Nervenerkrankungen als Folge von Diabetes – Symptome und Behandlung
Die diabetischen Neuropathie oder Nervenschädigung ist eine typische, chronisch verlaufende Folgeerkrankung des Diabetes mellitus, bei der meistens Nervenbahnen des peripheren Nervensystems geschädigt werden und allmählich absterben. Die häufigste Form ist die diabetische Polyneuropathie (periphere sensomotorische Polyneuropathie), zunächst erkennbar durch Missempfindungen an den Füßen. Eine gefürchtete Komplikation, die mit dieser Schädigung der Nerven einhergehen kann, ist der diabetische Fuß. Da die Therapiemöglichkeiten begrenzt sind und eine vollständige Heilung nicht erwartet werden kann, stellt eine Früherkennung die wichtigste Weiche zur Verlangsamung des Krankheitsverlaufs und zur Verhinderung von weiteren möglichen Folgeschäden.
Inhaltsverzeichnis
Ein kurzer Überblick
Menschen die an Diabetes erkrankt sind sollten besonders aufmerksam sein wenn es um ihre Gesundheit geht, denn infolge der Zuckerkrankheit besteht ein erhöhtes Risiko für eine Reihe von Folgekrankheiten. Frühwarnzeichen sollten ernst genommen werden und Betroffene sollten umgehend ärztlichen Rat einholen. Anschließend finden sie zunächst eine kurze Übersicht mit den wichtigsten Informationen zur Neuropathie, bevor eine detaillierte Beschreibung des Beschwerdbildes folgt.
Wie erkennt man eine sensomotorische diabetische Polyneuropathie?
Frühe Warnsignale sind Empfindungsstörungen und Schmerzen insbesondere in den Füßen und Beinen:
- Hautkribbeln („Ameisenlaufen“) und Pelzigkeitsgefühle,
- Sensibilitätsstörungen für Druck und Temperatur,
- starke, brennende Schmerzen (häufig nachts).
Was ist ein diabetischer Fuß?
Bei dieser schwerwiegenden Komplikation zeigen sich häufig zuerst eine vermehrte Hornhautbildung sowie Hautrisse an der Fußsohle. Aufgrund von Empfindungsstörungen bleiben schmerzhafte Verletzungen an den Füßen unbemerkt und es kommt, begünstigt durch Durchblutungsstörungen, zu schlecht heilenden und entzündeten Wunden. Tiefe Gewebeschichten sind betroffen und ein Absterben ist die Folge. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Amputation kommen.
Was sind weitere häufige Folgeerkrankungen bei Diabetes?
- Diabetische Makroangiopathie (Schädigung der großen Arterien) und Mikroangiopathie (Schädigungen kleiner Blutgefäße),
- Arteriosklerose,
- Diabetische Nephropathie (Nierenschäden),
- Diabetische Kardiomyopathie (Herzerkrankungen),
- Koronare Herzkrankheit,
- Bluthochdruck mit Folgebeschwerden wie Schlaganfall oder Herzinfarkt,
- Augenschäden,
- Fettstoffwechsel- und Wundheilungsstörungen.
- Hautkribbeln („Ameisenlaufen“) und Pelzigkeitsgefühle,
- Sensibilitätsstörungen für Druck und Temperatur,
- starke, brennende Schmerzen (häufig nachts).
- Schmerzempfinden,
- Druck- und Berührungsempfinden,
- Temperaturempfinden,
- Vibrationsempfinden,
- Muskeleigenreflexe.
- Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke e.V. (DGM): Polyneuropathie (Abruf: 10.07.2019), dgm.org
- Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH): Diabetes und Nerven (Abruf: 10.07.2019), diabetesinformationsdienst-muenchen.de
- Ziegler, Dan / Keller, Jutta / Maier, Christoph / u.a.: Diabetische Neuropathie, Diabetologie und Stoffwechsel, 2017, thieme-connect.com
- Stracke, Hilmar: Diabetische Neuropathie - Nervenschäden frühzeitig eindämmen, Der Allgemeinarzt 15/2018, aerztekammer-bw.de
- Deutsche Schmerzliga e.V.: Informationsbroschüre Diabetische Polyneuropathie (Abruf: 10.07.2019), schmerzliga.de
- Mayo Clinic: Diabetic neuropathy (Abruf: 10.07.2019), mayoclinic.org
- National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases: Diabetic Neuropathy (Abruf: 10.07.2019), iddk.nih.gov
- National Health Service UK: Overview - Peripheral neuropathy (Abruf: 10.07.2019), nhs.uk
- NVL-Programm von BÄK, KBV, AWMF: Nationale VersorgungsLeitlinie Neuropathie bei Diabetes im Erwachsenenalter, Stand: Juli 2016, Leitlinien-Detailansicht
Definition
Der Sammelbegriff der diabetischen Neuropathie umfasst verschiedene Nervenschädigungen, die in der Regel das periphere Nervensystem (Nerven außerhalb von Gehirn und Rückenmark) betreffen und durch Diabetes verursacht werden. Grundsätzlich wird unterschieden, ob nur ein einzelner Nerv betroffen ist (diabetische Mononeuropathie) oder zeitgleich Schädigungen an vielen peripheren Nerven auftreten. Letzteres kennzeichnet auch die häufigste Erscheinungsform: die sensomotorische diabetische Polyneuropathie. Unter den vielfältigen Symptomen zeigen sich hierbei besonders häufig Missempfindungen und Schmerzen an Füßen und Beinen. Typischerweise kommt es bei dieser Ausprägung im weiteren Verlauf zu einem diabetischen Fuß.
Seltener sind auch Nerven des sogenannten autonomen (vegetativen) Nervensystems betroffen, in diesem Fall spricht man von einer autonomen diabetischen Neuropathie.
Diese als Spätfolgen von Diabetes mellitus bekannten Erkrankungen treten relativ häufig auf. So wird bei circa zehn bis zwanzig Prozent der Betroffenen eines Typ-2-Diabetes heutzutage bereits sehr früh eine Neuropathie festgestellt. Die Folgeerkrankungen treten aber auch bei einem Typ-1 Diabetes auf. Die Häufigkeit nimmt mit Dauer der Diabeteserkrankung weiter zu und erreicht nach etwa 25 Jahren fast die Hälfte aller Betroffenen.
Symptome
Eine Vielzahl von Symptomen können einer diabetischen Neuropathie zugeordnet werden, abhängig davon welche Nervenbahnen betroffen sind. Bei der häufigsten Form, der sensomotorischen Polyneuropathie, sind frühe Anzeichen Missempfindungen, Empfindungsstörungen und Schmerzen meist an Füßen und Beinen oder seltener auch an Händen und Armen:
Dabei werden auch Verbindungen zum Burning-Feet-Syndrom (Brennende Füße) und Restless-Legs-Syndrom (Ruhelose Beine) hergestellt. Daneben ist das diabetische Fußsyndrom eine schwerwiegende Komplikation, die sich relativ häufig aus einer Polyneuropathie ergibt. Erstes, häufig unbemerkte Anzeichen sind eine vermehrte Hornhautbildung und Hautrisse an der Fußsohle. Grund dafür sind Fehlbelastungen durch Empfindungsstörungen am Fuß. Durch ein vermindertes Schmerzempfinden bleiben Verletzungen an den Füßen oft unbemerkt. Meist begünstigt durch vorliegende Durchblutungsstörungen, greifen schlecht heilende und entzündete Wunden in tiefe Gewebeschichten ein und können dadurch ein Absterben verursachen. Im schlimmsten Fall droht sogar eine Amputation.
Im fortgeschrittenen Stadium einer Polyneuropathie kann es außerdem zu bohrenden, krampfartigen oder dauerhaften Schmerzen in Beinen und Armen kommen. Ebenso wie zu Taubheitsgefühlen oder aber Überempfindlichkeiten. So können beispielsweise sogar Berührungen der Beine mit Bettdecke und Matratze beim Schlafen heftige Schmerzen verursachen. Im weiteren Verlauf können sich auch motorische Ausfälle bis hin zu Lähmungserscheinungen entwickeln.
Ist auch das vegetative Nervensystem betroffen, welches die autonomen Funktionen des Körpers steuert, können Herzrhythmusstörungen, Durchblutungsstörungen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Inkontinenz, Durchfall oder auch Verstopfung mit der Erkrankung einhergehen. Zudem sind eine abnormale Schweißbildung und Sexualfunktionsstörungen möglich.
Ursachen
Welche Faktoren ursächlich für die Entstehung einer diabetischen Neuropathie sind, ist noch nicht eindeutig erforscht und belegt. Experten zufolge besteht aber ein Zusammenhang zwischen einem nicht optimal eingestellten Blutzucker (erhöhte Blutzuckerwerte) und der Schädigung von Nerven. Zentraler Risikofaktor scheint ein zu hoher Blutzuckerwert über längere Zeit zu sein (Hyperglykämie).
Durch den erhöhten Blutzuckerspiegel können Abbauprodukte entstehen und sich ablagern, die Funktionen und Stoffwechselvorgänge von Nervenzellen beeinträchtigen. Außerdem kann eine Ablagerung von Zuckermolekülen („Verzuckerung“) an körpereigene Fette und Proteine (Eiweiße) die Folge sein, die wichtige Bausteine für die Nerven sind. Es kommt zu verstopften Blutgefäßen und verdickten Gefäßwänden. Das Blut kann folglich nicht mehr so leicht durch die engen Kapillaren fließen, was die Versorgung der Nerven behindert. Ein sich daraus ergebener Sauerstoff- und Nährstoffmangel schädigt die Nerven zusätzlich. Das Fortschreiten dieser Symptome führt so nach und nach zum Absterben des Nervengewebes.
Diagnose
Weil bei einem ausgeprägten Krankheitsbild der Polyneuropathie nur begrenzte Therapiemöglichkeiten bestehen, kommt der Vorbeugung und Früherkennung ein besonderes Gewicht zu. Menschen mit einer Diabetes Diagnose sollten in jedem Fall regelmäßig ihre Nerven untersuchen lassen, unabhängig davon, ob bereits neuropathische Schmerzen oder anderweitige Symptome bestehen oder nicht. Hierbei spricht man auch von einem Neuropathie-Screening, um Komplikationen zu verhindern beziehungsweise früh zu erkennen. Menschen mit Typ-2-Diabetes wird angeraten, ein Screening bereits zum Zeitpunkt der Diagnosestellung durchführen zu lassen. Menschen mit Typ-1-Diabetes sollen dies spätestens nach fünf Jahren tun. Sollte keine Neuropathie festgestellt werden, ist einmal jährlich ein Screening durchzuführen.
Um eine sensomotorische diabetische Polyneuropathie festzustellen, wird bei einer haus- oder fachärztlichen Untersuchung zunächst eine Patienten-Befragung (Anamnese) stattfinden, um mögliche Symptome, die Krankengeschichte und die bestehende Diabeteserkrankung möglichst genau zu erfassen. Für die weitere Diagnose werden beide Beine und Füße untersucht und verglichen sowie Schuhe und Strümpfe, in Bezug auf mögliche Fußfehlstellungen, betrachtet. Die Motorik und mögliche Einschränkungen werden überprüft.
Des Weiteren werden neurologische Untersuchungen stattfinden, häufig unter Anwendung sehr einfacher Methoden, um vornehmlich folgende Empfindungen und Reflexe zu testen:
Alle Ergebnisse zusammen sollten über das mögliche Vorliegen einer Polyneuropathie und auch über den aktuellen Schweregrad einer vorhandenen Nervenschädigung Aufschluss geben. Sollte die Diagnose nicht eindeutig sein und weiterer Klärungsbedarf bestehen, so können andere spezielle Verfahren zur Anwendung kommen. Meist findet in diesen Fällen eine genaue neurologische Untersuchung der Nerven statt. Diese konzentriert sich in der Regel auf eine Schmerzdiagnostik und die Nervenleitgeschwindigkeit. Zusätzlich kann eine umfassende Blutuntersuchung weitere Hinweise liefern und in seltenen Fällen auch eine Hautbiopsie (Gewebeentnahme).
Die Diagnose einer autonomen diabetischen Neuropathie ist oftmals schwieriger. Über die Angaben der Patienten zur Krankengeschichte und zu möglichen Beschwerden können im Anschluss verschiedene Untersuchungen nötig werden. Diese werden sich auf mögliche Funktionsstörungen des Herzkreislaufsystems, des Magen-Darm-Trakts und des Harn- und Geschlechtstrakts konzentrieren, da sich Folgeschäden häufig in diesen Bereichen zeigen.
Mittels eines Elektrokardiogramms (EKG) können Unregelmäßigkeiten in der Herzfrequenz sichtbar gemacht werden. Blutdruckmessungen mehrmals hintereinander im Liegen und Stehen, oder sogar über 24 Stunden, sollen feststellen, ob ein starker Blutdruckabfall und Schwindel beim Aufstehen im Zusammenhang mit der Neuropathie besteht (neurogene orthostatische Hypotonie).
Eine autonome Neuropathie, die sich auf den Magen-Darm-Trakt auswirkt, lässt sich schwer feststellen, denn Magen-Darm-Beschwerden können auch viele andere Ursachen haben. Daher ist es wichtig, andere mögliche Ursachen auszuschließen. Hierbei werden oft Ultraschall oder Untersuchungen mit einem Endoskop sowie verschiedene Funktionstest angewandt. Sind andere Ursachen ausgeschlossen, können weitere Hinweise helfen, einen diabetischen Nervenschaden zu diagnostizieren, wie beispielsweise eine längere Diabeteserkrankung mit schlechter Blutzuckereinstellung und Stoffwechselschwankungen.
Es kann nötig sein, dass der Harnfluss während der Blasenentleerung und ein möglicher Restharn gemessen werden. Bei Männern wird zusätzlich die Prostata abgetastet. Bei Erektionsstörungen werden der Testosteronspiegel und weitere Laborwerte und Testverfahren herangezogen.
Behandlung
Bislang gibt es noch keine Möglichkeit die diabetische Neuropathie vollständig zu heilen. Daher geht es bei einer Behandlung in erster Linie darum, den Fortschritt der Krankheit zu verlangsamen, die Schmerzen zu lindern und mögliche Folgeschäden zu therapieren. Dafür steht eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Die wichtigste therapeutische Maßnahme ist eine dauerhaft konstante und optimale Einstellung des Blutzuckerspiegels. Der optimale Blutzuckerwert ist von vielen Faktoren abhängig und muss für jeden Erkrankten individuell bestimmt werden. Zudem sollten auch Blutfett- und Blutdruckwerte gut eingestellt werden.
Betroffenen wird angeraten, nicht nur den eigenen Blutzuckerspiegel regelmäßig zu kontrollieren, sondern auch auf Ihr Gewicht und auf eine gesunde Lebensweise, mit einer ausgewogenen Ernährung sowie sportlicher Aktivität, zu achten. Generell sollte auch auf Alkohol und Rauchen verzichtet werden, da dies zusätzliche Nervenschäden verursachen kann.
B-Vitamine, insbesondere Benfothiamin (B1) werden gegebenenfalls unterstützend eingesetzt.
Bei der Schmerztherapie wird eine verminderte Schmerzwahrnehmung angestrebt. Dies kann über Pharmazeutika wie beispielsweise Antiepileptika (Antikonvulsiva) und Antidepressiva erreicht werden. Bei sehr starken Schmerzen auch mittels Opioide. In jedem Fall sind diese Medikamente verschreibungspflichtig. Ob eine Einnahme sinnvoll ist, sollte mit Hilfe einer Schmerzanalyse unter Berücksichtigung individueller Faktoren entschieden werden. Außerdem bedarf die Therapie im weiteren Verlauf einer ärztlichen Überwachung. Nebenwirkungen sind bei allen genannten Mitteln möglich. Bei den Opioiden ist insbesondere vor einer Toleranzentwicklung und darauffolgenden Dosiserhöhungen beziehungsweise einer Abhängigkeit zu warnen. Handelsübliche Analgetika (zum Beispiel Ibuprofen, Diclophenac oder Acetylsalicylsäure) sollten nicht bei neuropathischen Schmerzen eingesetzt werden. Nur selten wird Paracetamol zeitlich begrenzt für einen Therapieversuch herangezogen.
Spezifische therapeutische Maßnahmen bei einer autonomen Neuropathie hängen von der Art der Nervenschäden und der damit verbundenen Symptomatik ab. Es ist ratsam sich entsprechend der Beschwerden einen spezialisierten ärztlichen Rat einzuholen.
Naturheilkundliche Behandlung
Neben der bereits erwähnten Beachtung einer gesunden Ernährung und Lebensweise, die als unverzichtbar gilt bei jeder naturheilkundlichen Behandlung, spielt die regelmäßige medizinische Fußpflege eine wichtige Rolle. Diese kann insbesondere der Entstehung eines diabetischen Fußes vorbeugen. Die Füße sollten zudem täglich ausgiebig auf Verletzungen untersucht, gebadet und eingecremt werden. Auch ein angemessenes Schuhwerk gehört zu den Vorbeugungsmaßnahmen.
Des Weiteren können, besonders zur Schmerzlinderung, verschiedene Maßnahmen aus dem Bereich der Naturheilkunde Erfolg versprechen. Dabei können Naturheilverfahren als Unterstützung der schulmedizinischen Therapie herangezogen werden oder sogar alternative Behandlungsmöglichkeiten bieten.
Physikalische Therapien
Zur Schmerztherapie bei Polyneuropathie können verschiedene physikalische Behandlungen angewendet werden wie beispielsweise Physiotherapie, Kälte-Wärme-Behandlungen, Wechsel- und Bewegungsbäder oder Elektrobehandlungen gelähmter Muskeln. Neben der Schmerzlinderung haben diese Therapien zusätzlich das Ziel, die Durchblutung zu verbessern, die geschwächten Muskeln zu stärken sowie die Mobilität zu erhöhen und zu erhalten.
Elektrotherapeutische Verfahren
Eine spezielle alternative Behandlungsmethode bieten elektrotherapeutische Verfahren wie die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) oder die Hochtontherapie, bei denen Schmerzen mit Strom bekämpft werden. Den Patienten werden dabei Elektroden auf die schmerzhafte Hautregion geklebt, die Stromimpulse eines Reizstromgeräts auf den Körper beziehungsweise auf die Nerven übertragen. Durch den erzeugten Reiz werden die elektrischen Signale über die Nervenbahnen in das Rückenmark geleitet, wo die eigentliche Wirkung der TENS stattfindet. Bei einem Einsatz hoher Frequenzen (über 80 Hertz) wird die Signalweiterleitung ins Gehirn und damit die Schmerzwahrnehmung gehemmt oder unterbrochen. Niedrige Frequenzen sollen wiederum chemische Substanzen im Gehirn freisetzen und dadurch zu einer verminderten Schmerzwahrnehmung führen. Bei der Hochtontherapie kommen elektrische Wechselfelder im Frequenzbereich von etwa 4 bis 30 Kilohertz zum Einsatz. Dadurch soll die Energie tiefer in das Gewebe eindringen, den Zellstoffwechsel beeinflussen und so zu einer heilenden Wirkung und Schmerzlinderung führen. Jedoch sind diese Verfahren in ihrer Wirksamkeit nicht sicher belegt.
Traditionelle chinesische Medizin (TCM)
In der chinesischen Medizin gilt ein sogenannter „Tan“ als zentrale Ursache der Polyneuropathie. Hiermit sind Substanzen gemeint, die nicht mehr ausgeschieden werden können und somit Entzündungen verursachen. Über die Arzneitherapie, die für jeden Erkrankten individuell angepasst wird, soll es gelingen, diese Stoffe aufzulösen und auszuscheiden. Daneben wird auch der Akupunktur eine unterstützende Wirkung nachgesagt.
Weitere alternative Wirkstoffe und Methoden
Verschiedene alternative Wirkstoffe aus der Naturheilkunde bieten neben der medikamentösen Schmerztherapie weitere Möglichkeiten, um Beschwerden zu lindern. Zur Schmerzbekämpfung kann bei unversehrter Haut eine Zubereitung aus Chili äußerlich angewendet werden (Capsicum-Pflaster oder Creme, Capsaicin-Salbe). Die Alpha-Liponsäure schützt durch antioxidative Eigenschaften vor Schäden an den Nervenfasern. Auch kommen Nachtkerzenöl, Hanföl und Granatapfelsamenöl für eine Behandlung in Frage, da durch die enthaltene Gamma-Linolensäure Nervenfunktionen verbessert werden können. Leider können diese Wirkstoffe unangenehme Nebenwirkungen aufweisen, insbesondere im Bereich der Verdauungsorgane. Eine generelle Therapieempfehlung für die genannten Wirkstoffe ist nicht gegeben.
Weitere Maßnahmen aus der Naturheilkunde, die erfahrungsgemäß besonders bei beginnender Symptomatik hilfreich sein können, sind die Dunkelfeldmikroskopie, Milieutherapie und die (klassische) Homöopathie. Auch eine Sauerstofftherapie kann die Durchblutung des Gewebes verbessern und so Folgeschäden minimieren. Bei der Bewältigung von Schmerzen spielt außerdem die Psyche eine entscheidende Rolle. Betroffenen kann auch eine Psychotherapie oder ein Schmerzbewältigungstraining helfen, die Beschwerden zu lindern. (jvs, cs)
Autoren- und Quelleninformationen
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