Infektionen: Ansteckende Krankheiten
Der weitreichende Begriff der Infektionskrankheiten umfasst viele in Deutschland allgemein bekannte Krankheiten wie Influenza (Grippe), Herpes, Masern, Mumps und Röteln – aber auch geografisch weit entfernt vorkommende Infektionen wie das Ebola- oder Denguefieber. Die Gemeinsamkeit aller Infektionskrankheiten sind die zugrunde liegenden krankmachenden Mikroorganismen (wie etwa Bakterien und Viren) und die Ansteckungsgefahr. Die Symptomatik hängt grundlegend vom Erreger und Gesundheitszustand der infizierten Person ab. Der Umgang bezüglich einer Meldepflicht, der erforderlichen Maßnahmen zum Infektionsschutz und auch der Behandlungsverbote für Heilpraktiker ist für die Infektionskrankheiten im Infektionsschutzgesetz (IfSG) geregelt.
Inhaltsverzeichnis
Kurze Zusammenfassung – Infektionskrankheiten
- Was ist eine Infektionskrankheit? Eine Infektionskrankheit ist eine ansteckende Krankheit, die durch eine Infektion mit Krankheitserregern (Parasiten und Mikroorganismen) hervorgerufen wird. Nicht jede Infektion führt aber auch zu einer Erkrankung. Betroffen sind – abhängig vom Erreger – nicht nur Menschen, sondern auch Tiere und Pflanzen.
- Was sind häufige Erreger für Infektionskrankheiten? Zu den häufigsten Erregern gehören Bakterien und Viren. Aber auch Pilze und andere Organismen, wie Würmer oder Einzeller, können Krankheiten verursachen.
- Was sind häufige bakterielle und virale Krankheiten? Eine häufige, hierzulande bekannte Virusinfektion ist die Influenza (Grippe). Weitverbreitete Infektionskrankheiten sind außerdem Haut-, Atemwegs- und Magen-Darm-Infektionen, die von unterschiedlichen Erregern ausgelöst werden können. Weltweit zählen HIV (AIDS), Tuberkulose und Malaria zu den häufigsten lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten.
- Wie kommt es zu einer Infektion? Ausgehend von den jeweiligen Krankheitserregern und deren Reservoirs ist eine Ansteckung von Mensch zu Mensch, von Tier zu Mensch oder durch die direkte Aufnahme des Erregers (zum Beispiel über verunreinigte Lebensmittel, verseuchtes Trinkwasser oder Bodenpartikel) möglich.
- Was sind typische Symptome von Infektionskrankheiten? Oft kommt es zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl mit Fieber und Abgeschlagenheit. Abhängig vom Erreger, dem Verlauf und dem Schweregrad können Schmerzen und ganz spezifische Symptome hinzukommen. Bei lokalen Infektionen bilden sich oft Hautrötungen und Schwellungen. Auch können Symptome völlig fehlen oder atypische Krankheitsverläufe auftreten.
- Wie werden Infektionskrankheiten behandelt? Eine entscheidende Rolle bei der Krankheitsbekämpfung spielt das körpereigene Immunsystem. Viele Infektionskrankheiten können zudem mit entsprechenden Medikamenten wie Antibiotika, Virostatika oder Antimykotika behandelt werden. Aber nicht für alle Krankheiten gibt es eine spezielle Therapie.
- Wie kann ich mich vor Infektionen schützen? Für einige Infektionskrankheiten stehen Schutzimpfungen zur Verfügung. Allgemeine Hygienemaßnahmen und unter Umständen auch die Vermeidung des Kontakts mit Erkrankten (Mensch und Tier) beugt außerdem einer Ansteckung vor.
Definition und Begriffserklärungen
Eine Infektion ist die Übertragung und das Eindringen sowie die Vermehrung von Krankheitserregern (in der Regel Parasiten oder Mikroorganismen) im Wirt. Dieser kann der Körper des Menschen oder aber auch ein Tier und eine Pflanze sein. Eine Infektionskrankheit ist die daraus resultierende Erkrankung und Abwehrreaktion. Viele der Infektionskrankheiten sind von Mensch zu Mensch über verschiedene Infektionswege übertragbar.
Was aber bedeutet es, wenn in den Nachrichten im Zusammenhang mit Infektionskrankheiten wie Schweinegrippe oder Vogelgrippe von hoher Pathogenität und Pandemiegefahr die Rede ist?
Einige für Infektionskrankheiten relevante Begriffe werden zum allgemeinen Verständnis kurz erläutert.
Erreger: Erkrankung und Abwehr
Neben den Mikroorganismen, die unsere Haut und Schleimhäute besiedeln und für die „gesunde“ Bakterienflora (physiologische Flora oder Normalflora) zuständig sind, gibt es auch die pathogenen Keime. Diese sind für den Mensch und/oder andere Lebewesen krankheitserregend. Dabei haben die Erreger unterschiedliche Ansteckungsfähigkeiten (Virulenzen) und unterschiedliche starke Fähigkeiten in einem Organismus eine Krankheit auszulösen (Pathogenität).
Die wenigsten Erreger sind aber für den Menschen als Wirt pathogen (krankheitsauslösend). Dazu kommt, dass eine Krankheit nicht ausbricht, wenn der Wirt ein ausreichend starkes Immunsystem hat. Außerdem bestimmen weitere Eigenschaften die Reaktion auf den Mikroorganismus beziehungsweise auf den möglichen Ausbruch der Krankheit. Dies sind individuelle Faktoren wie Empfänglichkeit, Anfälligkeit, angeborene Resistenzen oder eine Immunität (durch eine frühere Infektion oder Impfung). Die wichtigsten und häufigsten pathogenen Erreger für den Menschen sind Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten und Protozoen (tierische Einzeller).
Inkubationszeit
Neben den genannten Faktoren, die den Ausbruch einer Krankheit nach einer Infektion begünstigen oder verhindern können, ist die Inkubationszeit ein weiteres Kriterium, das vom Erreger und der Immunsituation des Wirts abhängt. Die Inkubationszeit ist der Zeitraum zwischen dem Eindringen des Erregers (Infektionszeitpunkt) bis zum Ausbruch der Krankheit beziehungsweise bis zu den ersten Symptomen.
Krankheitsvorkommen
Eine Epidemie bezeichnet ein abgegrenztes (räumlich und zeitlich), stark gehäuftes Auftreten einer Infektionserkrankung, wie zum Beispiel eine Grippeepidemie.
Die Steigerung ist eine Pandemie, wobei sich die Infektion in einem gewissen Zeitrahmen örtlich unbegrenzt über Länder und Kontinente hinweg ausbreitet, wie es zum Beispiel bei AIDS (HIV) der Fall ist.
Eine Endemie hingegen bezeichnet ein zeitlich unbegrenztes, erhöhtes Vorkommen einer Krankheit, die auf ein bestimmtes Gebiet beschränkt ist, wie etwa bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
Erkrankungs- und Sterbewahrscheinlichkeiten
Die Letalität ist die Wahrscheinlichkeit an einer bestimmten Erkrankung zu versterben. Errechnet wird dies aus dokumentierten Zahlen von Erkrankten und von infolge der Erkrankung Verstorbenen – bezogen auf einen gewählten Zeitrahmen.
Die Mortalität hingegen gibt an, wie viele Menschen von einer bestimmten Gesamtanzahl an Individuen (oft bezogen auf hunderttausend Personen) in einem gewissen Zeitraum versterben – unabhängig von der Erkrankungsrate dieser ausgewählten Personengruppe.
Die Morbidität gibt unabhängig von den Todesfällen an, wie viele Personen theoretisch in einem bestimmten Zeitraum eine bestimmte Krankheit erleiden können. Man versteht darunter die statistische Krankheitshäufigkeit in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe. Während die Prävalenz eine tatsächliche Krankheitshäufigkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt angibt.
Auch die Inzidenz gibt Auskunft über Krankheitshäufigkeiten; sie steht für die Anzahl von neu erkrankten Personen in einem bestimmten Zeitraum.
Infektionsquellen und Entstehungswege einer Infektion
Eine Infektion geht immer von einer Infektionsquelle aus – ein Lebensraum (Biotop) oder ein Wirtsorganismus (Wirt) in dem sich die Erreger aufhalten. Je nach Erregertyp kann eine Infektion ausgehend von dieser Ursprungsquelle auf verschiedenen Übertragungswegen verbreitet werden. Dazu muss ein Wirt selbst gar nicht erkrankt sein, sondern kann auch nur als Krankheitsüberträger fungieren.
Die wichtigste Infektionsquelle ist der Mensch selbst, aber auch Tiere oder Pflanzen können den Erregern als Reservoir dienen. Einige Erreger können auch lange Zeit außerhalb ihrer Wirte überleben, beispielsweise im Erdreich und Boden. Bekannt ist dies etwa für die Erreger von Tetanus und Tuberkulose.
Damit es zu einer Infektion kommt, ist in der Regel nicht nur das Erreichen des Wirts durch den Erreger, sondern auch das Eindringen in den Körper notwendig. Dringt ein Erreger von außen in den neuen Wirt ein, nennt man dies eine exogene Infektion. Daneben bezeichnet die endogene Infektion eine sich ausbreitende und auf verschiedenen Körperbereiche oder Organe ausweitende Infektion.
Verschiedene Erreger sind unterschiedlich empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen und gelangen über unterschiedliche Wege (Eintrittspforten) in den Wirt und aus dem Wirt heraus.
Übertragungswege von Mensch zu Mensch
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt oft über eine Tröpfcheninfektion oder Schmierinfektion (Kontaktinfektion). Bei der Tröpfcheninfektion werden die Erreger über kleinste Speichelmengen verbreitet und über die Schleimhäute der oberen Luftwege aufgenommen. Eine Schmierinfektion überträgt die Erreger über eine direkte Berührung (Kontaktinfektion). Werden verunreinigte Hände oder Gegenstände (an denen beispielsweise kleinste Mengen von Stuhl, Urin, Blut oder Nasensekret haften) berührt, können die Erreger anschließend zu den Schleimhäuten (Mund, Nase, Augen) transportiert werden. Der Ansteckungsweg Stuhl-Mund wird als fäkal-oral bezeichnet.
Weiterhin können Erreger auch über die Genitalschleimhäute in den Körper gelangen und sogenannte sexuell übertragbare Krankheiten auslösen. Auch Wunden und Verletzungen sind potentielle Eintrittspforten für Krankheitserreger, die über die Haut eindringen. Selten gelangen Keime direkt in die Blutbahn (zum Beispiel über Bluttransfusionen).
Weitere Übertragungswege sind über die Aufnahme von Lebensmitteln (Lebensmittelinfektionen wie Salmonellose und Listeriose) und Wasser möglich, wenn bestimmte Erreger enthalten sind und in den Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden.
Für Ungeborene besteht außerdem die Möglichkeit einer Infektion über die Plazenta (diaplazentar) und während der Geburt (perinatal).
Übertragung vom Tier zum Menschen
Infektionskrankheiten, die Tiere und Menschen betreffen beziehungsweise gegenseitig übertragen werden können, nennt man Zoonosen. Häufige Infektionswege vom Tier zum Menschen sind Tierbisse, wie etwa bei Tollwut, und Tröpfchen- sowie Schmierinfektionen durch Berührung eines Tieres oder den Kontakt mit Ausscheidungen (zum Beispiel Toxoplasmose).
Aber auch Stiche, beispielsweise von Zecken oder Stechmücken, können Erreger über einen tierischen (Zwischen-) Wirt auf den Menschen übertragen. Infektionskrankheiten wie Lyme-Borreliose und FSME (Zeckenstich), Malaria (Anopheles-Mücke) und viele weitere werden auf diesem Weg übertragen.
Weiterhin kommen manchmal Staubinfektion durch das Einatmen von Erregern vor oder Infektionen über die Aufnahme von tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch, Eiern und Rohmilch. Zudem können weiter verarbeitete Lebensmittel (etwa Käse) die Erreger übertragen und Lebensmittelinfektionen auslösen.
Noskomiale Infektion
Der Begriff einer nosokominalen Infektion beschreibt eine Infektion, die im Zusammenhang mit einer medizinischen Maßnahme erworben wurde. Dies kann zum Beispiel bei einem Krankenhausaufenthalt oder einer ambulanten Behandlung erfolgen. Hierbei spielen vor allem hygienische Bedingungen zusammen mit dem erhöhten Ansteckungsrisiko in keimbelasteten Einrichtungen eine Rolle, sowie gewisse Erregerresistenzen. Am häufigsten treten solche Infektionen auf Intensivstationen auf, wo Betroffene oft einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind.
Verlauf einer Infektion
Je nach Pathogenität des Erregers und der momentanen Immunsituation des Wirts kann sich eine Infektion manifestieren beziehungsweise eine Infektionskrankheit entstehen oder es bleibt bei einer Infektion ohne Erkrankungsanzeichen.
Aufgrund der vielen Variablen (zum Beispiel verschiedene Erreger, individueller Gesundheitszustand, Immunität) können Infektionskrankheiten ganz unterschiedliche Verläufe nehmen. Die Krankheit kann sehr milde und langsam verlaufen oder aber sehr plötzlich auftreten und sehr hohes Fieber und weitere heftigen Symptome mit sich bringen. Manche Erreger haben eine sehr hohe Pathogenität, so dass eine Erkrankung in schwerwiegenden Fällen auch zum Tode führen kann.
Allgemein bezeichnet man eine plötzliche Fieberreaktion aufgrund einer Infektion als eine akute Infektionskrankheit. Ein chronischer Verlauf zeichnet sich durch einen langsam beginnenden und schleichenden Prozess mit subfebrilen Temperaturen (unter 38,5 Grad Celsius) über lange Zeiträume aus. Ein Verlauf zwischen akut und chronisch wird als subakut bezeichnet, hierbei beginnt die Erkrankung weniger plötzlich und verläuft weniger extrem.
Wenn sich Krankheitsschübe wiederholen und von Latenzzeiten (symptomfreien Zeiten) unterbrochen sind, werden diese als rezidivierende Infektionskrankheiten bezeichnet. Typisch sind dabei häufige Fieberschübe. Sehr viele Infektionen verlaufen jedoch nicht entsprechend der charakteristischen Symptome, sondern asymptomatisch, subklinisch oder verkürzt. Dies kann die Diagnosestellung deutlich erschweren.
Auftreten mehrerer Infektionen: Sekundärinfektion und Reinfektion
Kommt es zusätzlich zu einem bereits vorliegenden Infekt (Primärinfektion) zu einer weiteren Infektion mit einem anderen Krankheitserreger, wird dies als Sekundärinfektion bezeichnet. Ist der Körper bereits geschwächt, kann die Entstehung weiterer Krankheiten begünstigt werden. Auch der Begriff einer Superinfektion wird in diesem Zusammenhang gebraucht, insbesondere wenn sich ein bakterieller Infekt nach einen bereits bestehenden Virusinfekt entwickelt.
Eine Reinfektion bezeichnet eine erneute Infektion mit dem gleichen Erreger, meist aufgrund nachlassender oder nicht vorhandener Immunität.
Infektionskrankheiten: Symptome
Abhängig davon, wo eine Infektion im Körper entsteht und ob sich die Erreger ausbreiten, können ganz unterschiedliche Krankheitsanzeichen entstehen. Diese reichen von allgemeinen Symptomen (allgemeines Krankheitsgefühl mit erhöhter Temperatur, Fieber und Abgeschlagenheit) bis hin zu sehr spezifischen Reaktionen.
Aufgrund der Lokalisation auftretender Symptome kann zwischen einer lokalen oder generalisierten Infektion unterschieden werden. Bei der lokalen Infektion treten die Symptome direkt an der Eintrittspforte des Erregers auf. Dies sind Entzündungsanzeichen mit Hautrötungen, Schwellungen und auch Juckreiz oder Schmerzen. Typische Beispiele sind bakterielle Infektionen der Haut, aber auch der Augen Ohren und der oberen Atemwege.
Breiten sich die Erreger vom lokalen Eintrittsbereich im Organismus (über die Blut- und Lymphwege) aus, handelt es sich um eine generalisierte Infektion (Allgemeininfektion). Dies kommt vor allem bei viralen Infektionen vor. In diesem Stadium kommt es häufig zu (hohem) Fieber oder beispielsweise zu einer Leukopenie (verminderte Anzahl weißer Blutkörperchen) und relativen Bradykardie (langsamer Herzschlag im Vergleich zur erhöhten Körpertemperatur).
Wenn die Erreger nach der Ausbreitung ein spezielles Zielorgan erreicht haben (Organstadium), wird dies meist von einem Fieberhöhepunkt begleitet und die Symptome prägen sich am betreffenden Organ aus.
Diagnose von Infektionskrankheiten
Wie bereits beschrieben verlaufen die Infektionskrankheiten oft asymptomatisch oder symptomlos oder sie beginnen mit grippeähnlichen Symptomen, was eine Diagnose oft erschwert oder hinauszögert. Der Verlauf des Fiebers (Fieberkurve) ist häufig ein wichtiger Hinweis auf eine mögliche Infektionskrankheit. Spezifische Beschwerden in den einzelnen Körperbereichen und Organen lassen Rückschlüsse auf die Art der Infektionskrankheit zu.
In jedem Fall ist bei einem Arztbesuch eine genaue Anamnese notwendig, die die Symptomatik und den Krankheitsverlauf möglichst detailliert erfasst. Bei Lokalinfektionen sollten die Entzündungszeichen genau betrachtet werden. Wichtig kann auch die Informationserhebung in Bezug auf Bisse, Stiche, sexuellen Kontakt, Auslandsaufenthalte, generelle Immunschwächen und medizinische Eingriffe sein.
Auch die Familien- beziehungsweise Sozialanamnese spielt hierbei eine große Rolle, da der Kontakt mit anderen Erkrankten ein großes Infektionsrisiko darstellt. Aufgrund der Globalisierung und erhöhten Mobilität in der heutigen Zeit, stellt das Einschleppen von Erkrankungen – die in anderen (fernen) Ländern häufiger auftreten – eine zunehmende Gefahr dar.
Neben der Anamnese und der klinischen Untersuchung sollten bei einem Verdacht auf eine Infektionskrankheit weitere Maßnahmen erfolgen, um die Infektion und die Erreger möglichst genau zu bestimmen. Dies ist die wichtigste Grundlage für eine erfolgreiche Behandlung und die Basis für weitere mögliche Schritte, wie sie etwa bei einer meldepflichtigen Krankheit notwendig werden.
Behandlung von Infektionen
Liegt eine Diagnose vor, bietet die Medizin für viele Infektionskrankheiten spezifische Gegenmittel, wie etwa Antibiotika gegen Bakterien, Virostatika gegen Viren und Antimykotika gegen Pilze. Zudem besteht die Möglichkeit sich gegen einige Erreger durch Impfungen zu schützen. Aber nicht für alle Krankheiten ist dies der Fall und manchmal kommt es nur auf das körpereigene Immunsystem an, ob der Erreger erfolgreich bekämpft werden kann oder nicht.
Infektionsschutzgesetz
Das Infektionsschutzgesetz (IfSG) zum Schutz vor Infektionskrankheiten und deren Bekämpfung trat im Jahr 2001 in Kraft und ersetzte einige andere Gesetze (wie das Bundesseuchengesetz und das Gesetzt zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten).
Meldepflicht, Übertragungsbekämpfung und Impfung
Das IfSG regelt das Meldewesen von meldepflichtigen Krankheiten und legt Angaben und Wege bei der Datenübermittlung fest. Außerdem bestimmt es Verbote für Erkrankte zum Besuch von bestimmten Arbeitsplätzen und Gemeinschaftseinrichtungen (zum Beispiel Kindergarten und Schule), um die Gefahr weiterer Ansteckungen möglichst einzudämmen.
Um die Bevölkerung vor übertragbaren Krankheiten zu schützen, regelt das IfSG außerdem die Grundlagen für Impfungen und weist insbesondere auf die Empfehlungen der Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch–Institut hin.
Regelungen für Heilpraktiker
Auch für Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker gilt die gesetzlich verankerte Meldepflicht für bestimmte Erkrankungen (IfSG Paragraf 6 Abs. 1). Darüber hinaus regelt der Paragraf 24 in Kombination mit anderen Paragrafen die Behandlung übertragbarer Krankheiten. Danach besteht bei gewissen Krankheiten ein Behandlungsverbot für Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker. Die allgemeine Sorgfaltspflicht in der Naturheilpraxis ist darüber hinaus eine wichtige Grundlage bei der Entscheidung, Betroffene möglicherweise in (fach-) ärztliche Behandlung zu übergeben.
Übersicht: Erreger und Infektionskrankheiten
Die Infektionskrankheit mit der höchsten Krankheitslast in Europa ist die Influenza („echte Grippe“). Weltweit gibt es in Abhängigkeit räumlicher und zeitlicher Häufigkeit verschiedene Erkrankungen, die zu den gefährlichsten Infektionskrankheiten gezählt werden wie etwa AIDS (HIV), Tuberkulose, Malaria oder Ebola.
Häufige, aber zumeist ungefährliche Infektionskrankheiten sind beispielsweise viele Atemwegs- und Magen-Darm-Infektionen.
Da es eine Vielzahl an sehr unterschiedlichen Infektionskrankheiten und ursächlichen Erregern gibt, sollen die folgenden Tabellen eine schnelle Übersicht zu einigen Erkrankungen ermöglichen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit). Weiterführende Informationen sind vor allem auf den Informationsseiten vom Robert Koch-Institut (RKI Infektionskrankheiten A-Z) zu finden.
Haut- und Schleimhautinfektionen
Infektionskrankheit | Typische Erreger | Erregerart |
Abszess, Follikulitis, Furunkel, Karbunkel | Staphylococcus aureus | Bakterien |
Kandidosen | Candida albicans | Pilze |
Dermatomykosen (Hautpilz, Hautflechte) | Trichophyton, Epidermophyton, Microsporum | Pilze |
Erysipel | Streptococcus pyogenes | Bakterien |
Gasbrand | Clostridium perfringens | Bakterien |
Herpes zoster (Gürtelrose) | Varicella-Zoster-Virus | Viren |
Herpes-simplex | Herpes-simplex-virus 1/2 | Viren |
Impetigo contagiosa (Eiterflechte) | Streptococcus pyogenes, Staphylococcus aureus | Bakterien |
Keratokonjunktivitis epidemica | Adenoviren | Viren |
Lepra | Mycobacterium leprae | Bakterien |
Milzbrand (Anthrax) | Bacillus anthracis | Bakterien |
Pedikulose (Kopflausbefall) | Pediculus capitis, P. pubis, P. vestimentorum | Läuse (Parasiten) |
Rotz (vorw. Tierkrankheit) | Pseudomonas mallei | Bakterien |
Skabies (Krätzmilbenbefall) | Sarcoptes scabiei | Milben |
Trachom (Konjunctivitis trachomatosa) | Chlamydia trachomatis | Bakterien |
Verrucae (Warzen) | Papillomaviren | Viren |
Atemwegsinfektionen
Infektionskrankheit | Typische Erreger | Erregerart |
Atypische Pneumonie (Lungenentzündung) | Chlamydien, Legionellen, Mykoplasmen, Influenza-/Adenoviren | Bakterien, Viren |
Diphtherie | Corynebacterium diptheriae | Bakterien |
Legionellose (Legionärskrankheit) | Legionella pneumonia | Bakterien |
Ornithose (Papageienkrankheit) | Chlamydia psitacci | Bakterien |
Q-Fieber | Coxiella burnetti | Bakterien |
SARS (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom) | SARS-Coronavirus | Viren |
Streptokokken-Pneumonie (Lungenentzündung) | Streptococcus pneumoniae | Bakterien |
Infektionen der Verdauungs- und Stoffwechselorgane
Infektionskrankheit | Typische Erreger | Erregerart |
Amöbiasis (Amöben-Infektion) | Entamoeba histolytica | Protozoen |
Cholera | Vibrio cholerae | Bakterien |
Echinokokkose (Hunde-, Fuchsbandwurm) | Echinococcus granulosus, E. multilocularis | Bandwürmer |
Giardiasis (Lamblienerkrankung) | Giardia lamblia | Protozoen |
Hepatitis A-E (klassische Hepatitiden) | Hepatitis-Viren | Viren |
Infektiöse Gastroenteritis, Lebensmittelinfektion (wie Botulismus, Listeriose, Samonellose etc.) | Salmonellen, E.Coli, Staphylokokken, Clostridien, Campylobacter, Helicobacter, Listerien, Rotaviren, Noroviren, Yersinien u.a. | vor allem Bakterien und Viren |
Infektiöse Hepatitiden | Epstein-Barr-, Zytomegalie-Virus, Salmonellen, Toxoplasmen | Viren, Bakterien, Protozoen |
Kryptosporidiose | Cryptosporidium hominis und C. parvum | Protozoen |
Paratyphus | Salmonella enterica Serotyp paratyphi A – C | Bakterien |
Shigellose | Shigellen | Bakterien |
Typhus abdominalis | Salmonella enterica Serotyp typhi | Bakterien |
Wurminfektionen | Ascaris lumbricoides, Enterobius vermicularis, Oxyuris vermicularis, Taenia saginata, T. solium, | Würmer |
Infektionen des Nervensystems
Infektionskrankheit | Typische Erreger | Erregerart |
Borreliose (Lyme-Borreliose), Neuroborreliose | Borrelia burgdorferi | Bakterien |
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (und neue Variante nvCJK) | Prionen | atypische Eiweiße (Prion-Proteine) |
Enzephalitis (Gehirnentzündung) | Masernviren, Mumpsviren, Rötelnviren, Enteroviren, Herpes-simplex-, Varicella-zoster-, Ebstein-Barr-Viren u.a. | Viren (oder auch Bakterien, Protozoen, Würmer) |
Frühsommer-Meningoenzephalitis | FSME-Virus (Flaviviren) | Viren |
Meningitis, Meningokokken-Infektion | E. Coli, B-Streptokokken, Listerien, Neisseria meningitidis, Pneumokokken, Herpes-simplex-Viren (Typ 2), Coxsackieviren u. a. | Bakterien, Viren, Protozoen, Pilze, Würmer |
Progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) | JC-Virus (Humanes Polyomavirus) | Viren |
Tetanus | Clostridium tetani | Bakterien |
Tollwut | Rhabdoviren (Lyssaviren) | Viren |
Organübergreifende Infektionen
Infektionskrankheit | Typische Erreger | Erregerart |
Aspergillose | Aspergillus (Schimmelpilze) | Pilze |
Aviäre Influenza (Vogelgrippe) | Aviäre Influenza-A-Viren | Viren |
Bilharziose (Schistosomiasis) | Schistosoma haematobium, S. mansoni, S. japonicum | Würmer |
Brucellose | Brucella abortus, B. melitensis, B. suis | Bakterien |
Denguefieber | Denguevirus DENV 1-4 (Flaviviren) | Viren |
Ebolafieber | Ebolavirus | Viren |
Fleckfieber | Rickettsien (Rickettsia prowazekii) | Bakterien |
Gelbfieber | Gelbfiebervirus (Flaviviren ) | Viren |
Hantafieber | Hantavirus | Viren |
Infektiöse Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber) | Epstein-Barr-Virus | Viren |
Influenza (Grippe) | Influenzaviren (Orthomyxoviren A – C) | Viren |
Kryptokokkose | Cryptococcus neoformans | Pilze |
Lassafieber | Lassavirus | Viren |
Leptospirose | Leptospiren | Bakterien |
Listeriose | Listerien (Listeria monocytogenes) | Bakterien |
Malaria | Plasmoidum falciparum, P. vivax, P. ovale, P. malariae | Protozoen |
Marburgfieber | Marburgvirus | Viren |
Pest | Yersinia pestis | Bakterien |
Puerperalfieber (Wochenbettfieber) | Streptokokken, Staphylokokken, E. coli, Gonokokken, Candida | Bakterien, Pilze |
Rückfallfieber (Läuse- und Zeckenrückfallfieber) | Borrelia recurrentis, B. duttoni u.a. | Bakterien |
Toxoplasmose | Toxoplasma gondii | Protozoen |
Trichinellose | Trichinella (T. spiralis) | Würmer (Rundwürmer) |
Tuberkulose | Mycobacterium tuberculosis | Bakterien |
Tularämie (Hasenpest) | Francisella tularensis | Bakterien |
Zytomegalie (CMV) | Humanes Herpesvirus 5 | Viren |
Kinderkrankheiten
Infektionskrankheit | Typische Erreger | Erregerart |
Dreitagefieber | Humanes Herpesvirus Typ 6 | Viren |
Keuchhusten (Pertussis) | Bordetella pertussis | Bakterien |
Masern | Paramyxovirus | Viren |
Mumps | Paramyxovirus | Viren |
Poliomyelitis (Kinderlähmung) | Polioviren (Typ 1-3) | Viren |
Ringelröteln | Parvovirus B 19 | Viren |
Röteln | Rubivirus | Viren |
Scharlach | A-Streptokokken (Streptococcus pyogenes) | Bakterien |
Windpocken (Varizellen) | Varicella-zoster-Virus | Viren |
Sexuell übertragbare Infektionen
Infektionskrankheit | Typische Erreger | Erregerart |
AIDS (HIV-Infektion) | Humanen Immundefizienz-Viren (HIV) | Viren |
Gonorrhö (Tripper) | Neisseria gonorrhoeae | Bakterien |
HPV-Infektionen | Humane Papillomviren (HPV) | Viren |
Lymphogranuloma inguinale | Chlamydia trachomatis | Bakterien |
Syphilis | Treponema pallidum | Bakterien |
Ulcus molle | Haemophilus ducreyi | Bakterien |
(ay, cs)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Robert Koch-Institut (Hrsg.:): Internetseite www.rki.de -- Infektionskrankheiten A-Z, Abruf: 17.09.2019, rki.de
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.): Informationsportal www.infektionsschutz.de – Infektionskrankheiten, infektionsschutz.de
- Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (Hrsg.): Internetseite www.lgl.bayern.de - Gesundheit - Infektionsschutz - Infektionskrankheiten A bis Z, lgl.bayern.de
- Wolfgang Geissel: Die schlimmsten Infektionskrankheiten, in: Ärzte Zeitung online, 30.04.2018, aerztezeitung.de
- Herold, Gerd und Mitarbeiter: Innere Medizin. Selbstverlag Gerd Herold, 2019
- Bierbach, Elvira (Hrsg.): Naturheilpraxis heute, Lehrbuch und Atlas, 4. Auflage, Elsevier Urban & Fischer Verlag, 2009
- Edmond, Ronald T. D. und Rowland, H. A. K.: Farbatlas der Infektionskrankheiten, 2. Erw. Auflage, Schattauer, 1995
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.