Histamin-Intoleranz- Anzeichen, Ursachen und Behandlung
Wer an einer Histaminallergie leidet, für den kann eine ausgewogene Ernährung zur Herausforderung werden. Denn jedwede Lebensmittel, die Histamin als Inhaltsstoff aufweisen – darunter auch zahlreiche Obst- und Gemüsesorten – verursachen bei Betroffenen extreme körperliche Abwehrreaktionen. Diese können mitunter an ganz andere Allergien oder gar völlig abweichende Krankheitsbilder erinnern.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Der Begriff “Histaminallergie” ist eigentlich etwas irreführend. Richtiger wäre der offizielle, fachmedizinische Begriff Histamin-Intoleranz (Histaminose) Denn obgleich die Abwehrreaktionen des Körpers bei dieser Krankheit durch Lebensmittelinhaltsstoffe ausgelöst werden, handelt es sich hier nicht um eine Lebensmittelallergie im eigentlichen Sinne. Im Gegensatz zu “echten” Allergien, welche durch Fehl- bzw. Überreaktionen des Immunsystems auf bestimmte Allergene ausgelöst werden, ist für eine Unverträglichkeit gegen Histamin eher ein Enzymmangel verantwortlich. Im Detail handelt es sich um die Enzyme Diaminoxidase (DAO) und/oder Histamin-N-Methyltransferase (HNMT), welche für den Abbau von Histamin im Körper verantwortlich sind.
Wissenswertes:
Es muss bei Histaminose nicht zwingend ein Mangel beider Enzyme vorliegen.
Die für den Histaminabbau verantwortlichen Enzyme werden in der Medizin auch als biogene Amine bezeichnet, weil sie durch Abspaltung von Molekülen (Decarboxylierung) aus Aminosäuren hervorgehen. Während Diaminoxidase dabei für den extrazellulären (außerhalb der Zelle stattfindenden) Abbau von Histamin verantwortlich ist, kümmer sich Histamin-N-Methyltransferase um den intrazellulären (innerhalb der Zelle stattfindenden) Histaminabbau. Kommt es zu einem Mangel eines oder gar beider Enzyme, verbleibt das Histamin allerdings im und um das Zellgewebe, worauf der Organismus mit allergieähnlichen Symptomen reagiert.
Gebildet werden DAO und HNMT sowohl im Darm als auch in den Nieren und in der Plazenta. Letzterer Produktionsort ist vor allem deshalb interessant, weil Histaminose bei schwangeren Patientinnen oftmals vorübergehend abflaut. Nach der Schwangerschaft, beziehungsweise dem Abstoßen der Plazenta, keimt die Histaminallergie dann für gewöhnlich jedoch wieder auf. Es lässt sich erahnen, dass die zeitweise Mehrproduktion von Histaminenzymen den Krankheitsverlauf zumindest kurzfristig beheben kann.
Apropos Frauen:
Gut 80 % aller Patienten mit Histaminose sind Frauen mittleren Alters, was eine deutliche geschlechtliche Häufung aufzeigt. Eine internationale Studie vermutet hierfür unter anderem hormonelle Besonderheiten weiblichen Geschlechts.
Gründe für die körpereigene Überreaktion können bei Histamin-Intoleranz in der Aufgabe des Histamins an sich gefunden werden. Der Stoff kommt eigentlich natürlich im Körper vor und übernimmt hier zahlreiche Funktionen, darunter:
-
- Erweiterung der Blutgefäße
- Funktion als Gewebshormon
- Botenstoff für Entzündungsreaktionen
- Abwehrstoff des Immunsystems
- Regulation der Magensäureproduktion
- Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus
- Regulation des Hungergefühl
- Signalleitung im Zentralnervensystem
Unschwer zu erkennen, dass ein gestörter Histaminhaushalt den Körper rasch ins Chaos stürzen kann. Das bei Histaminose vorliegende Übermaß an Histamin sorgt diesbezüglich vor allem für übersteigerte Abwehr- und Entzündungsreaktionen, die tatsächlich einer allergischen Reaktion gleichkommen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die krankheitstypische Nesselsucht (Urticaria). Die irritative Hautreaktion hat ihren Namen nicht umsonst von der Brennnessel, denn wie das Berühren dieser Heilpflanze führt auch die Nesselsucht zu juckenden, roten Quaddeln auf der Haut.
Interessant hieran ist, dass auch bei der Brennnessel die histaminreichen Brennhaare der Pflanze für die Hautreaktion verantwortlich sind. Ähnlich histamingeladen sind auch diverse Insektengifte, wie jenes der Bienen. Ein Umstand der bei Histaminose abermals stark an Allergien auf Naturstoffe denken lässt. Einige weitere, allergieähnliche Krankheitssymptome bei Histamin-Intoleranz sind ferner, Durchfall, allergieähnlicher Schnupfen, Atembeschwerden, asthmatische Anfälle, Bluthochdruck und Herzrasen. Mehr hierzu lesen Sie in unserem Abschnitt zu Symptomen bei Histaminallergie.
Histamine in der Ernährung als Hauptursache
Wie bereits erwähnt, verbirgt sich Histamin in zahlreichen Lebensmitteln ist Histamin. Zum einen lassen sich hier natürliche Nahrungsmittel nennen, die reich an Aminosäuren sind und den Naturstoff deshalb leicht durch Molekülabspaltung als Nebenprodukt erzeugen. Doch auch Fertigprodukte geizen dank einschlägiger Zusatz- und Konservierungsstoffe nicht mit Histamin.
Histamin in pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln
Im Bereich der der pflanzlichen Lebensmittel ist die Bandbreite histaminreicher Produkte ebenfalls erstaunlich groß. Oftmals wird hier fälschlicher Weise an eine andere Lebensmittelunverträglichkeit wie Soja- oder Nussallergie gedacht, wenn sich erste Symptome der Histaminose zeigen. Verwunderlich ist das nicht, denn gerade Soja- und Getreideprodukte können auch aufgrund anderer Inhaltsstoffe allergische bzw. allergieähnliche Symptome auslösen. Um die Verwechslungsgefahr zu minimieren oder zumindest zu verdeutlichen, hier ein Überblick zu histaminreichen Obst-, Gemüse- und Getreidesorten:
- Avocado
- Erbsen
- Erdbeeren
- Sojabohnen und Sojaprodukte (z.B. Tofu)
- Spinat
- Tomaten und Tomatenprodukte (z.B. Ketchup oder Tomatenmark)
- Walnüsse
- Weizenprodukte
Geht es um tierische Lebensmittel, sind in Sachen Histaminallergie unter anderem rohe Fleischsorten wie Hähnchenbrust oder Rindfleisch zu meiden. Doch auch rohe Fischsorten und Meeresfrüchte wie Lachs und Muscheln weisen beachtliche Mengen an Histamin auf. Des Weiteren seien Tierprodukte wie Hühnereier, Kuhmilch und Käse erwähnt. Bei Käse im Speziellen tut sich noch ein anderer Ernährungsaspekt auf, der mit Blick auf den Histamingehalt von Lebensmitteln eine wichtige Rolle spielt: der Fermentierungsprozess. Je länger ein Käse nämlich im Zuge der Fermentierung reift, desto höher ist sein Anteil an Histamin. Besonders kritisch sind in diesem Zusammenhang sehr lange gereifte Hartkäsesorten wie Parmesan oder Emmentaler.
Fermentierte und konservierte Lebensmittel sind besonders tückisch
Grundsätzlich bereiten Patienten mit Histamin-Intoleranz so gut wie alle fermentierten Lebensmittel Probleme. Im Zuge des Fermentierungsprozesses wird hier die Aminosäure Histidin häufig vermehrt in Histamin umgewandelt was den ohnehin schon vorhandenen Histamingehalt bestimmter Lebensmittel weiter erhöht. Gerade Produkte, deren Fermentierung durch den Zusatz von Essig oder Milchsäure erfolgte, wie es zum Beispiel bei Senf, Sauerkraut, sauren Gurken und anderen eingelegte Gemüsesorten der Fall ist, besitzen bedingt durch ihren besonderen Herstellungsprozess einen hohen Gehalt an Histamin.
Dies gilt im Übrigen auch für alkoholische Getränke wie Bier oder Rotwein, die ebenfalls durch Fermentierung bzw. Gärung entstehen. Bier zeigt dabei auch die Tendenz von Hefe und Hefeprodukten auf, durch Gärung vermehrt Histamin freizusetzen. Aus diesem Grund sind auch hefehaltige Backwaren wie Weißbrot oder Stollen für Patienten mit bestehender Histaminallergie nicht ganz ungefährlich. Hinzu kommen geräucherte Fleischwaren wie Trockenfleisch, Salami, Schinken oder Räucherfisch.
Konservierte Lebensmittel sind bei bestehender Histamin-Intoleranz ebenfalls mit Vorsicht zu genießen, wenn nicht sogar ganz wegzulassen. Denn die Konservierungszusätze, die sich beispielsweise in Dosen- und Fertiggerichten (z.B. Thunfischkonserven oder Dosengemüse) befinden, verleihen den Produkten ebenfalls einen hohen Histamingehalt.
Diese Lebensmittel können den Histaminabbau stören
Das körpereigene Histamin befindet sich normaler Weise eingeschlossen in verschieden Zellarten wie den Mastzellen, den Zellen der Oberhaut und Schleimhaut und den Nervenzellen. Wird die Freisetzung von Histamin notwendig, zum Beispiel wenn ein Fremdstoff erkannt wird, platzen die Bläschen (Vesikel) dieser Zellen auf und eine große Menge an Histamin wird freigesetzt. Diesen Vorgang kennt man tatsächlich von Allergien, bei denen Histamin als Abwehrstoff beteiligt ist. Mittlerweile weiß man jedoch, dass nicht nur Allergene, sondern auch andere Vorgänge im Körper einen unnatürlich hohen Histaminspiegel provozieren können. Dazu gehören auch Lebensmittel wie Ananas, Hülsenfrüchte, Papayas, Kakaoprodukte und Zitrusfrüchte, welche den Histaminabbau im Körper entweder durch Blockade der Enzymrezeptoren verlangsamen oder als sogenannte Histaminliberatoren eine vermehrte Freisetzung von Histamin begünstigen.
In diesem Zusammenhang sei auch die Doppelwirkung von Alkohol erwähnt. Zusätzlich zu der Tatsache, dass alkoholische Getränke wie Bier und Rotwein bereits einen beachtlichen Gehalt an Histamin in den Organismus mit einbringen, gilt Alkohol auch als sogenannter DAO-Blocker, welche die Aktivität der Diaminoxidase im Körper hemmen und so den Histaminabbau beeinträchtigen.
Mangelerscheinungen und gestörte Enzymaktivität
Die Produktion und Funktionalität von Diaminoxidase im Körper kann durch zahlreiche Gesundheitsfaktoren beeinträchtigt werden werden. So spielen Stressfaktoren zum Beispiel eine wichtige Rolle bei der Hormon- und Enzymproduktion des Körpers. Demzufolge können stressreiche Situationen, beispielsweise durch Angst-, Panik- und Schockzustände, durchaus für Störungen im DAO-Haushalt sorgen. Ebenso sind durch Alltagsstressbedingte Stoffwechselstörungen als Triggerfaktoren der Histaminallergie denkbar.
Auch bestimmte Darmerkrankungen, darunter Zöliakie, Colitis ulcerosa und Gastroenteritis lassen sich als Ursache einer Enzymbildungsstörung nicht ausschließen. Daneben seien auch Vitamin- und Mineralstoffmangel als mögliche Auslöser erwähnt. Denn ergänzend zu entsprechenden Enzymen benötigt der Organismus für den Abbau von Histamin auch bestimmte Nährstoffe, welche die Enzymfunktionalität gewährleisten. Zu diesen sogenannten Hilfsstoffen gehören in erster Linie Vitamin C, Vitamin B6 und Kupfer.
Medikamente und sonstige Triggerreize
Neben chemischen Stoffen wie Nikotin und Alkohol stehen auch bestimmte Medikamente im Verdacht, die Histaminose auszulösen oder zumindest zu befördern. Bekannt ist beispielsweise eine Unverträglichkeit von schmerzstillenden und antirheumatischen Wirkstoffen wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Indometracin und Mefenaminsäure. Ferner gelten einige Muskelrelaxantien, Kontrastmittel, Antibiotika (z.B. Metrodinazol), Asthma-, Blutdruck- und Herzmedikamente als komplikativ für Patienten mit Histamin-Intoleranz. Ungesichert, jedoch weiterhin diskutiert sind darüber hinaus physikalische Reize wie Kälte, Wärme, Wind und Reibung, die als mögliche Trigger in Betracht kommen.
Symptome bei Histaminallergie
Da viele Symptome der Histamin-Intoleranz irrtümlicher Weise an eine echte Allergie erinnern, spricht die Medizin auch von einer Pseudoalergie. So lässt sich die Erkrankung aufgrund symptomatischer Beschwerden im Bereich der Atemwege, wie beispielsweise Heuschnupfen, asthma-ähnlicher Atemnot, Juckreiz Haut- und Schleimhautreizungen zum Beispiel leicht mit einer Pollenallergie verwechseln. Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen erinnern dagegen eher an eine Lebensmittelallergie. Auch krankheitsbedingte Blutdruck- und Herzbeschwerden werden immer wieder mit Allergien assoziiert und können daher in die Irre führen.
Nun gibt es neben diesen vermeintlichen Allergiebeschwerden aber auch einige Symptome, die Histaminose ganz klar von anderen Allergien unterscheiden. Hierzu zählen zum Beispiel die krankheitstypischen Nervenstörungen und kognitiven Beeinträchtigungen. Von Schwindel und Erschöpfung über Nervosität, Verwirrtheit und Schlafstörungen bis hin zu handfesten Depressionen und Migräneanfällen können im Rahmen einer Histamin-Intoleranz zahlreiche Beschwerden auftreten. Bei Frauen sorgt der erhöhte Histmainspiegel darüber hinaus für eine vermehrte Östrogenproduktion, was das Zyklusgeschehen aus dem Gleichgewicht bringen kann. Insgesamt sind folgende Symptome bei Histaminose denkbar:
- Atemwegsbeschwerden
z.B. Asthmabeschwerden, allgemeine Probleme beim Atmen, Halsschmerzen, Heuschnupfen, verstopfte / laufende Nase
- Verdauungsbeschwerden
z.B. kolikartige Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, Magenschmerzen, Sodbrennen, Verstopfung, Übelkeit und Erbrechen
- Herzbeschwerden
z.B. Bluthochdruck, niedriger Blutdruck, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen
- Haut- und Schleimhautreizungen
z.B. Ekzembildung, Haut- und Schleimhautrötungen, geschwollene Schleimhäute, Juckreiz, Nesselsucht, entzündliche Schleimhautreizungen im Bereich der Blase, Harnröhre und der weiblichen Geschlechtsorgane
- Gewebe- und Skelettbeschwerden
z.B. Ödembildung (Wassereinlagerungen), Knochenmarködeme, Gelenkschmerzen
- Kopf- und Nervenbeschwerden
z.B. Hitzewallungen, Kopfschmerzen, Depressionen, Migräne, Nervosität, Schwindel, Verwirrtheit, Konzentrations- und Schlafstörungen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit
- Frauenbeschwerden
z.B. gestörter Menstruationszyklus, vaginale Entzündungen
Wissenswertes: Offenbar begünstigt eine Histamin-Intoleranz auch das Auftreten der Seekrankheit. Diese steht eng mit der Gleichgewichtswahrnehmung in Verbindung, was die Beeinträchtigung des kognitiven Gehirnbereichs bei Histaminose noch einmal unterstreicht.
Diagnose bei Histaminose
Diagnostiziert wird eine Histamin-Intolleranz in mehreren Schritten. Zunächst wird der behandelnde Arzt ein ausführliches Patientengespräch führen, innerhalb dessen bestehende Beschwerden erfragt und mögliche Triggersituationen aufgedeckt werden. Allerdings sind zahlreiche Symptome wie bereits aufgezeigt relativ unspezifisch und könnten genauso gut auf eine Allergie oder andere Grunderkrankung hindeuten. Aus diesem Grund muss nach der Anamnese eine Ausschlussdiagnose erfolgen. Dies geschieht zum einen über einen Provokationstest, bei dem Patienten auf verschiedene Allergene getestet werden. Sollten hier allergische Reaktionen ausbleiben, ist eine Histamin-Intoleranz wahrscheinlich.
Die Histaminose selbst kann nun leider nicht durch gezielte Provokation festgestellt werden, denn konzentrierte Mengen an Histamin verursachen bei Histaminose leicht lebensgefährliche Symptome. Ärzte greifen daher auf einen Nahrungsmitteltest zurück. Dieser erfolgt in Form einer 14-tägigen, histaminfreien Diät, in deren Verlauf Histamin-, wie auch der DAO-Werte regelmäßig durch einen Bluttest gemessen werden. Ergänzend lassen sich bestimmte Marker (z.B. Vitamin- und Kupferkonzentration) auch im Urintest ermitteln.
Therapie bei einer Histaminallergie
Die Behandlung einer Histaminallergie gestaltet sich vielstufig. Vieles kann der Betroffene auch selbst durchführen. Dabei geht es in erster Linie um eine Reduktion der Histaminzufuhr und –freisetzung durch Änderungen der Lebensgewohnheiten.
Ernährungsumstellung
Wie zuvor dargelegt, hat die Ernährung einen hohen Einfluss auf die Histaminkonzentration im Körper. Patienten mit Histamin-Intoleranz können und sollten daher ihre Ernährung hinsichtlich histaminreicher Lebensmittel und Histaminliberatoren überprüfen und umstellen. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als könne man nun zukünftig gar nichts mehr essen, außer ausgewählte Rohkost und unmodifizierte Lebensmittel. Doch das muss nicht sein.
Zu aller erst kommt es hier vor allem auch auf die Menge der verzehrten Lebensmittel an. Ein Stück Schokolade oder ein bisschen Parmesan auf der Pasta ist hier meist noch kein Grund zur Sorge. Täglich üppige Einheiten ungünstiger Nahrungsmittel hingegen erhöhen dauerhaft den Histaminausstoß im Organimus. Wichtig ist deshalb, dass die Mahlzeiten in ihrer Summe histaminarm ausgesucht werden. Außerdem sollte man auch ein bisschen probieren und testen, denn einige histaminreichere Lebensmittel werden oft besser vertragen als andere.
Tipps für eine histaminarme Ernährung:
- Mit Ausnahme von geräucherten bzw. konservierten Produkten gelten die meisten Fleisch- und Fischsorten als relativ histaminarm. Unbedenklich sind gemeinhin frische Fleischsorten (mit Ausnahme von Rindfleisch und Hähnchenbrust) sowie fangfrischer Fisch, wobei Lachs eher außenvor gelassen werden sollte.
- Bei Obst und Gemüse sind natürlich einschlägige Histaminbeförderer wie Ananas, Erdbeeren, Hülsenfrüchte, Spinat und Tomaten zu meiden. Ansonsten dürfen Betroffene bei der Auswahl pflanzlicher Kost aber beherzt zugreifen. Ob Obstsorten wie Äpfel, Aprikosen, Beerenfrüchte, Kirschen, Südfrüchte wie Mango und Melonen oder Traditionsgemüse wie Gurken, Kartoffeln, Kohlsorten, Kürbis, Lauchgemüse, Möhren, Rhabarber, Salate und Spragel – die Palette an Nahrungsmitteln die auch bei Histaminose gut vertragen werden, ist hier sehr groß.
- Ähnlich sieht es auch bei Getreidesorten aus. Wenngleich Soja- und Weizenprodukte bei Histamin-Intoleranz eher aus dem Ernährungsplan gestrichen werden sollten, so gibt es doch Unmengen an Alternativen, wie zum Beispiel Dinkel-, Haferflocken-, Hirse-, Lupinen- oder Mais- und Reisprodukte, wobei letztere beiden vorsichtshalber ausgetestet werden sollten.
- Im Bereich der Milchprodukte ist ebenfalls eine anfängliche Testphase empfohlen. Quarks, Joghurts, Weich- und Frischkäsesorten können unter Umständen vertragen werden. Alternativ bieten sich Milchersatzprodukte wie Hafer-, Kokos- oder Reismilch an. Auch Lupinen sind hier abermals eine Empfehlung. Das Getreide wird inzwischen für eine Reihe an Milch- und Fleischersatzprodukten verwendet und ist nicht nur für Vegetarier und Menschen mit Laktose- bzw. Glutenunverträglichkeit, sondern auch für Personen mit Histaminose zu empfehlen.
- Für die Zufuhr ausreichender Mengen and Vitamin C, Vitamin B6 und Zink sind bei Histamin-Intoleranz ggf. Nahrungsergänzungsmittel notwendig. Doch auch hier lässt sich über die Richtige Lebensmittelauswahl normaler Weise viel machen. Zu empfehlen sind dabei Kartoffeln, Feldsalat, Vollkornprodukte, frischer Fisch und jedwede Kohlarten mit Ausnahme von Sauerkraut für eine gute Vitaminzufuhr. Bei Zink könnte die Sache etwas kniffeliger werden, da viele Zinkquellen in der Ernährung (z.B. Nüsse, Weizen und Rindfleisch), für Patienten mit Histaminose ungeeignet sind. Sonnenblumenkerne, Mais und Haferflocken können jedoch zumindest unterstützend zu Nahrungsmittelergänzungen den Zinkhaushalt aufwerten.
- Neben diesen konkreten Ernährungsempfehlungen gibt es noch ein paar andere Tricks, um Intoleranzreaktionen bei Histaminose vorzubeugen. So sollten zum Beispiel Lebensmittel, die zahlreiche Zusatzstoffe wie die Geschmacksverstärker Glutamat E 620 bis E 625 nicht auf dem Speiseplan stehen. Fertigprodukte, ebenso wie Soft- und Energydrinks sind damit größtenteils tabu. Des Weiteren ist beim Kauf von Fleisch und Fisch immer auf ausreichende Frische zu achten und Lebensmittel grundsätzlich einzufrieren anstatt sie zu lagern oder aufzuwärmen, um unerwünschte Gärungsprozesse zu Vermeiden. Beim Kauf von Lebensmittel sind darüber hinaus Kühltaschen, Kühlboxen und eine spezielle App zum Thema Lebensmittelintoleranzen zur raschen Informationsgewinnung über den Histamingehalt einzelner Lebensmittel ein guter Tipp.
Umstellung der Lebensgewohnheiten
Stress und Histamin sind eng miteinander verbunden, denn viel Stress führt zu einer erhöhten Histaminbelastung des Körpers. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich eine möglichst stressfreie Lebensweise anzueignen. Zwar ist ein Leben ganz ohne Stress kaum zu bewerkstelligen, jedoch gibt es Möglichkeiten, den Alltag etwas ruhiger und entspannter zu gestalten. Anfangen kann man schon mit der Reduktion von Sucht- und Aufputschmitteln, wie Alkohol, Nikotin, Kaffee und Energydrinks. Zusätzlich bietet sich das Erlernen von Entspannungsmaßnahmen wie Meditation oder Yoga mittels spezieller Kursangebote an. Für ausreichenden und erholsamen Schlaf sollten Patienten mit Histamin-Intoleranz ebenfalls sorgen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem abendlichen Klang- und Aromaritual, um die eigene Schlafhygiene zu verbessern.
Naturheilkundliche Behandlung
Im Bereich der Kräuter und Gewürze muss bei Histaminose leider aufgepasst werden. Es gibt eine ganze Liste an Gewürzkräutern, die hier nicht vertragen werden, da sie als Liberatoren gelten. Hierzu gehören unter anderem Anis, Chilli, Curry, Gewürzbrühe (aufgrund der Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe), Muskat, Nelken, Paprika, Pfeffer, Pefferminze, Senf, Zimt und Würzsoßen wie z.B. Soja-, Tabasco- oder Fischsoße. Gut geeignet sind bei Histaminose dagegen Basilikum, Dill, Estragon, Kamille, Kardamom, Koriander, Kurkuma, Kümmel, Ingwer, Liebstöckel, Minze, Oregano, Petersilie, Rosmarin, Safran, Salbei, Schnittlauch, Thymian, Vanille und Wacholder. Die Kräuter können für stoffwechsel- und immunstärkende Tees oder Würzmischungen verwendet werden und den geplagten Hormonhaushalt entlasten.
Medikamentöse Therapie
Besonders ausgeprägte Histaminallergien mit extremer Symptomatik müssen gegebenenfalls mit Hilfe von Medikamenten behandelt werden. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn eine Veränderung der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten nur mäßigen bis gar keinen Erfolg zeigt und die Symptome weiterhin in starker Ausprägung vorhanden sind. Insgesamt gibt es dann 3 Ansatzpunkte für die medikamentöse Behandlung:
1. Linderung der Allergiesymptome durch den Einsatz von Antihistaminika
Antihistaminika sind Medikamente, die jene Rezeptoren blockieren, an welche normalerweise das freigesetzte Histamin andocken würde. Dadurch kann das Gewebshormon nicht mehr an diesen Stellen binden und seine Reaktionskaskade auslösen. Typische Symptome, wie Juckreiz, Fließschnupfen, Bauchschmerzen, Durchfall, Hautrötungen, Kopfschmerzen und Wassereinlagerungen werden auf diese Weise gelindert.
2. Ausgleich des Enzymmangels durch Supplemente
Das Enzym Diaminoxidase kann zur Überbrückung von Mangelzuständen auch von außen zugeführt werden. Die Studienlage ist diesbezüglich aber noch mehr als dünn und eine Supplementierung nur unter ärztlicher Kontrolle ratsam.
3. Zufuhr von Cofaktoren zur Aktivitätssteigerung der Diaminoxidase
DAO benötigt Vitamin B6 und Vitamin C, um gut funktionieren zu können. Eine Zufuhr dieser beiden Vitamine über Nahrungsergänzungsmittel ist daher bei einer Histaminallergie als sinnvoll zu erachten.
Krankheiten bei Histaminallergie: Darmerkrankungen, Zöliakie, Colitis ulcerosa, Enterogastritis, Mangelerscheinungen. (ma)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.: Histamin-Unverträglichkeit (Abruf: 24.07.2019), daab.de
- Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH): Histamin-Intoleranz-Syndrom (Abruf: 24.07.2019), allergieinformationsdienst.de
- Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie e.V. (DGAKI): Vorgehen bei Verdacht auf Unverträglichkeit gegenüber oral aufgenommenem Histamin, Stand: September 2016, Leitlinien-Detailansicht
- Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz: Histaminintoleranz (Abruf: 24.07.2019), vis.bayern.de
- Maintz, Laura / Bieber, Thomas / Novak, Natalija: Die verschiedenen Gesichter der Histaminintoleranz, Dtsch Arztebl, 2006, aerzteblatt.de
- Maintz, Laura / Novak, Natalija: Histamine and histamine intolerance, The American Journal of Clinical Nutrition, Volume 85, Issue 5, 2007, academic.oup.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.