Was hilft bei einer Allergie gegen Birkenpollen?
Endlich ist der Schnee verschwunden, die Blumen blühen, und die Sonne erwacht. Wer allergisch auf Birkenpollen reagiert, genießt den Frühling indessen weniger. Die Birkenpollenallergie ist eine der aggressivsten unter den Pollenallergien. Damit nicht genug: Birken verteilen auch mehr Pollen an die Umwelt als andere Pflanzen. Der Blütenstaub ist so fein, dass er auch in Gebäude weht.
Inhaltsverzeichnis
Fakten für Birkenpollen-Allergiker
- Eine Birke produziert bis zu 100 Millionen Pollen.
- Zwischen 5 und 50 % der Menschen in West- und Mitteleuropa leiden unter durch Birkenpollen bedingtem Heuschnupfen – je nach Region.
- Birkenpollenallergiker reagieren meist auch empfindlich auf Pollen verwandter Arten der Ordnung Fagales. Das sind Erlen, Buchen, Kastanien, Hainbuchen und Eichen.
- Vier von fünf Betroffenen haben Kreuzallergien zu anderen Pflanzenprodukten.
So verbreiten sich Birken
Birken wachsen sich zu aufrechten Kronen aus, die Zweige laufen dünn aus und hängen von der Krone bis zum Boden. Die Blüten sind grüngelb und bilden Kätzchen wie Weiden. Der Wind bstäubt die weiblichen Blüten.
Mastjahre
Alle zwei Jahre geben Birken besonders viele Pollen ab – Wissenschaftler sprechen von Mastjahren. Alle zwei Jahre sind Pollenallergiker also stark gefährdet. Der Blütenstaub des Baumes ist winzig und sieht aus wie ein weißgelbes Pulver. Unter dem Mikroskop erweisen sich die einzelnen Pollen als leicht eckig – mit bloßem Augen sehen sie aus wie Kugeln.
Eisenmangel als Allergen
Die Pollen sind erst einmal harmlos. Doch herrscht Eisenmangel entwickeln sie sich zum Allergen. Molekulare Taschen in der Birkenzelle binden das Eisen. Ohne Eisen bleiben die Taschen leer, und so verwandelt sich das Pollenprotein zu einem Stoff, der allergische Reaktionen auslösen kann.
Vermutlich führt die Luftverschmutzung zu einem erhöhten Eisenmangel in Birkenpollen, und damit steigt die Zahl der Allergien.
Entzündungen durch Feinstaub
Birkenpollen können auch durch Feinstaub Entzündungen auslösen. Ursache sind vor allem die Partikel von Dieselruß. Diese binden sich an die Oberfläche des Blütenstaubs und fördern die Produktion von Lipidmediatoren. Die Pollen setzen diese beim Einatmen auf der Nasenschleimhaut frei – es kommt zu Entzündungen mit Symptomen wie bei einer Erkältung.
Risikogebiete
In Städten gibt es weniger Birken als auf dem flachen Land. Sie lieben Lich und wachsen in Mischwäldern, Alleen, Parks und an Feldrändern. Sandbirken und Moorbirken weisen darauf hin, dass die Bäume auch und gerade an extremen Standorten gedeihen – im sauren Boden ebenso wie im nährstoffarmen Sand.
Die Bäume haben kaum Probleme mit Kälte und wurden deshalb nach der letzten Eiszeit zu Leitbäumen in Mitteleuropa. Als die Temperaturen stiegen, setzten sich Eichen, Buchen und Nadelbäume durch. Zudem waren andere Baumarten wirtschaftlich profitabler, so dass in den Nutzforsten kaum Birken zu finden sind.
Sie kommen in circa 40 verschiedenen Arten von gemäßigten Breiten bis in die Subarktis auf der Nordhalbkugel vor. Die Gattung ist eng verwandt mit Erlen, Haseln und Hainbuchen. Um die zehn Birken-Arten sind als Gartenpflanzen kultiviert. Es handelt sich um Pionierpflanzen, die schwierige Standorte als erste besiedeln und so anderen Pflanzen ermöglichen, Wurzeln zu schlagen.
Schaurig ists übers Moor zu gehen – für Allergiker
Risikogebiet Nummer 1 für Birkenpollenallergiker sind entwässerte Hochmmore. Achten Sie auf Gebiete, in denen Torf abgebaut wird. Je mehr Wasser ein Moor enthält, umso weniger Birken wachsen. In renaturierten Mooren unter Aufsicht von Naturschützern ist das Risiko geringer. Um ein Moor zu renaturieren, werden als erstes diese Bäume entfernt.
Sie herrschen nach wie vor in Mooren und Sandböden vor, im Übergang von der Heide zum Wald sind sie typisch. Im Hochgebirge und im hohen Norden Russlands und Skandinaviens sind Zwergbirken die einzigen Laubbäume, die überleben. Allergiker müssen genau dort aufpassen, wo es für andere Bäume zu feucht, zu trocken, zu nährstoffarm oder zu sauer ist.
Völligen Schutz gibt es draußen vor Birkenpollen nicht. Der Wind verteilt den feinen Blütenstaub über hunderte von Kilometern. Hauptsaison dafür ist der April, dann stehen die Birken in voller Blüte. Die Pollen bleiben aber bis Juni in der Luft. Zum Glück für Allergiker lassen sich die Bäume leicht erkennen: Sie haben einen schwarz-weißen Stamm, an dem die Rinde abrollt.
Verwechslungen
Der Blütenstaub lässt sich von Laien wesentlich schwerer erkennen als die Bäume. Verwechslungen sind besonders mit Hasel- und Erlenpollen möglich. Die der Erle sind oval, die von der Birke rund. Manche Erlenpollen sind indessen so rund, dass sie sich nur noch als oval erahnen lassen. Lässt sich die Form (rund oder oval) nicht erkennen, kann man den Blütenstaub der Erle von tetraporaten Birkenpollen nicht unterscheiden. Fliegen die Pollen spät, dann überlappen sich die Pollen von Erle und Birke Anfang April.
Symptome bei Birkenpollenallergie
Eine Birkenallergie merken sie an Jucken in Augen und Nase. Schleimhäute im Rachen schwellen an, und sie müssen niesen. Die Symptome entsprechen denen einer Erkältung, und erst auf Dauer erkennen Betroffene, dass es sich nicht um einen grippalen Infekt handelt.
Risiken
Manche Menschen „gewöhnen“ sich an ihre Allergie. Sie „planen“ die Beschwerden im Frühling ein, nach dem Motto „das ist nun mal so“. Die Dinge, „so zu nehmen, wie sie sind“, kann ernste Folgen nach sich ziehen. Aus einer Allergie entwickelt sich bisweilen chronisches Asthma.
Entzünden sich die Schleimhäute stark und immer wieder, nimmt irgendwann das Gewebe selbst Schaden. Deshalb sollten Sie bei einer Allergie unbedingt einen Arzt besuchen. Für die Diagnose gibt es einen Pricktest, und wenn der „Übeltäter“ bekannt ist, kann die Therapie starten.
Behandlung von Allergie gegen Birkenpollen
Bei einer einfachen Allergie hilft ein Medikament, um die Symptome zu beenden. Diese Mittel lassen sich in die Augen wie Nase tropfen oder als Tabletten einnehmen. Eine normale Birkenallergie ist unproblematisch. Mit den Mitteln aus der Apotheke überstehen Sie den Frühling weitgehend ohne Beschwerden.
Kreuzallergien
Ein Allergietest ist auch deshalb sinnvoll, weil Birkenpollen Kreuzallergien auslösen können. Das sind Allergien, bei denen die Reaktion auf einen Stoff die auf andere nach sich zieht. Die Hälfte aller Betroffenen zeigt ähnliche Symptome bei Äpfeln, Birnen, Kirschen oder Nüssen.
Kreuzallergien gibt es auch zu Sellerie, Hülsenfrüchten und Sojaprodukten. Bei Fertigkost finden sich diese zum Beispiel in Suppenpulver, Fertigwürze, Brot, Ketchup, Backwaren oder Kaffeeweißer.
Bei Sojabohnen führt das Stressprotein Gly m4 zur Kreuzreaktionen, das es dem Birkenpollenallergen Bet-v-1 ähnelt. Ob es eine kritische Dosis für diese Kreuzreaktion gibt, ist nicht bekannt. Nachweislich entstanden Kreuzreaktionen bereits beim Kontakt mit Schleimhäuten. Ungefähr 10 bis 20 % aller Pollenallergiker haben eine Kreuzallergie mit Sojabohnenprotein.
Entwarnung gibt es für fermentierte und erhitzte Sojaprodukte. In diesen ist Gly m 4 zerstört. Birkenpollenallergiker können als ohne Probleme Misosuppe essen und Sojasoßen verwenden. Vorsicht ist geboten bei Tofu, Sojaflocken oder Sojadrinks. Soja in Lebensmitteln muss auf dem Produkt angegeben sein.
Die Diagnose zählt
Pollenallergie und Heuschnupfen sind „tricky“. Auch wer beim Pricktest auf Birkenpollen reagiert, muss nicht vorrangig gegen diese allergisch sein. Oft kommt es zu einer Kreuzreaktion mit Allergenen von Graspollen. Die Pollensaison von Birken- und Gräserpollen überschneidet sich, und wir nehmen beide zur gleichen Zeit auf. Zudem kommen die Auslöser Bet v2 und Phl-p-12 in den Pollen verschiedener Pflanzen vor.
Eine Studie unter Leitung von Prof. Thilo Biedermann ergab: Nur 433 von 349 Patienten, die positiv auf Bet-v-1 reagierten, reagierten sensibel auf das Birkenpollenallergen Bet-v-1. 15 der Teilnehmer reagierten nur auf Bet-v-2.
Kreuzreaktionen zwischen Birken- und Graspollen hängen, Biedermanns Studie zufolge, von der Dosis ab. Wer bei Birkenpollen nur auf das Panallergen Bet-v-2 reagierte, zeigte sich als unempfindlicher gegenüber den Allergenen von Graspollen.
Hyposensibilisierung
Diese Therapie nimmt längere Zeit in Anspruch und empfiehlt sich bei einer starken allergischen Reaktion. Hier gewöhnt der Arzt den Körper langsam an den Allergie auslösenden Stoff, indem er diesen dem Patienten in kleinen Dosen verabreicht.
Das Verfahren entspricht einer Impfung. Die Allergiker enthalten das Allergen unter die Haut gespritzt, und so soll sich der Körper darauf einstellen. Bei Birkenpollen ist diese Methode nur zu 60% bis 70 % erfolgreich. Die Behandlung ist aufwändig. Im Abstand von mehreren Wochen muss der Patient mehrere Male zum Arzt, um sich spritzen zu lassen.
Bei der sublingualen Immuntherapie nehmen die Betroffenen das Allergen als Tropfen oder Tabletten ein. Die Forschung bewegt sich hier noch im Pionierstadium. Ärzte hoffen, so Patienten zu behandeln, die keine Spritzen vertragen.
Im schlimmsten Fall kann das gespritzte Allergen einen allergischen Schock auslösen. Hier besteht Lebensgefahr. Eine Spritzen-Therapie immunisiert für sieben bis zwölf Jahre gegen die Allergie – wenn die Behandlung Erfolg hat.
Schutz vor Birkenpollen
Der Blütenstaub von Birken ist ein „Teufelszeug“. Er setzt sich in Teppichen ebenso ab wie in Handtüchern, Bettwäsche und Kleidung. Allergiker haben oft Augenjucken, obwohl sie sich in geschlossen Räumen bewegen, wo weit und breit keine einzige Birke steht.
Für Fenster und Türen gibt es Pollenschutzgitter, die auch Insekten abhalten. Regelmäßiges Saugen vermindert die Menge des Blütenstaubs. Allergiker können ihre Kleidung reinigen, wenn sie sich draußen bewegt haben. Luftreiniger in der Wohnung vermindern ebenfalls die Anzahl der Pollen.
Worauf können Allergiker achten?
Reagieren Sie allergisch auf Birkenpollen? Dann können Sie in der Risikozeit im April folgendes beachten:
1) Reduzieren Sie körperliche Reaktionen im freien, besonders in Brennpunkten wie Sandkuhlen, Heidegebieten und Mooren.
2) Verzichten Sie auf Alkohol. Bier, Wein und Schnaps enthalten Histamin, das verschlimmert die Symptome.
3) Wechseln Sie die Bettwäsche jede Woche, wischen Sie täglich glatte Oberflächen in der Wohnung.
4) Trocknen Sie die Wäsche in geschlossenen Räumen oder im Wäschetrockner – auf keinen Fall draußen.
5) Waschen Sie ihre Haare, bevor Sie zu Bett gehen, denn in den Haaren haften die Pollen.
6) Lüften Sie ihre Wohnung nur, wenn wenig Pollen unterwegs sind. In der Stadt ist das am frühen Morgen der Fall, auf dem freien Land nach Anbruch der Dunkelheit.
7) Als Betroffener sollten Sie keine Birken in den Garten pflanzen und wild wachsende Exemplare entfernen.
8) Meiden Sie Blumengeschäfte. Birkenzweige mit Pollen sind für Blumengestecke beliebt. Sagen Sie ihren Freunden, dass Sie ihnen keine Blumen mit Birkendeko schenken sollen.
Klimawandel
Der Klimawandel führt dazu, dass Birkenpollen wegen der höheren Temperaturen früher in der Luft sind. In einem milden Winter sollten Allergiker bereits im Februar Vorsicht walten lassen. Die höhere Menge an Kohlendioxid erhöht die Menge an Blütenstaub. Allergien gegen den Blütenstaub von Birken nehmen zu. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst: Pollenallergie – Entstehung und Behandlung (Abruf: 29.07.2019), pollenstiftung.de
- Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB): Kreuzallergie (Abruf: 29.07.2019), daab.de
- aha! Allergiezentrum Schweiz: Polleninformationen - Allergene Pflanzen - Birke (Abruf: 29.07.2019), pollenundallergie.ch
- Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V.: Heuschnupfen (Pollenallergie) (Abruf: 29.07.2019), kinderaerzte-im-netz.de
- Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH): Heuschnupfen (Abruf: 29.07.2019), allergieinformationsdienst.de
- American Academy of Allergy, Asthma & Immunology: Oral allergy syndrome (OAS) (Abruf: 29.07.2019), aaaai.org
- American College of Allergy, Asthma & Immunology: Allergy Facts (Abruf: 29.07.2019), acaai.org
- Mayo Clinic: Hay fever (Abruf: 29.07.2019), mayoclinic.org
- Biedermann , T. / Winther, L. / Till, S. J. / u.a.: Birch pollen allergy in Europe, European Journal of Allergy and Clinical Immunology, 2019, nlinelibrary.wiley.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.