Hin und wieder eine Haarbalgentzündung (Furunkel) zu haben ist an sich noch keine schlimme Sache. Denn es kann verhältnismäßig leicht passieren, dass sich ein Haarbalg entzündet und so die Ausgangslage für die Entstehung eines Furunkels schafft. Problematisch werden Furunkel jedoch, wenn sie gehäuft und in regelmäßigen Abständen auftreten. In diesem Fall spricht man auch von einer Furunkulose. Über deren Eigenheiten, Ursachen und Behandlungsmethoden möchten wir Sie im nachstehenden Beitrag gerne informieren.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung einer Furunkulose
Jedes unserer Körperhaare liegt in einem sogenannten Haarbalg (auch: Haarfollikel) lokalisiert. Der Begriff beschreibt jene längliche Vertiefung in der Haut, an deren untere Ende die Haarwurzel (Radix pili) entspringt. Aus ihr erwächst der sogenannte Haarschaft (Scapus), welcher nach Austreten aus dem Haarbalg den sichtbaren Teil der Körperbehaarung bildet.
Zusätzlich zur Haarwurzel und dem Haarschaft ist jede Haarfollikel mit verschiedenen Drüsen ausgestattet. Während die Talgdrüsen (Glandula sebacea) hautrückfettende Lipide, auch als Talg oder Sebum bekannt, produzieren, welche die Haut vor dem Austrocknen schützen, sorgen die Schweißdrüsen (Glandula suderifera) durch Absonderung von Schweiß für eine Regulierung der Körpertemperatur. Daneben werden auch die haarbalgeigenen Duftdrüsen zu den Schweißdrüsen gezählt. Sie sind durch die Sekretion von Pheromonen für die Aussendung von Duftsignalen zuständig.
Die Sekretausleitung in den Haarfollikeln ist also sowohl für den Hautschutz als auch für die Hautatmung und Signalleitung des Körpers unabdingbar. Allerdings können eben jene Sekrete auch die Entstehung von Entzündungen begünstigen, da sie potenziellen Entzündungskeimen eine gewisse Nährstoffgrundlage bieten. Nun ist aber nicht jede Entzündung am Haarfollikel auch automatisch ein Furunkel. Tatsächlich spricht man erst dann von Furunkeln, wenn sich das komplette Follikel inklusive des umliegenden Gewebes entzündet hat. Im weiteren Verlauf der Entzündung füllt sich der betroffene Haarbalg mit Eiter und kann sogar einen Gewebeuntergang (Nekrose) provozieren. Der so entstehende Pfropf aus Eiter und abgestorbenem Hautgewebe sorgt in der Regel für einen von außen gut sichtbaren, verhärteten Knoten, der durch Rötung, Gewebeschwellung und starke Druckschmerzen auffällt. Ab einer gewissen Größe bricht der Eiterpfropf schließlich durch die Hautoberfläche und entleert sich dann spontan. Was zurück bleibt, ist ein verhältnismäßig großer „Krater” in der Haut, welcher nach und nach durch Narbenbildung abheilt.
Wenngleich Furunkel ein erhebliches Schmerzpotential besitzen, sind sie, sofern sie nur vereinzelt auftreten und eine gewisse Größe nicht überschreiten, noch kein Grund zur Sorge. Anders sieht es aus, wenn es sich um besonders große Furunkel handelt. Sie können bleibende Narben hinterlassen, die in Form größerer Einsenkungen in der Haut verbleiben. Noch komplikativer gestaltet sich die Haarbalgentzündung, wenn sie nicht nur ein, sondern mehrere, nebeneinander liegende Follikel betrifft und sich zu einer tiefreichenden Infektion ausweitet. Sollten hier mehrere Furunkel miteinander verschmelzen, spricht man auch von einer sogenannten Eiterbeule (Karbunkel). Treten Furunkel darüber hinaus wiederholt an verschiedenen Hautstellen auf, spricht die Medizin von einer Furunkulose, was übersetzt so viel wie “Furunkelkrankheit” bedeutet.
Ursachen
Auftreten können Furunkel grundsätzlich an jeder Körperstelle, wobei bestimmte Stellen, wie etwa das Gesäß, Gesicht, der Nacken oder die Innenseite der Oberschenkel als besonders furunkelträchtig gelten. Verantwortlich für die Entzündung von Haarfollikeln sind vielfach bakterielle Infektionen wie sie etwa durch Staphylokokken ausgelöst werden. Gerade das Bakterium Staphylokokkus aureus wird sehr häufig als Entzündungsursache ausgemacht. Daneben kommen aber auch andere Entstehungsgründe in Betracht, wie zum Beispiel
- Stoffwechselstörungen,
- Störungen in der Sekretleitung der Haarfollikel,
- mangelnde Körperhygiene
- oder Immunschwächen.
Hautkrankheiten und Furunkulose
Es ist kein Geheimnis, dass Menschen mit Akne auch überdurchschnittlich oft an Furunkeln leiden. Insbesondere beim Ausdrücken von Furunkeln im Gesicht besteht das größte Risiko, eine Furunkulose auszulösen. Die empfindlichen Hautschichten, ebenso wie das tiefergehende Gewebe im Gesicht sind mit besonders vielen Gefäßen durchzogen, welche etwaige Erreger vom ursprünglichen Entzündungsherd aus rasch in andere Regionen des Kopfes transportieren und so eine Ausweitung der Entzündung begünstigen können. Wird hier nicht rechtzeitig eine geeignete Behandlung eingeleitet, kann es zu einer ernsten Verschleppung des Entzündungsgeschehens kommen. Folgeerkrankungen wie eine Gehirnentzündung sind dann nicht mehr auszuschließen.
Furunkel entstehen bei Akne vielfach aus anfänglichen Eiterpickeln, die sich im weiteren Krankheitsverlauf entzünden. Das Geschehen wird beschleunigt, wenn Betroffene viel an den Pickeln herumdrücken, wodurch das bereits angegriffene Hautgewebe weiter gereizt wird. Gerade beim Ausdrücken von Pickeln mit schmutzigen Fingern gelangen hier bakterielle Krankheitserreger in die Pickelwunden, was schließlich die Entzündung in Gang setzt. Ähnlich sieht es auch bei einer Follikulitis aus. Hierbei handelt es sich um eine Entzündung des oberen Haarbalgs, die durch eine Fülle von Keimerregern hervorgerufen werden kann, als da wären:
- Candida Pilze,
- Enterobacter Bakterien,
- Escherichia coli Bakterien,
- HI-Viren,
- Klebsiellen,
- Proteus Bakterien,
- Pseudomonien
- und Staphylococcus aureus.
Ohne Gegenbehandlung oder durch anhaltende Gewebereizung durch Drücken und Kratzen kann sich die anfänglich auf den oberen Teil des Haarfollikels beschränkte Entzündung auf die darunter gelegenen Follikelabschnitte um die Haarwurzel ausweiten, was wiederum zu einer vollständigen Haarbalgentzündung führen kann.
Neben Akne und Follikulitis kommen ferner auch andere Hauterkrankungen, wie zum Beispiel Impetigo contagiosa als Auslöser in Betracht. Die Krankheit bezeichnet ein hochinfektiöses Entzündungsgeschehen, das außer durch Staphylokokken auch durch Streptokokken und hier insbesondere durch Streptococcus pyogenes ausgelöst wird. Infolgedessen entstehen am Körper zunächst mit entzündlicher Flüssigkeit gefüllte Bläschen, die sich allerdings schnell in handfeste Furunkel verwandeln können. Da es sich bei Impetigo contagiosa um eine durch Schmierinfektion verursachte Hauterkrankung handelt, besteht auch hier ein erhöhtes Risiko, dass sich die Entzündung durch das Herumdrücken am betroffenen Gewebe ausbreitet und damit verschlimmert. Dies ist insbesondere wichtig zu erwähnen, da sich die Krankheit primär im Säuglings- und Kindesalter manifestiert. Eltern von erkrankten Kindern sollten deshalb gezielt darauf achten, ihre Kinder davon abzuhalten, an den krankheitsbedingten Bläschen herumzudrücken oder diese aufzukratzen.
Furunkulose durch Stoffwechselstörungen
Sowohl für die Furunkulose selbst, als auch für zahlreiche Hauterkrankungen, die als Auslöser der Haarbalgentzündung fungieren, sind im Großteil aller Fälle Störungen im Stoffwechsel oder gar chronische Stoffwechselerkrankungen verantwortlich. So wird in der medizinischen Fachwelt vermutet, dass bei vielen Formen von Akne eine übersteigerte Talgproduktion in den Haarfollikeln vorliegt. Die Haut wird hierdurch stark fettig und die Haarfollikel kommen mit der Entleerung der Talgdrüsen nicht mehr hinterher. Die Folge sind verstopfte Follikel, die aufgrund anhaltender Nichtentleerung zum Sammelbecken für Bakterien werden, was letztendlich nicht nur Pickel, sondern auch Entzündungen in den Follikeln provoziert. Hinter der erhöhten Talgproduktion stehen häufig Stoffwechselstörungen, die eine vermehrte Sekretion von Talg hervorrufen.
Denkbar ist zum Beispiel eine Sekretionserhöhung durch sehr fettige oder zuckerreiche Lebensmittel, deren Inhaltstoffe der Körper durch den Talg auszuleiten versucht. Auch hormonelle Gründe für Stoffwechselstörungen sind nicht abwegig, was gerade bei Jugendlichen mit extremer Akne und/oder Furunkulose häufig der Grund für ihr Hautleiden ist. In dieser sensiblen Phase der körperlichen Entwicklung gerät der Stoffwechsel durch die anhaltenden Hormonschwankungen relativ leicht aus dem Gleichgewicht, was sich auch auf die Sekretproduktion der Talgdrüsen auswirken kann.
Doch ebenso können Stoffwechselstörungen ganz anderer Art die Furunkulose begünstigen. Insbesondere Diabetes mellitus wird immer wieder mit der chronischen Variante der Haarbalgentzündung assoziiert. Ähnlich wie bei sehr zuckerhaltiger Dauerernährung versucht der Körper hier überschüssige Zuckervorkommen über die Haut abzubauen, da ihm das nötige Insulin zum körperinternen Abbau fehlt.
Geht es um die Schweißdrüsen des Haarbalgs, so kann auch das Schweißsekret die Entstehung von Furunkeln befördern. Insbesondere dann, wenn bereits eine Akne und gleichzeitig eine erhöhte Schweißproduktion (Hyperhidrose) vorliegt, besteht die Gefahr, dass aus Aknepickeln rasch Furunkel entstehen. Denn der Schweiß trägt zur weiteren Verstopfung der Follikel bei und macht somit eine Entzündung ebenfalls wahrscheinlicher. Betroffen sind von schweißbedingten Furunkeln logischerweise vor allem stark schwitzende Körperstellen wie das Gesäß und die Achselhöhlen, die besonders viele Schweißdrüsen besitzen. Die Ursachen für eine entsprechende Hyperhidrose sind oftmals ebenfalls in hormonellen und Stoffwechselproblemen zu suchen. Erkrankungen wie Schilddrüsenfehlfunktionen, Wechseljahresbeschwerden, Diabetes mellitus und Übergewicht gelten als einige der Hauptauslöser für vermehrten Schweißfluss.
Furunkel bei mangelnder Hygiene
Besonders Männer klagen mitunter über Furunkel, die im Zuge der täglichen Bartrasur am Kinn und im Wangenbereich entstehen. Dabei sind Rasierwunden die Urheber, in welche durch mangelnde Sterilhaltung der Wunde Infektionserreger eingewandert sind. Überhaupt spielt mangelnde Hygiene nicht selten eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Furunkeln. Das gilt nicht nur für das Gesicht, sondern auch für den Rest des Körpers. Vor allem Menschen, die nachweislich an stark fettiger Haut leiden, sollten hier auf regelmäßige Reinigungsmaßnahmen Wert legen, um einer Verstopfung der Haarfollikel und damit einhergehenden Entzündungen vorzubeugen.
Wichtig: Mangelnde Hygienevorkehrungen müssen sich mit Blick auf Furunkel nicht zwangsläufig in eine unzureichende Körperhygiene beziehen. Schon das bloße Anfassen oder Aufdrücken von eitrigen Pickeln mit ungewaschenen Händen kann sich hier verheerend auf das Gewebe auswirken. Die geringsten Keimeinwanderungen in die Haut können ausreichen, um ein Furunkel auszulösen.
Immunschwächen und Furunkelbildung
Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Entstehung von Furunkulose ist ein geschwächtes Immunsystem, denn Infektionserreger haben bei bestehenden Immunschwächen bekanntlich leichtes Spiel. Von Bedeutung sind dabei nicht nur immunschwächende Vorerkrankungen, sondern auch eine ungesunde Ernährung, welche nicht nur die Immunabwehr mindert, sondern auch das Hautbild verschlechtern und die schützende Funktion der Hautbarriere beeinträchtigen kann.
Symptome
Kennzeichen einer Furunkulose sind grundsätzlich wiederholte beziehungsweise chronische Entzündungen eines oder mehrerer Haarfollikel. Dementsprechend lassen sich die Kardinalsymptome als typische Beschwerden einer lokalen Entzündungsreaktion im Körper beschreiben. Es kommt im betroffenen Hautareal zu:
- Rötungen,
- Schwellungen,
- entzündungsbedingten Schmerzen
- und Überwärmung.
Zu Beginn zeichnet sich das Furunkel als eine kleine rote Pustel ab, die über das Hautniveau erhaben scheint. Mit fortschreitender Vermehrung der Bakterien und dadurch ausgelöster Abwehrrektion des körpereigenen Immunsystems kommt es zu einer Reihe weiterer Hautreaktionen. Das entzündete Gewebe füllt sich mit Eiter und die umliegenden Blutgefäße werden durchlässig, wodurch zusätzlich Gefäßwasser mit darin enthaltenen Abwehrzellen in das Hautareal einfließt. Es entsteht ein mit verschiedenen Entzündungssekreten, aber auch mit Talg und Schweiß gefüllter Hohlraum im betroffenen Haarfollikel. Der Haarbalg wird aufgrund der Sekretansammlung folglich aufgeweitet und sein Durchmesser kann bis auf ein Vielfaches seiner ursprünglichen Größe anschwellen.
Mit Eröffnung des Furunkels, was ab einem gewissen inneren Druck im Gewebe von ganz alleine passiert, laufen der Eiter und die Gewebeflüssigkeit ab. Nun klingen sowohl die Schmerzen, als auch die Schwellung deutlich ab und der Furunkel heilt, meist unter Narbenbildung, selbstständig ab.
Achtung: Im Stadium der Eröffnung ist der Furunkel besonders für Sekundärinfektionen anfällig und sollte deshalb mit besonderer Vorsicht behandelt werden. Eine penible Sterilhaltung des betroffenen Hautareals ist darum wichtig!
Treten Furunkel nicht in gehäufter Folge auf und befinden sich Betroffene ansonsten in guter Gesundheitslage, ist eine Furunkulose zwar schmerzhaft und bei Auftreten im Gesichtsbereich auch mit einem hohen Leidensdruck verbunden, jedoch nicht gesundheitsgefährdend. Anders verhält es sich allerdings bei Betroffenen mit einer geschwächten Immunlage. In diesem Fall bleiben die eingedrungenen Bakterien nicht lokal begrenzt auf den Haarbalg, sondern können in das Blut- und Lymphbahnsystem eindringen und generalisierte Symptome verursachen. Betroffene fühlen sich dann abgeschlagen und unwohl, können Fieber entwickeln und die umliegenden Lymphknoten können anschwellen. Bei besonders schweren Verläufen kann eine Furunkulose sich dann letztlich sogar zur Sepsis oder Hirnhautentzündung auswachsen.
Eine weitere Besonderheit tritt ein, wenn der Furunkel durch eine Besiedlung mit Stämmen des multiresistenten Staphylokokkus aureus (MRSA) entstanden ist. Diese Bakterienstämme haben eine besonders gut ausgeprägte Resistenzeigenschaft gegenüber den gängigen Antibiotika entwickelt und können entsprechend nur noch mit ganz wenigen Antibiotikapräparaten behandelt werden. Gerade bei Betroffenen mit geschwächter Immunlage und bei Patienten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen hat dieser auch als Krankenhauskeim bezeichnete Bakterienstamm einen besonderen Stellenwert und bedarf akribischer Hygienemaßnahmen.
Diagnose
Die gesicherte Diagnose einer Furunkulose erfolgt in der Regel durch einen Hautarzt. Zunächst gilt es hier, die chronische Haarbalgentzündung von anderen Hauterkrankungen wie Akne oder Follikulitis abzugrenzen. Dies lässt sich aber meist schon durch Blickdiagnose anhand des typischen Erscheinungsbildes und der Symptome der Furunkulose (gerötete und feste Eiterpfropfen) bewerkstelligen. Handelt es sich um eine gewöhnliche Form von Furunkulose, bedarf es folgend vor Therapiebeginn keiner weiterführenden Diagnostik.
Anders verhält es sich bei bestimmten Risikogruppen, bei denen der behandelnde Arzt einige Dinge beachten und gegebenenfalls weitere Diagnoseschritte einleiten muss. Zu diesen Risikogruppen gehören:
- Chronisch kranke Menschen (zum Beispiel mit Diabetes mellitus, COPD),
- Menschen mit schwacher Immunlage (zum Beispiel mit Leukämie, mit Immundefekt, nach Organtransplantation, HIV-infizierte Menschen),
- Betroffene, deren Furunkel trotz Therapie nicht abheilen
- und Menschen, die schon einmal mit einer MRSA-Besiedlung zu kämpfen hatten.
In diesen Fällen sollte die medizinische Fachkraft den Erregerstamm der Furunkulose identifizieren, indem ein Abstrich vom abgesonderten Sekret aus dem Furunkel anfertigt wird. Neben der Identifikation des Erregers liefert das vom Labor ausgewertete Ergebnis zudem den Hinweis darauf, welche Antibiotikapräparate wirksam zur Behandlung eingesetzt werden können. Um einen Übertritt der Erreger in die Blutbahn aufzudecken, können des Weiteren die Entzündungsparameter (CRP, Blutbild, Blutsenkungsgeschwindigkeit) bestimmt werden. Tritt Fieber bei Betroffenen auf, können angezüchtete Blutkulturen den verursachenden Erreger demaskieren.
Therapie
Die Therapie einer Furunkulose orientiert sich sehr stark am Grad ihrer Ausprägung. Bei vielen Betroffenen reicht eine Behandlung mit Hausmitteln, naturheilkundlichen Präparaten und vor allem das Beherzigen einiger Verhaltensweisen bzw. Vorsichtsmaßnahmen aus, um die Furunkulose ausheilen zu lassen. In schweren Fällen muss mitunter eine systemischen Medikamententherapie oder sogar eine Operation in Betracht gezogen werden.
Hausmittel
Ein Furunkel kann durchaus auch ohne ärztliche Behandlung abheilen. Allerdings müssen Betroffene in diesem Fall den Heilungsverlauf gut beobachten und bei Verschlechterung der Heilung und des Allgemeinzustandes unbedingt den Weg zum Arzt antreten. Generell gilt, das Betroffene es tunlichst unterlassen sollten, mit den Fingern am Furunkel herumzufummeln oder es sogar auszudrücken. Neben der Gefahr von potenziellen Sekundärinfektionen durch verschmutzte Hände, können durch den von außen aufgebrachten erhöhten Druck nämlich auch die in der Furunkelhöhle befindlichen Krankheitserreger in die Blutbahn gedrückt werden. Gerade im Gesichtsbereich erhöht dieses Vorgehen die Gefahr einer Komplikation in Form einer möglichen Hirnhautentzündung oder einer Blutvergiftung.
Um eine schnellere Reifung des Furunkels zu erreichen und so die spontane Selbstentleerung zu befördern, kann man stattdessen lokale Wärme zuführen, beispielsweise mittels einer Rotlichtlampe oder feucht-warmer Umschläge. Auch die in der Apotheke freiverkäufliche Zugsalbe kann den Reifungsprozess beschleunigen und bewirkt, dass der Eiterpfropfen an die Hautoberfläche gezogen wird. Treten starke Schmerzen im Bereich des Furunkels auf, können zusätzlich kühlende Auflagen zum Einsatz kommen. Hier müssen Betroffene selbst entscheiden, was ihnen besser bekommt – wärmende Umschläge, um die Eiterbildung voranzutreiben oder kühlende Auflagen, um den Schmerz zu lindern.
Hat sich die Furunkelhöhle bereits eröffnet, sollte das austretende Sekret vorsichtig mit einem fusselfreien, sauberen Tuch abgetupft werden. Eine direkte Manipulation an der Wundöffnung mit den Fingern ist tunlichst zu vermeiden. Im Allgemeinen sollte der Furunkel im eröffneten Stadium so wenigen Umwelteinflüssen wie möglich ausgesetzt werden. Vor allem, wenn er sich im Gesichtsbereich befindet, bietet es sich an, ihn während der Arbeitszeit mit einer sauberen Wundabdeckung zu versehen. Hierfür können die in der Apotheke und Drogerie erhältlichen Herpespflaster kurzerhand umfunktioniert werden. Furunkel, die sich unter der Haut befinden, sollten auch entsprechend versorgt werden, um eine zusätzliche Reizung durch reibende Kleidung zu reduzieren. Hier reicht ein normales Wundpflaster in der Regel aus.
Darüber hinaus gibt es viele weitere Tipps für Hausmittel gegen Furunkel.
Hygienemaßnahmen
Was Kosmetik anbelangt, so sollten Hautareale, die von Furunkulose betroffen sind, auf keinen Fall mit Makeup oder Puder belastet werden. Die Kosmetika stellen für gewöhnlich nur eine Quelle weiterer Verunreinigungen für Haut und Haarfollikel dar. Besonders für Menschen, die hohen Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild legen und die eine Furunkulose im Gesicht haben, gilt es deshalb, sich dem natürlichen Erscheinungsbild ihrer Gesichtshaut zu widmen, es schonend zu pflegen und zu akzeptieren.
Aggressive Reinigungsmittel sind bei Vorliegen einer Furunkulose ebenfalls unter allen Umständen zu vermeiden. Die Inhaltsstoffe der Kosmetika bedeuten eine weitere Reizung für das Hautgewebe und befeuern eine bestehende Entzündung womöglich nur noch mehr. Die Hautreinigung mit bloßem Wasser, gegebenenfalls unter Verwendung spezieller Naturpflegeprodukte, ist hier definitiv vorzuziehen. Für diabetesbedingte Furunkulose gibt es inzwischen sehr gute Spezialprodukte, die auch Menschen mit gewöhnlicher Haarbalgentzündung weiterhelfen können.
Ein wichtiger Zusatzstoff, auf den hier alle Betroffenen bei der Wahl von Pflegeartikeln achten sollten, ist Urea, besser bekannt als Harnstoff. Die Natursubstanz gilt als Geheimwaffe, die selbst schwerste Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte zu lindern vermag. Und auch gegen Furunkel wirkt Urea durch seine entzündungshemmenden und antibakteriellen Eigenschaften wahre Wunder.
Ernährungsmaßnahmen
In Sachen Ernährung ist es bei Furunkulose ratsam, stark fettige und zuckerhaltige Nahrung sowie Lebensmittel mit künstlichen Zusatzstoffen zu meiden. Die genannten Produkte könnten die Talgsekretion nachteilig beeinflussen und so das Krankheitsbild verschlimmern. Zu empfehlen sind dagegen hautfreundliche Lebensmittel.
Dazu zählen vor allem Beerenfrüchte, die der Haut wichtige Antioxidantien zur Abwehr freier Radikale liefern. Diese sind nämlich für eine Reihe schädlicher dermaler Prozesse verantwortlich, darunter auch für ein unreines Hautbild. Überhaupt bieten Obst und Gemüse eine wunderbare Möglichkeit, um den Hautschutz durch Vitamine, Mineralien und Spurenelemente zu verbessern. Im Bereich der Mineralstoffe sind vor allem Silizium und Zink wichtig für die Haut. Sie finden sich zum Beispiel in Kohl- und Wurzelgemüse wie:
- Brokkoli,
- Blumenkohl,
- Grünkohl,
- Rosenkohl,
- Weißkohl,
- Rotkohl,
- Radieschen
- und Rettich.
Für die Haut wichtige Vitamine wie Vitamin C und Vitamin B finden sich wiederum in
- Möhren,
- Spinat,
- Paprika,
- Johannisbeeren,
- Sanddorn
- und Hagebutten.
Ergänzend zur richtigen Lebensmittelwahl ist bei Furunkulose auch das richtige Trinkverhalten wichtig, um die natürliche Reinigung und Entleerung der Hautporen positiv zu beeinflussen. Mindestens zwei Liter Flüssigkeit pro Tag sollten es sein, die dem Körper über Getränke zugeführt werden. Mineralwasser kann diesbezüglich auch als zusätzliche Quelle für Mineralstoffe genutzt werden. Alternativ sind Früchtetees aus nährstoffhaltigen Beeren wie Sanddorn oder Hagebutte zu empfehlen, die wichtige Hautvitamine enthalten. Die Tees sollten nicht zu stark gesüßt sein, um die Zufuhr von Zucker für die Haut so gering wie möglich zu halten. Auf stark zuckerhaltige Softdrinks und Säfte sollten Sie verzichten.
Naturheilkunde
In der Naturheilkunde wird man auf der Suche nach Behandlungsmöglichkeiten einer Furunkulose durchaus fündig. Im noch geschlossenen Stadium erzielt Lärchenterpentin als lokale Anwendung durch Auftragen eine ähnliche Wirkung wie die Zugsalbe. Den oben erwähnten feucht-warmen Umschlägen können Auszüge aus Kamille, Calendula oder Arnika zugefügt werden, da diese die Wundheilung fördern. Weitere heilsame Hautkräuter bei Furunkeln sind:
- Ackerhellerkraut,
- Arnika,
- Bockshornklee,
- Brennnessel,
- Eibisch,
- Ringelblume,
- Teebaum
- und Wundklee.
Die Heilpflanzen können beispielsweise als Zusatz für einen heilsamen Umschlag oder zur Herstellung eines pflegenden Reinigungswassers genutzt werden.
Medikamentöse Therapie
Ist die Furunkulose sehr stark ausgeprägt und häufig wiederkehrend oder gehören Betroffene zu einer der Risikogruppen, wird zur Behandlung häufig eine Antibiotikatherapie erwogen. Meistens wird dafür Penicillin angewendet, im Falle einer Unverträglichkeit ein Antibiotikum mit dem Wirkstoff Clindamycin. Es kann lokal auf den betroffenen Stellen appliziert oder systemisch als Tablette oder sogar Infusionslösung verabreicht werden. Treten Fieber und starke Schmerzen auf, kommen zur Symptombehandlung auch Schmerzmittel mit fiebersenkenden Wirkkomponenten (zum Beispiel Ibuprofen, Paracetamol, Novalgin) zum Einsatz.
Operative Therapie
In manchen Fällen, beispielsweise wenn das Furunkel an einer für die Wundheilung ungünstigen Stelle (Achselbereich, Intimbereich, Analbereich) sitzt, kommt auch eine operative Sanierung des Furunkels in Frage. Hierbei wird, meist in einem ambulanten Eingriff, der Hautbereich großzügig desinfiziert und unter sterilen Bedingungen eröffnet, die Wundhöhle ausgeschält und gereinigt und im Anschluss mit desinfizierenden Wundauflagen austamponiert. Häufig wird eine Art Mini-Drainage eingebracht, die das Abfließen von weiterem Wundsekret erleichtern soll. Während der Wundheilung muss der Verband entsprechend der Herstellervorgaben regelmäßig gewechselt und die Wunde gesäubert werden. Die postoperative Versorgung kann vom Hausarzt übernommen werden.
Weitere Optionen
Die homöopathischen Präparate Silicea, Hepar sulfuris und Myristica, innerlich oder äußerlich angewendet, können helfen, die Eiterproduktion und damit die Abgabe von Toxinen zu beschleunigen. Hat sich der Furunkel eröffnet, können Propolis-Tinkturen und das Schüßler Salz Nr. 12 (Calcium sulfuricum) angewendet werden. Sowohl innerlich angewendet, als auch äußerlich durch das lokale Aufbringen auf die Wundumgebung (nicht in die Wundöffnung) können diese beiden Präparate die Wundheilung unterstützen. (ma)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG): S2k + IDA Leitlinie: Diagnostik und Therapie Staphylococcus aureus bedingter Infektionen der Haut und Schleimhäute, Stand: April 2011, Zur Leitlinie
- Altmeyers Enzyklopädie: Furunkulose L02.93 (Abruf: 24.06.2019), enzyklopaedie-dermatologie.de
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Furunkel und Karbunkel (Abruf: 24.06.2019), gesundheitsinformation.de
- Robert Koch-Institut (RKI): Staphylokokken-Erkrankungen, insbesondere Infektionen durch MRSA (Abruf: 24.06.2019), rki.de
- Sterry, Wolfram (Hrsg.): Kurzlehrbuch Dermatologie, Thieme, 2. aktualisierte Auflage, 2018
- Stevens, Dennis L. / Bisno , Alan L. / Chambers, Henry F. / u.a.: Executive Summary: Practice Guidelines for the Diagnosis and Management of Skin and Soft Tissue Infections, Clinical Infectious Diseases, Volume 59, Issue 2, 2014, Executive Summary
- Merck & Co., Inc.: Furunkel und Karbunkel (Abruf: 24.06.2019), msdmanuals.com
- Mayo Clinic: Boils and carbuncles (Abruf: 24.06.2019), mayoclinic.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.