Der deutsche Name Wundklee zeigt bereits, dass diese Pflanze in der Medizingeschichte dazu diente, Wunden zu behandeln – auch der lateinische Name Anthyllis vulneraria verweist darauf. Zudem diente er als Hustenmittel.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief zum Wundklee
- Name: Wundklee
- Wissenschaftlicher Name: Anthyllis vulneraria
- Familie: Fabaceae / Schmetterlingsblütler
- Volksnamen: Tannenklee, Bärenpratzen, Frauenkäppli, Muttergottesschühlein, Bärenklee, Bergkraut, Goldknopf, Hasenklee, Watteblume, Wollklee, Russischer Klee, Schafszahn, Bartklee, Apothekerklee, Sommerklee, Kretzenkraut, Katzenklee, Katzentapen, Katzenbratzerl, Schöpfli
- Anwendungsgebiete:
- Äußere Wunden wie Abschürfungen und Rötungen
- Prellungen und Verstauchungen
- Hustenmittel
- Verwendete Pflanzenteile: Blüten und Blätter
Inhaltsstoffe
Wundklee enthält Tannine (0,6 Prozent Gerbstoffe, vermutlich vom Catechin-Typ), Saponine, Flavonoide, Isoflavonoide und Pflanzenschleim.
Wirkungen
Die Blätter und Blüten wirken adstringierend durch die Gerbstoffe, hemmen Entzündungen und helfen bei der Narbenbildung. Die Pflanze wirkt vermutlich harntreibend, lindert Husten und reinigt das Blut. Valide Studien dazu fehlen indessen, deshalb sollten Sie sich auf äußere Anwendungen beschränken. Ethanolische Extrakte von Anthyllis vulneraria wurden in der traditionellen Medizin genutzt, um das menschliche Herpesvirus 1 einzudämmen und das Poliovirus 2.
Die Blüten wurden und werden in der Volksheilkunde genutzt, um Wunden ebenso zu behandeln wie Bluthochdruck, Herzversagen, Erbrechen, Entzündungen, Akne und Stoffwechselstörungen, sowie gegen Vergiftungen.
Wundklee-Extrakte dienen als Mittel, um Entzündungen im Mund und Rachen zu heilen sowie Halsschmerzen zu lindern und das Haarwachstum zu fördern. Dazu fehlen zwar umfassende Studien, die bioaktiven Substanzen (Phenolsäuren, Flavonoide, Carotenoide, Tannine und Saponine) machen viele dieser Effekte jedoch wahrscheinlich.
Anwendungen
Mit Wundklee lassen sich Hautabschürfungen und kleine Wunden auswaschen. Fünf Gramm der Blüten und Blätter ziehen auf 100 Milliliter Wasser. Dieser Sud eignet sich auch für getränkte Kompressen, die Sie auf die betroffenen Stellen legen, um Verstauchungen, Prellungen, leichte Hautentzündungen (Akne), Insektenstiche, Sonnenbrand und andere leichte Verbrennungen zu lindern.
Antioxidative Effekte
In einer Studie von 2012 untersuchten die Wissenschaftler die Phenole, Flavonoide und Proanthocyanide in Anthyllis vulneraria sowie die antioxidative Aktivität von Extrakten der Polyphenole, Flavonoide und Tannine der Pflanze. Die Studie belegt, dass die Blüten und Blätter von Anthyllis vulneraria antioxidative Effekte haben.
Die quantitative Erhebung zeigte, dass die Blüten und Blätter von Anthyllis vulneraria reich sind an Polyphenolen. Den höchsten Gehalt hatte der Extrakt aus den Blüten. Dieser wies auch die höchste Konzentration an Flavonoiden auf. Die Blätter hatten hingegen den höchsten Gehalt von Proanthocyanidin.
Flavonoide, Proanthocynidine und Polyphenole wurden jetzt extrahiert. Alle diese Extrakte zeigten eine deutliche Wirkung beim Abfangen freier Radikale. Anthyllis vulneraria ist demnach ein wertvolles natürliches Antioxidans und kann eine wichtige Rolle dabei spielen, den Körper gegen freie Radikale zu schützen.
Blüten wirken stärker als Blätter
Die antioxidativen Effekte bestätigt eine 2018 veröffentlichte Studie. Demnach haben die Blüten von Anthyllis vulneraria den größten Anteil von Polyphenolen und Flavonoiden in der Pflanze, und Extrakte aus den Blüten weisen von allen Pflanzenteilen den stärksten Effekt auf, freie Radikale zu absorbieren und zu reduzieren.
Zudem hatten die Blätter einen starken antioxidativen Effekt nur beim beginnenden Oxidationsprozess, die Blüten aber auch im weiteren Verlauf. Geprüft wurde die Oxidation von Lipiden in Öl-in-Wasser-Emulsionen und rohen Rindfleisch-Patties. Das Ergebnis ist, dass die biologisch aktiven Extrakte von Wundklee sich in Nahrung, Kosmetik und der pharmazeutischen Industrie einsetzen lassen, um die Gesundheit zu fördern.
Wundklee biologisch
Wundklee ist eine mehrjährige Pflanze, die krautartig wächst und in der Höhe schwankt zwischen fünf und circa 40 Zentimeter. Das Rhizom bildet Ästchen und viele Köpfe. Die Stängel stehen aufrecht. Die Laubblätter sind grundständig mit bis zu vier Blattpaaren, von denen manche zur Blüte bereits abgefallen sind. Die Endblättchen wachsen bis zu acht Zentimeter. An den Stängeln bilden sich jeweils zwei bis sieben Blattpaare. Die Blätter haben eine elliptische Form.
Die goldgelben Blüten stehen in vielköpfigen Blütenköpfen und haben eine bis zu 19 Millimeter lange Krone. Der Kelch ist behaart, weißzottig und mit ungleichen Zähnen. Der Klee blüht von Juni bis September. Die Staubblätter verwachsen zu einer Röhre, und der Nektar ist nur für spezialisierte Insekten mit langem Rüssel zugänglich.
Verbreitung
Der echte Wundklee besiedelt ganz Europa und Nordafrika. Er wächst bevorzugt auf Trockenwiesen, Halbtrockenrasen, am Wegrand, auf Böschungen und in Steinbrüchen. An der Küste mag er Dünen. Er liebt kalkhaltigen Boden und ist vom Strand bis ins Gebirge anzutreffen.
Erosionsschutz
Wundklee ist ein Tiefwurzler. Die Bakterien der Wurzelknollen binden Stickstoff, reichern so den Boden an und sorgen dafür, dass sich andere Pflanzen ansiedeln können. Deshalb ist die Pflanze eine der wichtigsten Befestigungen, um Böden vor Erosion zu schützen. Auf Erdabrissen und Straßenböschungen wird Anthyllis vulneraria deshalb gezielt angebaut, um Erdrutsche zu verhindern.
Die Pflanze ist eine typische Pionierpflanze für nährstoffarme Böden. Deswegen kann sie Überdüngung nicht vertragen und nimmt in Mitteleuropa im Bestand ab. Ein weiterer Grund für die Bestandsabnahme ist der Rückgang der Schafhaltung, vor allem der mobilen Schäferei. Wundklee ist ein typischer Bewohner von Flächen, die Wanderschäfer bewirtschaften.
Ethnomedizin und Mythologie
Der griechische Arzt Dioskurides erwähnte den Wundklee im ersten Jahrhundert mit dem Namen Anthyllis. Dem Schweizer Pfarrer Johann Künzle zufolge ging das zurück auf die griechische Königin Anthyllis, die aus der Pflanze eine Wundsalbe zubereitet hätte. Belege für diese Behauptung fehlen aber. Wundklee war in der Volksmedizin weit verbreitet, um Hautgeschwüre und Wunden zu behandeln. Dies liegt vermutlich nicht an gemeinsamen Vorstellungen, sondern an den realen Fähigkeiten der Saponine und Gerbstoffe – als Hautarznei eingesetzt wird die Pflanze sowohl in Nordafrika wie in Mitteleuropa, ohne dass es kulturelle Verbindungen gegeben hätte.
Regionale Namen verweisen auf die Bedeutung beim Wundheilen: Wundklee in Schlesien, Wundkraut in Bern, Wundwurz in St. Gallen. In den magischen Vorstellungen der frühen Neuzeit galt die Pflanze als Zauberkraut. So sollte es Kinder in der Wiege vor Hexen schützen.
Wundklee als Hausmittel
Sie sollten die gesammelten Blüten und Blätter getrennt aufbewahren und erst mischen, wenn sie einen Tee zubereiten. Wundklee ist eine Futter- und Nahrungspflanze und Sie können ihn ohne weiteres auch als Salat, Saft oder Salbe (mit Schmalz) zubereiten. Für einen Tee überbrühen Sie einen Esslöffel der getrockneten Blüten mit 250 Milliliter heißem Wasser. Damit können Sie bei Schleimhautbeschwerden im Mund und Rachenraum mehrmals täglich gurgeln. Wundklee wirkt sehr gut in Kombination mit Spitzwegerich, um äußere Wunden zu versorgen.
Wundklee – Outdoor
Wundklee eignet sich besonders als erste Hilfe unterwegs, wie zum Beispiel beim Wandern. Wenn Sie sich kleine Verletzungen zuziehen, durch Dornen, Schnitte oder Insektenstiche und dabei auf extensiv bewirtschafteten Weiden oder auf mageren Wiesen unterwegs sind, ist der Klee oft das Mittel erster Wahl. Sie können dann den frischen Saft direkt auf die betroffene Stelle pressen. Der Saft lindert besonders die Schmerzen von Blasen an den Füßen.
Wundklee im Naturgarten
Wundklee ist eine wertvolle Pflanze im Naturgarten, da er Nahrung für Wildhummeln und andere Insekten bietet. Allerdings müssen Sie den Garten in der Regel etwas vorbereiten, da unsere Böden meist zu viel Nährstoffe für solche Pionierpflanzen enthalten. Achten Sie darauf, dass Sie einen sehr sonnigen Standort wählen. Wundklee liebt Sonne, Licht und Trockenheit auf kalkhaltigen Böden. Im Schatten wächst er nicht, und Staunässe verträgt er nicht. Als Balkonpflanze eignet er sich als Tiefwurzler nur sehr begrenzt.
Sie säen im frühen Frühling, denn es handelt sich um einen Kältekeimer. Falls Sie sich für eine Anzucht auf der Fensterbank entscheiden, müssen Sie die Saat bis zu sechs Wochen bei Temperaturen von minus drei und plus drei Grad kühlen, erst dann können Sie die Samen ins Warme holen. Dort brauchen sie dann zwei Monate zum Keimen.
Einmal im Boden ist Wundklee sehr pflegeleicht. Sie müssen nicht düngen, mehr noch, Sie sollten es unterlassen, und die Pflanze übersteht auch längere Phasen der Trockenheit. Der Klee ist zweijährig und winterhart. Das Kraut vermehrt sich über Samen. Bei Naturgärtnern erhalten Sie Gewöhnlichen Wundklee entweder in Samenmischungen (Saumbiotope, Schmetterlings- / Wildbienensaum etc.) oder auch als Einzelpflanze. Achten Sie bei den Mischungen darauf, dass diese nur gebietseigene Wildblumen aus gesicherten Herkünften enthalten. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Hiller, Karl; Melzig, Matthias: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, 1. Band A bis K, Spektrum, 2000
- Ghalem, Meriem; Merghache, Salima; Said, Ghalem et al.: Phenolic contents and in – vitro antioxidant activity of some secondary metabolites of Anthyllis vulneraria L . from Algeria, in: International Journal of Medicine and Pharmaceutical Sciences (IJMPS), Volume 2, Issue 3, Dezember 2012, , researchgate
- Ouerfelli, Manel; Bettaieb Ben Kaâb, Leila; Almajano, Mariapilar: Radical Scavenging and Antioxidant Activity of Anthyllis Vulneraria Leaves and Flowers, in: Molecules, Volume 23, Issue7, Jul 2018, Published online 07.07.2018 , mdpi
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.