Der Begriff Katzenhaarallergie ist eigentlich nicht ganz richtig. Denn die Allergie tritt nicht durch die Katzenhaare auf, sondern durch die Allergene, welche die Katze über ihre Speichel-, Tränen-, Talg- und Analdrüsen ausscheidet. Da die Katze ja ein Sauberkeitsfanatiker ist und sich ständig putzt, werden dabei die Allergene durch das Lecken auf das Fell übertragen.
Auch haften sie an Hautschuppen und Haaren, bleiben am Hausstaub kleben und sind dann ganz schnell in der gesamten Wohnung anzutreffen. Ebenso haften sie an der Kleidung der Katzenbesitzer und werden somit in öffentlichen Verkehrsmitteln, in öffentlichen Räumen, in Schulen und Kindergärten – einfach überallhin – mitgetragen und dort verbreitet. Auf diese Art und Weise kann zum Beispiel in der Schule, in der sich bestimmt keine Katze befindet, der eine oder andere mit Symptomen einer Katzenhaarallergie reagieren. Die Allergene dabei sind lange schwebefähig und auch lungengängig.
Eine Katzenhaarallergie kann auch erst nach langjährigem Zusammenleben mit einer oder mehreren Katzen entstehen. Da sich die meisten Betroffenen sehr ungern von ihren Lieblingen trennen möchten, sollte alles Erdenkliche getan werden, um das Zusammenleben für die Allergiker so angenehm wie möglich zu gestalten.
Inhaltsverzeichnis
Tierhaarallergie
Die Tierhaarallergie ist in erster Linie eine Allergie des Soforttyps. Zuerst wird das Immunsystem gegen das bestimmte Allergen sensibilisiert, was dann beim nächsten Kontakt allergische Beschwerden wie zum Beispiel Schnupfen und Husten auslöst. Bei der Katzenhaarallergie ist vor allem das Allergen mit dem Namen Fel d 1 der Übeltäter. Der Name geht auf die lateinische Bezeichnung für die Hauskatze „Felis domesticus“ zurück.
Innerhalb der Katzenarten sind inzwischen Fel d Allergene von 1 bis 7 bekannt.
Übrigens: Raubkatzen produzieren ebenso das Fel d 1 Allergen. Demnach ist auch Vorsicht im Zoo und Zirkus geboten.
Tierhaare
Nach den Pollen sind die „Tierhaare“ die zweithäufigste Ursache für eine Inhalationsallergie. Ganz vorne stehen die Katzen, gefolgt von Hund, Pferd und Kleintieren. Bei der Hälfte aller Tierhaarallergiker wurden simultane Sensitivitäten auf mindestens ein weiteres Tier gefunden. Hierbei ist die molekulare Diagnostik Gold wert. Sie deckt individuelle Reaktionsmuster auf, um dann die Betroffenen besser behandeln zu können (s. Diagnose).
Symptome
Bei einer Katzenhaarallergie treten in der Regel folgende Symptome auf. Haben die Schleimhäute der Nase, die Bindehaut oder die Bronchien Kontakt mit den Katzenallergenen, entwickeln sich Symptome wie eine laufende oder verstopfte Nase, Niesreiz, tränende, gerötete und/oder juckende Augen und dazu noch, bei Beteiligung der Bronchien, Hustenreiz, Atemgeräusche und eventuell sogar Atemnot.
Diese Beschwerden ähneln sehr denen eines Heuschnupfens. Bei einer Katzenhaarallergie kommen häufig noch Reaktionen der Haut, wie Jucken, Hautausschlag und Bläschenbildung (Urtikaria), hinzu.
Vermeidungsstrategien
Die strikte Allergenkarenz steht selbstverständlich an erster Stelle. Die meisten Katzenliebhaber versuchen jedoch zuerst, einen anderen Weg zu gehen und folgende Vermeidungsstrategien anzuwenden. Wer eine Katze besitzt und eine Allergie entwickelt hat, sollte versuchen, sich einen „katzenfreien“ Raum zu schaffen, einen Bereich, in dem man durchatmen kann und sich keine Allergene befinden. Hierbei kann ein Fachbetrieb helfen, der diesen Raum gründlich reinigt und den die Katze danach nicht mehr betreten darf.
Des Weiteren ist unbedingt auf regelmäßiges Lüften der Wohnung zu achten. Die Fellpflege sollten andere Personen übernehmen und nach dem Streicheln werden am besten immer die Hände gewaschen. Auf eine stets saubere Wohnung ist zu achten, in der täglich ein Staubsauger mit einem speziellen Filter verwendet wird. Am besten sind natürlich Böden, die leicht zu wischen sind. Ein Raumluftfilter ist zu empfehlen, ebenso das Entfernen unnötiger Staubfänger.
An Teppichen und Vorhängen halten sich die Allergene gut. Getragene Kleidung wird am besten sofort gewaschen. Und vor allem: die Katzen gehören nicht ins Schlafzimmer und nicht ins Bett. Trennt sich der Katzenbesitzer oder die Katzenbesitzerin doch schweren Herzens von seinem beziehungsweise ihrem Haustier, muss danach die Wohnung gründlichst gereinigt werden.
Diagnose
Um die Katzenhaarallergie festzustellen, ist der Besuch eines Allergologen beziehungsweise einer Allergologin wichtig. Zuerst wird im Rahmen einer ausführlichen Anamnese der Patient oder die Patientin befragt, seit wann die Symptome existieren, wie massiv die Beschwerden sind, wo sie auftreten (zum Beispiel drinnen und/oder draußen) und welche Haustiere vorhanden sind.
Wenn der Verdacht vage ist, empfiehlt der Arzt oder die Ärztin eventuell die Führung eines Allergie-Tagebuchs für circa drei Monate. Bei einem erneuten Termin lassen die Aufzeichnungen, wie Art, Dauer und Schwere der Beschwerden, Tageszeit, Medikamenteneinnahme, Ernährung, Aktivitäten, soziales Umfeld und Umwelteinflüsse, wesentlich genauere Schlüsse zu.
Danach werden in der Regel ein Pricktest (auf die Haut werden Allergene in Flüssigform aufgetragen und dann in die Haut eingeritzt) und ein Bluttest veranlasst. Ein spezieller molekularer Allergietest kann anhand bestimmter Antikörper genau feststellen, welche Hauptallergene zu der Katzenallergie führen. Dieser Bluttest ist eine äußerst gute Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung.
Therapie
Als ursächliche Therapie der Katzenhaarallergie ist hier die Hyposensibilisierung zu nennen. Diese Behandlungsform, auch spezifische Immuntherapie (SIT) genannt, soll die Immunreaktion positiv beeinflussen, die Beschwerden lindern oder im besten Fall ganz zum Verschwinden bringen.
Bei der Hyposensibilisierung wird den Betroffenen, oral oder per Injektion, das für die Katzenhaarallergie auslösende Allergen regelmäßig in bestimmten Abständen und ganz langsam in steigender Menge zugeführt. Diese Form der Therapie erfolgt, vor allem bei der Injektion, stets in der Arztpraxis und wird dort auch überwacht.
So eine Hyposensibilisierung dauert mindestens drei Jahre und hat das Ziel, dass sich das Immunsystem an den Auslöser gewöhnt und keine oder zumindest weniger Beschwerden hervorbringt. Jedoch sind auch andere Varianten möglich. Um die Symptome im Zaum zu halten, verordnet die Schulmedizin Antihistaminika, abschwellende Nasensprays und Cortison.
Ultra-Rush-Hyposensibilisierung
Die Ultra-Rush-Hyposensibilisierung ist eine ganz besondere, subkutane Immuntherapie (SCIT). Sie ist das Mittel der Wahl, wenn die Allergenkarenz schwer oder gar nicht möglich ist.
Das auslösende Allergen wird hierbei mehrmals täglich injiziert und die Menge auch rasch gesteigert. Dies ist natürlich nur während eines Klinikaufenthaltes möglich. Diese schnelle Gewöhnung an das Allergen soll dabei innerhalb von drei Tagen erfolgen. Eine ganz normale SCIT dauert, wie oben bereits erwähnt, mindestens 3 Jahre.
Sublinguale Hyposensibilisierung
Die sublinguale Hyposensibilisierung (SLIT) ist eine weitere Form, um die Katzenhaarallergie zu behandeln. Diese Therapie erfolgt nicht durch Injektionen, sondern durch die Gabe von Tabletten. Diese enthalten chemisch modifizierte Allergene, sogenannte Allergoide.
Die SLIT wird als gut verträglich beschrieben und ist vor allem für Patientinnen und Patienten geeignet, die Injektionen kritisch gegenüberstehen. Sie ist auch für Kinder eine gute Möglichkeit, die Allergie zu lindern und vor allem einer Asthmaerkrankung entgegenzuwirken.
Hilfe aus der Naturheilkunde
In der Naturheilkunde wird die Katzenhaarallergie, wie jede andere Erkrankung, ganzheitlich betrachtet. Veranlagung, Ernährung, Umfeld, Aktivitäten werden beleuchtet und mit in die Behandlung einbezogen. So wird als Basis eine basenreiche Kost empfohlen, die reich an Gemüse und Obst und arm an tierischem Eiweiß ist. Auf eine ausreichende Trinkmenge in Form von Kräutertee oder stillem Wasser ist gleichermaßen zu achten.
Regelmäßige Entlastungstage und/oder eine Entgiftungskur, zweimal im Jahr, sind ebenso ein Teil der Allergietherapie. Des Weiteren wird eine ausführliche Stuhldiagnostik angefordert, um das Zusammenspiel der Darmbakterien genauer unter die Lupe zu nehmen. Ist hier ein Ungleichgewicht zu erkennen, wird dieses in einer ganz individuellen Therapie mit den geeigneten Darmbakterien und dazu eventuell noch weiteren Nahrungsergänzungen angeregt.
Ein gesunder Darm ist ein guter Schutz gegen das Auftreten von Allergien, auch einer Katzenhaarallergie. Die Akupunktur ergänzt das Ganze. Diese kann auch in Akutphasen Linderung bringen. Mittel aus der Homöopathie, wie zum Beispiel Apis mellifica, Calcium quercus, Luffa, Galphimia glauca, Arundo mauritanica und Euphrasia, werden mit Erfolg eingesetzt.
Bei einer Allergie sollte das Immunsystem nicht angefeuert, sondern moduliert werden – dies zum Beispiel mit der Einnahme von Colostrum. Des Weiteren helfen Schüßler Salze, Phytotherapie, Anthroposophische Medizin und die Eigenbluttherapie. Neben den genannten Therapiemöglichkeiten ist natürlich unbedingt auf die oben bereits aufgeführten Vermeidungsstrategien zu achten.
Zusammenfassung
Bei einer Katzenhaarallergie sollte unbedingt ein(e) Arzt/Ärztin oder Heilpraktiker(in) aufgesucht werden. Vermeidungsstrategien sind in jedem Fall unerlässlich. Die Naturheilkunde hat zur Akut- aber auch zur Ursachenbehandlung einige gute Therapiemöglichkeiten parat. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bettina Hauswald, Nhung Nguyen, Hans Boxberger, Thomas Zahnert, Ralph Mösges, Yury Yarin: Hyposensibilisierung und spezifische Immuntherapie bei Katzenhaarallergie, HNO Mitteilungen, 2. 56-59 (2015), (Abruf 18.10.2021), researchgate
- Susanne Waschke: Tierhalter im Dilemma, DHZ Praxis, 14(02): 10-15 (2019), (Abruf 18.10.2021), Thieme
- Wolfgang Hemmer: Kreuzreaktionen bei Haustierallergien, hautnah 14, 16–20 (2015), (Abruf 18.10.2021), Springer
- Prof. Dr. med. Dr. h.c. T. Zuberbier: Tierhaarallergie, (Abruf 18.10.2021), ECARF
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.