Nabelentzündung
Eine Bauchnabelentzündung, in der Medizin Omphalitis genannt, tritt vor allem bei Säuglingen in den ersten Lebenswochen auf. Durch die heutzutage angewandte Nabelhygiene kommt eine solche Infektion zum Glück immer seltener vor. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO sind Nabelinfektion zwar weltweit ein häufiger Grund für die Neugeborenensterblichkeit, die Häufigkeit und die Sterblichkeitsrate von Omphalitis in den Industriestaaten ist aber sehr gering. Schätzungen zufolge sind 0,2 bis 0,7 Prozent aller Neugeborenen betroffen. Frühgeborene und kranke Kinder sind anfälliger.
Inhaltsverzeichnis
Bauchnabelentzündung Ursachen
Die Ursachen bei Babys sind meist Bakterien, die in den ersten Tagen nach der Geburt diese Infektion auslösen. Denn der Nabelstumpf ist in den ersten Lebenswochen noch eine offene Wunde, in die Erreger relativ leicht eindringen können. Nach der Geburt wird die Nabelschnur durchtrennt und der zurückbleibende Nabelstumpf mit einer Klemme versehen. Der zukünftige Bauchnabel muss erst abheilen, was ein paar Wochen dauert. In dieser Zeit können Erreger in die offene Wunde gelangen, die dann im Anschluss eine Bauchnabelentzündung auslösen. Das dafür am häufigsten verantwortliche Bakterium ist Staphylococcus aureus, wobei auch Mischinfektionen mit verschiedenen Bakterien vorkommen können. Obwohl diese Erreger normalerweise eher harmlos sind, sind Neugeborene mit ihrem noch nicht ausgereiften Immunsystem noch anfällig. Der Säugling kommt aus einer relativ keimfreien Umgebung auf die Welt und wird mit den verschiedensten Erregern konfrontiert. Das Immunsystem ist daher unter Umständen nicht in der Lage, diese abzuwehren.
Als Risikofaktoren gelten ein geringes Geburtsgewicht, bereits bestehende Infektionen oder ein schlechter Allgemeinzustand. Ebenso zählen lange Geburten oder eine Plazenta-Infektion zu den bekannten Risikofaktoren. Wird das Neugeborene im Rahmen einer neonatalen Behandlung mit einem Nabelschnurkatheter versorgt, kann dies ebenso eine Bauchnabelentzündung auslösen.
Bauchnabelentzündung Symptome
Die Symptome sind Rötung, Schwellung, Wärme, Vorwölbung des Nabels mit eventuell blutigem und/oder eitrigen Ausfluss. Diese Infektion sollte so schnell, wie möglich behandelt werden, da sich daraus ein lebensbedrohlicher Zustand entwickeln kann. Ist die Entzündung bereits fortgeschritten, kommen Fieber, Hypotonie (niedriger Blutdruck), beschleunigter Herzschlag (Herzrasen) und Apathie hinzu.
Komplikationen
Die Komplikationen können auftreten, wenn sich die Erreger im Organismus ausbreiten. Mögliche Folgen sind eine Peritonitis (Bauchfellentzündung), Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut), Leberabszesse oder eine Blutvergiftung (Sepsis). Aber auch im Bereich des Bauchnabels sind Komplikationen, wie Abszesseoder Nekrosen möglich.
Bauchnabelentzündung Behandlung
Die Bauchnabelentzündung bei Babys wird so schnell wie möglich mit einem geeigneten Antibiotikum behandelt. Bei leichten Fällen kann eine äußerlich Anwendung erfolgen, ansonsten ist unter Umständen ein Krankenhausaufenthalt nötig, bei dem das Antibiotikum per Infusion gegeben wird. Der Säugling kann hier überwacht und eventuelle Komplikationen können früh erkannt und behandelt werden. Kommen Abszesse oder Nekrosen im Bereich des Bauchnabels hinzu, werden meist chirurgische Eingriffe nötig, um betroffenes Gewebe zu entfernen.
Prävention
Vorbeugung ist wichtig, damit bei Neugeborenen keine Entzündung des Bauchnabels auftritt. Ein hygienischer, jedoch entspannter Umgang mit dem frischen Bauchnabel des Babys ist heutzutage in der Regel ausreichend. Früher wurden generell Puder und Desinfektionsmittel bei der Nabelpflege angewandt, was heute nicht mehr der Fall ist. Auch wird das Baden in den ersten Lebenswochen heute nicht mehr strikt abgelehnt. Jedoch sollte der Nabel unbedingt trocken und sauber gehalten werden und vor allem frei von Urin und Stuhl sein. Das Umschlagen der Windel unterhalb des Nabels hilft dabei. Bei Verunreinigung werden diese mit abgekochtem Wasser, Alkohol, verdünnter Calendulaessenz und sterilen Kompressen entfernt. Nach dem Reinigen sollte der Nabel vorsichtig trocken getupft werden. Verkrustungen sind auf keinen Fall mit Gewalt zu beseitigen, weil dabei Verletzungen entstehen können.
Nabelpflege
Der Nabelschnurstumpf des Babys trocknet aus und fällt schließlich von alleine ab. Meist geschieht dies innerhalb von ein bis drei Wochen nach der Geburt. In der Zwischenzeit sollte die Stelle sanft behandelt werden. Folgende Vorgehensweise wird von Medizinerinnen und Medizinern empfohlen:
- Halten Sie den Stumpf trocken: Früher wurde Eltern empfohlen, den Stumpf nach jedem Windelwechsel mit Reinigungsalkohol zu tupfen. Forschende sind nun überwiegend der Meinung, dass dies Bakterien abtöten könnte, die dabei helfen, die Nabelschnur zu trocknen und zu trennen. Setzen Sie den Stumpf stattdessen der Luft aus, damit er trocknet.
- Die Windel sollte den Stumpf nicht bedecken.
- Nutzen Sie Schwammbäder statt Vollbäder, um den Säugling zu reinigen. Das hilft dabei, den Nabelstumpf trocken zu halten, bis er abfällt.
- Lassen Sie den Stumpf von selbst abfallen. Er sollte nicht selber entfernt oder daran herumgepult werden.
- Während des Heilungsprozesses ist es normal, dass am Nabel ein wenig Blut zu sehen ist. Ähnlich wie beim Schorf könnte der Nabelstumpf ein wenig bluten, wenn er herunterfällt.
Wann zum Arzt?
Bei Verdacht auf eine Omphalitis sollte nicht lange gewartet, sondern sofort ein Kinderarzt aufgesucht werden. Lieber einmal zu viel, als zu wenig. Eine solche Entzündung ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Manchmal reicht schon eine antiseptische, äußerliche Behandlung, um die Infektion in den Griff zu bekommen. Um Komplikationen auszuschließen, ist auf jeden Fall schnelles Handeln wichtig.
Je ausgeprägter die Entzündung ist, desto intensiver ist auch die Behandlung. Hat sich die Infektion ausgebreitet, lässt sich ein Krankenhausaufenthalt meist nicht umgehen. Hier wird ein Antibiotikum intravenös verabreicht und die Vitalfunktionen wie Atmung und der Blutdruck werden überwacht, da eine Ausbreitung der Erreger im Körper lebensbedrohliche Folgen haben kann. Gegebenenfalls erfolgt eine künstliche Beatmung. Durch die heutzutage angewandte Nabelhygiene sind Bauchnabelentzündungen heute jedoch relativ selten und derart schwere Krankheitsverläufe, die eine Überwachung im Krankenhaus erfordern, bilden eher unwahrscheinliche Ausnahmen. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Dr Prakash Manikoth, Mariam George, Avirat Vaishnav, u.a.: Omphalitis, The Lancet, 2014, thelancet.com
- Schweizerischer Hebammenverband (SHV): Guideline Nabelpflege beim Neugeborenen, Stand: Februar 2014, hebamme.ch
- World Health Organization: WHO Recommendations on Newborn Health, Mai 2017, who.int
- Gary D.Overturf: Infectious Diseases of the Fetus and Newborn (7. Auflage), 2011, sciencedirect.com
- Mayo Clinic. Umbilical cord care: Do's and don'ts for parents (Abruf: 21.08.2019), mayoclinic.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.