Die Gallenblase ist ein Reservoir, in dem sich Gallenflüssigkeit ansammelt, welche beispielsweise beim Verzehr großer Mengen fettigen Fleisches benötigt wird, damit das Essen verdaut werden kann. In der Gallenblase können sich jedoch Gallensteine bilden, welche mitunter in den Gallengang wandern und diesen verstopfen können. Als Folge dessen kann dies einen Ikterus, extrem schmerzhafte Koliken sowie Gallenschmerzen auslösen. Tritt dieser Fall ein, raten Ärzte und Ärztinnen meist zu einer Gallenblasenentfernung.
Inhaltsverzeichnis
Gallensteine – ein kurzer Überblick
Dieser Artikel bietet Ihnen einen Überblick über Symptome und Ursachen von Gallensteinen, Diagnosemöglichkeiten, Therapieansätze und Vorbeugung. Vorab eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Fakten:
- Definition: Bildung von Steinen unterschiedlicher Zusammensetzung (zum Beispiel aus Cholesterin) in der Gallenblase
- Symptome: Oft symptomlos („stumme Gallensteine“). Zum Teil Völlegefühl, Aufstoßen, Übelkeit und Erbrechen, Unverträglichkeit von Hülsenfrüchten, Kaffee, Fett. Gallenkolik: Heftige, krampfartige Schmerzen im rechten Oberbauch, die in den Rücken und die rechte Schulter ausstrahlen können.
- Ursachen: Zum Beispiel erbliche Veranlagung, Übergewicht (Adipositas), erhöhte Cholesterinwerte, Diabetes mellitus, Mangel an Gallensäuren durch bestimmte Darmerkrankungen, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung
- Diagnose: Meist Auswertung der geschilderten Symptome, Abtasten, Sonografie
- Komplikationen: Zum Beispiel Gallenkolik, Verschluss der Gallengänge mit Ikterus, Gallenblasenentzündung (Cholezystitis), Vereiterung der Gallenblase (Gallenblasen-Empyem), Gallengangentzündung (Cholangitis), Gallenblasenperforation, Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
- Therapie: Bei Gallenkolik zum Beispiel Schmerzmittel, Spasmolytika, Nahrungsverzicht. Bei Gallensteinen zum Beispiel Entfernung der Gallenblase, Entfernung der Steine über endoskopisch-retrograde Cholangio-Pankreatikographie (ERCP), Lithotripsie („Zertrümmerung“) der Steine, etwa mit Laser oder Schallwellen, selten medikamentöse Auflösung
- Naturheilkunde: Unter anderem Ausleitungsverfahren, Neuraltherapie, Homöopathie, Mikrobiologische Therapie bei nachgewiesener Darmdysbiose, Ernährungstherapie, Kuren mit Kräuterzubereitungen
- Vorbeugung: Vor allem ausgewogene, fettarme, ballaststoffreiche Ernährung, reichlich Bewegung, Vermeidung von Übergewicht
Achtung Notfall
Wichtiger Hinweis: Gallensteine können Gallenkoliken auslösen und zum Teil zu schweren Komplikationen führen. Oft tritt eine Gallenkolik auf, wenn ein Gallenstein aus der Gallenblase in die Gallengänge wandert und dort eine Engstelle nicht passieren kann.
Häufig wurde einige Stunden zuvor eine üppige, fettreiche Mahlzeit eingenommen. Die meisten Gallenkoliken treten nachts auf.
Hinweise auf eine Gallenkolik können sein: Heftige, stechende, plötzliche, krampfartige Schmerzen im rechten Oberbauch, die eventuell in den Rücken und die rechte Schulter ausstrahlen, teilweise auch bis in die rechte Hüfte.
Die Schmerzen können mehrere Stunden anhalten. Oft treten sie krampfartig auf und werden unterbrochen von schmerzfreien Phasen.
Sind die Schmerzen unerträglich stark und/oder kommen folgende Symptome dazu, sollten Sie so schnell wie möglich ärztlichen Rat einholen oder Hilfe unter Telefon 112 rufen:
- Fieber,
- Schüttelfrost,
- Übelkeit,
- Erbrechen,
- gelbliche Färbung von Haut und Augenbindehaut,
- dunkle Färbung des Urins,
- helle Färbung des Stuhls.
Funktion und Lage der Gallenblase
Die Gallenblase ist birnenförmig und liegt am unteren Rand der Leber. Sie produziert keine Gallenflüssigkeit, sondern speichert die Gallenflüssigkeit aus der Leber, was evolutionär gut verständlich ist.
Über zehntausende von Jahren lebten die Menschen als Jagende und Sammelnde. Bei erfolgreicher Jagd stand sehr viel Fleisch auf einmal zum Verzehr bereit. Im Falle einer gescheiterten Jagd gab es mehrere Wochen kaum Fleisch.
Gallensaft unterstützt die Verdauung im Zwölffingerdarm dabei, aus der aufgenommenen Nahrung Fette aufzuspalten und aufzunehmen. Viel Gallenflüssigkeit braucht der Körper insbesondere dann, wenn viel fettes Fleisch verdaut werden muss.
Es war also wichtig, wenn die Menschen kiloweise Hirsch, Bison oder Wildschwein verschlangen, die Gallenflüssigkeit nicht erst produzieren zu müssen, sondern auf Vorrat zu haben. Heute können Menschen durchaus auf das Organ verzichten.
Treten Gallensteine auf, muss die Ernährung angepasst werden, um Koliken und einen Ikterus zu vermeiden. Somit besteht kein zwingender Grund, die Gallenblase zu entfernen, um die Gefahr aus der Welt zu schaffen.
Ursachen von Gallensteinen
Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge sind Gallensteine zu 25 Prozent genetisch bedingt. Das heißt, dass theoretisch jeder vierte Mensch relativ unabhängig vom Lebensstil Gallensteine bekommen kann.
Die restlichen 75 Prozent lassen sich jedoch gut beeinflussen, und auch diejenigen Personen mit genetisch erhöhtem Risiko tun gut daran, bestimmte Faktoren zu berücksichtigen (siehe auch Gallensteine – Vorbeugung).
Gallensteine entstehen aus medizinischer Sicht, wenn durch ein Ungleichgewicht der Lösungsverhältnisse die in der Gallenflüssigkeit enthaltenen Bestandteile Cholesterin, Bilirubin und Calcium kristallisieren und zu so genannten Konkrementen heranwachsen. Diese füllen dann die Gallenblase, verschließen Gallenblasen- oder Gallengang und blockieren mitunter den Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse.
Ursächlich hierfür können ein verminderter Abbau von Cholesterin im Körper, eine unzureichende Aufnahme von Gallensäuren im (funktionseingeschränkten) Dünndarm, vor allem jedoch ein Überangebot an Cholesterin in der Nahrung sein. Zu viele tierische Fette aus Fleisch, Speck und Wurst, dazu Torten, Süßigkeiten, Sahne, Eier oder Weißbrot, kombiniert mit einer bewegungsarmen Lebensweise, können erheblich zur Ausbildung von Gallensteinen beitragen, genau wie stressbedingte Verkrampfungen der Gallengänge.
Gallensteine können auch durch das Halten von Extremdiäten entstehen, da dadurch das Gleichgewicht der Gallenflüssigkeit gestört werden und sich ein Cholesterinstein bilden kann.
Als weitere begünstigende Faktoren für die Entwicklung von Gallensteinen gelten Bewegungsstörungen und Entzündungen der Gallenblase, Übergewicht, Diabetes mellitus, ein chronisch erhöhter Blutfettspiegel sowie Schwangerschaft und gehäuftes Vorkommen in der Familie (genetische Faktoren). Auch psychische Faktoren können eine Rolle spielen.
Eine Forschungsarbeit aus dem Jahr 2019 hat einen Mechanismus des Körpers aufgedeckt, der ebenfalls zur Entstehung von Gallensteinen beiträgt. Eine besondere Art weißer Blutkörperchen, die neutrophilen Granulozyten, wehrt Bakterien, andere Krankheitserreger und auch die Calciumkristalle und Cholesterinkristalle ab, aus denen Gallensteine sich bilden können.
Die Granulozyten versuchen, die Kristalle abzutransportieren, dies ist ihnen jedoch nicht möglich. Sie sterben ab und verteilen dabei ihr Genmaterial wie ein Netz über die Kristalle. So entstehen Verklumpungen, die immer größer werden können.
Eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme spielt hingegen für die Bildung von Gallensteinen ebenso wie Alkohol (im Unterschied zu Nierensteinen) keine Rolle. Sind jedoch bereits Steine vorhanden, sollte auf Alkohol so weit wie möglich verzichtet werden.
Symptome
In den meisten Fällen verursachen Gallensteine keine Probleme und die Betroffenen bleiben symptomlos. Dieses Phänomen wird auch „stumme Gallensteine“ genannt.
Manchmal werden bestimmte Lebensmittel nicht mehr vertragen. Dann treten nach dem Verzehr vor allem Übelkeit und Völlegefühl auf. Dies kann zum Beispiel nach Kaffee, Alkohol, Hülsenfrüchten, hartgekochten Eiern und Geräuchertem der Fall sein.
Bei manchen Betroffenen ist eine Gallenkolik das erste Symptom (siehe „Achtung Notfall“) oder es treten Symptome einer möglichen Komplikation auf. Diese richten sich danach, um welche Komplikation es sich handelt.
Gallensteine – Komplikationen
Mögliche Komplikationen von Gallensteinen sind vor allem:
- Entzündung der Gallenblasenwand (Cholezystitis),
- Gallenblasenabszess (Gallenblasenempyem),
- Gallenblasendurchbruch (Gallenblasenperforation),
- Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis),
- Gelbsucht (Ikterus),
- Gallensteindurchbruch in die Leber mit einem Leberabszess,
- Gallensteindurchbruch in die Bauchhöhle mit einer Bauchfellentzündung (Peritonitis),
- Gallensteindurchbruch ins Duodenum mit Darmverschluss (Ileus).
Wann werden Gallensteine zum Problem?
Kleinere Steine können in den Gallengang wandern, dort stecken bleiben und dabei eine Infektion verursachen. Sie müssen endoskopisch über den Darm entfernt werden.
Wenn Steine den Ausgang der Gallenblase blockieren, rufen sie meist Koliken mit krampfartigen Schmerzen hervor. Diese können in den Oberbauch und sogar bis in die rechte Schulter ausstrahlen.
Die Betroffenen sollten sofort zu einer Ärztin beziehungsweise einem Arzt gebracht werden, damit diese schmerzlindernde und krampflindernde Medikamente geben können. In Einzelfällen können die Steine im Rahmen einer Gallengangsspiegelung vom Darm aus (ERCP) zertrümmert werden. Die Medizin rät in solchen Fällen meist, umgehend die Gallenblase zu entfernen.
Aufgestaute Gallenflüssigkeit löst einen sogenannten Ikterus aus – Symptome einer Gelbsucht. Die Betroffenen sind chronisch erschöpft, das Weiß in den Augen verfärbt sich ebenso wie die Haut gelb.
Nun besteht die Gefahr, dass sich die Gallenblase entzündet. Das kann schnell gefährlich werden.
Gallenblasenentzündung
Kommt es infolge der Gallensteine zu einer Stauung der Gallenflüssigkeit und zu einer Entzündung, muss umgehend eine Klinik aufgesucht werden. Symptome dafür sind chronische Erschöpfungserscheinungen und die besagte Gelbfärbung von Haut und Augen.
Suchen Sie sofort die Notaufnahme eines Krankenhauses auf, wenn diese Symptome auftreten, da innerhalb weniger Tage eine Blutvergiftung (Sepsis) entstehen kann, was oftmals unbemerkt bleibt. Ihre Haut färbt sich weiter gelb, Sie werden immer erschöpfter, an Schmerzen leiden Sie meist jedoch nicht, dennoch tritt der Tod nach kurzer Zeit ein.
Anfangs kann das Immunsystem durch ein „Bombardement“ mit weißen Blutkörperchen die Entzündung noch fixieren. Es bildet sich ein Abszess aus abgestorbenen Leukozyten.
Steigen nun aber die Entzündungswerte, kann die Immunabwehr die Entzündung nicht mehr begrenzen, sodass es zu einer Blutvergiftung (Sepsis) im Bauchraum kommt. Zwar lässt sich eine solche Blutvergiftung im Anfangsstadium heutzutage mit hoch dosierten Antibiotika bekämpfen.
Im fortschreitenden Stadium führt sie jedoch zum Tod. Eine sofortige konventionelle Operation, um den Abszess abfließen zu lassen und die Gallenblase zu entnehmen, ist notwendig.
Gallensteine – Therapie
In den meisten Fällen verursachen Gallensteine keine Probleme und müssen nicht behandelt werden. Um Komplikationen vorzubeugen, können Betroffene ihre Ernährung umstellen (siehe „Ernährung bei Gallensteinen“).
In der Naturheilkunde gibt es einige Möglichkeiten zur Behandlung und Vorbeugung (siehe unten). Auch psychische Faktoren können angeschaut und gegebenenfalls verändert werden.
Treten regelmäßig Übelkeit oder Völlegefühl auf, können diese Symptome oft ebenfalls durch eine Ernährungsumstellung behoben werden. Alternativ kann beides durch Naturheilkunde oder Medikamente gelindert werden.
Behandlung in der Naturheilkunde
Naturheilkundliche Diagnoseverfahren wie Gesichtsdiagnose (Antlitzdiagnose) oder Irisdiagnose geben frühzeitig konstitutionelle Hinweise auf Gallensteinbildung, auf die therapeutisch reagiert werden kann. Die Naturheilkunde hält nämlich vor allem Möglichkeiten bereit, die der Entwicklung von Gallensteinen vorbeugt.
Regelmäßige Kuren mit Zubereitungen aus Löwenzahn, Wermutkraut, Boldoblättern, Schafgarbe oder Artischockenblättern wirken je nach Rezeptur mit weiteren Heildrogen prophylaktisch oder entkrampfend und entzündungswidrig bei bestehenden Gallensteinen.
In seinem „Naturheilkundlichen Ernährungsbrevier“ empfiehlt Walter Binder als Gallensteindiät den häufigen Verzehr von Honig, Oliven, Paprikasaft, Radieschen und Rettichen, Artischocken und Kurkuma (Gelbwurz) sowie das Meiden hochkalorischer, fettreicher Lebensmittel.
Kommt es zu krampfartigen Schmerzen, kann das Schüßler-Salz Nr.7, Magnesium phosphoricum, den Schmerz lindern. Während die Nr.10, Natrium sulfuricum, generell als unterstützendes Mittel für Leber und Galle bekannt ist.
In der Naturheilpraxis werden zahlreiche Naturheilverfahren eingesetzt, um die Gesundheit wiederherzustellen, zum Beispiel die klassischen Ausleitungsverfahren, Neuraltherapie, Homöopathie sowie Mikrobiologische Therapie bei nachgewiesener Darmdysbiose.
Psychosomatische Hintergründe
Der psychosomatische Blick führt uns über die Sprache direkt zum Thema Aggression. Uns „läuft die Galle über“, wir „spucken Gift und Galle“ oder werden als „cholerisch“ (chole = Galle) bezeichnet. In ihrem Klassiker „Krankheit als Weg“ bezeichnen Dahlke und Detlefsen Gallensteine als „versteinerte Aggression“, wobei die eigene aggressive Energie zurückgehalten wird, sich aufstaut und verfestigt.
Immer noch sind von der Erkrankung in der Mehrzahl Frauen betroffen, vielleicht, weil sie sich äußeren (familiären, beruflichen) Strukturen eher unterordnen, als die aggressiven Energien nach ihrem eigenen Wesen auszuleben. Hier sind vor allem Beratungs- und Therapieangebote zu empfehlen, die helfen können, eine individuelle Persönlichkeitsentwicklung in sozial weitgehend verträglicher Weise umzusetzen.
Dazu zählen zum Beispiel:
- Selbstorganisatorische Hypnose nach Renartz,
- Systemische Beratung / Systemische Familienberatung,
- Psychokinesiologie,
- Gesprächstherapie nach Rogers,
- Katathym-Imaginäre Psychotherapie nach Leuner.
Gallenkolik – Therapie
Bei einer Gallenkolik werden normalerweise ein Schmerzmittel sowie ein krampflösendes Medikament verabreicht. Während der akuten Kolik wird ein Nahrungsverzicht empfohlen. Durch eine anschließende Ernährungsumstellung kann versucht werden, weiteren Koliken vorzubeugen.
Treten die Koliken dennoch häufiger auf, sollte über eine mögliche Behandlung der Gallensteine nachgedacht werden. Ist dies nicht möglich oder erfolglos, sollte eine Entfernung der Gallenblase erwogen werden.
Gallensteine entfernen
Treten Komplikationen auf, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Steine zu entfernen:
- endoskopisch-retrograde Cholangio-Pankreatikographie (ERCP),
- Lithotripsie („Zertrümmerung“) der Steine, etwa mit Laser oder Schallwellen,
- selten medikamentöse Auflösung.
Durch die Entfernung der Steine wird die Ursache der Steinentstehung jedoch nicht behoben. Es besteht das Risiko, dass sich erneut Gallensteine bilden. Ein besonderes Augenmerk sollte daher nach der Entfernung auf der Vorbeugung weiterer Steine liegen.
Gallenblasenentfernung
Wenn häufiger Gallenkoliken auftreten, eine Entfernung der Gallensteine nicht möglich ist und ein erhöhtes Risiko für Komplikationen besteht, bleibt als letztes Mittel oft nur die Entfernung der Gallenblase.
Die älteren Methoden, die Gallenblase zu entfernen, laufen als chirurgischer Eingriff. Und zwar durch einen großen Schnitt in die Haut, was man als „Cholezystektomie“ bezeichnet.
Die zweite Methode ist die „laparoskopische Cholezystektomie“ und bedarf vieler kleinerer Hauteinschnitte. Als Werkzeug kommt ein Endoskop zum Einsatz und beide Operationen werden unter Vollnarkose durchgeführt.
Die zweite Methode hat den Vorteil, dass die Erholungsphase wesentlich kürzer ist und die Betroffenen deshalb schneller das Krankenhaus verlassen können. Jedoch eignet sich diese Methode nicht bei allen Personen, insbesondere bei denen nicht, die bereits am Bauch operiert wurden.
Bei dem offenen Eingriff wird die Haut des Oberbauchs eingeschnitten, sodass die Bauchhöhle erreicht werden kann, um die Gallenblase zu entfernen. Dabei werden bisweilen Röntgenbilder betrachtet, um festzustellen, ob sich Steine im Hauptgallengang „verstecken“.
Ist dies der Fall, wird der Gang geöffnet und die Steine werden entfernt. Die Gallenflüssigkeit fließt dabei über einen Katheter ab, welcher erst Tage oder Wochen nach der Operation wieder entnommen wird.
Bei einem laparoskopischen Eingriff lässt das medizinische Personal ein bestimmtes Gas in die Bauchhöhle. Anschließend lassen sich mit dem Endoskop, welches zuvor durch einen einzigen Schnitt eingeführt wurde, verschiedene Eingriffe unternehmen.
Die Gallenblase wird mit dem Endoskop vom Gallengang getrennt und entfernt. Steine im Hauptgallengang lassen sich mit den laparoskopischen Instrumenten ebenfalls entnehmen.
Auch wenn die Gallenblase entfernt wurde, können mitunter neue Gallensteine in den Gallengängen entstehen.
Risiken und Komplikationen
Beide Verfahren sind sehr sicher. Risiken wie beispielsweise Nierenversagen, Lungenentzündungen und Thrombosen in den Beinen, zählen zu den üblichen Operationsrisiken.
Bei jedem chirurgischen Eingriff gibt es typische Risiken, die mit dem Eindringen in den Körper verbunden sind. Dazu zählen mögliche Infektionen in der Bauchhöhle oder am Einschnitt am Bauch.
Die Betroffenen müssen in einem solchen Fall über längere Zeit Antibiotika nehmen. Eventuell muss sogar erneut operiert werden.
Im Zuge möglicher Blutungen kann es notwendig sein, dass man Bluttransfusionen verabreichen oder ebenfalls operieren muss. In extrem seltenen Fällen können Leber, Darm und Magen sowie der Gallengang beschädigt werden.
Die Notwendigkeit einer weiteren Operation kann auch durch Bauchwanddurchbrüche ausgelöst werden. Hierbei drückt sich der Darm gegen die schwache innere Bauchwand, die unter dem Druck nachgibt.
Was passiert nach dem Eingriff?
Ist die Gallenblase entfernt, kommen Sie in den Aufwachraum, später dann in einen normalen Raum. Bis Sie wieder eigenständig in der Lage sind zu essen und zu trinken, werden Nährstoffe über eine Infusion verabreicht.
Um Thrombosen vorzubeugen, sollen Patientinnen und Patienten (gemeinsam mit Klinikpersonal) im Krankenhaus herumgehen, sobald sie dazu in der Lage sind. Die Entlassung erfolgt nach einigen Tagen.
Bei folgenden Symptomen sollten Sie sofort ärztliche Hilfe suchen:
- Fieber,
- starke Schmerzen im Bauchraum,
- Schwäche,
- Schwellungen,
- Infektionen.
Bauchspiegelung ist „Goldstandard“
Der Arzt Konstantinos Zarras bezeichnet das Entfernen der Gallenblase mittels einer Bauchspiegelung heute als Goldstandard. In Deutschland erfolgt dieser Eingriff 170.000 Mal pro Jahr.
Die Schnitte, über die die Trokare eingeführt werden, sind winzig. Das Laparoskop, als größtes Trokar, hat gerade einmal einen Durchmesser von zwölf Millimetern und wird (aus ästhetischen Gründen) über die Nabelgrube eingeführt.
Über den Zugang im Bauchnabel wird der Bauchraum des Patienten oder der Patientin mit Kohlendioxid aufgeblasen und über einen Trokar eine Kamera mit Beleuchtung eingeführt. Auf dem Kamerabild sehen die Chirurginnen oder Chirurgen jetzt genau, wo die chirurgischen Instrumente angesetzt werden müssen.
Diese brauchen maximal fünf Millimeter dicke Schleusen. Die Steine werden entnommen, die Gallenblase wird zerteilt und automatisch in den Bergebeutel gesteckt.
Gallensteine – Vorbeugung
Wenn Sie das Risiko eines Gallensteinleidens senken wollen, sollten Sie sich ausgewogen ernähren, fettes Essen meiden und viele Ballaststoffe zu sich nehmen. Außerdem sollten Sie Übergewicht vermeiden beziehungsweise langsam abbauen und regelmäßig für ausreichende Bewegung sorgen. Mahlzeiten sollten nicht ausgelassen werden.
Um zu viele Produkte aus Weißmehl und viel Zucker, auch in Form gezuckerter Softdrinks, sollten Sie zur Vorbeugung von Gallensteinen lieber einen großen Bogen machen. Es gibt Hinweise darauf, dass eine „Mini-Mahlzeit“ (zum Beispiel ein Joghurt oder ein Glas Milch) vor dem Zubettgehen sich günstig auswirken kann.
Fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, ob Bitterstoffe für Sie geeignet sind, um Gallensteinen vorzubeugen. Diese gibt es zum Beispiel in Form von Tropfen oder Kapseln, wenn eine ausreichende Aufnahme über die Ernährung nicht gegeben ist. Auch Olivenöl, Kaffee, Ingwer und Flohsamenschalen werden positive Effekte zur Vorbeugung von Gallensteinen zugeschrieben.
Menschen, bei denen eine Magenbypass-Operation durchgeführt wurde, haben ein erhöhtes Risiko, Gallensteine zu bilden. Für sie kann nach ärztlichem Ermessen eine vorbeugende Medikation sinnvoll sein.
Ernährung bei Gallensteinen
Menschen, die bereits an Gallensteinen leiden oder ein erhöhtes Risiko dafür haben, sollten vor allem Übergewicht vermeiden oder vorhandenes Übergewicht abbauen. Bei Gallensteinen ist jedoch besonders wichtig, dass das Abnehmen langsam erfolgt. Zu schnelles Abnehmen löst häufig Stoffwechselprozesse aus, die die Gallensteinbildung beschleunigen könnten.
Wichtig ist es auch, regelmäßig zu essen, also keine Mahlzeiten wegzulassen. Fett soll und darf weiterhin konsumiert werden, aber in Maßen. Alkohol sollte so weit wie möglich gemieden werden.
Bei bereits vorhandenen Gallensteinen kann es sein, dass einige Nahrungsmittel nicht mehr gut vertragen werden und/oder sich ungünstig auswirken, zum Beispiel Kaffee, Ingwer, Curcumin und allgemein ein Zuviel an Bitterstoffen.
Genügend Ballaststoffe, zum Beispiel aus Vollkornprodukten und Gemüse, sind gut für eine Ernährung bei Gallensteinen geeignet. Viel Zucker und raffiniertes Weißmehl sollten Sie dagegen weitgehend vom Speiseplan verbannen.
Essen Sie bewusst und achtsam und hören Sie auf die Signale Ihres Körpers. Lassen Sie Nahrungsmittel weg, die Sie nicht vertragen.
Es gibt Hinweise darauf, dass die Einnahme von Flohsamenschalen sich positiv auf die Cholesterinwerte auswirken kann. Wichtig ist, dazu viel Wasser zu trinken.
Die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt können Betroffene in Ernährungsfragen beraten und auch entscheiden, ob etwa die Einnahme von Flohsamenschalen sinnvoll ist. Sie wissen auch Rat, wenn es darum geht, mögliche Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Völlegefühl nach dem Essen sanft und natürlich zu lindern.
Kurkuma (Gelbwurz) und Löwenzahn, aber auch Artischocke können gegebenenfalls unterstützend zum Einsatz kommen. Auch Tees, die die Verdauung beruhigen, können nach Absprache getrunken werden. Diese könnten zum Beispiel Enzian, Kümmel, Fenchel, Anis oder Wermut enthalten.
Ernährung ohne Gallenblase
Vorab gibt es eine bedingte Entwarnung: Das Entfernen einer Gallenblase legt keinesfalls wesentliche Funktionen der Verdauung brach, sodass Betroffene ein Leben lang nur ganz bestimmte Dinge essen dürfen, da man sich andernfalls in Lebensgefahr begibt.
Dem ist nicht so. Die Medizin gibt heute keine allgemeingültigen Empfehlungen mehr, welche Ernährung für ein Leben ohne Gallenblase geeignet ist. Manche Betroffene merken überhaupt keine Veränderung und andere reagieren auf bestimmte Nahrung empfindlich, die sie vorher ohne Probleme verzehren konnten.
Das Organ ist ein Reservoir ist, das Gallenflüssigkeit speichert, um sie dann zur Verfügung zu haben, wenn sie in größeren Mengen benötigt wird, um reichlich fette Nahrung zu verarbeiten. Daher sollten Sie bei Pommes Frites, Gyros, gegrillter Haxe, Grillhähnchen und Ähnlichem darauf achten, wie Sie das Verzehrte vertragen.
Manche Betroffene berichten, dass sie beim Essen solcher Speisen schneller und häufiger auf Toilette müssen als zuvor. Der Körper kann also möglicherweise extrem große Mengen an Nahrung, die reich an Fett und Kohlenhydraten sind, nicht mehr so gut verdauen und braucht obendrein länger dafür.
Insofern müssen Sie nach dem Menü im griechischen Restaurant mit Gyros und Lammkotelett zwar nicht damit rechnen, dass Sie sich mit Krämpfen auf dem Boden krümmen müssen. Jedoch kann es sein, dass Sie für die Verdauung eventuell länger brauchen, als Personen, die sofort einen Nachschub an Gallensaft in petto haben.
Da sich Gallensteine allerdings zum Teil auch ohne Gallenblase bilden können, und zwar direkt in den Gallenwegen, ist eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung, reichlich Bewegung und den oben genannten Maßnahmen zur Vorbeugung dennoch eine gute Idee. Auch viele weitere Zivilisationskrankheiten können dadurch vermieden werden. (Dr. Utz Anhalt, jvs, kh)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Berufsverband Deutscher Internisten e.V.: Was sind Gallensteine, deren Ursachen & Risikofaktoren? (Abruf: 25.06.2019), internisten-im-netz.de
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Gallensteine (Abruf: 25.06.2019), gesundheitsinformation.de
- Herold, Gerd, Innere Medizin 2019, Selbstverlag, 2018
- Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS): Diagnostik und Therapie von Gallensteinleiden, Stand: April 2018, dgvs.de
- Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung (Gastro-Liga) e. V.: Ratgeber Gallensteine, Stand: Januar 2017, gastro-liga.de
- Bierbach, Elvira (Hrsg.): Naturheilpraxis heute. Lehrbuch und Atlas; Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag, München, 4. Auflage 2009
- Schweitzer, Rudolf: Verdauungssystem. Die Heilpraktiker-Akademie; Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag, München, 1. Auflage 2012
- Luis E. Muñoz, Sebastian Boeltz, Rostyslav Bilyy, u.a.: Neutrophil Extracellular Traps Initiate Gallstone Formation, Immunity, Volume 51, Issue 3, Seiten 443-450, 2019, cell.com
- Internisten im Netz: Gallensteine - Symptome, Komplikationen, Prognose, Vorsorge. (abgerufen am 11.05.2022), Internisten im Netz
- Aktualisierte S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zur Prävention, Diagnostik und Behandlung von Gallensteinen, DGVS
- Frank Lammert, Michael Neubrand, Otto Kollmar: Therapie-Handbuch - Gastroenterologie und Hepatologie: Kapitel 60 – Gallensteine. Seiten 424-429, 2021, ScienceDirect
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.