Bei einer Herzschwäche pumpt das Herz weniger als gewöhnlich, und Blut fließt langsamer in den Körper. Als Resultat kann das Herz nicht genug Sauerstoff und Nährstoffe zur Verfügung stellen, die der Organismus braucht.
Inhaltsverzeichnis
Symptome bei Herzschwäche
Die typischen Symptome einer Herzschwäche sind geschwollene Gliedmaßen, Atemlosigkeit und Erschöpfung. Sie wirken meist weniger dramatisch als diejenigen, die mit einem Herzinfarkt verbunden sind, bedrohen aber ebenfalls häufig das Leben. In den ökonomisch fortgeschrittenen Ländern entwickelt bis zu eine von fünf Personen irgendwann in ihrem Leben eine Herzschwäche.
Eine moderne Bedrohung?
Der amerikanische Evolutionswissenschaftler Jared Diamond verglich systematisch traditionelle Kulturen in Papua, Südafrika oder dem Amazonas mit heutigen Industriegesellschaften und stellte fest: In den traditionellen Kulturen sind die Hauptgefahren inefektiöse Krankheiten, also Erkrankungen, die ihre Ursache in Parasiten (Würmer, Milben, Läuse, Flöhe etc.), Viren, Bakterien und Pilzen haben. In den Industriestaaten sind die wichtigsten Todesursachen jedoch nicht-infektiöse Krankheiten wie Herzerkrankungen oder Krebs.
Dass Menschen in den Industrieländern weniger an infektiösen Krankheiten leiden, liegt vor allem an den erfolgreichen Impfprogrammen, aber auch an einer fortgeschrittenen öffentlichen Hygiene, effektiven Kläranlagen und Seuchenschutz. Noch im 19. Jahrhundert waren auch in England oder Deutschland infektiöse Krankheiten eine wesentliche Todesursache. Jäger und Sammler, aber auch traditionelle Kleinbauern sind hingegen Krankheitserregern ebenso hilflos wie unmittelbar ausgesetzt.
Jäger und Sammler
Bei den Herzerkrankungen ist hingegen der Lebensstil entscheidend: Die Menschen in traditionellen Kulturen leiden höchst selten an Übergewicht, sie haben kaum zu viel Körperfett, sie bewegen sich im Alltag in hohem Ausmaß, und sie greifen meist auf eine kalorienarme und vielfältige Kost zurück, die ein großes Spektrum von Beeren, Früchten, Wurzeln und Kräutern umfasst.
Ein Hauptrisiko für Diabetes und Herzerkrankungen, nämlich die viel zu hohe Aufnahme von Zucker in den Industriestaaten, spielt für sie keine Rolle, da sie Zucker lediglich in Form von Honig oder Früchten zu sich nehmen, die aber nur einen geringen Teil ihrer Nahrung darstellen.
Ein Problem bei solchen Vergleichsstudien räumt Diamond indessen selbst ein: Die Lebenserwartung in traditionellen Kulturen ist, entgegen romantischer Vorstellungen von “Naturmenschen”, generell wesentlich niedriger als der Durchschnitt in den Industriestaaten. Daran ändern auch die Hotspots der extrem Alten im Kaukasus oder Teilen Chinas nicht.
Bestimmte Herzerkrankungen treffen jedoch insbesondere Menschen über 65, also in einem Alter, das weit über dem durchschnittlichen Höchstalter bei tradionell lebenden Papua, Maori oder Yanomami liegt.
Genetische Anpassung
Umgekehrt gilt, dass manche “Naturvölker” in hohem Ausmaß an Herzerkrankungen leiden, wenn sie industrielle Nahrung konsumieren (müssen). So leiden die Pima-Indianer im amerikanischen Südwesten extrem an schwerstem Übergewicht, Diabetes und Herzschwäche. Der Grund liegt darin, dass sich ihr Organismus über viele Jahrhunderte hinweg auf eine kalorienarme, fettarme und so gut wie zuckerlose Kost eingestellt hatte: Kaninchen, Eidechsen, Kakteen oder Wurzeln.
Das Übermaß an Fett und Zuckerstoffen im amerikanischen Industriefood belastet den Organismus generell – für die Pima bedeutet eine solche Ernährung indessen eine massive Verkürzung der Lebenszeit.
Eine globale Frage
Die Prävention von Krankheiten und Todesfällen wegen Herzschwäche, sollte globale Priorität in der Gesundheitspolitik haben. Im Unterschied zu der ebenso steigenden wie riesigen Anzahl an Menschen, die mit Herzschwäche leben und an dieser sterben, ist das Bewusstsein über dieses Problem jedoch klein – bei der Masse, Politikern und sogar bei manchen Professionellen in der Gesundheitsvorsorge.
Obwohl es zwar keine generelle Heilung einer Herzschwäche gibt, ließen sich viele Fälle vermeiden und die meisten Patienten effektiv behandeln, um so Lebensqualität zu gewinnen oder im schlimmesten Fall zu überleben.
Bereits regelmäßige körperliche Aktivität kann die Symptome reduzieren. Allerdings sollten Sie sich dazu einem Spezialisten anvertrauen, der mit ihnen zusammen ein Bewegungsprogramm ausarbeitet. Am erfolgreichsten sind solche Programme für Menschen mittleren Alters mit einer chronischen Herzschwäche. Menschen mit einer Herzschwäche in fortgeschrittenem Alter, mit Komorbiditäten, die viele Medikamente zu sich nehmen müssen oder an einer Depression leiden, brauchen ein wesentlich komplexeres Management ihrer Beschwerden.
Management des Lebensstils
Herzschwäche bedarf lebenslanger Fürsorge, deshalb ist das Management ein multidisziplinäres Unterfangen, das sowohl die Familien wie die Patienten einbezieht. Beratung über die Änderungen des Lebensstils beinhalten unter anderem folgendes: Verzicht auf Rauchen, angepasste Ernährung und Nährstoffzufuhr, kontrollierter Umgang mit Alkohol je nach der Ursache des Zustands.
Körperliches Training spielt ebenfalls eine wichtige Rolle im Management von Herzschwäche. Solche Übungen sind aber nur geeignet für Menschen mit einem stabilen Krankheitsbild und in Verbindung mit einer medikamentösen Behandlung. Die Übungen sollten einem formalen Programm folgen, zum Beispiel dreißig Minuten mäßige Aktivität 5 Tage in der Woche mit Aufwärm- und Entspannungsübungen.
Typen der Herzschwäche
Um zu verstehen, was bei einer Herzschwäche geschieht, hilft es, sich mit der Anatomie des Herzens und seiner Arbeit vertraut zu machen: Es besteht aus zwei unabhängigen Pumpsystemen, eines auf der rechten, eines auf der linken Seite.
Die Symptome lassen sich traditionell aufteilen in “links- und rechtsseitige”, erkennbar daran, dass die rechte und die linke Herzseite unterschiedliche Funktionen in der Zirkulation des Blutes haben.
Linksseitige Herzschwäche ist der am meisten verbreitete Typ. Es handelt sich um einen Zustand, der das Leben bedroht, weil das Herz nicht genug Blut in den Körper pumpen kann. Die linke Seite der Herzens bringt Blut, das reich ist mit Sauerstoff, von den Lungen in den Rest des Körpers. Wenn die Fähigkeit der linken Seite beeinträchtigt ist, kann es nicht mehr genug sauerstoffreiches Blut in den Körper pumpen, und das ist die Ursache für das Versagen vieler Organe.
Verbreitete Ursachen für ein Versagen der linken Herzseite sind übermäßiger Alkoholkonsum, Herzinfarkt, Entzündungen des Herzmuskels, eine Überaktivität der Schilddrüse, und eine Herzschwäche als Folge vorhergehender Herzinfarkte.
Eine Schwäche der rechten Herzseite folgt meist auf eine Schwäche der linken. Sie kann aber auch aus einem Schaden resultieren, der auf einen Herzinfarkt der rechten Seite folgt. Wenn die linke Seite versagt, presst die Flüssigkeit zurück in die Lungen, was die rechte Seite des Herzens beschädigt. Verliert diese ihre Fähigkeit, Blut zu pumpen, fließt das Blut zurück in die Venen, was oft den Körper anschwellen lässt, besonders in den Beinen.
Hoher Blutdruck
Bluthochdruck kann auf lange Zeit das Risiko einer Herzschwäche verstärken. Er gilt als schleichender Killer. Oft haben Betroffene keinerlei Symptome.
Wenn das Herz höhere Pumpfrequenzen aufbringen muss, ist der Muskeln chronisch überarbeitet. Das Herz vergrößert sich, insbesondere die linke Kammer. Mit der Zeit wird die linke Herzwand immer dicker, um ihren Job auszuführen. Je dicker der Muskel aber ist, um so mehr Sauerstoff verbraucht er, muss also umso besser durchblutet sein. Durch diese permanente Dauerbelastung wird das Herz geschwächt. Die Kontraktionen pumpen jedesmal weniger Blut.
Arteriosklerose
Arteriosklerose entsteht, wenn sich Plaques in den Arterienwänden bilden. Dadurch verengen sich die Adern und das Blut kann schlechter fließen. Blutgerinnsel können den Blutfluss jetzt sogar stoppen. Eine durch die engen Arterien bereits vorhandene Schwäche kann jetzt in einen Herzinfarkt oder Schlaganfall münden.
Herzklappenfehler
Erkrankungen der Herzklappe entstehen, wenn eine oder mehrere der Klappen geschädigt sind. Das Herz hat von diesen Klappen vier, die sich bei jedem Herzschlag öffnen und schließen.
Geburtsdefekte, altersbedingte Veränderungen, Infektionen und andere Umstände können die Herzklappen in ihrer Funktion beeinträchtigen. Intakte Herzklappen sorgen dafür, dass das Blut mit ausreichender Kraft auf dem richtigen Weg zur richtigen Zeit fließt. Bei Herzklappenkrankheiten können sich diese Klappen hingegen nicht hinreichend öffnen oder schließen, so dass entweder Blut zurück in die Herzkammern oder Vorhöfe fließt oder nicht ausreichend Blut aus dem entsprechenden Vorhof in die Kammer beziehungsweise aus der entsprechenen Kammer in den Kreislauf fließen kann.
Kurzatmigkeit und unregelmäßiger Puls
Zu den Symptomen eines Herzklappenfehlers gehören Schmerzen in der Brust, unregelmäßiger Puls, Kurzatmigkeit und Schwellungen. Kurzatmigkeit lässt den Atem stocken. Zu wenig Sauerstoff gelangt in den Körper, deshalb können die Patienten wenig leisten. Erstickungsgefühle quälen sie und lösen Angst aus.
Betroffene eignen sich schleichend ein Vermeidungsverhalten an. Sie reduzieren die Belastungen im Alltag und merken so die Symptome kaum. Das Berufsleben vor dem Laptop sorgt zudem dafür, dass ihnen die Beschwerden nicht auffallen: Atemprobleme zeigen sich erst bei körperlicher Anstrengung.
Schreitet die Erkrankung fort, zeigt sie sich indessen deutlich: Die Patienten verspüren Atemnot beim Treppensteigen und bei Spaziergängen, und das Atmen tut ihnen weh. Bei einem Schaden an den Herzklappen kann das Herz nicht mehr ausreichend Blut pumpen, und das Blut staut sich in die Lunge (Linkes Herz) oder die Venen (rechtes Herz) zurück. Das löst Kurzatmigkeit und Atemnot aus.
Kardiomyopathie
Diese Krankheit führt zu Herzschwäche, weil sie die Herzmuskeln beschädigt. Der Muskel vergrößert sich, wird dicker, und in selten Fällen wird das Muskel- durch Narbengewebe ersetzt.
Die häufigste Form dieser Krankheit ist die dilatative (erweiterte) Kardiomyopathie, von der vor allem Menschen mittleren Alters betroffen sind. Sie betrifft die Herzkammern und nimmt ihren Lauf, wenn sich die Herzmuskeln ausdehnen und dabei dünner werden. Die Ursache ist unbekannt, da jedoch ein Drittel der Erkrankten bereits eine Familiengeschichte dieser Krankheit haben, scheint eine genetische Belastung eine Rolle zu spielen.
Die hypertrophische Kardiomyopathie hingegen ist vermutlich erworben und kann Menschen in jedem Alter treffen, Männer ebenso wie Frauen. Sie ist vermutlich die Folge, wenn wir das Herz über Ausmaß belasten und tritt deshalb insbesondere bei Menschen auf, die in jungem Alter extremen Leistungssport treiben. Dieser sorgt dafür, dass sich die Zellen des Herzmuskels vergrößern und die Herzwände sich verdicken.
Sehr selten ist die restriktive Kardiomyopathie. Bei dieser Erkrankung sind die Herzsequenzen normal, ebenso die Dicke der Herzwände. Der Schaden liegt hier in den Entspannungsphasen. Ursache ist ein ineffizienter Herzmuskel, der den Herzkammern nicht ermöglicht, sich normal mit Blut zu füllen. Dadurch kommt es zu einem Rückstau, bei dem das Blut in die Vorhöfe zurück fließt, ebenso in die Lungen und den Körper. Betroffen sind im Unterschied zu den ersten beiden Formen fast ausschließlich ältere Menschen.
Erkrankungen der Lunge
Das Herz-Lungen-System ist untrennbar verbunden, hält den Blutkreislauf aufrecht und sorgt so dafür, dass wir leben können. Schäden an der Lunge wirken sich deshalb auf die Funktion des Herzens aus.
Eine ganze Reihe von Erkrankungen der Lunge kann eine Herzschwäche auslösen, weil die Luftzufuhr unterbrochen wird und so zu wenig Sauerstoff in das Herzen gelangt. Dies führt als Erstsymptom zu Atemnot und Husten. Indessen sind Atembeschwerden nicht notwendig mit Erkrankungen der Lunge verbunden: Das Spektrum der Krankheiten, die mit Problemen bei der Atmung einher gehen, ist deswegen so groß, weil Atmen diverse Organe beansprucht: Zuerst natürlich die Lunge, aber auch das Herz, die Muskeln und das Gehirn – sogar die Knochen sind beteiligt.
Atemnot ist dabei meist ein Zeichen für Sauerstoffmangel oder einem Überschuss an Kohlendioxid. Beide Stoffe sind in einem funktionierenden Organismus im Ausgleich. Ist dieser gestört, merken wir das als Luftnot. Krankheiten, welche diese Beschwerden bedingen, sind: Asthma, Bronchitis, Lungenentzündungen in jeglicher Form, Tuberkulose, Lungen- und Kehlkopfkrebs, Herzinfarkt, Herzklappenfehler, Herzmuskelentzündungen, die koronare Herzkrankheit und Erkrankungen am Herzbeutel.
Atemnot entsteht auch bei einem allergischen Schock, bei starkem Übergewicht, bei Diabetes, Eisenmangel, Nierenversagen und Störungen der Schilddrüse. Psychisch bedingte Atembeschwerden kommen bei Panikattacken, Angststörungen und Hyperventilation vor.
Herzschwäche kann entstehen, wenn die Lunge ihre Funktion nicht mehr aufrecht erhalten kann. Dann haben die Betroffenen zu wenig Sauerstoff in ihrem Blutkreislauf, und das Herz wird nicht mehr angemessen versorgt.
Während aber Erkrankungen der Lunge sekundär zu einer Herzschwäche führen können, sind Symptome wie Kurzatmigkeit und Luftnot bei Lungen- wie Herzerkrankungen ähnlich, so dass die Diagnose schwer fällt, was Folge, und was Ursache ist.
Erkrankungen der Schilddrüse
Erkrankungen der Schilddrüse und des Herzens sind eng verknüpft. Das überrascht nicht, denn die Schilddrüse wirkt auf nahezu jede Zelle im Körper hinein. Ein Ungleichgewicht in der Hormondrüse kann zu dramatischen Blutdruckschwankungen führen und so den Herzrhythmus und die gesamten Herzfunktionen aus der Ordnung bringen. Der Herzmuskel kann ohne die Schilddrüsenhormone nämlich nicht arbeiten, genauer gesagt nicht genug Blut in den Körper pumpen.
Eine Schilddrüse die normal funktioniert, produziert 80 % Thyroxin (T 4) und 20 % Triiodthyronin (T 3). Sie kontrolliert den Metabolismus durch das Schilddrüsen-Hormon, welches es bildet, indem es Jod aus dem Blut extrahiert und es in die Hormone aufnimmt. Diese Hormone sind einzigartig, weil sie Jod absorbieren und nutzen. Deshalb ist jede andere Zelle auf die Schilddrüse angewiesen.
Die Schilddrüsenhormone haben einen erheblichen Effekt auf die physiologischen Langzeitprozesse wie die körperliche Entwicklung, das Körperwachstum und den Metabolismus, und ein Mangel ist nicht mit einer normalen Gesundheit vereinbar.
Risikofaktoren für eine Herzschwäche
Bei einigen Menschen ist die Gefahr für eine Herzschwäche größer als bei anderen. Es lässt sich zwar nicht nicht mit Sicherheit vorhersagen, bei wem sich zu welchem Zeitpunkt eine solche entwickelt, doch es gibt einige bekannte Risikofaktoren. Hierzu zählen unter anderem das Alter, die genetische Disposition und Übergewicht.
Alter und Geschlecht
Mit dem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für Herzerkrankungen bei beiden Geschlechtern. Circa vier von fünf Menschen, die an einer koronaren Herzerkrankung sterben, sind 65 und älter. Deshalb ist es wichtig, sich mit zunehmenden Alter regelmäßig Herzuntersuchungen zu unterziehen, auch wenn ein Mensch keinerlei Symptome zeigt.
Das Geschlecht spielt ebenfalls eine Rolle. Lange galten Herzkrankheiten als Männerkrankheiten. Das stimmt zwar nicht generell, weil sie auch Frauen betreffen. Jedoch geht die Tendenz dahin, dass Herzkrankheiten Männer früher im Leben heimsuchen – ab dem Alter von 65 ist das Risiko bei Frauen jedoch genau so groß.
Ethnizität
Ethnizität spielt bei Herzkrankheiten mit, allerdings steht diese in einem komplexen Wechselspiel zu verbundenen Faktoren, nämlich sozialen, kulturellen und ökonomischen. Dazu gehören Bildung, Sprachschwierigkeiten, Rassismus, unterschiedliche Gesundheitssysteme, Vorstellungen von “traditioneller Medizin”. Diese interagieren mit biologischen Faktoren und sozialen Netzwerken, das gilt zum Beispiel für Risikofaktoren wie Rauchen und Alkohol. Generell lässt sich aber kein Zusammenhang zwischen der genetischen Ausstattung von Menschengruppen und Herzschwäche feststellen.
Einige Risikofaktoren sind in manchen Regionen der Erde häufiger als in anderen: Südasiaten zeigen zum Beispiel höhere Raten an Diabetes, aber einen geringeren Level an Stress als Mitteleuropäer. Ostasiaten haben häufig einen zu hohen Blutdruck, Afroamerikaner leiden sowohl unter Hypertonie und Diabetes und ihr Risiko, an Herzschwäche zu erkranken, ist um 30 % höher als bei “weißen” Amerikanern.
Insgesamt haben Südasiaten, Ostasiaten und Afrikaner ein geringeres Risiko, eine Herzschwäche zu entwickeln als Mitteleuropäer. Das ist kein Zufall, denn die Risikofaktoren wie fett- und kalorienreiche Ernährung, ein hoher Stresslevel, “flexible” Arbeitszeiten, verbunden mit sitzender Tätigkeit und zu wenig Bewegung, kennzeichnen (post-) industrielle Gesellschaften.
Familiengeschichte und Genetik
Die genetischen Voraussetzungen wirken in Herzkrankheiten ein. Das zeigt sich nicht erst bei einem Herzinfarkt, sondern bereits bei hohem Blutdruck oder überhöhtem Cholesterin-Level. Selbstverständlich verstärken Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht oder überhöhter Alkoholkonsum diese angeborene Disposition, doch betrifft die Herzschwäche Söhne und Töchter, Brüder und Schwestern auch, wenn der eine Kette raucht und der andere überhaupt nicht.
Allerdings müssen die Ärzte sehr genau unterscheiden zwischen familiär weitergegebenen Traditionen und der biologischen Grundausstattung. Oft ist nämlich ein überlieferter Lebensstil ausschlaggebend. Denn auch wenn sich die Gene auf Herzerkrankungen auswirken können, gibt es kein spezifischen Gen, dass das Risiko allein vergrößert – ausgenommen sind angeborene Fehler der Herzklappen, Herzkammern, Arterien, des Blutkreislaufs etc.
Diabetes
Diabetes kennzeichnet ein zu hoher Spiegel des Blutzuckers. Gewöhnlich bricht der Körper Glukose aus der Nahrung und bringt es in die Körperzellen. Die Zellen nutzen ein Hormon, das Insulin, um Glukose in Energie zu verwandeln. Menschen, die unter Diabetes 1 der 2 leiden, haben ein höheres Risiko, eine Herzschwäche zu entwickeln.
Insulin wird in der Pankreas gebildet, hinter dem Magen. Es hilft auch, Energie zu speichern. Ohne das Hormon würde der Körper nicht funktionieren können. Insulin ermöglicht den Zellen in den Muskeln, dem Fett und der Leber, Glukose aufzunehmen, die sich im Blut befindet. Diese Glukose kann bei Bedarf in Fett verwandelt werden. Insulin ist außerdem notwendig, um Fett und Proteine zu brechen.
Diabetiker führen sich künstlich Insulin zu, weil sie davon nicht genug selbst prouzieren. Sie bekommen dazu in der Regel eine Spritze. Mit der Zeit kann der Blutzuckerspiegel, den die Diabetes hoch treibt, die Blutgefäße und Nerven schädigen, die das Herzen kontrollieren. Je länger jemand an der “Zuckerkrankheit” leidet, umso höher ist das Risiko, am Herzen zu erkranken. Außerdem sind Diabetiker früher in ihrem Leben von Herzproblemen betroffen als Nichtkranke – das Risiko ist doppelt so hoch.
Übergewicht
Übergewicht ist ein bekannter Risikofaktor für Herzschwäche. Dabei gilt die Regel: Je höher das Übergewicht und die Verfettung sind, umso höher ist das Risiko, am Herzen zu erkranken. Die Ursache dafür ist zum einen, dass Übergewicht andere Risikofaktoren für Herzkrankheiten mit sich bringt wie Diabetes, hohen Blutdruck und hohen Cholesterinspiegel. Auch das Übergewicht selbst ist indessen eine Gefahr.
Übergewicht bedeutet Mehrarbeit für das Herz
Extremes Übergewicht bedeutet für das Herz eine permanente Arbeitsüberlastung. Die wiederum führt mittel- bis langfristig zu einer verdickten und vergrößerten linken Herzseite. Diese wiederum kann zu einer Herzschwäche führen, zu einem unregelmäßigen Puls und sogar zu einem Herzstillstand und / oder einem Herzinfarkt.
Atemnot
Schweres Übergewicht kann chronische Atemnot bedingen, die dann oft eine enstehende Herzschwäche begleitet: Atemnot ist erst einmal keine medizinische Diagnose, sondern ein Empfinden. Der Körper atmet gesteigert, weil die Betroffenen nicht genug Sauerstoff bekommen. Solche Luftnot unterscheidet sich von chronischer Kurzatmigkeit darin, dass die Betroffenen anfangs noch tief durchatmen, erst mit gesteigerten Atemfrequenzen werden die Atemzüge flacher – die Menschen atmen kürzer, weil sie schneller atmen.
Das Einatmen transportiert die Luft in die Lunge, dort gelangt der Sauerstoff ins Blut und zwar in den Lungenbläschen. Das mit Sauerstoff versehene Blut pumpt das Herz in den Kreislauf. Atumgssystem, Herz, Gefäße und Blut arbeiten also zusammen.
Jeder dieser „Bausteine“ ist beeinträchtigt, wenn er zu wenig Sauerstoff erhält. Rezeptoren im Körper erfassen die Unterversorgung, benachrichtigen das Gehirn und das sendet die Information Atemnot und den Auftrag, die Atemfrequenz zu erhöhen.
Innere Entzündungen
Adipositas kann auch zu einer Überproduktion des Hormons Leptin führen, welches im Übermaß innere Entzündungen auslöst wie die gefährliche Arteriosklerose am Herzen. Außerdem verhindert zu viel Leptin den Insulin-Stoffwechsel. Dadurch können Herzzellen zerstört werden. Diese werden bei Fettsüchtigen durch Fettzellen ersetzt. Das führt in der Konsequenz zu tödlichen Störungen des Herzrhythmus. Der Volksmund spricht richtig von “Herzverfettung”.
Eine weitere Komplikation, die aus Übergewicht entsteht, ist der Atemstillstand während des Schlafens. Die Betroffenen schnarchen stark, dabei setzt immer wieder ihr Atem aus. Meist wachen sie davon auf und holen Luft, doch der wiederkehrende Atemstillstand führt zu einer dauerhaften Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff und setzt die Patienten einem erhöhten Risiko aus, eine Herzschwäche zu entwickeln.
Prävention: So beugen Sie einer Herzschwäche vor
Eine Herzschwäche lässt sich nicht immer vermeiden, entscheidend sind die Ursachen. Sie können jedoch Risikofaktoren eindämmen.
1.) Vermeiden Sie negativen Stress, vor allem, wenn Sie sich diesem permanent aussetzen. Wer es lernt, gezielt Pausen einzulegen, sich Zeit für ein Nickerchen nimmt, nachts ausreichend schläft, am Wochenende auf Reisen geht und sich eine längere Auszeit gönnt statt sich abzurackern, der unterstützt ein gesundes Herz bei seiner Arbeit.
2.) Verzichten Sie auf exzessiven Genuss von Nikotin, Alkohol und Koffein.
3.) Auch wenn Sie keine Symptome bemerken. Gehen Sie, besonders ab dem 50. Lebensjahr, regelmäßig zur Herzuntersuchung. (Somayeh Khaleseh Ranjbar; übersetzt und ergänzt von Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases: Diabetes, Heart Disease, and Stroke (Abruf: 06.08.2019), niddk.nih.gov
- Obesity Action Coalition: Cardiovascular Disease – Obesity and the Heart (Abruf: 06.08.2019), obesityaction.org
- Steffel, Jan / Luescher, Thomas: Herz-Kreislauf, Springer, 2. Auflage, 2014
- NVL-Programm von BÄK, KBV, AWMF: S3 Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische Herzinsuffizienz, Stand: August 2018, Leitlinien-Detailansicht
- Noble, Alan / Johnson, Robert / Thomas, Alan / u.a.: Organsysteme verstehen - Herz-Kreislauf-System: Integrative Grundlagen und Fälle, Urban & Fischer Verlag / Elsevier GmbH, 2017
- Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ): Herzschwäche - Übersicht (Abruf: 06.08.2019), patienten-information.de
- Deutsche Herzstiftung e.V.: Was ist chronische Herzschwäche? – Symptome, Ursachen, Diagnostik, Therapie (Abruf: 06.08.2019), herzstiftung.de
- Berufsverband Deutscher Internisten e.V.: Herzschwäche (Abruf: 06.08.2019), internisten-im-netz.de
- Kompetenznetz Herzinsuffizienz: Ratgeber Herzschwäche, Stand: August 2017, knhi.de
- Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.: Pocket-Leitlinie: Herzinsuffizienz (Version 2016), leitlinien.dgk.org
Wichtiger Hinweis:
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