Die Wilde Malve ist seit der Antike als Heilpflanze bekannt und eine der ältesten Nutzpflanzen. Malvenblüten sind schleimig, und diese Schleimstoffe wirken gegen Entzündungen, mindern Hustenreiz und pflegen die Haut.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Malva sylvestris
- Volksnamen: Hanfpappel, Katzenkäse, Käsekraut, Pissblume, Mohrenmalve, Käsepappel, Johannispappel, historisch Syrische Malve
- Familie: Malvengewächse (Malvaceae)
- Verbreitung: Ursprünglich Mittelmeerraum und Naher Osten, heute auf allen Kontinenten
- Verwendete Pflanzenteile: Blätter und Blüten
- Inhaltsstoffe: Schleimstoffe, Flavonoide, Malvin und Malvidin-3-glucosid, Gerbstoffe, ätherische Öle, Eisen, Eiweiß, Glucose, Kalium, Kalzium, Magnesium, Natrium, Vitamin C
- Anwendungsgebiete: Wundbehandlung, Harntrieb, Hustenreiz, Entzündungen in Mund, Rachen und Magen-Darm-Trakt, Mandelentzündung, Insektenstiche, Hautpflege, Abführmittel
Wilde Malve – Eine Übersicht
-
- Malven sind eine eigene Pflanzenordnung. Zu den entfernten Verwandten der Wilden Malve gehören der Kakao und der Affenbrotbaum.
- Auch Eibisch und Hibiskus gehören im weitesten Sinne zu den Malven, nicht aber zu den echten Malven. Das führt leicht zu Verwechslungen, zum Beispiel ist der im Supermarkt in Teebeuteln erhältliche Malventee meist Hibiskustee.
- Der Name Pappel in einigen Volksnamen der Malve hat nichts mit dem Baum zu tun, sondern leitet sich ab vom alten Wort Papp, das Brei bedeutet, denn Malvenbrei diente früher als Kindernahrung.
- Karl der Große ordnete an, die Wilde Malve in Klöstern als Heilkraut anzubauen.
- Wilde Malve lässt sich leicht mit dem Eibisch verwechseln. Das ist aber kein Problem. Beide sind ungiftig und lassen sich als Heilpflanze nahezu identisch verwenden.
- Wilde Malve ist eine sehr gut verträgliche Arzneipflanze. Nebenwirkungen sind nicht bekannt und auch nicht plausibel.
- Bereits in der Antike wurde Wilde Malve eingesetzt gegen Seitenstechen, Blasenschmerzen, Nervenleiden, Wunden und Hautgeschwüre.
Was kennzeichnet die Wilde Malve?
Die Wilde Malve wächst bis zu 125 Zentimeter hoch. Gehalten wird sie von einer Pfahlwurzel in Form einer Spindel, die viele Wurzelfasern aufweist.
Der Stängel ist von rauen Haaren bedeckt, verholzt am Boden an der Außenwand. Innen jedoch hat er ein weiches Mark.
Die Malve bildet am Fuß des Stängels Blattknospen, die im folgenden Jahr austreiben. Die Blätter sitzen wechselseitig, ihr Stiel ist ebenfalls mit rauen Haaren besetzt.
Die Blattspreite erinnert an Efeu in der Form eines Herzens. Andere Blätter, die unten am Stängel sitzen, sind hingegen rund.
Der Blattrand ist gekerbt. Die Nebenblätter haben die Form von Lanzetten.
Die Malve blüht vom späten Frühling bis in den frühen Herbst, bis zu zehn Blüten wachsen dann in den Blattachseln. Die Blütenstiele sind dabei kürzer als die Blattstiele.
Fünf kleine Blüten, bis zu fünf Zentimeter groß, befinden sind in einem Kelch. Dieser besteht aus zwei bis drei getrennten Blättern.
Die Wilde Malve ist eine Scheinblume. Auf eine männliche Phase folgt eine weibliche Phase.
Anfangs sind die Staubbeutel in der Staubblattröhre eingeschlossen. Wenn sich die Pollen entleeren, beginnt die weibliche Phase, in der sich die reifen roten Griffeläste ausbreiten.
Die Narbenpapillen öffnen sich jetzt für Insekten. Die Hauptbestäuber sind Hummeln, aber auch Bienen und Schwebfliegen nehmen den Nektar auf.
Inhaltsstoffe
Die Blüten und Blätter der Wilden Malve liefern Schleimstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe, ätherische Öle, Eisen, Eiweiß, Malvin und Malvidin-3-glucosid. Dazu Kalium, Kalzium, Magnesium, Natrium und Vitamin C.
Medizinische Wirkungen
Laut einem brasilianischen Review von 2012 sind folgende Wirkungen der Wilden Malve wissenschaftlich belegt oder als therapeutisches Potenzial erkannt:
- Antientzündlich,
- gegen Geschwüre in Mund und Rachen,
- antioxidativ,
- gegen Krebs,
- für die Gesundheit der Haut.
Laut einer Übersichtsstudie mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Iran, aus Malaysia, Taiwan und Singapur sind zudem deutliche Wirkungen gegen verschiedene Bakterien und Pilze nachgewiesen, die Krankheiten auslösen.
Wilde Malve ist eine patentierte Heilpflanze. Schleimstoffe der Wilden Malve bilden eine Schutzschicht über Entzündungen und Verletzungen, über Schleimhäute, Haut und Gewebe.
Sie halten so Schäden von defekten Schleimhäuten ab und ermöglichen diesen, sich zu regenerieren. Außerdem schützen die Schleimfilme die Oberfläche notwendiger Organe davor auszutrocknen.
Weiterhin halten sie Mikroben, Gifte und Fremdkörper auf, die Entzündungen verursachen.
Gereizte Schleimhäute schwellen an und geben Sekrete ab.
Diese verdicken dann in Mund, Rachen, Nasen- und Stirnhöhle oder den Bronchien. Dieses Sekret nährt Mikroben, welche Entzündungen auslösen.
Wilde Malve lindert nicht nur den Hustenreiz, sondern weicht auch das Sekret auf. Die Wirkung gegen Reizhusten, Gastritis, Bronchitis, Erkältung und Entzündungen ist klinisch belegt.
Nicht hinreichend belegt, aber plausibel, sind Wirkungen folgender Anwendungen der Malve in der Vergangenheit und heute:
- Aphten,
- Blasen- und Nierenerkrankungen,
- Asthma,
- Ekzeme,
- Nesselsucht,
- Heiserkeit,
- Kehlkopfinfektionen,
- Geschwüre,
- Akne,
- Sodbrennen,
- Menstruationsschmerzen,
- Verdauungsprobleme,
- Darmträgheit,
- Zahnfleischentzündung,
- Wunden und Verbrennungen.
Wilde Malve – Medizinische Anwendungen
Sie sammeln die Blüten und Blätter von Juni bis September, entfernen den Stiel und trocknen beides. Dabei werden die Blüten dunkelblau.
Malve verträgt sich gut mit Eukalyptus und Schlüsselblumen, die die Heilwirkung verstärken. Die Blüten enthalten:
- Kalium,
- Flavonoide,
- Gerbstoffe,
- Farbstoffe wie Malvin und Malvidin-3-glucosid.
Malventee hilft besonders gegen Husten. Die Schleimstoffe wirken außerdem gegen Erkältungen, Atemwegsbeschwerden und einen entzündeten Rachen.
Sie lindern vor allem trockenen Reizhusten. Die Gerbstoffe helfen gegen Infektionen im Magen-Darm-System, äußerlich aufgetragen mildern sie Hautreizungen, Schwellungen und Hautausschlag.
Die getrockneten Blätter geben wir in heißes Wasser und lassen sie dort zehn Minuten ziehen. Als Hausmittel gegen Erkältung, Hautbeschwerden und Magen-Darm-Erkrankungen ist Malve auch deswegen gut geeignet, weil keine Nebenwirkungen auftreten.
Die Schleimstoffe hüllen die entzündeten Schleimhäute ein und dämpfen so Schmerzen im Rachen und Hals, sie lindern so den Hustenreiz. Auch Chili lässt sich mit der Malve entschärfen.
Geht es nur darum, Mund, Rachen oder Magen zu befeuchten, können Sie die Schleimstoffe aus Malvenblüten mit einem Kaltauszug lösen. Sie geben dazu einen Teelöffel der Blüten in einen Viertelliter kaltes Wasser.
Dieses lassen Sie über Nacht stehen. Am nächsten Morgen kann es je nach Geschmack entweder kalt oder leicht erwärmt getrunken werden.
Worauf sollten Sie achten?
Die Schleimstoffe der Malve legen sich als Schutzfilm über die Schleimhäute in Magen und Darm. Das schützt vor pathogenen Erregern und Magensäure.
Es verhindert aber auch, dass Arzneimittel durch den Darm aufgenommen werden. Falls Sie Medikamente nutzen, die durch den Darm in den Körper gelangen, sollten Sie Zubereitungen mit Malve nicht zeitgleich konsumieren.
Wilde Malve für die Hautpflege
Malvenextrakt festigt das Elastin in der Haut. Unter anderem auch die Schleimhaut der Vagina.
Malvencreme dient als Mittel gegen zu trockene Haut, sie wirkt aufhellend und lindert Pigmentverfärbungen. Bisher fehlen dazu allerdings systematische klinische Studien.
Extrakte der Wilden Malve werden heute zum Beispiel mit Oliven-, Nachtkerzen- und Jojobaöl kombiniert und sollen die Hautelastizität nach der Schwangerschaft wiederherstellen, sowie ein „samtig-glattes“ Hautgefühl geben. Malve reizt auch keine empfindliche Haut.
Malve wirkt auch als Konservierungsstoff, denn sie hemmt das Wachstum von Pilzen ähnlich stark wie Zimt und Lavendel. Dabei übertrifft sie Pfefferminze und Knoblauch.
Reicht Malve für eine Therapie aus?
Schleimstoffe in der Malve wirken deutlich. In der Therapie dienen sie der Ergänzung und der Behandlung leichterer Erkrankungen.
Bei harmlosen Beschwerden wie Verstopfung und Durchfall ohne ernste Ursache können Sie Malventee als Alleinmittel nutzen. Bei ernsten und längerfristigen Beschwerden sollten Sie ärztlichen Rat einholen.
Wo wächst die Wilde Malve?
Ursprünglich stammt die „Syrische Malve“ aus dem Nahen Osten und Südeuropa. Doch Menschen verbreiteten die Heilpflanze auf allen Kontinenten außer der Antarktis.
In Deutschland wächst sie an Standorten, die ihrem heißen Ursprungshabitat ähneln. Dazu gehören Feldränder, Schuttflächen und Brachland mit viel Sonne.
Malven anzubauen ist denkbar einfach: Der Gartenbesitzer oder die Gartenbesitzerin sollte lediglich darauf achten, dass die Samen an einen sonnigen Standort kommen, mit humusreichem, leicht kalkhaltigem Boden. Lehmböden mag die Wilde Malve besonders.
Wir säen die Malvensamen entweder direkt im Freiland aus, oder in kleinen Pflanztöpfen. Die Samen draußen sollten einen Abstand von circa 40 Zentimetern bekommen, damit die Pflanzen sich entfalten können.
Wir drücken sie mit einem Finger einen Zentimeter tief in die Erde und bedecken sie danach. In knapp zwei Wochen treten die Keime aus der Erde hervor.
Wilde Malve in der Küche
Schleimstoffe und Gerbstoffe der Malve eignen sich nicht nur als Medizin, sondern auch als Nahrung: Die Malve lässt sich als Gemüse verwenden.
Dazu pflücken wir die jungen Blätter im Frühling, schneiden sie in Streifen und essen sie als Salat. Oder wir geben sie in Suppen, wo die Schleimstoffe die Flüssigkeit andicken. Unsere Vorfahren und Vorfahrinnen legten die unreifen Früchte in Öl ein.
Für ein Malvenblütengelee geben wir die Malvenblüten mit Wasser und Weißwein in einen Topf, fügen Nelken dazu und kochen alles einmal kurz auf. Wer keinen Weißwein mag oder lieber auf Alkohol verzichtet, kann alternativ verdünnten Holunderblütensirup nehmen.
Dann lassen wir die Flüssigkeit zehn Minuten ziehen und kippen den kalten Sud durch ein feines Sieb. Wir vermischen das Ganze mit Gelierzucker und Zitronensaft und kochen es noch einmal fünf Minuten auf – unter ständigem Rühren.
Dann tragen wir den Schaum ab und füllen das heiße Gelee in Einmachgläser. Frische Malvenblüten eignen sich dafür ebenso wie getrocknete.
Malvenblüten schmecken gut in Puddings wie in Cremes, in Torten oder Eis. Milchreis oder Grießbrei mit Malven, fast alle Süßspeisen bekommen mit der Heilpflanze eine spezielle Note. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Das Kräuterbuch: www.kraeuter-buch.de (Abruf: 19.04.2016), Malve
- Heilpflanzenwissen: www.heilpflanzenwissen.at (Abruf: 20.04.2016), Wilde Malve
- Schilcher,Heinz; Kammerer, Susanne; Wegener, Tankred: Leitfaden Phytotherapie: Urban & Fischer Verlag, 2016
- Hensel, Wolfgang: Welche Heilpflanze ist das?, Franckh Kosmos Verlag, 2017
- Prentner, Angelika: Heilpflanzen der Traditionellen Europäischen Medizin: Wirkung und Anwendung nach häufigen Indikationen, Springer, 2017
- Joao Cleverson Gasparetto, Cleverson Antonio Ferreira Martins, Sirlei Sayomi Hayashi et al.: Ethnobotanical and scientific aspects of Malva sylvestris L.: a millennial herbal medicine; in: The Journal of Pharmacy and Pharmacology, Volume 64, Issue 2, Seiten 172-189, 2012, academic.oup.com
- Seyyed Mojtaba Mousavi, Seyyed Alireza Hashemi, Gity Behbudi et al.: A Review on Health Benefits of Malva sylvestris L. Nutritional Compounds for Metabolites, Antioxidants, and Anti-Inflammatory, Anticancer, and Antimicrobial Applications; in: Evidence Based Complementary Alternative Medicine, 2021, hindawi.com
- Elfrune Wendelberger: Heilpflanzen. Erkennen, sammeln, anwenden. München / Wien / Zürich, 2003
- Max Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Lage, Stuttgart, 2008
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.