Zimbelkraut ist heute besonders als Zierpflanze in Steingärten beliebt, ist aber in der Volksheilkunde auch zu medizinischen Zwecken bekannt. Es enthält Vitamin C, Iridoide und andere sekundäre Pflanzenstoffe, die die Wundheilung fördern und Keime abwehren.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Cymbalaria muralis
- Volksnamen: Mauerblümchen, Zymbelkraut, Mauer-Zimbelkraut, Eckiges Löwenmaul, Zymbal, Eustett, Mauer-Leinkraut
- Familie: Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
- Verbreitung: Mittelmeerraum, ursprünglich Norditalien und nördliche Adria, in Mitteleuropa und Deutschland eingebürgert, heute weltweit verbreitet
- Verwendete Pflanzenteile: Das Kraut
- Inhaltsstoffe: Vitamin C, Iridoide und weitere sekundäre Pflanzenstoffe
- Anwendungsgebiete: Wunden und bakterielle Infektionen, Entzündungen (Haut, Zahnfleisch), historisch Skorbut
Zimbelkraut – Eine Übersicht
- Natürlicherweise besiedelt Zimbelkraut Felsen und steinige Standorte. Deshalb findet es sich ´bevorzugt an Mauern, Steingebäuden oder in Steinfugen. Daher stammt auch der Name Mauerblümchen.
- Da Zimbelkraut mit runden tiefgrünen Blättchen und weißen bis rosa Blüten schön aussieht und in Steinfugen und Mauerritzen wächst, eignet es sich gut, um Wände, Garagen, Einfahrten und Steingärten zu begrünen.
- In der Volksheilkunde spielt Zimbelkraut heute kaum noch eine Rolle. Die Inhaltsstoffe haben aber durchaus medizinische Wirkungen, weshalb es als Heilpflanze in verschiedenen Anwendungen eingesetzt werden kann.
- Die Blätter des Zimbelkrauts sind essbar schmecken leicht bitter und lassen sich in der Küche wie Kresse verwenden.
- Historisch wurden mit den zerstoßenen Blätter entzündete Hauterkrankungen behandelt.
- Auch diente das Zimbelkraut durch den hohen Vitamin C- Gehalt als Arznei, um Skorbut zu behandeln.
Zimbelkraut – Inhaltsstoffe
Zimbelkraut liefert Vitamin C und sekundäre Pflanzenstoffe, insbesondere Iridoide. Bekannte Iridoide sind unter anderem Muraliosid, Antirrhinosid, Linariosid, Antirrhid und Linarid.
Medizinische Wirkung
Zimbelkraut diente besonders dazu, äußere Wunden und Hautentzündungen zu behandeln. Sekundäre Pflanzenstoffe, wie etwa Flavonoide, wirken antimikrobiell und entzündungshemmend – eine Wirkung die bei kleinen Verletzungen hilfreich sein kann, indem Entzündungen und Infektionen verhindert werden.
Auch die Iridoide, die die Pflanze selbst schützen, wirken antibakteriell. Die förderlichen Wirkungen zur Wundheilung und gegen Entzündungen werden vor allem auf die enthaltenen Iridoide zurückgeführt.
Gerbstoffe (unter anderem Tannine), die auch zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören, ziehen Gewebe zusammen. Sie schließen also auch Blutgefäße und eignen sich insofern, um den Blutfluss bei Wunden zu stoppen und diese auch vor potentiellen Krankheitserregern zu verschließen. Wegen der adstringierenden (zusammenziehenden) Wirkung war Zimbelkraut auch eine Arznei gegen Hämorrhoiden. Tannine wirken auch auf die Verdauung.
Gleichmaßen enthält das Kraut Saponine (Schleimstoffe), die in vielen pflanzlichen Medikamenten gegen Erkältungen vorkommen, da sie schleimlösende Eigenschaften besitzen.
Historisch wurde Zimbelkraut gegen Skorbut eingenommen. Diese Erkrankung ist ein Mangel an Vitamin C. Die Blätter und das Kraut enthalten viel Vitamin C und sollten bei Verzehr der Mangelerscheinung entgegenwirken.
Vitamin C ist ein wichtiger Faktor bei der Umwandlung von Aminosäuren und der Synthese von Kollagen im Körper. Eine längere Unterversorgung an Vitamin C führt zu einer Schwächung des Bindegewebes. Ein solcher Vitaminmangel kann zu Blutungen des Zahnfleisches und Herausfallen von Zähnen führen. Das Immunsystem wird geschwächt und man wird anfällig für Infektionen aller Art. Außerdem verheilen Wunden schlecht.
Weiterhin entzünden sich bei Skorbut Gelenke, die Betroffenen leiden erleiden oft hohes Fieber, an wässrigem Durchfall und Schwindel. Skorbut kann das Herz schwächen und zum Tod führen.
Psychisch ist Skorbut mit schweren Depressionen verbunden: Ein Vitamin C-Mangel verhindert das Bilden der Hormone Adrenalin und Serotonin, also der Leistungs- und Glückshormone. Heute ist Skorbut in Industrieländern kaum noch ein Thema, da die Gefahr eines Mangels an Vitamin C generell nicht besteht.
Wie wirken Iridoide?
Cymbalaria muralis enthält laut einer Studie (1997) viele Iridoside, unter anderem Antirrhinosid, Linariosid, Antirrhid, Linarid und Muraliosid.
Iridoide, sind sekundäre Pflanzenstoffe die in einer Vielzahl von Pflanzen nachgewiesen wurden. Den Pflanzen dienen diese Stoffe zur Abwehr von Fressfeinden (bitterer Geschmack). Zudem haben antimikrobielle Wirkungen und bieten der Pflanze Schutz vor Mikroorganismen, wie verschiedenen Bakterien und Pilzen. Diese Wirkungen, die auch beim Menschen zu Heilzwecken genutzt werden können.
Medizinische Anwendungen
Zimbelkraut spielt zwar heute als Heilpflanze kaum noch eine Rolle, lässt sich aber einfach als Hausmittel nutzen. Für einen Zimbelkraut-Tee wurden rund zwei Teelöffel der gepflückten Blätter mit rund 100 Milliliter heißem Wasser übergossen, mindestens zehn Minuten ziehen gelassen und dann unterschiedlich angewandt.
Gegen Entzündungen des Zahnfleischs können Sie diesen Tee lauwarm gurgeln und durch die Zähne ziehen und danach ausspucken. Um die Verdauung zu fördern wird der Tee in kleinen Schlucken über den Tag verteilt getrunken. Eine Maximaldosierung gibt es dabei nicht nachweisbar, da keine Nebenwirkungen bekannt sind.
Der Tee wird auch für Waschungen, Umschläge und Auflagen verwendet, besonders gegen Ekzeme, Geschwüre, Akne, Schürfwunden und schlecht heilende Hautwunden. Dafür tränken Sie ein Tuch und legen es auf die betroffenen Stellen oder wickeln es darum.
Wirksamer in der Anwendung ist ein Brei aus frischem Zimbelkraut, das Sie mit dem Mörser zerstampfen. Diesen Brei bereiten Sie nach traditioneller Weise zweimal am Tag frisch zu und legen ihn als Umschlag auf die zu behandelnden Wunden auf.
Zimbelkraut in der Kulturgeschichte
In der Natur wuchs Zimbelkraut ursprünglich in Felsregionen Norditaliens und der nördlichen Adria. Dort ist sie eine Halblichtpflanze und gilt als Wärmeanzeiger. In der frühen Neuzeit war sie als Heilpflanze bekannt und wurde 1582 in medizinischer Fachliteratur erwähnt.
Gegen 1644 ist sie schriftlich als Pflanze in Mitteleuropa belegt. Unklar bleibt, ob das Kraut gezielt als Heilpflanze hierzulande angebaut wurde oder sich unbeabsichtigt verbreitete – zum Beispiel über Bergreisende. Es findet sich heute fast weltweit verbreitet und gedeiht an steinigen, felsigen Standorten im Halbschatten oder an einem sonnigen Platz.
Zimbelkraut in der Küche
Die bitterwürzigen Blätter des Zimbelkrauts ähneln geschmacklich Kresse (siehe auch Brunnenkresse) und lassen sich ebenso in Kräuterbutter verwenden und für grüne Salate, Eierspeisen, Joghurt, Quarks und Dips. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Karl Hiller und Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen in zwei Bänden. Erster Band A bis K. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin, 1999
- Alexander Kupfer: Göttliche Gifte. Kleine Kulturgeschichte des Rausches seit dem Garten Eden. J. B. Metzler, Stuttgart, 2002
- Armandodoriano Bianco, Marcello Guiso, Giovanna Pellegrini et al.: Muralioside, an iridoid from Cymbalaria muralis, in: Phytochemistry, Volume 44, Issue 8, Seiten 1515-1517, 1997, ScienceDirect
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.