Wolfstrapp ist ein Lippenblütler und eng mit der Taubnessel verwandt, der er auch ähnlich sieht. Sein deutscher wie sein lateinischer Name verweisen darauf, dass die Blätter angeblich Wolfsspuren ähneln. Er gehört zu den wenigen Pflanzen, welche die Hormone des Menschen beeinflussen, und hilft deshalb gegen Leiden, die aus einem zu hohen Pegel der Schilddrüsen- und Sexualhormone entstehen.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Lycopus europaeus
- Volksnamen: Ufer-Wolfstrapp, Wolfsfuss, Wolfspfote, Ufer-Wolfsfuss, Zigeunerkraut, Wolfshuf, Wasserandorn
- Verwendete Pflanzenteile: Kurz vor der Blüte geerntete oberirdische Teile
- Anwendungsgebiete:
- Schilddrüsenüberfunktion
- schmerzhafte Brustschwellungen bei Frauen
- prämenstruelles Syndrom
Inhaltsstoffe – Gerbstoffe und Kaffeesäure
Wolfstrapp enthält Gerbstoffe (fördern die Verdauung und regen die Magensäfte an) und Flavonoide (Luteolin-7-glucosid, Luteolin-7-glucuronid, Flavonoglykoside). Außerdem vorhanden sind Cumarine, Triterpene und ätherische Öle, davon unter anderem Bornylacetat, Camphen, Campher, Geraniol, Limonen und Linalool. Hinzu kommen Phenolcarbonsäuren.
Wesentlicher Wirkstoff sind die Phenolcarbonsäuren, also die Hydroxyzimtsäure- und Kaffeesäurederivate sowie Lithospermsäure. Diese wirken erstens antigonadotrop (sie hemmen die Bildung von Prolaktin) und zweitens antithyreotrop, greifen also in den Hormonhaushalt ein.
Wirkungen – Schilddrüsenhormone, Sexualhormone
Wolfsfuss ist zwar schon im Mittelalter erwähnt, doch seine wichtigsten medizinischen Effekte entdeckte erst die moderne Wissenschaft: Es handelt sich um eine der wenigen Medizinpflanzen, die den Hormonhaushalt des Menschen beeinflussen, und zwar die wichtigen Sexualhormone sowie die Hormone der Schilddrüse.
Gegen Brustschwellung und Morbus Basedow
Gesichert sind die Wirkungen bei einer leichten Überfunktion der Schilddrüse wie der Schilddrüsenerkrankung Morbus Basedow sowie bei Brustschwellung mit Schmerzen und Spannungsgefühl (Mastodynie).
Wolfstrapp in der Phytotherapie
Wolfstrapp ist in der heutigen pflanzlichen Heilkunde (Phytotherapie) ein belegtes Mittel gegen eine Überfunktion der Schilddrüse. Ein Extrakt aus der Pflanze bremst die Jodzufuhr der Schilddrüse und verhindert so, dass Schilddrüsenhormone ausgeschüttet werden. Er wirkt den aus einem Hormonanstieg resultierenden Symptomen entgegen.
Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion
Zu den Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion zählen
- erhöhter Puls und Bluthochdruck,
- innere Unruhe,
- Herzrasen, Herzklopfen,
- Schlafprobleme,
- geschwächte Konzentration,
- Stimmungsschwankungen,
- Leistungsabfall,
- Zittern,
- starkes Schwitzen und steigende Körpertemperatur,
- Verdauungsprobleme,
- Gewichtsverlust,
- Menstruationsstörungen,
- Haarausfall und rissige Nägel
- und warmfeuchte Haut.
Neue Studienbelege
Eine wissenschaftliche Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Einnahme von Wolfstrapp den Stoff T4 im ausgeschiedenen Urin deutlich ansteigen ließ und die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion danach ebenso deutlich abnahmen (zum Beispiel die Herzfrequenz am Morgen).
Wirkung – Klimakterium und prämenstruelles Syndrom
Mit Wolfsfuss lassen sich auch Schmerzen und Spannungen in der Brustdrüse (Mastodynie) während der Menstruation lindern. Der „Wolfshuf“ hemmt das Hormon Prolaktin, welches die Milchdrüsen der weiblichen Brust anregt. So entsteht der positive Effekt auf Schmerzen während des Zyklus, die durch diese Stimulanz der Brustdrüsen entstehen. Es eignet sich sowohl zum Einsatz beim prämenstruellen Syndrom wie auch während des Klimakteriums.
Wolfstrapp in der Naturheilkunde
In der Naturheilkunde, genauer gesagt in der Volksmedizin Europas, war ein Tee aus den Blättern als Hustenmittel verbreitet (besonders gegen chronischen Husten) und sollte beim Einschlafen helfen. Der Tee galt als Arznei gegen Durchblutungsstörungen. Auch gegen Unruhe, Schlafstörungen und Schwitzen sollte das getrocknete oder frische Kraut helfen. Diese Wirkungen lassen sich heute weitgehend belegen, da es sich um Symptome einer gestörten Schilddrüse handelt.
Wolfstrapp – Indianische Medizin
Den nahen Verwandten Lycopus virginicus nutzten die Sioux im Norden der USA intensiv. Dieser virginische Wolfsfuß wächst in Amerika von Kanada bis Florida, inzwischen auch in Asien, Australien und Europa. Er besiedelt die Uferzonen von Gewässern, von stehenden Gewässern bis zu Flüssen, die langsam fließen.
Die American Natives kochten aus den oberirdischen Teilen der frischen Pflanzen Tees und setzten auch getrocknete Pflanzen ein gegen Lungenleiden, um blutende Wunden zu stillen und als Schleimlöser bei Erkältungen, zudem bei schwachen Herzen. Eine zweite amerikanische Art, Lycopus americanus, wirkt ähnlich wie Lycopus europaeus und Lycopus virginicus.
Wolfsfuss – Traditionelle Chinesische Medizin
Die vierte Art der Gattung, Lycopus lucidus, wächst in Asien. Sie ist seit vielen Jahrhunderten Basis für Arzneien in der chinesischen Medizin, als Mittel gegen Wundschmerzen, Inkontinenz und Menstruationsprobleme.
Warum Wolfstrapp?
Die deutschen Namen Wolfstrapp (Wolfsspur) oder Wolfsfuss sowie der lateinische Name Lycopus (lykos griechisch Wolf, pous Fuß) lehnen sich an die Form der Blätter an, die an eine Wolfspfote erinnern soll.
Wolfstrapp in der Homöopathie
In der Homöopathie, einer esoterischen Heilslehre , die der Arzt Samuel Hahnemann (1755-1843), der über Krankheiten als „geistartige Verstimmungen der Lebenskraft“ spekulierte, begründete, fand der Virginische Wolfstrapp ab 1855 Verwendung. Die Homöopathen Morrison, Chandler und Kopp führten ihn als homöopathisches Mittel ein.
Als Dosis gelten dreimal täglich fünf Globuli in einer Verdünnung von eins zu zehn. Laut dem Homöopathen Assmann soll dieses Mittel gegen nervöse Herzerkrankungen, eine Überfunktion der Schilddrüse sowie gegen Beschwerden während des Klimakteriums helfen. Es handelt sich bei der Homöopathie nicht um Phytotherapie, die auf pflanzlichen Wirkstoffen basiert, da durch die Verdünnung die biochemischen Wirkstoffe nicht oder kaum noch vorhanden sind.
Gegenanzeige – Schilddrüsenunterfunktion
Eine Behandlung mit Wolfstrapp darf nicht unterbrochen werden, da sonst der Hormonspiegel außer Kontrolle geraten kann. Gegenanzeige ist eine Unterfunktion der Schilddrüse sowie eine geschwollene Schilddrüse. Hier dürfen Sie auf keinen Fall Präparate aus Wolfstrapp benutzen, denn diese verstärken die Erkrankung.
Risiken – Schilddrüsenuntersuchung, Schwangerschaft
Präparate mit Wolfsfuss können die Ergebnisse von Schilddrüsenuntersuchungen verfälschen. Sie dürfen daher keine Schilddrüsenhormone (Thyroxin) gleichzeitig mit Wolfstrapp einsetzen, auch nicht in der Stillzeit oder Schwangerschaft.
Was ist zu beachten?
Behandlungen mit Wolfsfuß sollten einschleichend anfangen und nicht abrupt enden. Hohe Dosen auf lange Dauer können dazu führen, dass sich die Schilddrüse vergrößert. Wenn ein Arzt beziehungsweise eine Ärztin die Schilddrüse mit dem Schilddrüsen-Szintigramm untersucht, müssen Sie unbedingt darauf hinweisen, dass Sie Wolfstrapp einnehmen.
Verbreitung und Ernte
Der Europäische Wolfsfuss wächst als mehrjährige Staude in den gemäßigten Zonen Europas und Asiens bis zu einem Meter hoch. Er mag es feucht und besiedelt lichte Wälder, Flussufer, Feuchtwiesen und Wassergräben sowie Sümpfe. Er braucht nährstoffreichen Boden und Sonne. Die Ansprüche der amerikanischen Arten sind ähnlich. Für Arzneien schneiden Sie das blühende Kraut im Hoch- und Spätsommer ab, binden es zu kleinen Sträußen und trocknen es an einem schattigen Platz.
Hausmittel – Tee für die Schilddrüse
Wenn Sie an einer leichten Überfunktion der Schilddrüse leiden, an prämenstruellen Beschwerden oder Wechseljahrbeschwerden, können Sie Wolfstrapptee als Hausmittel einsetzen.
Dazu gießen Sie heißes Wasser auf einen Teelöffel des feingeschnittenen getrockneten Krautes. Sie lassen alles zehn Minuten ziehen und seihen es dann ab. Davon trinken Sie zweimal pro Tag eine Tasse und das mehrere Wochen lang. Mehr als zwei Gramm (zwei Teelöffel) der Droge pro Tag sollten Sie nicht zu sich nehmen.
Teemischungen mit Wolfstrapp
Die medizinischen Wirkungen von Wolfsfuß ergänzen sich mit Herzgespann, Baldrian (beruhigt, reduziert Stress, hilft beim Einschlafen), Lavendel (beruhigt, fördert den Blutfluss) sowie Melisse. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Beer, A-M. et al.: Einfluss von Wolfstrappkraut auf die Schilddrüsenfunktion und schilddrüsenassoziierte Symptome. In: Zeitschrift für Phytotherapie, Ausgabe 4, Volume 29, S. 162-168, 2008, thieme
- Al Esmail Al-Snafi: A review on Lycopus europaeus: A potential medical plant. University of Thi-Qar. College of Medicine. Juli 2019, researchgate
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.