Wasserdost wird seit mehreren Jahrtausenden als Heilpflanze eingesetzt. Zu den volksmedizinischen Anwendungsgebieten zählen beispielsweise Leberbeschwerden, Verbesserung der Wundheilung und Anregung der Potenz.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Eupatorium cannabinum
- Volksnamen: Gewöhnlicher Wasserdost, Heidnisch Wundkraut, Hirschwundkraut, Hirschgünsel, Hirschdost, Hirschkraut, Herzblume, Blauwetterkühl, Mannskraft, Leberbalsam, Lebertrost, Braunes Leberkraut, Wetterklee, Wetterkraut, Donnerkraut, Drachenkraut, Kunigundenkraut, Waterdost, Wasserhanf, Wasserottich, Wassersenf
- Familie: Korbblütler (Asteraceae)
- Verbreitung: Die einzige in Europa heimische Art der Gattung Wasserdost, als Neophyt wächst er in Australien und Nordamerika.
- Verwendete Pflanzenteile: Blätter und Wurzeln
- Inhaltsstoffe: Polysaccharide, Xylane, Eupatoriopikrin, Euparin, Lactucerol, ätherisches Öl, Gerbstoffe, Saponine
- Anwendungsgebiete: Herzbeschwerden, Leberleiden, Potenzmittel, Wundheilung, Erkältungen, Fieber, Regelschmerzen, Verstopfung
Wasserdost – Eine Übersicht
- Namen des Wasserdosts verweisen auf seine Bedeutung als Heilpflanze der Volksmedizin gegen Lebererkrankungen wie Leberbalsam, Lebertrost oder braunes Leberkraut, zur Wundheilung wie Heidnisch Wundkraut oder Hirschwundkraut, gegen Herzleiden wie Herzblume oder zur Steigerung der männlichen Potenz: Mannskraft.
- Wasserdost hat viele Namen, und einige erinnern daran, dass unsere Vorfahrinnen und Vorfahren der Pflanze magische Eigenschaften zuschrieben. So heißt er Donnerkraut oder Drachenkraut, Blauwetterkühl und Wetterkraut, Wetterklee, Hirschkraut, Hirschgünsel oder Hirschdost, weil er als Pflanze des Hirsch- und Wettergottes Regen fern halten sollte. Außerdem sollen Jagende die Heilkräfte der Pflanze entdeckt haben, weil sie beobachteten, wie kranke Hirsche sie fraßen. Das ist aber Spekulation.
- Andere Namen zeigen, dass der Dost Uferrandzonen, Auwälder und Feuchtwiesen liebt: Waterdoust, Wasserhanf, Wasserottich oder Wassersenf. Der Wasserdost ist eine Zeigerpflanze für feuchte Böden mit vielen Nährstoffen.
- Carl von Linné ordnete die Gattung Wasserdost 1753 biologisch ein. Als Heilpflanze bekannt ist er jedoch seit der Antike. So nutzten die Menschen im antiken Griechenland ihn zur Behandlung von Insekten- und Skorpionstichen sowie von Spinnenbissen, und die Menschen im alten Rom setzten ihn ein, um Ameisen fern zu halten.
- Gewöhnlicher Wasserdost enthält Stoffe, die in größerem Ausmaß potenziell die Leber schädigen können; eine regelmäßige innere Anwendung für Kinder sollte deshalb unterbleiben.
- Wasserdost ist winterhart und eignet sich bestens für Teich- oder Randbepflanzungen. Dabei harmoniert der Spätblüher ästhetisch mit dem Herbstlaub und ist eine wertvolle Nährpflanze für Insekten.
- Die Blütezeit beginnt im Juli und reicht bis in den Oktober.
- Wasserdost ist Bestandteil vieler Pflanzenarzneien.
Inhaltsstoffe
Wasserdost liefert eine Vielfalt bioaktiver Stoffe. Dazu gehören Polysaccharide, Xylane, Eupatoriopikrin, Euparin, Lactucerol sowie ätherisches Öl, Gerbstoffe und Saponine.
Wasserdost in Medizingeschichte und Volksmedizin
Der lateinische Gattungsname Eupatorium leitet sich ab von dem antiken König Mithridates Eupator, dem Herrscher von Pontus, der die Pflanze gegen Leberleiden eingesetzt haben soll.
Vorchristliche Kulturen nutzten die Pflanze bereits. Das spiegelt sich heute noch in Namen wie Heidnisches Unkraut oder Heidnisches Wundkraut.
Im christlichen Mittelalter fand sie ihren Platz in der christlichen Medizin, die um den Teufel und seine Dämonen kreiste. Wasserdost galt als Sitz der Hausgeister, und das ist ein Grund, warum sich die Pflanze in größeren Mengen rund um alte Bauernhöfe findet.
Im Mittelalter setzten die Menschen den Dost gegen diverse Krankheiten ein und nannten ihn Kunigundenkraut. Die Heilige Kunigunde, Frau von Heinrich II, ist die Schutzpatronin der kranken Kinder.
Kunigundenkraut sollte das Blut reinigen. Außerdem sollte es gegen Erkrankungen von Galle, Leber und Milz helfen.
Medizinische Wirkungen des Wasserdosts
Die Pflanze regt den Appetit an, reinigt das Blut, wirkt gegen Bakterien und desinfiziert, entwässert, senkt Fieber, regelt die Menstruation und lindert Schmerzen. Außerdem treibt sie den Schweiß und fördert die Wundheilung.
Eingesetzt wurde sie bei Erkältungen, Leberproblemen, Fieber, Pollenallergie und Heuschnupfen, Gelbsucht, Ruhr, Würmern, Husten, Schnupfen. Darüber hinaus auch bei Nierenbeschwerden, Wassereinlagerungen (Ödemen), Rheuma und Verdauungsproblemen.
Belegt sind Polysaccharide im Wasserdost. Diese stärken das Immunsystem, indem sie die Bildung von Immunabwehrzellen anregen.
Deswegen eignet er sich, um Erkältungen wie grippalen Infekten vorzubeugen. Auch die Heilung wird durch Wasserdost beschleunigt. Zudem wirken Präparate aus Wasserdost direkt gegen Herpes- und Influenzaviren.
Aus der Pflanze isolierte Wirkstoffe wie Eupafolin wandern über die Signalleitungen des Immunsystems. Dort können sie verhindern, dass inflammatorische Mediatoren aus humanen Makrophagen freigesetzt werden.
Sie hemmen so Entzündungen bereits im Vorfeld, nämlich die durch Lipopolysaccharid bestimmte Bildung von Mediatoren mit dem Kernfaktor NF-kB. Die Wirkstoffe drängen also ein Schlüsselsystem zurück, das eine Genfamilie aktiviert, die Entzündungen verstärkt.
Wie wirkt Wasserdost?
Die Pflanze enthält ätherisches Öl, Xylane, Bitterstoffglykosid, Eupatorin, Harze und Gerbstoffe. Die Wirkstoffe setzen Substanzen im Körper frei, die die Produktion von Immun-Abwehrzellen auslösen.
Wasserdost ist also kein direktes Mittel gegen spezifische Krankheiten. Sondern ein Input, gegen diverse Infekte eine höhere Widerstandskraft aufzubauen.
Forschende der Uni Münster zeigten, dass die von ihm ausgelöste Wirkung gegen Entzündungen bei Erkältungen die Schwellung zurückdrängt und das Atmen erleichtert. Als Immunverstärker sollte er aber am besten bei Beginn einer Erkältung eingenommen werden.
Bei Hautentzündungen empfiehlt sich eine Salbe. Auch ein Umschlag mit Brei aus der Pflanze ist geeignet.
Derzeit laufen Untersuchungen, ob Wasserdost einen natürlichen Schutz gegen Grippeviren bietet. Bei grippalen Effekten können Wasserdost-Präparate die Erkrankungsdauer um die Hälfte verkürzen.
Die Universität Münster kam weiterhin zu einem ungeahnten Ergebnis. Wasserhanf eignet sich sogar als Mittel gegen den H1N1-Virus, die Schweinegrippe.
Welche Nebenwirkungen hat Wasserdost?
Der Gewöhnliche Wasserdost kann möglicherweise bei lang anhaltender Einnahme Leberschäden verursachen. Die amerikanischen Arten sind unbedenklicher und im Handel erhältlich. Äußere Anwendungen sind jedoch unproblematisch.
Rezept für Wasserdost-Tee
Ein Tee aus der Heilpflanze bietet eine gute Prophylaxe gegen Erkältungen. Dazu übergießen Sie circa zwei Teelöffel Wasserdost mit einem Viertelliter kaltem Wasser und lassen die Mischung zwölf Stunden ziehen.
Sobald sich eine Erkältung anbahnt, trinken Sie von dem Tee. Der Korbblütler ist ein Bestandteil in Nieren- und Blasentee, den Sie in Apotheken oder Drogerien erwerben können.
Woran erkennen Sie Wasserdost?
Der Gewöhnliche Wasserdost wächst zwischen 50 und 150 Zentimeter hoch und bevorzugt feuchte Standorte. Seine unpaarigen Blätter bestehen aus bis zu sieben gegenständigen Blattfiedern und sind gezähnt, der Blütenstand bildet eine dichte Schirmrispe.
Die Pflanze blüht von Juli bis September in Röhrenblüten von rosa-weißer Farbe. Sie ist sommergrün und mehrjährig.
Wie baue ich Wasserdost an?
Der Korbblütler ist ein Lichtkeimer. Die Samen vertragen also nur eine dünne Erdschicht zwischen sich und der Sonne.
Sie können ab Mai direkt ins Freiland gesetzt werden. Wie bei allen Lichtkeimern ist es aber sinnvoller, die Samen im März bis April im Gewächshaus keimen zu lassen und die Sprösslinge einzupflanzen, da die meisten Samen sonst gefressen werden.
Das Keimen dauert bei 20 Grad Celsius bis zu zwei Wochen. Wichtig ist ein feuchter Boden aus Lehm-Humus-Gemisch und ein höchstens halbschattiger Platz.
Eine Gartenzierde
Die Pflanze wächst üppig am Gartenteich, im Sumpfbeet oder an einer feuchten Stelle. Sie zeigt sich im Spätsommer in voller Blütenpracht.
Eine wichtige Nährpflanze
Wasserdost ernährt zwar keine Raupen, ist aber als Spätblüher eine wichtige Nektarpflanze für Bienen, Hummeln, Käfer und Falter. Darunter Admiral, Distelfalter, Landkärtchen und Großes Ochsenauge.
Der Russische Bär sucht den Wasserdost ebenfalls heim. Dabei handelt es sich um einen Schmetterling, der auf die Pflanze angewiesen ist.
Die Insekten ziehen wiederum Spinnen an. Darunter sind beispielsweise Krabbenspinnen und Wolfsspinnen.
Wann pflanzen?
Am besten pflanzen Sie Wasserhanf im Frühjahr. Er eignet sich gut für den Hintergrund, da er sich stark ausdehnt. Ideal ist zum Beispiel eine Gartengrenze hinter dem Teich.
Wasserdost braucht in heißen Sommern viel Wasser. Entweder Sie pflanzen ihn direkt an Wasserflächen oder Sie müssen ihn gießen.
Schneiden
Im Naturgarten schneiden Sie die Stängel im Frühjahr, da Insekten den Winter in der Pflanze überdauern. Ab Mitte Mai können Sie dann auf circa 40 Zentimeter stutzen.
Wenn Sie bei der Knospung schneiden, werden die Blätter dunkler. Das ganze Kraut können wir von Mai bis Oktober schneiden und als Heilpflanze verwenden, frisch oder getrocknet.
Vermehren
Das Vermehren ist denkbar einfach und läuft über Teilung. Im März vor dem Austrieb stechen Sie Teilstücke der Pflanze ab und graben diese andernorts wieder ein.
Wer passt zum Wasserdost?
Wasserdost lässt sich im Naturgarten ausgezeichnet mit anderen Heilpflanzen und Insektenpflanzen kombinieren. In der Uferrandzone eines Gartenteichs harmoniert er mit Blutweiderich und Mädesüß.
Beide sind ebenfalls hervorragende Insektenweiden und wertvolle Heilpflanzen zum Blutstillen und gegen Kopfschmerzen. Der rosablühende Wasserhanf schmiegt sich harmonisch ein in das Purpurrot des Blutweiderichs und das Weiß des Mädesüß.
Andere Pflanzen, die in der Natur ein ähnliches Habitat besiedeln, sind Sumpfdotterblume, Trollblume, Froschlöffel und Wasserschwertlilien. Ebenso Bachbunge, Sumpfstorchschnabel, Sumpfvergissmeinnicht, Beinwell und Bachnelkenwurz. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Heilkäuter-Seiten: www.heilkraeuter.de (Abruf: 1.02.2018), Wasserdost
- Liath, Claudia: Der grüne Hain, Books on Demand, 2012
- Müller, Ferdinand (Hrsg.), Das große illustrierte Kräuter-Buch: Eine ausführliche Beschreibung aller Pflanzen mit genauer Angabe ihres Gebrauchs, Nutzens und ihrer Wirkung in der Arzneikunde, Unikum, 2012
- Hensel, Andreas et al.: "Eupatorium perfoliatum L. – Neue Befunde zu einer alten Arzneipflanze", in: Zeitschrift für Phytotherapie, Volume 34 Issue 2, 2013, Thieme
- Judzentiene, Asta; Garjonytė, Rasa; Būdienė, Jurga: "Variability, toxicity, and antioxidant activity of Eupatorium cannabinum (hemp agrimony) essential oils", in: Pharmaceutical Biology, Volume 54 Issue 6, 2016, Taylor & Francis
- Hänsel, Rudolf; Sticher, Otto: Pharmakognosie - Phytopharmazie, Springer, 2009
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.