Viginische Zaubernuss (Hamamelis virginiana)
Die in Nordamerika und Asien beheimatete Zaubernuss (Hamamelis) war bereits bei den indigenen Völkern Nordamerikas eine bedeutende Heilpflanze und findet auch heute noch Anwendung in deren Volksmedizin. Klinisch getestet ist ihre heilende Wirkung bei Wunden, Hämorrhoiden und Hautkrankheiten. Hamameliswasser aus der Zaubernuss wird in der Kosmetikindustrie aufgrund seiner heilenden und die Hautalterung hemmenden Wirkung vielfältig verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief: Virginische Zaubernuss
- Wissenschaftlicher Name: Hamamelis virginiana
- Volksnamen: Hexenhasel, Virginischer Zauberstrauch, Zauberhase, Herbstblühende Zaubernuss
- Pflanzenfamilie: Zaubernussgewächse (Hamamelidaceae)
- Vorkommen: Atlantisches Nordamerika, Mitteleuropa (kultiviert)
- Verwendete Pflanzenteile: Zweige, Rinde, Blätter
- Inhaltsstoffe:
- Gerbstoffe (Hamamelitannin, Proanthocyanidine),
- Flavonoide,
- ätherisches Öl.
- Anwendungsgebiete (Auswahl):
- Kleine Hautwunden,
- Hauttrockenheit,
- Neurodermitis (Atopisches Ekzem),
- Entzündungen des Zahnfleischs und der Mundschleimhaut,
- Hämorrhoiden,
- Venenschmerzen,
- Gerinnungsstörungen,
- Durchfall,
- Verstauchungen,
- Prellungen,
- Insektenstiche.
Virginische Zaubernuss – Eine Übersicht
- Die aus Nordamerika und Asien stammende Virginische Zaubernuss (Hamamelis virginiana) wird bereits seit langer Zeit bei den indigenen Völkern wegen Ihrer heilenden Wirkung bei kleinen Verletzungen und Wunden und bei Entzündungen eingesetzt.
- In der Medizin findet die Heilpflanze vor allem aufgrund Ihrer nachgewiesenen Wirksamkeit zur Regulierung des Feuchtigkeits- und Fettgehalts der Haut Anwendung.
- Verschiedene Inhaltstoffe der virginischen Zaubernuss wirken entzündungshemmend, blutstillend und adstringierend.
- Neben verschiedenen Hamamelis-Fertigpräparaten wie Salben, Wasser oder Zäpfchen, kann man auch heilende und wohltuende Mundspülungen, Umschläge und Verbände aus den Blättern oder der Rinde der Zaubernuss einfach selbst herstellen.
Pflanzenportrait
Im wissenschaftlichen Namen Hamamelis steckt das griechische Wort „hama“, das „gleichzeitig“ bedeutet und das griechische Wort „melon“, das „Apfel oder Frucht“ bedeutet. Hier wird Bezug genommen auf den namensgebenden Prozess – dem „Zauber“. Er beschreibt den von Pflanzenkundlern bewunderten Vorgang, dass sich bei der Zaubernuss die Früchte des Vorjahres im Sommer vor den Blüten, die erst im Herbst bis Winter erscheinen, entwickeln.
Die Gattung Zaubernuss (Hamamelis) umfasst sechs Arten. Die im Osten Nordamerikas vorkommende Virginische Zaubernuss (Hamamelis virginiana) wird traditionell als Heilpflanze verwendet. Carl von Linné war der Namensgeber für diese Art; Virginia ist das Herkunftsgebiet der Pflanze bei erstmaliger Beschreibung.
Weitere Arten in Nordamerika sind Hamamelis vernalis und Hamamelis ovalis. In Japan und in China, kommen die Japanische Zaubernuss (Hamamelis japonica) und die Chinesische Zaubernuss (Hamamelis mollis) sowie ein Hybrid beider Arten vor. Im 18. Jahrhundert wurde die Virginische Zaubernuss in einer winterharten Form als Zierpflanze nach Europa eingeführt.
Die Virginische Zaubernuss wächst in Nordamerika von Mexiko bis Kanada als kleiner Baum und erreicht meist Höhen von drei bis sechs Metern. Die Rinde ist erst grau oder rot und behaart und wird später hellbraun.
Alle Zaubernussarten treten als Sträucher oder niedrige Bäume in Erscheinung. Die ledrigen Laubblätter sind deutlich in Blattstiel und Blattspreite unterteilt und am Rand gebuchtet oder gezähnt. Ihre kurzgestielten, eiförmigen Blätter erinnern an die der Haselnuss, auch wenn keine Verwandtschaft besteht.
Die Zaubernuss ist sommergrün, im Winter erscheinen die grünen, gelben oder orange-roten Blüten. Bei der Virginischen Zaubernuss erscheinen bereits im Herbst hellgelbe Blüten. Die langen, schmalen und leicht gebogenen Blütenblätter erinnern in ihrem Aussehen an eine Koralle. Die zwei Fruchtblätter der Zaubernussfrüchte sind zu einem Fruchtknoten verwachsen, der Kapselfrüchte ausbildet. Pro Frucht werden zwei schwarze Samen bei der Fruchtreife bis zu zehn Meter weit ausgeschleudert.
Anwendungsgebiete
Bereits die indigenen Völker in Nordamerika verwendeten die Virginische Zaubernuss als Heilpflanze. Die Cherokee und Irokesen stellten Abkochungen aus Rinde und Blättern her, um Erkältungsbeschwerden und Verletzungen der Haut oder Blutungen zu mildern.
Aus der Virginischen Zaubernuss werden als Arzneien Hamameliswasser (Hamamelidis aqua), Hamamelisrinde (Hamamelidis cortex) und Hamamelisblätter (Hamamelidis folium) gewonnen und und gegen vielerlei Beschwerden eingesetzt, wie z.B.:
- Wunden,
- Hautkrankheiten,
- Hämorrhoiden,
- Durchfall,
- Insektenstiche.
Inhaltsstoffe und Wirkung
In der Rinde und in den Blättern der Virginischen Zaubernuss steckt die Heilwirkung der Pflanze. Gerbstoffe des Tannin-Types, ätherisches Öl und Flavonoide sind Bestandteile der Rinde, während die Blätter an Gerbstoffen vor allem Proanthocyanidine enthalten. Die wissenschaftliche Expertenkooperation ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) benennt in ihrer Monografie zur Virginischen Zaubernuss die blutstillende, zusammenziehende (adstringierende) und entzündungshemmende Wirkung dieser Heilpflanze.
Die in der Zaubernuss enthaltenen Gerbstoffe wirken gerinnungshemmend, stillen Blutungen und unterstützen die Wundheilung. Gerbstoffe wie Tannine und Proanthocyanidine ziehen das Gewebe zusammen und dichten es ab, indem sie die Eiweißstruktur der menschlichen Zellen verändern, so dass die oberen Haut- und Schleimhautschichten eine Schutzschicht ausbilden. Auch Entzündungen und Reizungen der Haut hemmen die Gerbstoffe der Zaubernuss effektiv. Der Pflanze selbst helfen Gerbstoffe gegen Schädlingsbefall und Flüssigkeitsverlust.
Eine Studie aus dem Jahr 2007 an Kindern untersuchte die Wirkung einer Wund- und Heilsalbe aus der Virginischen Zaubernuss (Hamamelissalbe) im Vergleich zu einer Dexpanthenol-Salbe. Die Probanden, Kinder im Alter bis zu elf Jahren, litten entweder an kleineren Hautverletzungen, an Entzündungen der Haut oder an Windeldermatitis. Bei allen drei Probandengruppen konnte nach der Anwendung der Hamamelissalbe dieselbe Linderung der Beschwerden wie bei der Anwendung der Dexpanthenol-Salbe erreicht werden. Wobei die positiven Resultate bei der Hamamelissalbe sogar noch etwas deutlicher waren.
In einer anderen klinischen Studie zur Pflege der trockenen Altershaut wurde ebenfalls die Wirkung von Hamamelissalbe untersucht. Dabei konnte gezeigt werden, dass der Hautfettgehalt und die Hautfeuchtigkeit bei trockener Altershaut nach vier Wochen deutlich erhöht werden konnte. Darüber hinaus wurden Juckreiz, Spannungsgefühl und Hautschuppung nachweislich verbessert.
Eine weitere klinische Studie untersuchte arzneimittelinduzierte Hauttrockenheit und die Wirkung einer Wund- und Heilsalbe, die das Destillat frischer Hamamelisblätter und -zweige enthielt. Der Hautfettgehalt, erhöhte sich nach 28 Tagen signifikant und in den allermeisten Fällen war das Präparat gut verträglich.
In der Kosmetik wird Hamameliswasser (Hamamelidis aqua) in Lotionen, Gesichtswasser oder Rasiercremes verwendet. Dieses wird aus frisch geschnittenen Zweigen unter Wasserdampfdestillation hergestellt und mit Ethanol versetzt. Hamameliswasser enthält keine Gerbstoffe, sondern lediglich flüchtige Bestandteile. Es lindert ebenso wie die Salbe Entzündungen der Haut und soll der Hautalterung entgegenwirken.
Die Virginische Zaubernuss findet auch bei Spülungen zum Gurgeln aus getrockneten Blättern oder getrockneter Rinde Anwendung – etwa zur Linderung von Entzündungen der Mundschleimhaut. Umschläge und andere Arzneipräparate helfen gegen Krampfadern und Verletzungen. Salben und Zäpfchen aus der Virginischen Zaubernuss sind auch ein wichtiges Therapeutikum bei Hämorrhoidenbeschwerden, wie Juckreiz und Entzündungen der Schleimhäute am Darmausgang.
Homöopathisch in Form von Globuli oder Tropfen kann die Virginische Zaubernuss innerlich und äußerlich bei Hämorrhoiden, Krampfadern oder Nasenbluten verabreicht werden.
Zaubernuss: Eigene Herstellung und Anwendung von heilenden Pflanzenpräparaten
Mundspülung und Umschläge mit Hamamelis bei Entzündungen
Aus den Blättern oder der Rinde der Virginischen Zaubernuss kann eine Mundspülung zur Anwendung bei Zahnfleisch- und Mundschleimhautentzündungen hergestellt werden. Aber auch Umschläge bei oberflächlichen Hautverletzungen und kleinen Entzündungen der Haut und der Schleimhäute können leicht selbst hergestellt und angewendet werden.
Dazu werden zwei bis drei Gramm zerkleinerte Hamamelisblätter oder zerkleinerte Hamamelisrinde mit 250 Millilitern Wasser aufgekocht, zehn bis zwanzig Minuten ziehen gelassen und dann abgegossen. Es kann bis zu dreimal täglich mit der Mundspülung gegurgelt oder mit den Umschlägen behandelt werden.
Verband aus der Zaubernuss bei Hämorrhoiden
Gegen Hämorrhoiden helfen Hamamelissalben oder -zäpfchen in Form von Arzneimittelfertigpräparaten. Aber auch ein eigens hergestellter Verband kann bis zu dreimal täglich auf den After gelegt werden um Linderungen zu erwirken.
Für die Verwendung als Verband werden zuvor fünf bis zehn Gramm zerkleinerte Hamamelisblätter oder zerkleinerte Hamamelisrinde mit 250 Millilitern Wasser aufgekocht, zehn bis zwanzig Minuten ziehen gelassen und dann abgegossen.
Nebenwirkungen
Es sind keine Neben- oder Wechselwirkungen bekannt. Allergische Reaktionen sind jedoch nicht auszuschließen. Es kann aufgrund der Gerbstoffe nach der Einnahme eines Tees aus der Virginischen Zaubernuss zu Magenbeschwerden kommen.
In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte die Zaubernuss nur nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden. (ls)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Van Rensen, Irmgard: Drei klassische Heilpflanzen für die Haut: Virginische Zaubernuss, Ringelblume und Echte Kamille, in: Zeitschrift für Phytotherapie, 31(04), 193-197, 2010, Thieme E-Journals
- European Scientific Cooperative on Phytotherapy: ESCOP Monographs - The Scientific Foundation for Herbal Medicinal Products, 2nd Edition, Thieme, 2003
- Welzel, Julia; Walther, C.; Kieser, Meinhard; Wolff, Helmut H.: Hamamelis-Salbe in der Pflege der trockenen Altershaut, in: Zeitschrift für Phytotherapie, 26, 6-13, 2005, Thieme E-Journals
- Welzel, Julia; Malek, Fathi Abdul; Zimmermann, Andrea; Wolff, Helmut H.: Hametum Wund- und Heilsalbe bei arzneimittelinduzierten Hautsymptomen, in: Zeitschrift für Phytotherapie, 30, 169-175, 2009, Thieme E-Journals
- Niedenthal, Tobias: Virginische Zaubernuss, in: Zeitschrift für Komplementärmedizin, 10(01), 32-33, 2018, Thieme E-Journals
- Wolff, Helmut H.; Kieser, Meinhard: Hamamelis in children with skin disorders and skin injuries: Results of an observational study, in: European Journal of Pediatrics, 166, 943-948, 2007, Springer
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.