultans, und so wurde die Tulpe das Zeichen der osmanischen Herrscher.
Tulpen auf dem Vulkan
Der Iran ist ein Zentrum der wilden Tulpen. Sie blühen feurig rot und gelb zwischen dunklem Vulkangestein sogar in über 3.000 Metern Höhe auf dem Damavand, dem „Rauchenden Berg“, dem höchsten Berg des Landes im Alborz-Gebirge in der Provinz Mazanderan unweit des Kaspischen Meers. Persische Dichter verherrlichten die Tulpen als Boten des Frühlings und des erwachenden Lebens. Tulpen sind ein Symbol für Nourouz, das persische Neujahrsfest, das am 21. März beginnt. An diesem Fest priesen die Dichter am Hof des Schah die Tulpen und verglichen sie mit dem Herrscher in seiner „vollen Blüte“.
Das brennende Herz der Liebenden
Für die Sufidichter hatte die Tulpe noch eine viel wichtigere Bedeutung. Ihre roten Blüten mit schwarzem Fleck in der Mitte waren Sinnbild für das brennende Herz des Liebenden, der sich verzehrt, ins Gespräch mit Allah zu kommen.
Die Tulpe kommt nach Europa
Da die Tulpe für die osmanischen Herrscher eine so wichtige symbolische Bedeutung hatte, schenkten sie ausländischen Gästen Tulpenzwiebeln. Der flämische Botaniker und Botschafter des Habsburger Reiches in Istanbul, Ogier de Busbecq, war zudem selbst von Tulpen begeistert und schickte seinem Freund Carolus Clusius (1526-1609), dem Hofbotaniker im Palastgarten des Kaisers von Österreich, einige Tulpenzwiebeln.
Clusius wurde zum Professor der Universität Leiden ernannt und nahm Tulpenzwiebeln mit in die Niederlande, züchtete die Blumen im Hortus Botanicus in Leiden und kultivierte hunderte von neuen Sorten. Die Tulpen gediehen prächtig auf dem holländischen Sandboden und bald malte sie Rembrandt von Rijn (Rambrandt-Tulpen). 1559 pflegte bereits ein Kaufmann in Augsburg Tulpen, wo sie der Schweizer Naturkundler Conrad Gesner (1516-1565) sah. Er beschrieb sie als erster Europäer wissenschaftlich.
Tulpenvasen
Tulpen waren im 16. und 17. Jahrhundert extrem wertvoll, und so gab es spezielle Tulpenvasen, oft hergestellt aus kostbarem Porzellan in Delfter Blau oder in chinesischem Stil. Die Vasen dienten selbst als Dekoration und waren nur so groß, dass eine einzelne Tulpe in ihnen Platz hatte, denn die teuren Blumen wurden einzeln verkauft. 1620 entstand die erste, heute noch erhaltene Sorte, die burgunderrote „Lac van Rijn“.
Das Tulpenfieber
Die Schönheit der Tulpen und ihre Seltenheit führten dazu, dass an den Herrscherhöfen Europas ein „Tulpenfieber“ ausbrach. Sich mit einer Tulpe zu schmücken oder Tulpen im Garten zu haben, wurde ein Statussymbol der Reichen und Mächtigen. Adlige, Kaufleute, auch Handwerkerinnen und Handwerker sowie Bürgerinnen und Bürger versuchten, im Tulpengeschäft reich zu werden.
Eine einzige Zwiebel konnte über 10.000 holländische Gulden kosten, eine Handvoll so viel wie ein Haus in der besten Grachtenlage in Amsterdam. Tulpen wurden ein Spekulationsobjekt. Spekulanten in Haarlem bei Amsterdam trieben die Preise in die Höhe – 1637 zerplatzte die Finanzblase, und es kam zum Börsencrash. Der Tulpenmarkt brach zusammen und hinterließ unzählige Bürgerinnen, Bürger und Adlige in finanziellem Ruin.
Tulpen überall
Im 19. Jahrhundert hatten die Niederlande so viele neue Sorten gezüchtet, und Tulpen waren so weit verbreitet, dass sie für alle erschwinglich wurden. Die flachen Niederlande boten die riesigen Flächen, die es braucht, um Tulpen in Massen zu züchten.
Heute gehören sie zu den häufigsten Gartenpflanzen überhaupt, je nach Sorte eignen sie sich besonders als Schnittblume, Beetblume oder für den Balkontopf. Tulpen haben keine hohen Ansprüche, brauchen aber einen durchlässigen und nicht allzu schweren Boden, außerdem einen Platz zwischen Sonne und Halbschatten. Sie mögen keine Staunässe und keinen sauren Boden. Im Unterschied zu Wildtulpen müssen die meisten hoch gezüchteten Sorten jährlich neu gepflanzt werden.
Tulpen in Holland
Mitte März bis Anfang Mai ist Tulpenzeit in Holland. In diesen Monaten öffnet im Keukenhof in Liss der größte Blumenpark der Welt mit über sieben Millionen Blumen, unter anderem mit hunderten von Tulpensorten. Der Keukenhof lässt sich in knapp einer Stunde von Amsterdam erreichen.
Tulpenfest in Istanbul
In der türkischen Kultur hat die Tulpe noch heute eine große Bedeutung, und jedes Jahr zum Frühlingsanfang feiern die Bürgerinnen und Bürger von Istanbul das Tulpenfest. Besonders dichte Tulpenfelder finden Sie im Gülhane Parki (Rosenpark), direkt neben dem Topkapi-Palast der türkischen Sultane, und im Emirgan Parki auf der asiatischen Seite des Goldenen Horns. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Gemeinsames Giftinformationszentrum (GGIZ) Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen: Freilandpflanzen: Tulpe. (Abgerufen am 02.09.2021), GGIZ
- Anne Goldgar: Tulipmania: Money, Honour, and Knowledge in the Dutch Golden Age. Chicago, 2007
- Anna Pavord: Die Tulpe. Eine Kulturgeschichte. (Originaltitel: The Tulip. Übersetzt von Sven Dörper und Thomas Wollermann). Frankfurt am Main/ Leipzig, 2003
- Hassan, Iffat; Akhtar, Saniya; Zeerak, Sumaya et al.: Clinicoepidemiological and Patch Test Profile of Patients Attending the Contact Dermatitis Clinic of a Tertiary Care Hospital in North India: A 7-Year Retrospective Study; in: Indian Dermatology Online Journal, Volume 10, Issue 6, Seite 669-675, 2019, ResearchGate
- Merfort, Irmgard: Heil- und Nutzpflanzen mit Haut-Tücken, in: Pharmazeutische Zeitung, 3/2002, PZ
Wichtiger Hinweis:
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