Depressionen im Herbst
Kennen Sie das? Draußen ist es trüb, die Tage werden kürzer, Sie fühlen sich müde und die Stimmung geht in den Keller. Handelt es sich um mehr als ein kurzzeitiges Tief, dann sprechen Mediziner von einer „Saisonal Abhängigen Depression“ (SAD). Am häufigsten tritt diese im Monat November auf.
Inhaltsverzeichnis
Herbstdepression – Die wichtigsten Fakten
Herbstblues bezeichnet eine „Saisonal Abhängige Depression“.
Ursachen sind vor allem:
- Mangel an frischer Luft,
- <a href="http://Vitamin-D Mangel durch fehlende UV-Strahlen
- und zu wenig Bewegung.
Es liegt also nicht unbedingt an der Jahreszeit.
Synonyme für Herbstdepression
Saisonale Depression, November-Tief, Lichtmangeldepression, Winter-Blues, Herbst-Blues, November-Blues oder auch Saisonal Abhängige Störung (SAD).
Heißhunger und Müdigkeit
Diese Art Depression unterscheidet sich in ihren Symptomen von anderen depressiven Erkrankungen. So haben die Betroffenen keine Probleme beim Ein- und Durchschlafen, im Gegenteil: Sie fühlen sich durchgehend schläfrig und haben Probleme, wach zu bleiben. Sie leiden auch nicht an Appetitlosigkeit, sondern bekommen als Folge eines veränderten Hormonspiegels oft Heißhunger.
Symptome des Herbstblues
Jede/r Vierte klagt über dunkle Stimmungen in der dunklen Jahreszeit, doch nur bei circa fünf Prozent der Menschen nimmt dies Formen an, die einer leichten bis mittleren Depression entsprechen. Betroffen hiervon sind besonders Frauen.
Wenn diese Beschwerden über einen harmlosen „Herbstblues“ hinausgehen, verlieren die Patienten Interesse, fühlen sich leer, ohne Hoffnung und Freude, ohne dass es dafür sozialpsychologische Gründe wie Trennung, Verlust, Konflikte am Arbeitsplatz oder in der Familie, Arbeitslosigkeit, Überarbeitung oder ähnliches gibt. Zudem zeichnet diese miesen Gefühle aus, dass die Betroffenen sie nicht selbst in den Griff bekommen können. Hinzu kommt unablässiges Grübeln, die Menschen sind reizbar, verhalten sich unverhältnismäßig aggressiv und entwickeln Ängste.
Sie können sich kaum noch konzentrieren, vergessen vieles und verhalten sich unaufmerksam gegenüber ihrer sozialen Umwelt. Körperlich manifestiert sich ein solches Novembertief durch:
- Kopfschmerzen,
- Atembeschwerden,
- Brustenge und Herzschmerzen,
- Muskelverspannungen,
- Verdauungsprobleme
- und den „Kloß im Hals“.
Die Betroffenen sind zwar ständig müde und schlafen ein, aber der viele Schlaf führt nicht zu der nötigen Erholung und Regeneration. Sie wollen ständig essen und haben einen Heißhunger auf Kohlenhydrate, insbesondere auf Süßigkeiten. Sie nehmen an Gewicht zu.
Ursachen
Viele Betroffene wissen selbst, dass ihre negative Wahrnehmung der kürzer werdenden Tage und des Matschwetters eine Rolle spielt. Auch der im Vergleich zum Sommer langsamere Stoffwechsel trägt dazu bei. Als Hauptfaktor erwähnen viele zwar den Lichtmangel, sind sich aber nicht im Klaren darüber, warum sich dieser körperlich niederschlägt. Lichtmangel kann mittelfristig zu Vitamin-D Mangel führen, da wir Vitamin D vor allem mithilfe der UV-Strahlen der Sonne produzieren. Wenn Sie in der dunklen Jahreszeit länger unter depressiven Stimmungen, Schwächegefühl, mangelnder Konzentration, Antriebslosigkeit, dauernder Müdigkeit und schneller Erschöpfung leiden oder ständig erkältet sind, sollten Sie ärztlich Ihren Vitamin-D-Spiegel untersuchen lassen.
Lichtmangel in der Zeit von November bis Februar wirkt sich mutmaßlich auf den Gehirnstoffwechsel aus. Die Zirbeldrüse, die sich oberhalb des Mittelhirns befindet, reagiert auf Hell-Dunkel-Reize, indem es das Hormon Melatonin ausschüttet. Das schränkt zum einen die Aufmerksamkeit ein, und zum anderen aktiviert das Melatonin das Ausschütten anderer Hormone, während der Spiegel des „Glückshormons“ Serotonin sinkt.
Lichtmangel führt zu Vitamin-D Mangel
Zwar empfinden viele Menschen in Deutschland den „Herbstblues“, nur wenige denken jedoch daran, wenn sich psychisch „alles grau anfühlt“, den Vitamin-D-Wert vom Hausarzt prüfen zu lassen. Vitamin D nehmen wir vor allem durch die UV-Strahlen des Sonnenlichts auf, und wenn wir im Dunklen das Haus verlassen, tagsüber im Büro sitzen und im Dunklen wieder nach Hause gehen, bekommen wir davon viel zu wenig. Sind Sie andauernd müde, haben schlechte Laune und infizieren sich im Spätherbst laufend mit Viren und Bakterien? Dann besteht Verdacht auf einen Vitamin-D Mangel. Unbedenklich sind 35 bis 60 Nanogramm pro Milliliter, darunter haben Sie zu wenig des Vitamins; bei einem Wert von 20 Nanogramm oder weniger leiden Sie unter einem Vitamin-D-Mangel.
Bewegung und frische Luft
Einem „Herbstblues“, im Gegensatz zu ernsteren Erkrankungen, lässt sich im Alltag vorbeugen. Meist spielen Wetter und Verhalten beim Entstehen der schlechten Stimmung zusammen: Es regnet, es wird früh dunkel, und es ist kalt. Darum bewegen wir uns weniger und atmen weniger frische Luft ein als im Sommer. Weil wir uns aber weniger bewegen und weniger frische Luft einatmen, verschlechtert sich unsere Stimmung: Wir nehmen weniger Sauerstoff auf und tun zu wenig gegen Stress.
Mangelnde Bewegung ist zwar keine Ursache von Stress, Bewegung ist aber die natürliche Reaktion auf eine stressige Situation. Stress ist ein Ausnahmezustand unserer Gehirnchemie und wir benötigen ihn, wenn wir Gefahren begegnen. Hormone laufen auf Hochtouren und somit können wir mehr leisten als gewöhnlich. Bewegung und frische Luft regen weiterhin körperliche Funktionen an und klären den Geist. Dabei hellen besonders Spaziergänge in der Natur die Stimmung auf.
Genießen Sie den Herbst
Wer jammert, verstärkt die schlechte Stimmung. Das ist nicht nur eine Binsenweisheit. Die bestehende Niedergeschlagenheit bremst die Ausschüttung von „Wohlfühlhormonen“. Dem können Sie entgegenwirken, wenn Sie die guten Zeiten des Herbstes genießen: In die Sauna gehen, einen Roman lesen, mit Freunden zusammen kochen, viel Zeit mit den Liebsten beim Tee trinken verbringen. Und: Herbstzeit ist Kuschelzeit. Umarmen und Streicheln setzen biochemische und bioelektrische Prozesse frei, so Dr. Martin Grunwald von der Universität Leipzig. Auf diese Weise bilden sich Hormone wie Neurotransmitter, die das Gehirn aktivieren und so zu einem positiven körperlichen Empfinden führen.
Gesund essen und trinken
Eine ebenso banale wie oft vergessene Hilfe gegen Antriebslosigkeit und Stimmungsschwankungen ist Wasser. Flüssigkeitsmangel führt zu Kopfschmerzen, Müdigkeit, Erschöpfung und depressiven Stimmungen. Neben ausreichend Vitamin D sollten Sie auch andere Vitamine und Mineralien nicht vergessen. Im Herbst bieten sich vor allem die heimischen Kohlsorten an, gerade Sauerkraut ist eine Vitamin C Bombe. Auch Grünkohl, Blumenkohl und Brokkoli liefern Vitamine und Mineralien in hohem Ausmaß. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Robert Koch-Institut: Antworten des Robert Koch-Instituts auf häufig gestellte Fragen zu Vitamin D (Abruf: 08.07.2019), rki.de
- Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V.: Vitamin-D-Mangel/ Rachitisprohylaxe (Abruf: 08.07.2019), kinderaerzte-im-netz.de
- Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz: Ursachen einer Depression (Abruf: 08.07.2019), neurologen-und-psychiater-im-netz.org
- Stiftung Deutsche Depressionshilfe: Winterdepression (Abruf: 08.07.2019), deutsche-depressionshilfe.de
- Mayo Clinic: Seasonal affective disorder (SAD) (Abruf: 08.07.2019), mayoclinic.org
- American Academy of Family Physicians: Seasonal Affective Disorder (Abruf: 08.07.2019), aafp.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.