Der Wilde Indigo (nicht zu verwechseln mit dem Echten oder Indischen Indigo) ist ein Strauchgewächs Nordamerikas. Seine Blätter ergeben einen indigoblauen Farbstoff, sein Holz eine rote Farbe. Indigene Bevölkerungsgruppen nutzten die Pflanze nicht nur zum Färben, sondern auch als Arznei. Bisher gibt es nur wenige Studien zu den medizinischen Wirkungen; diese legen immunstimulierende und antientzündliche Effekte nahe.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Baptisia tinctoria
- Volksnamen: Färberhülse
- Familie: Fabaceae (Hülsenfrüchtler)
- Verbreitung: Der Wilde Indigo ist natürlich verbreitet im Süden Kanadas und im Nordosten der USA, kultiviert findet er sich global in den gemäßigten Breiten.
- Verwendete Pflanzenteile: Blätter, Rinde, Früchte und Samen
- Inhaltsstoffe: Polysaccharide (Zuckerverbindungen wie Arabinose und Galactose), Glykoproteine, Alkaloide (Chinolizidinalkaloide), Cumarine und Flavonoide
- Anwendungsgebiete: Zum Beispiel entzündliche Erkrankungen, Fieber, Verstopfung, Blutergüsse, äußere Wunden, Prellungen, Verstauchungen, traditionell Schlangenbisse
Wilder Indigo – Eine Übersicht
- Der Gattungsname „Baptisia“ leitet sich vom griechischen Báptisis ab, und das bedeutet „Eintauchen“. „Tinctorius“ stammt vom lateinischen Verb „tingere“ und das heißt „färben“.
- Der Begriff bezieht sich auf einen blauen Farbstoff, der aus den Blättern gewonnen wird. Das Holz ist Basis für ein leuchtendes Rot.
- Indigene Kulturen Nordamerikas nutzten wilden Indigo, um die Wundheilung zu beschleunigen und gegen Hautinfektionen. Medizinische Effekte der Wurzel des Wilden Indigo sind wissenschaftlich erwiesen, indessen wird die Pflanze in Kombination mit anderen Heilkräutern eingesetzt, wobei nicht immer klar ist, welche Komponenten welche heilenden Wirkungen auslösen.
- Der Wilde Indigo hat mit dem Indischen Indigo (Indigofera tinctoria) zwar die Pflanzenfamilie der Hülsenfrüchtler gemein, beide gehören aber zu unterschiedlichen Gattungen. Der Name Indigo rührt bei beiden nicht aus der Verwandtschaft, sondern weil beide indigoblaue Farbe ergeben.
- Wilder Indigo wächst als bis zu einen Meter hohe Staude, die verholzt und stark verzweigt. Die dreizahligen Blätter sind wechselständig und haben einen kurzen Stiel. Die gelben Blüten bilden lockere Trauben. Die holzige Wurzel ist außen matt braun, innen matt gelb.
Inhaltsstoffe
Baptisiawurzel enthält Polysaccharide, also Zuckerverbindungen wie Arabinose und Galactose, Glykoproteine, Alkaloide (genauer Chinolizidinalkaloide), Cumarine und Flavonoide. Die wichtigsten bioaktiven Stoffe sind vermutlich bestimmte Polysaccharide, die Arabinogalaktane.
An Isoflavonen sind freie Aglykone ebenso vorhanden wie deren Glykoside. Unter den Aglykonen sind zu erwähnen: Baptigenin, Pseudobaptigenin, Maackiain und Formonetin. Das Hauptglykosid ist Baptisin, auch Pseudobaptisin und Trifolirhizin kommen in signifikantem Umfang vor.
Eine Studie von 2016 fasst zusammen: Unter den Alkaloiden sind die wichtigsten Komponenten Cytisin, N-Methylcytisin und Anagyrin. Hinzu kommen Acetoxyanagyrin und N-Formylcytisin. Unter den Cumarinen ist Scopoletin zu nennen.
Medizinische Wirkungen
Wilder Indigo war (und ist) eine pflanzliche Arznei bei indigenen Kulturen im heutigen Nordosten der USA und dem südlichen Kanada. Diese nutzten Extrakte aus den Wurzeln, um Wunden auszuwaschen und Hauterkrankungen zu behandeln. Moderne Forschung fand heraus, dass solche Extrakte das Immunsystem stimulieren und gegen bestimmte bakterielle Infektionen wirken.
Tee aus der Wurzel hilft gegen Fieber, wirkt als Brech- und Abführmittel. Antiseptische, zusammenziehende und entspannende Effekte sind nachgewiesen. Infusionen helfen gegen entzündliche Erkrankungen der Atemwege, gegen Entzündungen im Magen-Darm-Trakt und auf der Haut.
Zusammen mit Extrakten aus der Großen Klette (Arctium lappa) erwies sich Indigowurzel als wirksam gegen vergrößerte Lymphknoten. Wilder Indigo wird erwähnt als Mittel, um virale Infektionen und chronische Erschöpfung zu behandeln, allerdings in Kombination mit verschiedenen Arten des Sonnenhuts, bei denen unklar ist, welche der Pflanzen welche Effekte auslöst.
Ein Absud aus den Wurzeln lindert entzündete Brustwarzen und Hautinfektionen. Gegurgelt oder als Mundwaschung hilft sie gegen Geschwüre im Mund, Gaumeninfektionen und Halsentzündungen.
In einer Studie, die 2002 in der Wiener Medizinischen Wochenzeitschrift veröffentlicht wurde, zeigte sich bei der Kombination aus Sonnenhut, Lebensbaum und Wildem Indigo eine hohe Sicherheit als Arzneimittel und eine signifikante Verkürzung der Krankheitsdauer bei viralen Infektionen; die Effekte waren umso deutlicher, je früher das Präparat eingesetzt wurde.
Die Lymphozyten wurden stimuliert durch verschiedene Polysaccharide der Wurzel des Wilden Indigo. Die an der Studie beteiligten Forschenden vermuten einen Wirkungsmechanismus, der die Immunantwort durch Kontakt mit den reagierenden Zellen an Kontaktstellen in Rachen und Darm auslöst. In der Folge würde dann das komplette Abwehrsystem der Schleimhäute aktiviert.
Der Einfluss auf das Immunsystem ist vermutlich unspezifisch und erfolgt, weil die Aktivität der Makrophagen gefördert wird. Diese gehören zu den weißen Blutkörperchen und spielen im Immunsystem eine wichtige Rolle, da sie eingedrungene Viren, Bakterien, Gifte und andere Krankheitserreger bekämpfen.
Wirkungen eines Kombinationspräparats aus Sonnenhutwurzeln, Wurzeln des Wilden Indigo und Thuja gegen Erkältung sind belegt – in einer 2005 veröffentlichten randomisierten, doppelblinden und Placebo-kontrollierten Studie.
Baptisia wurde in der Volksheilkunde eingesetzt, um nervöse Störungen / psychische Beschwerden zu behandeln. Eine Studie untersuchte die Effekte der Pflanze auf das zentrale Nervensystem. Es zeigte sich, dass Baptisia tinctoria als Schmerzmittel wirkte, dazu sedativ (betäubend) und antikonvulsiv (gegen Krämpfe).
Medizinische Anwendungen
Wilder Indigo wird in westlichen Ländern als Kombination mit Echinacea (Sonnenhut) und Thuja als Fertigpräparat eingesetzt. Dieses zeigte sich in der Behandlung „akuter viraler Atemwegsinfekte“ als Placebos deutlich überlegen.
Anwendungen in der Volksmedizin
Indigene Bevölkerungsgruppen Amerikas setzten und setzen die Wurzeln und Blätter des Wilden Indigo zusammen mit einer ganzen Reihe weiterer Heilpflanzen ein, besonders mit dem Purpursonnenhut und dem Blassfarbenen Sonnenhut. Ein aus Baptisia tinctoria hergestellter Sud wurde auf Verstauchungen, Zerrungen, Prellungen und Blutergüsse gelegt, ebenso auf Wunden, Hautinfektionen und Insektenstiche.
Er galt, zusammen mit Sonnenhut, auch als Arznei gegen Schlangenbisse. Mit Tierfett zu einer Salbe verriebenes Pulver aus den Samen diente als Mittel gegen Koliken / krampfartige Schmerzen.
Indigene Bevölkerungsgruppen Amerikas verwendeten Baptisia gegen diverse entzündliche Erkrankungen. Dazu zählten Mandel-, Hals-, und Mundschleimhautentzündungen, Geschwüre, Brustwarzenentzündung oder Weißfluss bei Frauen.
Medizinische Effekte bei manchen dieser Erkrankungen erscheinen durch das belegte Stimulieren der Immunabwehr logisch. Die Cherokee zerquetschten die Wurzel und drückten den Brei auf entzündete Zahnwurzeln oder kauten ihn bei Zahnschmerzen.
Welche Nebenwirkungen hat Wilder Indigo?
In großen Mengen verzehrt, sind die Wurzeln des Wilden Indigo giftig und können zu Sehstörungen führen sowie – äußerlich aufgetragen – Entzündungen auf der Haut verursachen. Symptome einer Vergiftung sind Erbrechen, Durchfall, Magen-Darm-Beschwerden und Krämpfe. In medizinischen Dosierungen besteht keinerlei Gefahr.
Bei Überempfindlichkeiten / Allergien gegen Hülsenfrüchtler dürfen Sie kein Baptisia verwenden. Da keine Daten zu Risiken bei Schwangeren vorliegen, sollten Sie in diesem Fall besser auf die Pflanze verzichten.
Was ist Indigoblau?
Die Farbe Indigo ist ein tiefes Blau mit eingemischtem Violett. Dieses entspricht dem aus Indigofera tinctoria gewonnenen Ton, mit dem seit der Antike Kleidung gefärbt wurde. Isaac Newton sah Indigo als eine der sieben Farben im optischen Spektrum: Violett, Indigo, Blau, Grün, Gelb, Orange, Rot.
„Indikon“ bedeutete „das Indische“. Sowohl die Farbe als auch die Pflanze tragen ihren Namen von der Herkunft aus Indien; während Baptisia, der Wilde Indigo aus Amerika, seinen Namen nach der Farbe hat, die seine Blätter produzieren. Diese hieß längst so, als Menschen in Europa auf die Pflanze der Neuen Welt stießen.
Botanische Zuordnung
Die Zuordnungen innerhalb der Gattung Baptisia sind umstritten. Viele Botanikerinnen und Botaniker vermuten 15 Arten, die jedoch extrem hybridisieren.
Dabei ist nicht klar, welche der Hybriden in Wirklichkeit eigene Arten sind, oder ob es sich nicht um wenige Groß- und Unterarten handelt. Möglich sind bis zu 30 verschiedene Spezies der Gattung, die sich untereinander ähneln. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Audrey Chingzu Chang, Gerald L. Riskowski, Yung Chung Chang et al.: Contents of Important Phenolic Compounds in Indigowoad (Isatis indigotica Fort.) and Plains Wild Indigo (Baptisia bracteata) Roots; in: Research Journal of Medicine Plants, Volume 10, Issue 2, Seiten 167-174, 2016, Science Alert
- Gert Köhler, Cornelia Bodinet, Johannes Freudenstein: Pharmakodynamische Wirkungen und klinische Wirksamkeit durch eine Kombination pflanzlicher Wirkstoffe aus Sonnenhut, Färberhülse und Lebensbaum; in: Wiener Medizinische Wochenzeitschrift, Volume 152, Issue 15-16, Seiten 393-397, 2002, PubMed.gov
- Depak Kumar, Suresh Kumar: Central Nervous System Activity Studies of Baptisia tinctoria (L.) R. Vent. Roots; in: International Journal of Pharmacology, Phytochemistry and Ethnomedicine, Volume 6, Seiten 1-7, 2017, SciPress
- Belal Naser, B. Lund, Hans-Heinrich Henneicke-von Zeppelin et al.: A randomized, double-blind, placebo-controlled, clinical dose-response trial of an extract of Baptisia, Echinacea and Thuja for the treatment of patients with common cold; in: Phytomedicine, Issue 12, Seiten 715-722, 2005, ScienceDirect
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.