Als Grimmdarm bezeichnen wir den Hauptteil des Dickdarms zwischen Blinddarm und Mastdarm. Dazu gehören der aufsteigende Dickdarm (Colon ascendens), die rechte Dickdarmkrümmung (Flexura coli dextra), der quere Dickdarm (Colon transversum), die linke Dickdarmkrümmung (Flexura coli sinistra), der absteigende Dickdarm (Colon descendens), und der S-förmige Dickdarm (Colon sigmoideum). Auf diesen Dickdarmabschnitt folgen Mastdarm (Rektum) und letztendlich der After (Anus).
Inhaltsverzeichnis
Nachbar von Leber und Niere
Die Nachbarorgane der einzelnen Teile des Grimmdarms sind: Bei der rechten Biegung in Höhe der 9. Rippe oben die Leber, hinten die rechte Niere, beim Querdickdarm Leber, Bauchspeicheldrüse, Magen und Gallenblase, bei der linken Biegung in Höhe der 10. Rippe oben die Milz und hinten die linke Niere. Rechts neben dem absteigenden Dickdarm liegen Dünndarmschlingen. Der S-förmige Dickdarm liegt über dem linken Harnleiter.
Der Grimmdarm wird circa 1 Meter lang, und seine Wand bildet Ausbuchtungen, die von außen sichtbar sind, die Haustrien. Außerdem verfügt er über Plicae semilunares coli, das sind innere Falten und drei Streifen von Längsmuskeln, die wir ebenfalls von außen erkennen können. Die äußere Wandschicht enthält mit Fett gefüllte Ausstülpungen (Appendices epiploicae).
Mukosa bezeichnet die Schleimhaut. Sie besteht aus Einstülpungen, Mikrovilli und Becherzellen, die Schleim produzieren, welcher den Stuhl gleitfähig macht, sowie Lymphfolikeln.
Drei Schichten
Der Grimmdarm gliedert sich in drei Schichten, die Epithelschicht, die Bindegewebsschicht und die Muskelschicht. Hinzu kommt die Submukosa, eine Bindegewebsschicht mit Blut- und Lymphgefäßen sowie Nerven.
Die Wand des Grimmdarms
Die Darmwand besteht aus der Muskulari, den Tänien und dem Bauchfell. In der Muskularis liegen die inneren Ringmuskeln und die äußeren Längsmuskeln. Die Dickdarmwand teilt sich durch drei Bänder, die Tänien, welche dazu dienen, das Colon zu verkürzen. Das Bauchfell (Serosa) besteht aus Bindegewebe, das den Darm einhüllt.
Aufgaben des Grimmdarms
Der Grimmdarm dickt den Speisebrei ein, sein Schleim fördert die Gleitfähigkeit der aufgenommenen Nahrung, und er bereitet die unverdaulichen Teile der Nahrung für den Stuhlgang vor.
Die so genannte Bauhin-Klappe entlässt Portionen des Speisebreis in den Blinddarm. Zwei Nervennetze treiben wellenförmige Kontraktionen der Grimmdarmmuskeln voran. Dazu dienen zwei verschiedene Bewegungen, nämlich Misch- und Transportbewegungen. Bei Mischbewegungen durchlaufen Kontraktion die Ringmuskeln und durchmischen so den Inhalt des Darms. Dadurch können die Nährstoffe aufgenommen werden. Solche Mischbewegungen finden ungefähr 15mal pro Minute statt. Die Transportbewegungen sind weit seltener, sie kommen nur zwei bis drei Mal pro Tag vor, in der Folge müssen wir dann auf Toilette, um den Stuhl zu entleeren.
Die wichtigste Aufgabe des Grimmdarms besteht indessen darin, Wasser und Elektrolyte zurückzugewinnen, insgesamt handelt es sich um einen Liter Flüssigkeit pro Tag. Die Bakterien des Grimmdarms wandeln Bestandteile der Nahrung um, spalten pflanzliche Faserstoffe auf und stellen so Vitamin K und Vitamin B 7 her.
Krankheiten
Im Grimmdarm können viele Krankheiten entstehen, von einer Darmentzündung bis zu Darmkrebs. Zu diesen Krankheiten gehören: Colon irritable, Megacolon, Colitis, Colitis ulcerosa, und die häufigen Darmpolypen. Letzte können sich, wenn sie nicht entfernt werden, zu Darmtumoren entwickeln. Die verbreitetste Beschwerde im Grimmdarm ist Durchfall.
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind die häufigsten chronischen Erkrankungen des Darms, bei denen es sich um chronische Entzündungen des Darms handelt. Ein wichtiger Unterschied ist das Ausmaß der Erkrankung. Bei Morbus Crohn ist nämlich der gesamte Magen- und Darm- Trakt betroffen, eine Colitis ulcerosa wütet hingegen nur im Dickdarm.
Colitis ulcerosa
Colitis ulcerosa befällt die oberen Schichten der Schleimhaut an der Darmwand. Dort bilden sich leicht blutende Geschwüre. Die Erkrankung startet in der Regel im Enddarm, breitet sich im Dickdarm aus und wandert Richtung Blinddarm. Bei jedem vierten Betroffenen befällt die Entzündung den gesamten Dickdarm.
Die meisten Betroffenen leiden unter Schüben der Krankheit, zwischen denen längere Phasen ohne Beschwerden liegen. Jeder zehnte jedoch kennt indessen keine Perioden ohne Beschwerden. Bei jedem Zwanzigsten nimmt die Entzündung extreme Form an: Sehr starker Durchfall, hohes Fieber und, damit verbunden, ein hoher Verlust an Wasser führen zum Kreislaufschock – Colitis ulcerosa kann bei diesen Menschen sogar zum Tod führen.
Blutiger Durchfall
In den akuten Phasen der Colitis ulcerosa leiden die Betroffenen unter Durchfall, der Kot mischt sich mit Blut und Schleim und peinigt die Patienten bis zu 30-mal am Tag. Jedes Mal plagen sie sich zudem mit Bauchkrämpfen, die ausgesprochen schmerzhaft sind. Bisweilen kommt Fieber hinzu.
Selten zeigen sich die Beschwerden auch außerhalb des Darms, als Entzündungen in Gelenken, an den Augen und auf der Haut. Ist nur der Enddarm betroffen, gilt der ebenso schleimige wie blutige Durchfall als sicherstes Merkmal.
Gefahr: Darmdurchbruch
Gefährliche Komplikationen dieser Erkrankung sind mögliche Lähmungen des Darms. Wenn die Entzündungen die Darmwand schwer schädigen, erschlaffen die dortigen Muskeln, der Darm kann die zugeführte Nahrung nicht transportieren und erweitert sich. Hohes Fieber tritt auf, und eine Entzündung des Bauchfells droht. Wenn die Ärzte jetzt nicht sofort operieren, steht ein Darmdurchbruch bevor – und der kann das Leben kosten.
Zudem ist die Gefahr von Dickdarmkrebs stark erhöht: Eine chronische Colitis ulcerosa entartet sehr häufig nach zehn Jahren.
Morbus Crohn
Morbus Crohn zeichnet sich aus durch:
- Regelmäßige Durchfälle. Diese sind schleimig, aber meist ohne Blut. Colitis ulcerosa geht indessen fast immer mit blutigem Stuhl einher.
- In Schüben auftretenden Bauchschmerzen, meist im rechten Unterbauch. Hier besteht die Gefahr, die Erkrankung mit einem entzündeten Blinddarm zu verwechseln. Colitis ulcerosa führt ebenfalls zu Bauchschmerzen, diese treten allerdings krampfartig auf und unmittelbar vor dem Stuhlgang.
- Gewichtsverlust und leichtes Fieber. Das ist aber kein Muss.
Wie bei allen schweren Krankheiten ist Panik ebenso ein schlechter Ratgeber wie Sorglosigkeit. Wer an starkem Durchfall leidet, der mehr als drei Tage anhält, verbunden mit leichtem Fieber und starken Bauchschmerzen, sollte die anschließend dargelegten alternativen Ursachen der Symptome in Betracht ziehen.
Alternative Ursachen der Symptome
- Habe ich in den letzten Tagen meinen Darm überreizt? Habe ich zum Beispiel sehr viel Kaffee getrunken, große Mengen Zucker oder Zuckerersatz zu mir genommen beispielsweise in Form von Energy-Drinks, Gummibärchen oder Schokolade? Habe ich viel Alkohol getrunken und/oder viele Zigaretten geraucht? Habe ich viel tierische Fette konsumiert – Bauchfleisch beim Grillen, Gänsebraten oder Eisbein?
- Habe ich meinem Darm zu wenig Ballaststoffe zugeführt, also kein Obst und Gemüse, keine Hülsenfrüchte wie Bohnen oder Kichererbsen gegessen, bzw. keine Leinsamen, Kürbiskerne etc.?
- Setzte der Durchfall nach einer Mahlzeit ein? Liegt vielleicht eine Unverträglichkeit oder Lebensmittelvergiftung vor?
- Komme ich gerade von einer Reise zurück? Handelt es sich womöglich um eine Reise-Diarrhoe? Die dauert zwei bis fünf Tage an, Kolibakterien oder Viren sind die Ursache.
Spätestens, wenn Blut im Durchfall ist, heftige Bauchschmerzen dazu kommen und die Betroffenen fiebern, sollten sie am gleichen Tag zum Arzt gehen.
Eine Immunreaktion?
Morbus Crohn befällt sämtliche Schichten der Darmwand – aber nicht alle Darmabschnitte sind gleichermaßen entzündet. Die genaue Ursache ist noch unbekannt, die Betroffenen zeigen aber einen Mangel an körpereigenen Antibiotika; deshalb vermuten viele Forscher eine gestörte Immunreaktion auf genetischer Basis, die vielleicht durch einen Infekt aktiviert wird. Die Antibiotika fehlen, und darum kann die Darmschleimhaut schädliche Bakterien nicht hinreichend abwehren. Diese Bakterien wiederum lösen dann die Entzündung aus.
Morbus Crohn attackiert vor allem das letzte Stück des Dickdarms, befällt aber auch jeden anderen Abschnitt des Darms, und zwar vom Mund bis zum Anus. Überall dort treten Entzündungen auf – wenn diese heilen, hinterlassen sie Narben, die den Darm verengen können.
Bei schwerem Verlauf der Krankheit werden Nährstoffe vom Darm nur noch unzureichend verarbeitet. Dann ist Gewichtsverlust und Blutverlust die Folge. Das Risiko, Darmkrebs zu entwickeln, steigt.
Darmkrebs
Darmkrebs entsteht meist durch Darmpolypen, also aus gutartigen Wucherungen. Vorsorge ermöglicht, solche Polypen zu erkennen und zu entfernen, damit sie sich nicht zu einem bösartigen Tumor entwickeln. Diese Polypen lassen sich nur in einer Vorsorge erkennen, denn sie verursachen keine Beschwerden.
Entartete Körperzellen
Darmkrebs entwickelt sich aus normalen Körperzellen, die entarten. Ein gesunder Organismus reguliert das Wachstum und die Vermehrung der Zellen – die Krebszellen entziehen sich dieser Kontrolle jedoch. Sie wuchern und wachsen so in Gewebe ein, wo sie nicht hingehören und zerstören gesunde Zellen.
Dem Krebs kann eine genetische Disposition zugrunde liegen. In diesem Fall ist das genetische Material verändert, an dem der Körper die Informationen abliest, um Eiweiße zu produzieren. Oder aber die Steuerung der Erbinformationen ist verschoben: Werden sie falsch gelesen, kann ein Wachstum ohne Kontrolle die Folge sein. Eine Krebszelle entsteht durch eine Reihe solcher Mutationen. Eine Veränderung kann sich genetisch vererben, aber äußere Faktoren schädigen das Erbmaterial ebenfalls – chemische Substanzen oder Infektionen, aber auch ein ungesunder Lebensstil wie eine Ernährung, die dem Darmbetrieb schadet.
Je länger der Organismus im Betrieb ist, umso schwerer fällt es ihm, Fehler zu korrigieren. Deshalb erkranken Menschen umso häufiger an Krebs, je älter sie sind.
Tumore in der Schleimhaut
Darmkrebs entsteht vor allem in der Schleimhaut des Dick- und Enddarms. Tumore im Dünndarm sind hingegen selten. Karzinome im Darm sind solide Tumore. Das heißt, die bösartigen Mutationen gehen von einem Organ aus. Das sind meist die Drüsenzellen der Schleimhaut, die die Darmwände bedecken. Andere Tumore im Darm gehen vom Binde- und Lymphgewebe aus; sie gelten aber nicht im engen Sinne als Darmkrebs.
Darmtumore entwickeln sich meist in vielen Jahren. Oft verändert sich anfangs nur eine einzelne Zelle und wird vom Immunsystem vernichtet. Erst, wenn diese Kontrolle aussetzt, teilt eine solche Zelle ihre genetischen Veränderungen. Es entstehen Tochterzellen, und aus diesen bildet sich schließlich ein Geschwulst, das eigenständig mit Blut versorgt wird – der Tumor.
Wucherungen der Darmschleimhaut
Darmkrebs geht meist aus gutartigen Vorstufen hervor. Deshalb sind Darmspiegelungen zur Vorsorge sehr wichtig: Hier lassen sich nämlich Wucherungen der Schleimhaut erkennen, aus denen Krebs entsteht.
Darmkrebs gehört zu den verbreitetsten Krebsformen. 2016 erkranken in Deutschland schätzungsweise 33.400 Männer und 27.600 Frauen daran. Nur Lungenkrebs fordert jährlich mehr Todesopfer. Betroffen sind ältere Menschen viel häufiger als junge; unter 40 Jahren besteht nur ein sehr geringes Risiko. Die Altersgrenze gilt allerdings nicht für Menschen, die durch ihr Genmaterial belastet sind. Wer an der familiären adenomatösen Polyposis leidet, der bekommt oft schon in sehr jungen Jahren Darmkrebs.
Wer kein erhöhtes Risiko aufweist, der sollte ab 50 Jahren zur Darmkrebsvorsorge, danach steigt das Risiko. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen ab diesem Lebensalter die Kosten für das Austasten des Mastdarms und für den Test auf verstecktes Blut. Ab 55 bezahlen sie auch eine Darmspiegelung.
Jeder dritte Darmkrebs ist genetisch beeinflusst
Jeder dritte Darmkrebs geht auf genetische Risiken zurück. Wer eine solche familiäre Vorbelastung hat, sollte unbedingt schon in jungen Jahren zur Vorsorge gehen. Bei Menschen ohne erhöhtes Risiko kann eine Vorsorge auch in späteren Jahren stattfinden, da sich bei ihnen Darmtumore äußerst selten schon früh bilden.
Wer jedoch eine familiäre Disposition aufweist, sollte bereits im Alter von 10 Jahren, spätestens aber mit 25 Jahren, zur Vorsorge gehen – in jedem Fall zehn Jahre, bevor bei einem Familienmitglied das erste Mal Darmkrebs auftrat.
Darmspiegelung
Eine Darmspiegelung heißt in der Fachsprache Koloskopie. Ärztin oder Arzt untersuchen dabei den Darm mit einem speziellen Instrument – dem Koloskop. Wozu dient eine Koloskopie? Wie verläuft eine solche Darmspiegelung? Bereitet sie Schmerzen? Wann ist sie ratsam, wann unumgänglich? Gibt es Alternativen? Betroffene sehen sich vor viele Fragen gestellt.
Wozu dient eine Darmspiegelung?
Durch die Koloskopie lassen sich Erkrankungen des Dickdarms (Colon) und am Ende des Dünndarms erkennen. Magen-Darm-Spezialisten nutzen die Koloskopie insbesondere, um Darmkrebs zu erkennen und Vorstufen des Krebses zu entfernen – aber auch gegen andere Erkrankungen des Darmtraktes.
Wann empfiehlt sich eine Darmspiegelung?
Ärzte und Ärztinnen denken an eine Darmspiegelung, um Symptome abzuklären, die auf Erkrankungen des Darms hindeuten. Vor allem bei Blut im Stuhl sollten sich Betroffene dringend einer Koloskopie unterziehen.
Eine Koloskopie ist ratsam:
- aus Vorsorge ab dem 55. Lebensjahr,
- falls eine familiäre Disposition für Darmkrebs vorliegt, bereits vor dem 20. Lebensjahr,
- bei Blut im Kot ohne bekannte Ursache (wie zum Beispiel Hämorrhoiden),
- bei schwärzlichem Kot und fehlenden Magenbeschwerden,
- bei einem Primärtumor zum Erkennen von Metastasen, besonders, wenn Patienten plötzlich an Gewicht verlieren,
- beim Verdacht auf eine chronische Darmentzündung,
- beim Verdacht auf nicht chronische Erkrankungen des Darms,
- wenn sich der Stuhl verändert, als Durchfall oder Verstopfung – ohne sonstige Ursachen wie dafür bekannte Lebensmittel und Erkrankungen,
- bei Schmerzen im Mittel- und Unterbauch ohne alternative Ursache,
- als Kontrolle nach einer Darmkrebsbehandlung,
- bei Eisenmangel,
- bei starken Blähungen über einen längeren Zeitraum.
Wann sollten Sie unbedingt zur Darmspiegelung?
Betroffene sollten unbedingt und zeitnah eine Darmspiegelung vornehmen lassen, wenn
- sie Blut im Stuhl haben,
- die Darmfunktion sich verändert,
- sich der Stuhl verformt, in „Bandnudel-“, „Kaffeebohne-“ oder „Bleistift-Form“,
- sich intensiver Durchfall und Verstopfung abwechseln,
- sie Verhärtungen im Bauch von außen ertasten können.
Wann ist eine regelmäßige Darmspiegelung wichtig?
Eine Darmspiegelung ist wichtig, wenn
- die Patienten bereits Darmkrebs hatten,
- ein Verwandter an Darmkarzinomen litt oder an anderen Krebsformen,
- eine chronische Darmkrankheit hat.
Risikofaktoren
Immer noch im laufenden Jahr ratsam ist eine Koloskopie, wenn Patienten
- Übergewicht haben,
- sich sehr wenig körperlich betätigen,
- viel Fleisch und tierisches Fett zu sich nehmen,
- sich zu wenig Balaststoffe zuführen,
- viel Alkohol und Nikotin konsumieren.
Ärzte raten, ab dem 50. Lebensalter circa alle 8 bis10 Jahre eine Darmspiegelung vornehmen zu lassen, auch wenn die genannten Risikofaktoren nicht vorliegen.
Wie bereiten Patienten sich vor?
Vor einer Untersuchung des Darms und einer Darmspiegelung muss der Darm leer sein, um die Untersuchung nicht durch Nahrungsreste zu behindern. Betroffene nehmen deshalb einen Tag zuvor ein starkes Abführmittel ein – als Darmspülung oder als Einlauf.
Die sogenannte PEG-Abführlösung schreckt viele Betroffene ab. Bis vor kurzem tranken die Untersuchten zuvor bis zu fünf Liter unangenehm schmeckende Flüssigkeit – in wenigen Stunden. Der üble Geschmack lässt sich durch die Zugabe von klarem Apfelsaft verbessern, inzwischen gibt es sie auch mit Zitronen- und Orangengeschmack. Die Lösung lässt sich im Zweifelsfall über eine Magensonde einführen.
Osmotische und sekretionsbeeinflussende Abführmittel bieten eine Alternative.Die Patienten nehmen sie mit viel Tee oder Wasser zu sich. Allerdings verschiebt sich bei dieser Methode bisweilen der Wasser- und Mineralhaushalt im Körper. Das belastet den Kreislauf und der Darm wird nicht so sauber wie bei der schlecht schmeckenden Lösung.
Mit einem neuen Pulverpräparat müssen die Patienten nur noch zwei Liter Flüssigkeit zu sich nehmen, um den Darm optimal zu reinigen, statt wie bisher vier Liter. Es heißt Moviprep, wird in Wasser aufgelöst und dann getrunken.
Die Befragung
Vor der Darmspiegelung befragen Ärztin oder Arzt Patienten über
- familiäre Vorbelastungen: Gab es Darmerkrankungen oder Fälle von Darmkrebs bei Verwandten?
- körperliche Veränderungen: Wie ist der Appetit, verlieren Betroffene Gewicht, ohne die Ernährung zu ändern oder sich vermehrt körperlich anzustrengen?
- den Stuhlgang: Zeigen sich auffälliger Durchfall oder Verstopfung, Blut im Kot, schwärzlicher Kot?
- Blähungen, die vorher nicht da waren, ohne „verdächtige“ Lebensmittel zu konsumieren (zum Beispiel Bohnen, Kohl, Zwiebeln, Bier)
- Übelkeit und Erbrechen ohne alternative Erkrankungen, körperliche Überlastung (zum Beispiel durch Achterbahnfahrten, Outdoor-Touren mit dem Mountain-Bike) oder schädlichen Konsum von Kaffee im Übermaß, Alkohol in Mengen, Medikamenten mit speziellen Nebenwirkungen oder Betäubungsmitteln.
Diagnose und Tests
Danach hören die Therapeuten den Bauch ab, um anhand der Darmgeräusche zu schließen, wie der Darm funktioniert und ob Beschwerden vorliegen. In der Folge wird der Bauch auch abgetastet – mögliche Widerstände könnten Tumore sein. Zudem lassen sich durch ein Abklopfen des Bauchs mögliche Veränderungen feststellen. In einer rektalen Untersuchung nimmt der / die Behandelnde Abstriche, um die Schleimhaut zu beurteilen.
Ein Schnelltest auf nicht sichtbares Blut im Kot erfolgt durch einen Papierstreifentest. Menschen jenseits der 50 Jahre wird ein solcher Test jährlich angeraten. Ergibt ein solcher Test Blut im Stuhl, steht eine Koloskopie an. Darmkrebs kann jedoch auch ohne Blut im Kot vorliegen.
Einverständniserklärung
Eine Gewebeprobe ist juristisch ein chirurgischer Eingriff. Deshalb muss der Patient sein Einverständnis in Form einer Unterschrift geben. Die Aufklärung über Vor- und Nachteile einer Vollnarkose werden ebenfalls schriftlich festgehalten. Vor der Entnahme einer Gewebeprobe wird geprüft, ob die Patienten Probleme mit der Blutgerinnung haben. Dafür werden einige Milliliter Blut aus einer Armvene entnommen. Die Untersuchung im Labor kann bis zu zwei Tage dauern.
Betroffene sollten den Arzt darüber informieren, ob sie Medikamente einnehmen, die die Blutgerinnung hemmen – insbesondere bei Herzerkrankungen. Das gilt auch für das Spektrum von Mitteln, die Acetylsalicylsäure enthalten (Aspirin / ASS) . Diese müssen die Betroffenen bisweilen für einige Zeit absetzen. Wenn nötig, erhalten Betroffene eine Krankschreibung von ihrem Arzt.
Das Koloskop
Heutige Koloskope haben circa einen Zentimeter Durchmesser und sind circa 1, 2 Meter lang. Ein Video-Koloskop enthält an der Spitze einen Videochip, der Bilder aus dem Darm auf einen Monitor überträgt. Betroffene sehen so selbst auf dem Bildschirm, was in ihnen vor sich geht.
Das Koloskop hat außerdem einen Absaugeapparat, der Stuhlreste und die Spülflüssigkeit entfernt. Ein Arbeitskanal bietet Platz, um Instrumente wie Zangen und Schlingen einzuführen, mit denen sich Polypen abtragen und Gewebeproben entnehmen lassen.
Wie verläuft die Darmspiegelung?
Wie bei der Magenspiegelung können Patienten auf Wunsch Beruhigungsmittel wie Midazolam nehmen, dazu Schmerzmittel wie Pethidin und Tramadol. Heute setzen Ärzte und Ärztinnen auch Propofol ein und führen damit eine Kurznarkose durch. Die ist indessen umstritten, da die Hälfte der Komplikationen bei der Untersuchung auf diese Narkose zurückgehen – insbesondere die Beschwerden des Herzkreislaufs und der Atmung.
Wenn der Arzt das Gerät vorschiebt, zieht das bisweilen an den Aufhängebändern des Dickdarms, und das verursacht Schmerzen. Die Schmerzmittel unterdrücken diese allerdings vollständig. Patienten unter Narkose werden permanent überwacht, und zwar durch einen Messfühler an ihrem Finger, der Sauerstoff und Puls misst. Die Patienten liegen anfangs auf dem Rücken und wenn die Narkose wirkt, werden sie mit angewinkelten Beinen auf die linke Seite gedreht.
Der Behandelnde schiebt den Koloskopschlauch bis in den Blinddarm bzw. den letzten Teil des Dünndarms. Dann wird Luft eingeblasen, bis sich der Darm entfaltet. Jetzt untersuchen Ärztin oder Arzt die gesamte Darmschleimhaut nach pathologischen Auffälligkeiten. Das dauert circa 25 Minuten. Durch die eingeblasene Luft entstehen oft Darmblähungen, die aber fast immer wieder verschwinden.
Die Koloskopie kann folgende Beschwerden entdecken: Aussackungen, Polypen, Entzündungen, Darmerkrankungen, Geschwüre, Tumore, Engstellen, Schleimhautblutungen, Parasiten und Fremdkörper.
Die Behandlung
Aussackungen sind keine Krankheit und müssen nicht behandelt werden. Nur wenn sie bluten, sollte die Blutung gestoppt werden, was bei einer Darmspiegelung möglich ist. Entzündete Ausstülpungen können die Darmwand verletzen und sollten deshalb nicht entfernt werden, solange sie entzündet sind.
Polypen sind zwar harmlos, können sich aber zu Dickdarmkrebs entwickeln, deswegen werden sie bei einer Koloskopie vorsorglich entfernt. Geschwüre werden untersucht, indem eine durch das Koloskop geschobene Zange Proben der Schleimhaut entnimmt. Diese Proben untersuchen Arzt oder Ärztin dann bakteriologisch.
Tumoren wird Gewebe entnommen. Eine vorbeugende Koloskopie dämmt den Krebs ein. Eine Studie im Saarland zeigte, dass 11, 4 % der Patienten, die sich das erste Mal einer Koloskopie unterzogen, fortgeschrittene Krebsstufen hatten – entgegen 6,4 % der Patienten, die sich bereits in den zehn Jahren zuvor einer Darmspiegelung unterzogen hatten.
Bei Engstellen wird mit dem Koloskop ein Ballon eingeführt und aufgepustet. So dehnt sich die Stelle. Diese Methode sollten aber nur Spezialisten anwenden, denn es besteht die Gefahr eines Darmrisses.
Komplikationen
Die Koloskopie ist heute eine besonders sichere Routineuntersuchung. Wie bei allen Eingriffen in den Körper kommt es aber bisweilen zu Komplikationen. So kann das Einblasen der Luft oder das Einführen des Koloskops die Darmwand beschädigen. Dann gelangen vielleicht Bakterien und Darminhalt in die Bauchhöhle, was eine Operation nötig macht.
Das Abtragen der Polypen und des Gewebes können Blutungen verursachen. Diese werden aber in der Regel bereits während der Behandlung gestoppt – durch Hämclips oder unterspritzen. Ernster ist hingegen eine Blutvergiftung, wenn Darmbakterien ins Blut gelangen. Dann sind unmittelbar Antibiotika angesagt. Im schlimmsten Fall droht ein Herzstillstand. Das Risiko ist bei älteren Patienten generell höher als bei jüngeren.
Neben körperlichen Komplikationen, die auch entstehen, wenn der Eingriff professionell durchgeführt wird, gibt es nicht selten Schwierigkeiten durch unerfahrene Ärzte bzw. Ärztinnen. Ein Koloskop einzuführen, ist auch eine Kunst und wer sich dabei ungeschickt verhält, beschädigt leicht die empfindlichen Darmwände. Das gilt ebenso, wenn ein „Grobmotoriker“ Polypen abtrennt und dabei die Schleimhäute verletzt.
Koloskopie als Vorsorge
Die gesetzliche Krankenversicherung bezahlt eine Darmspiegelung zur Vorsorge ab dem 55. Lebensjahr. Vorsorge heißt, dass sich ein Mensch einer Koloskopie unterzieht, ohne Symptome zu zeigen. Eine Vorsorgeuntersuchung ist dabei immer eine Abwägung: Welche Komplikationen können entstehen, ist das Risiko den Eingriff wert?
Darmkrebsvorsorge
Eine regelhafte Darmspiegelung empfiehlt sich vor allem wegen Darmkrebs. Darmtumore lassen sich in den Vorstadien gut behandeln. Zudem sind Darmpolypen relativ häufig und diese können zu Krebs mutieren. Immerhin bei 114 von 1000 Patienten zeigen sich solche Ausstülpungen bei der ersten Spiegelung. Dem stehen Komplikationen bei 35 von 10 000 Untersuchungen gegenüber. Die möglichen negativen Folgen sind also im Verhältnis zu den positiven als niedrig einzustufen.
Eine Darmspiegelung zeigt Vorstufen von Krebs zudem sehr zuverlässig – circa 97 von 100 potenziellen Tumoren werden damit erkannt. Dabei spielt allerdings die Erfahrung des Arztes eine Rolle, und deshalb müssen deutsche Ärzte 200 Untersuchungen und 10 Polypenabtragungen nachweisen, bevor sie ambulante Koloskopien mit der Krankenkasse abrechnen dürfen.
Eine umfassende Studie in den USA ergab, dass die Sterberate bei Darmkrebspatienten um 53 % sinkt, wenn die Betroffenen sich vorher Darmpolypen bei einer Koloskopie entfernen ließen.
Scham
Eine Darmspiegelung ist oft mit Scham besetzt, und kaum jemand ist begeistert, wenn ein anderer Mensch einen Schlauch durch den eigenen After in den Darm einführt. Viele geben diese Scham und Angst nicht zu, sondern gehen vielmehr trotz Symptomen nicht zu einer Untersuchung, die auf eine Koloskopie hinauslaufen könnte.
Ärzte und Ärztinnen, die solche Spiegelungen durchführen, sind jedoch routiniert – auch im Umgang mit Betroffenen. Sie behandeln die Patienten behutsam und sicher. Im Zweifelsfall hilft es, sich als Frau von einer Ärztin und als Mann von einem Arzt behandeln zu lassen oder den Behandelnden gegenüber Scham- und Angstgefühle offen zu äußern und sich vom Fachpersonal dazu beraten zu lassen.
Nach der Darmspiegelung
Eine Koloskopie ist generell wenig belastend. 76 von 100 Befragten einer Berliner Studie beschrieben die Untersuchung als „gut akzeptabel“, 16 als „etwas unangenehm“ und 7 von 100 als „unangenehm, aber ertragbar“. Lediglich 1 von 100 beschrieb sie als „sehr unangenehm“.
Die Betroffenen können direkt nach der Spiegelung wieder essen, selbst, wenn der Arzt Polypen abgetragen oder Gewebe entnommen hat. Bei Einnahme eines Narkotikums sollten die Betroffenen jedoch mit dem Essen warten, bis die Wirkung nachlässt. Falls die Koloskopie ohne Komplikation verlief, müssen die Betroffenen sich körperlich nicht schonen.
Ergebnisse
Im Nachgespräch erläutern Arzt oder Ärztin das Ergebnis der Untersuchung. War die Schleimhaut unauffällig, wurden Polypen entdeckt oder wurde gar ein Tumor? Gewebe und Polypen schicken die Behandelnden in ein Labor. Nach mehreren Tagen liegen die mikroskopischen Ergebnisse vor.
Ergab die Darmspiegelung keine Auffälligkeiten, sollten die Betroffenen sie erst nach zehn Jahren wiederholen. Fanden sich aber Polypen und / oder Vorstufen von Krebs, sollten die Betroffenen sich einer erneuten Koloskopie in kürzeren Zeiträumen unterziehen.
Wenn Betroffene ihren Darm nicht gründlich gereinigt haben, können Arzt oder Ärztin den Zustand mit einer Koloskopie nicht vollständig beurteilen. Bisweilen müssen die Betroffenen dann die Untersuchung wiederholen.
Komplikationen
Selten kann die ambulante Koloskopie nicht abgeschlossen werden, weil Darmpolypen so groß sind, dass nach ihrem Entfernen starke Blutungen auftreten. Es kommt dann eine stationäre Koloskopie hinzu, um die Betroffenen länger zu beobachten.
Manchmal verhindern Engstellen im Darm, zum Beispiel durch vorherige Operationen, eine vollständige Koloskopie. Vielleicht lässt sich der Eingriff dann mit einem dünneren Schlauch wiederholen, wie er für Kinder Verwendung findet.
Wenn Betroffene eine Koloskopie ablehnen, kommt bisweilen eine virtuelle Koloskopie in Frage. Damit lassen sich aber keine Polypen oder Fremdkörper entfernen, und auch keine Gewebeproben entnehmen.
Die kleine Darmspiegelung
Eine mögliche Alternative ist auch die kleine Darmspiegelung, als Fachbegriff Sigmoidoskopie. Dabei wird der Schlauch weniger weit in den Darm geschoben, und nur der Enddarm sowie das Endstück des Dickdarms werden untersucht.
Der Vorteil ist, dass die Untersuchung und Vorbereitung weniger Aufwand erfordern, und es weniger Komplikationen geben kann. Der Nachteil besteht darin, dass große Teile des Dickdarms verborgen bleiben, und Arzt bzw. Ärztin keine dort liegenden Tumore erkennen. In der „Fach-Leitlinie zum kolorektalen Karzinom“ wird diese Untersuchung deshalb nur empfohlen für Patienten, die die komplette Darmspiegelung ablehnen.
Bei der virtuellen Koloskopie werden Aufnahmen des Darms mit einer Computertomographie erstellt. Im Gegensatz zur Darmspiegelung entsteht hier aber eine Strahlenbelastung. Dieses Verfahren lehnen viele Ärzte deshalb zur Diagnose von Darmkrebs ab. Die Ausnahmen sind: Wenn eine Darmspiegelung zu riskant oder wegen Verengungen nicht möglich ist.
Kapselendoskopie
Die Kapselendoskopie ist eine neue Methode. Hier schlucken die Betroffenen die Kamera als Pille. Die Pille hat zwei Kameras an jedem Ende und sendet Bilder aus dem Körperinneren. Sie durchläuft den Verdauungstrakt und wird mit dem Stuhl ausgeschieden. Diese Methode ist bislang allerdings nicht hinreichend zuverlässig, da viele Tumore unentdeckt bleben. Zur Darmkrebsvorsorge ist die komplette Darmspiegelung nach wie vor die erste Wahl. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Berufsverband Deutscher Internisten e.V.: Dickdarm - Aufbau und Funktion (Abruf: 07.08.2019), internisten-im-netz.de
- Amboss GmbH: Caecum und Colon (Abruf: 07.08.2019), amboss.com
- Felix Burda Stiftung: Der Darm: Aufbau & Funktion (Abruf: 07.08.2019), darmkrebs.de
- Luescher, Thomas / Steffel, Jan: Magen-Darm-Trakt, Springer, 2013
- Merck and Co., Inc.: Dickdarm (Abruf: 07.08.2019), msdmanuals.com
- American Society of Colon and Rectal Surgeons (ASCRS): The Colon: What it is, What it Does (Abruf: 07.08.2019), fascrs.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.