Gesichtsrose wird eine entzündliche, sehr schmerzhafte Veränderung der Gesichtshaut genannt. Die häufigsten Ursachen für eine Gesichtsrose sind eine Gürtelrose und ein Erysipel (Wundrose, Rotlauf).
Inhaltsverzeichnis
Virale Ursache – Gürtelrose
Die Erkrankung entsteht infolge bereits durchlebter Windpocken-Infektionen. Wenn Kinder an Windpocken erkranken, bleibt das Virus auch nach Abklingen der akuten Infektionskrankheit im Körper bestehen und „versteckt“ sich in bestimmten Nervenknoten. Dort schläft der Erreger und kann jederzeit wieder aktiviert werden. Durch massiven Stress, Immunschwäche, Krebs oder andere Erkrankungen, wie zum Beispiel eine heftige Grippe, kann das Virus wieder zum Leben erwachen. Aber auch ein neuer Windpockenkontakt kann die Krankheit auslösen. Gleiches gilt für übermäßige Sonneneinstrahlung.
Bei Reaktivierung der Viren entsteht eine Gürtelrose, in der Fachsprache Herpes Zoster genannt (das Windpocken Virus, Varicella Zoster Virus, gehört zu den Herpes Viren). Voraussetzung jedoch für eine Gürtelrose ist, dass die Betroffenen schon einmal Windpocken hatten. Inkubationszeit und Ansteckungsgefahr der beiden Erkrankungen unterscheiden sich deutlich. Windpocken sind massivst ansteckend und die Inkubationszeit beträgt 11 bis 21 Tage. Die Erreger bei einer Gürtelrose werden hingegen nicht ganz so leicht übertragen und die Inkubationszeit ist etwas kürzer – ein bis zwei Wochen.
Symptome – Gürtelrose
Den eigentlichen Symptomen gehen häufig Beschwerden wie ein allgemeines Krankheitsgefühl, Schwäche, Abgeschlagenheit, Fieber, Schüttelfrost und ein Kribbeln und Brennen der Haut voraus. Die betroffenen Stellen sind berührungsempfindlich. Dann erst zeigen sich die typischen Hautsymptome und zwar in der befallenen Nervenregion. Es treten rote Flecken auf, die sich dann in flüssigkeitsgefüllte Bläschen umwandeln, verbunden mit häufig sehr starken Schmerzen. Auch können die regionalen Lymphknoten anschwellen. Diese Hauterscheinungen stehen typischerweise bei einer Gürtelrose eng, in Grüppchen zusammen. Nach circa einer Woche platzen die Bläschen auf und verkrusten. Nach weitere drei bis vier Wochen heilen die Hauterscheinungen ab.
Die Gürtelrose kann im Prinzip jede Nervenwurzel befallen, wobei am häufigsten der Rumpf betroffen ist. Die Gürtelrose im Gesicht bildet hier eine Sonderform – die Gesichtsrose.
Symptome – Gürtelrose im Gesicht
Da, wie bereits erwähnt, die Gürtelrose Nerven befällt, ist auch bei der Gesichtsrose ein Nerv betroffen. Dies ist der größte, sensible Gesichtsnerv mit dem Namen Nervus trigeminus. Er versorgt Wangen, Nase, Stirn, Augen und auch die Kopfhaut. Überall hier kann sich die Erkrankung ausbreiten. Wie auch bei anderen Gürtelrose Formen, beginnt die Gesichtsrose mit einem allgemeinen Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit und Fieber. All das kann zwei bis drei Tage vor den Hauterscheinungen auftreten: Brennende Schmerzen, rötliche Schwellung und kleine, in Grüppchen angeordnete Knötchen im betroffenen Gebiet. Im weiteren Verlauf entwickeln sich dann kleine, flüssigkeitsgefüllte Bläschen.
Krankheitsverlauf
Je schneller behandelt wird, desto schneller kann die Gesichtsrose abheilen. Wird bei den ersten Symptome gleich eine Therapie eingeleitet, trocknen die Bläschen innerhalb einer Woche ein. nsgesamt ist der Verlauf vom Alter der Patienten abhängig. Im Durchschnitt vergehen zwei Wochen, bis sich die Patienten deutlich besser fühlen. Jedoch kann dies auch länger dauern. Gerade im Gesicht können die Nervenschmerzen noch Wochen bis Monate bleiben, was vor allem bei älteren Patienten der Fall ist. Dies wird in der Fachsprache als Post-Zoster-Neuralgie bezeichnet.
Komplikationen
Die Gesichtsrose kann in schlimmeren Fällen auch das Auge befallen – Zoster ophthalmicus genannt. Massive Schwellungen im Bereich der Augen und der Lider, vermehrter Tränenfluss und Lichtscheu sowie eine lebenslange Einschränkung des Sehvermögens sind mögliche Folgen. Eine weitere Komplikation ist der Zoster oticus – hier befinden sich Bläschen im äußeren Gehörgang – im schlimmsten Fall kann dies zur Verschlechterung des Hörvermögens bis hin zur Taubheit führen. Ein Befall des Nervus facialis kann eine Facialisparese, eine Gesichtslähmung verursachen.
Ansteckung
Die Flüssigkeit, die sich in den Bläschen befindet ist infektiös. Kinder, die keine Immunität besitzen, können durch Kontakt an Windpocken erkranken. Betroffene sollten sich deshalb von Kindern, abwehrgeschwächten Personen und Schwangeren fernhalten. Nach Berühren der betroffenen Stellen im Gesicht sind die Hände gut zu waschen, beziehungsweise zu desinfizieren.
Behandlung der Gürtelrose im Gesicht
Um die Symptome zu lindern, werden je nach Hautausschlag und Stadium, Salben und/oder Tinkturen verordnet. Schmerzmittel, wie zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac helfen nur bei leichteren Schmerzen. Oft sind die Schmerzen jedoch so ausgeprägt, dass schwache Opioide mit sogenannten Co-Analgetika (Arzneimittel, die zusammen mit einem Schmerzmittel gegeben werden) verordnet werden. Diese Kombination wird häufig bei starken Nervenschmerzen gewählt.
Um ursächlich zu behandeln, wird eine antivirale Therapie nötig – vor allem dann, wenn die Erkrankung sehr schwer ausfällt. Diese sollte am besten so früh wie möglich zum Einsatz kommen. Eventuell werden hierfür Kortikosteroide mit antiviralen Mitteln kombiniert.
Naturheilkundliche Therapie bei Gürtelrose im GesichtEigenbluttherapie
Die Eigenbluttherapie wird angewandt, wenn das Immunsystem in Mitleidenschaft gezogen ist. Um bei der Gesichtsrose leichter mit dem Virus fertig zu werden, wird durch eine Eigenbluttherapie der Körper umgestimmt und seine Selbstheilungskräfte werden angekurbelt. Das Eigenblut, das aus der Vene entnommen wird, kann mit Substanzen aufbereitet werden, die zusätzlich das Immunsystem etwas stimulieren. Wer sanfter arbeiten möchte, verwendet die potenzierte Eigenbluttherapie, bei der aus einem Tropfen Blut aus der Fingerbeere verschiedene Fläschchen mit verschütteltem Eigenblut zur oralen Einnahme hergestellt werden.
Homöopathie
Nach einer ausführlichen Anamnese wird das passende Einzelmittel für den Patienten gesucht. Einige Beispiele dafür sind: Apis mellifica, Arsenicum album, Cantharis, Causticum, Lachesis und Rhus toxicodendron.
Orthomolekulare Medizin (OM)
Die orthomolekulare Medizin verordnet Nahrungsergänzungen. Für die Behandlung der Gesichtsrose sind Vitamin C, Zink und ein hochdosierter Vitamin B Komplex zu nennen.
Phytotherapie
Die Phytotherapie hält einige Pflanzen parat, um die Gesichtsrose zu lindern und zu heilen. Der Sonnenhut (Echinacea) stimuliert das Immunsystem, Sarsaparille (Smilax aristolochiaefolia), Klettenwurzel (Bardanae radix) und Bittersüß (Solanum dulcamara) wirken entgiftend und ausleitend. Umschläge aus Eichenrinde( Quercus cortex), Stiefmütterchen (Viola tricolor) und Schafgarbe (Achillea millefolium) sind adstringierend. Johanniskrautöl äußerlich ganz vorsichtig auf die betroffenen Stellen getupft, bringt Erleichterung und unterstützt den Heilungsprozess.
Akupunktur
Gerade im Akutstadium können mit Hilfe der Akupunktur die Schmerzen gelindert werden. Hilfreich sind Dauernadeln, die im Rahmen der Ohrakupunktur auf bestimmte Punkte gebracht, die Schmerzen reduzieren und die Abwehr stimulieren.
Bakterielle Ursache – Erysipel
Erysipel, eine Entzündung der Haut, wird durch Bakterien ausgelöst. Meistens sind Streptokokken die Übeltäter, die über kleine Hautverletzungen, wie zum Beispiel eine kleine Risswunde oder einen Mückenstich, eindringen. Innerhalb von Stunden oder ein paar Tagen entstehen flammenförmige Rötungen. Mit dieser Erkrankung sind Allgemeinsymptome, wie ein schweres Krankheitsgefühl, Fieber, Schüttelfrost, Gelenk- oder Kopfschmerzen und Übelkeit verbunden. Lymphbahnen können sich entzünden. Ist das Gesicht betroffen, ist von Gesichtsrose die Rede.
Symptome – Erysipel im Gesicht
Wie bereits erwähnt, ist bei der Gesichtsrose, ausgelöst durch ein Erysipel, die Haut massivst gerötet, geschwollen und sehr schmerzhaft. Auf der Haut können sich Blasen bilden. Anfangs ist das Gesicht meist einseitig betroffen, die Symptome können jedoch nach ein bis zwei Tagen symmetrisch auf die andere Gesichtshälfte übergehen. Die oben erwähnten Allgemeinsymptome gehören auch bei einer Gesichtsrose dazu.
Komplikationen
Eine Gesichtsrose kann sich schmetterlingsförmig ausbreiten, wobei auch die Augenlider anschwellen. Hierbei ist eine Ausdehnung auf die Augenhöhle und benachbarte Blutgefäße möglich. Eine weitere Komplikation ist das Übergreifen auf das Mittelohr. Die Entzündung breitet sich im schlimmsten Fall in tiefere Hautschichten aus, was zu Eiterbildung und Abszessen führen kann. Eine lebensbedrohliche Komplikation der Gesichtsrose ist eine Meningitis oder eine Thrombose der Gehirnvene. Durch nicht erkannte Pforten und Herde kann ein chronisch-rezidivierendes Erysipel im Gesicht entstehen, was bedeutet, dass die Gesichtsrose immer wieder an der gleichen Stelle ausbricht.
Erhöhtes Risiko
Ein erhöhtes Risiko, eine Gesichtsrose oder eine andere Form des Erysipels zu bekommen, haben immungeschwächte Menschen, wie zum Beispiel AIDS-Patienten, Patienten nach Organtransplantationen, an Diabetes Erkrankte oder auch Menschen mit Durchblutungsstörungen.
Behandlung
Das Mittel der Wahl für die Behandlung einer Gesichtsrose, ausgelöst durch ein Erysipel, sind Antibiotika. Ist die Erkrankung sehr ausgeprägt, werden diese anfangs über die Vene verabreicht. Eventuell ist ein Krankenhausaufenthalt nötig. Wichtig ist, dass die Eintrittspforte komplett ausheilt, damit sich keine Rezidive bilden können. Schmerzstillende und fiebersenkende Medikamente werden zusätzlich verordnet.
Wer eine Gesichtsrose hat, sollte so wenig wie möglich sprechen und passierte Lebensmittel zu sich nehmen, damit sich die schmerzenden Kaubewegungen auf ein Minimum reduzieren. Kühlen des betroffenen Gebietes lindert etwas die Schmerzen.
Naturheilkundliche Therapie bei einem Erysipel im Gesicht
Begleitend zur schulmedizinischen Behandlung ist eine naturheilkundliche Therapie möglich und auch zu empfehlen.
Colostrum
Colostrum enthält eine kleine Immunfabrik. Diese hilft, das Immunsystem zu aktivieren. Vor allem der Darm profitiert davon. So ist die Einnahme von Colostrum-Kapseln oder auch der Colostrum-Flüssigkeit im Zusammenhang mit der Einnahme von Antibiotika, wie sie bei Gesichtsrose angezeigt ist, unbedingt zu empfehlen. Der Darm wird nicht so belastet – zusätzlich unterstützt das Colostrum die Wirkung des Antibiotikums.
Homöopathie
Folgende homöopathischen Einzelmittel sind bei einer Gesichtsrose zu empfehlen: Belladonna, aufgrund der massiven, flammenden Röte; Apis mellifica gegen die Schwellung mit stechenden Schmerzen; Rhus troxicodendron gegen die eventuelle Blasenbildung. Die Auswahl der richtigen Mittel sollte durch erfahrene Therapeuten erfolgen.
Äußerliche Anwendungen
Äußerliche Anwendungen können die Beschwerden bei einer Gesichtsrose lindern. Hilfreich sind Auflagen mit Heilerde. Dafür wird ein Brei aus Heilerde und kaltem Wasser zubereitet, auf ein sauberes Tuch gebracht, dies von beiden Seiten eingeschlagen und dann mit der dünnen Seite auf die betroffenen Stellen gelegt.
Des weiteren hilft das Betupfen mit verdünnter Calendula Essenz (Calendula Essenz : abgekochtes Wasser – 1:10).Ebenso kann Calendula Salbe, ganz dünn aufgetragen, Erleichterung bringen.
Schüßler Salze
Hier helfen die Salze Nummer 3 Ferrum phosphoricum, Nummer 11 Silicea und Nummer 17 Manganum sulfuricum.
Kolloidales Silber
Bei einer Gesichtsrose kann die Einnahme von kolloidalem Silber gut tun. Beim Kauf ist unbedingt auf Reinheit und Qualität zu achten. Die Flüssigkeit kann noch zusätzlich auf die Haut gesprüht werden.
Phytotherapie
Pflanzen, die vor allem bei bakteriellen Infektionen helfen, sind Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel. Diese Beiden sind als „natürliches Antibiotikum“ bekannt. Sie sind erhältlich in Kombinationspräparaten, als Tinktur oder in Frischpflanzensäften.
Akupunktur
Auch bei dieser Form der Gesichtsrose ist Akupunktur zu empfehlen. Sie kann die Abwehr stärken und die Schmerzen lindern.
Allgemeines zur Gesichtsrose
Unabhängig von der Ursache, ist Gesichtsrose eine ernstzunehmende Erkrankung und Bedarf Ruhe und eine Auszeit für die Betroffenen. Wichtig ist, die Krankheit voll und ganz auszukurieren. Dabei wirkt eine leichte, vitaminreiche Kost unterstützend. Die Patienten, die unter einer Gesichtsrose leiden, sollten unbedingt Zugluft, Kälte und Feuchtigkeit meiden. Zur Stärkung der Abwehr sind jedoch Bewegung an der frischen Luft ( geschützt mit einem Schal) und regelmäßige Entspannungsübungen angeraten. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Merck & Co., Inc.: Zoster ophthalmicus (Abruf: 05.08.2019), msdmanuals.com
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Gürtelrose (Abruf: 05.08.2019), gesundheitsinformation.de
- Robert Koch-Institut (RKI): RKI-Ratgeber Windpocken (Varizellen), Gürtelrose (Herpes zoster) (Abruf: 05.08.2019), rki.de
- Lenarz, Thomas / Boenninghaus, Hans-Georg: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Springer, 14. Auflage, 2012
- Amboss GmbH: Herpes zoster (Gürtelrose) (Abruf: 05.08.2019), amboss.com
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Wundrose und Phlegmone (Abruf: 05.08.2019), gesundheitsinformation.de
- National Organization for Rare Disorders (NORD): Erysipelas (Abruf: 05.08.2019), rarediseases.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.