Gallenblasenperforation
Ein Gallenblasendurchbruch mit Austritt von Gallenflüssigkeit wird auch als Perforation oder Ruptur der Gallenblase bezeichnet, was zu starken Schmerzen und einem lebensbedrohlichen Zustand führen kann. Meist ist das Zerreißen die Folge einer akuten Gallenblasenentzündung aufgrund von Gallensteinen mit Schäden an der Gallenblasenwand. Häufig kommt es zu einem gedeckten Durchbruch, seltener zu einer freien Perforation. Bei letzterer Variante entwickelt sich in vielen Fällen eine gefährliche Bauchfellentzündung. Die Diagnose ist oft schwierig, aber ein unverzüglicher chirurgischer Eingriff zur Entfernung der Gallenblase kann Leben retten.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Eine Gallenblasenperforation (auch Gallenblasenruptur) ist eine relativ seltene, aber lebensgefährliche Komplikation, die infolge unterschiedlicher Erkrankungen der Gallenblase auftreten kann. Häufig besteht eine Verbindung zu einer akuten Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) aufgrund von Gallensteinen. Durch Schädigungen an der Gallenblasenwand zerreißt diese und es kommt zu einem Austreten von Gallenflüssigkeit aus der Gallenblase. Dabei wird prinzipiell zwischen den zwei verschiedenen Formen der gedeckten und der freien Perforation unterschieden. Die gedeckten Rupturen treten insgesamt häufiger auf.
Eine noch immer angewandte Klassifizierung nach Niemeier aus dem Jahre 1934 unterteilt die Gallenblasenperforation in die folgenden drei Typen:
- Typ I: Akute freie Perforation in die Bauchhöhle.
- Typ II: Subakute Perforation mit pericholezystischem Abzess.
- Typ III: Chronische Perforation mit Ausbildung einer enterocholezystischen Fistel.
Symptome
Beschwerden die auf einen Durchbruch der Gallenblase hindeuten können, umfassen einen sich schnell verschlechternden Allgemeinzustand mit hohem Fieber. Hinzu kommen starke Schmerzen (Gallenschmerzen), die sich – ähnlich wie bei einer Gallenblasenentzündung – vor allem im rechten Oberbauch manifestieren (Oberbauchschmerzen). Im Fachjargon wird diese Art von Schmerzen auch als Abwehrspannung bezeichnet. Darüber hinaus kann es zu Übelkeit und Erbrechen kommen.
Bei der freien Gallenblasenperforation tritt die Gallenflüssigkeit in die freie Bauchhöhle über. Liegt eine akute Entzündung des Organs vor, kommt es durch die mit ausgetretenen Bakterien häufig zu einer Bauchfellentzündung (galliger Peritonitis) mit einem akuten Abdomen.
Eine gedeckte Perforation kann auch asymptomatisch verlaufen, was eine Diagnosestellung deutlich erschwert und zu gefährlichen Verzögerungen führen kann.
Ursachen
Eine Gallenblase zerreißt meistens aufgrund von starkem Druck auf eine vorgeschädigte Gallenblasenwand. Gallensteine, die den Ausgang der Gallenblase und den Abfluss der Galle verhindern, können zu einer akuten Cholezystitis führen. Dabei kann es im weiteren Krankheitsverlauf zu einer Vereiterung der Gallenblase (Empyem), zu gravierenden Gewebeschäden aufgrund einer verminderten Blutversorgung (Gangrän) oder zu einer Vergrößerung der Gallenblase aufgrund des behinderten Galleabflusses (Gallenstau und Gallenblasenhydrops) kommen. Dies alles kann einen Durchbruch herbeiführen.
Zu den Risikofaktoren gehören bei älteren Betroffenen außerdem systemische Begleiterkrankungen (zum Beispiel Diabetes) und eine Immunsuppression.
Diagnose
Die Diagnosestellung ist grundsätzlich sehr schwierig. Ultraschalluntersuchungen oder auch andere bildgebende Verfahren können eine vorliegende Perforation nicht immer sichtbar machen. Wobei die Computertomografie grundsätzlich als die beste Methode zur präoperativen Erkennung angesehen wird.
Blutuntersuchungen zeigen zumeist erhöhte Entzündungswerte.
Bei bekannter Vorerkrankung der Gallenblase, beziehungsweise bei einer bekannten akuten Entzündung, ist in etwa zwei bis elf Prozent der Fälle mit einem Durchbruch zu rechnen. Oftmals wird die Komplikation aber erst während eines indizierten chirurgischen Eingriffs bestätigt.
Einer frühen Diagnose mit einem unverzüglichen chirurgischen Eingriff werden die besten Erfolgschancen für eine Heilung zugeschrieben.
Behandlung
Aufgrund des akut lebensbedrohlichen Zustands, besteht die Therapie grundsätzlich in der operativen Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie). Meist wird ein minimal-invasiver, laparoskopischer Eingriff über einen kleinen Schnitt in der Bauchdecke durchgeführt.
Nach einer überstandenen Cholezystektomie und der Zeit der Nachsorge muss grundsätzlich keine besondere Diät eingehalten werden. Allerdings sind sehr fetthaltige Speisen nur noch schwer verdaulich und es kann nach fettigem Essen zu Durchfällen kommen. Eine ausgewogene, fettarme Ernährung mit kleinen Mahlzeiten kann daher zu Wohlbefinden und einer langfristigen Gesundheit beitragen. (jvs, cs)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 267., neu bearbeitete Auflage, De Gruyter, 2017
- Berufsverband Deutscher Internisten (Hrsg.): www.internisten-im-netz.de - Gallenblasenentzündung (Abruf 10.07.2019), internisten-im-netz
- Hauser, Hubert, Buhr, Heinz Johannes, Mischinger Hans-Jörg (Hrsg.): Akutes Abdomen. Diagnose - Differenzialdiagnose - Erstversorgung - Therapie, Springer Verlag, 2016
- Derici, H et al.: Diagnosis and treatment of gallbladder perforation, in: World Journal of Gastroenterology, Ausgabe 12/48 (2006): 7832-7836, wjgnet.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.