Knochen können sich endogen oder exogen infizieren. In jedem Fall handelt es sich um eine ernst zu nehmende Erkrankung. Denn eine Knocheninfektion kann dazu führen, dass das Knochengewebe abstirbt (nekrotische Infektion).
Inhaltsverzeichnis
Ursachen
Eine endogene Knocheninfektion ist oft eine Folgeerkrankung. Endogen bedeutet hier, dass die Infektion im Inneren des Körpers stattfindet. Die Erreger infizieren den Knochen über das Blut – oft befallen sie direkt das Knochenmark. Ist die körpereigene Abwehr durch einen Befall mit Viren oder Bakterien, durch Wunden oder chronische Krankheiten bereits geschwächt, können die Erreger ohne weiteres die Knochen erreichen. Typische Auslöser sind entzündete Mandeln oder eine Mittelohrentzündung.
Häufig unterschätzt und deshalb ein Gefahrenherd aus Fahrlässigkeit, sind entzündete und nicht behandelte Zähne. Viele Menschen gehen nicht regelmäßig zum Zahnarzt und schleppen eine Infektion an Zahn oder Zahnwurzel lange Zeit mit sich herum.
Eltern sollten hier besonders auf ihre Kinder achten: Die endogene Form der Knochenentzündung kommt nämlich wesentlich häufiger bei ihnen vor als bei Erwachsenen. Es versteht sich hoffentlich von selbst, dass die Eltern Mittelohr- und Zahnentzündungen der Kinder ärztlich behandeln lassen. Um eine Knocheninfektion zu vermeiden bzw. im Vorfeld zu bekämpfen, lassen sich Vorsorgeuntersuchungen durchführen.
Wo zeigt sich eine endogene Knocheninfektion?
Bei einer endogenen Knocheninfektion bilden die Erreger Abszesse an Knochen oder Knochenmark. Meist greift der Erreger indessen die Röhrenknochen an, bei Erwachsenen hingegen die Wirbelsäule. Wir sprechen dann von einer Spondylitis.
Infiziert sich das äußere Knochengewebe, heißt das Ostitis. Eine Knochenmarkentzündung nennen wir Osteomyelitis. Allerdings entzünden sich in der Regel sowohl Knochenmark wie äußeres Knochengewebe.
Der Erreger
Auslöser einer endogenen Infektion der Knochen sind meistens Bakterien, und hier vor allem Staphylokokken oder Streptokokken. Infektionen mit Viren oder Pilzen treten auch auf, sind aber selten.
Das Schweizer Medizinportal symptome.ch schreibt: „Unter dem Sammelbegriff MRSA vereinigt man Staphylococcus aureus-Stämme, die gegenüber diverser Antibiotika resistent sind. Bis heute (2010) hat man ca. 6.000 verschiedene Stämme entdeckt. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums steckten sich (im Jahre 2006) 400.000 bis 800.000 Patienten in Deutschland neu mit MRSA an. Da keine generelle Meldepflicht besteht und auch auf Totenscheinen nicht ausgewiesen wird, beruhen alle Angaben auf Schätzungen.
Durch diesen Umstand sind Angaben zur Mortalitätsrate sehr ungenau, zumal MRSA meist zusammen mit anderen Erkrankungen auftritt. Ökotest ermittelte für 2006 zwischen 20.000 bis 40.000 Todesfälle mit MRSA–Beteiligung, die NIDEP-2-Studie spricht ebenfalls von ca. 500.000 Infektionen mit 40.000 Todesfällen pro Jahr in Deutschland. Die Bakterie zersetzt Gewebe und erzeugt Eiter. Die Abbauprodukte wirken stark toxisch und sind zusätzlich wärme unempfindlich. Ähnlich einer Sporenbildung können Dauerstadien entstehen.“
Diese Staphylokokken können sich bei einer verschleppten Zahn- oder Zahnwurzelinfektion zum Beispiel im Kieferknochen festsetzen.
Vorsicht: Eine Knocheninfektion kann zu einer Blutvergiftung führen, und so tödlich enden.
Die Schäden an den Knochen sind manchmal irreparabel. Für Kinder sind diese Entzündungen deshalb gefährlich, weil die Infektion den wachsenden (!) Knochen attackiert. Wachstumsschäden können folgen.
Manchmal bildet sich zugleich eine Gelenksentzündung (Arthritis). Dann ist die Bewegung eingeschränkt, und die Schmerzen werden unerträglich.
Symptome
Eine Knocheninfektion zeigt sich darin, dass sich Eiter an der entzündeten Stelle bildet. Das Gewebe erwärmt sich und schwillt an. Fieber kann auftreten, muss aber nicht.
Bisweilen bilden sich Fisteln, das sind Verbindungsgänge mit infektiösem Gewebe. Bei Kindern können Wachstumsprobleme entstehen, wenn die natürlichen Wachstumsbereiche des Knochens angegriffen werden.
Exogene Knocheninfektion
Exogen heißt „von außen“. Der Erreger erreicht die Knochen hier nicht über den Blutkreislauf, sondern vor allem durch eine äußere Wunde. Für eine solche Infektion besteht eine erhöhtes Risiko bei offenen Brüchen, Splitterbrüchen, Operationen an Knochen, Schrauben oder Platten im Knochengewebe.
Das Risiko erhöht sich zudem, wenn das Immunsystem der Betroffenen sowieso schon geschwächt ist. Das kann zum Beispiel an einer Transplantation liegen, an Diabetes mellitus oder an einem Krebs.
Während Kinder häufiger unter endogenen Infektionen des Knochens leiden, sind Erwachsene mehr von der exogenen Variante betroffen. In den Industrieländern wurden exogene Entzündungen sehr zurück gedrängt: Diese verbreiten sich nämlich besonders durch unzureichende Hygiene.
Dennoch sollten Sie die Erkrankung nicht auf die leichte Schulter nehmen. Sie lässt sich schwer behandeln, und wenn sie sich einmal eingenistet hat, bricht sie oft erneut aus.
Akut oder chronisch?
Wir unterscheiden bei den Knochenentzündungen nicht nur zwischen endogen und exogen, sondern auch zwischen akut und chronisch. Je nachdem, wie lange die Probleme anhalten und wie sich äußern, definieren die Ärzte, um welche Infektion es sich handelt. Es gibt allerdings keine genauen Richtlinien für die Einstufung der Erkrankung als chronisch bzw. akut.
Generell treten bei einer akuten Entzündung die Schmerzen bereits nach drei oder vier Tagen auf. Die Bakterien, zum Beispiel hoch aggressive Staphylokokken, sind sehr virulent.
Die chronische Form verläuft dagegen langsamer und schwächer. Im Unterschied zum „Überfall“ der Erreger bei der akuten Infektion hat das Immunsystem die Bakterien teilweise erfolgreich bekämpft. Es hat zwar eine Art Kapsel um die
Bakterien gelegt, doch diese sind nicht abgestorben und vermehren sich in der Kapsel weiter. Typisches Symptom einer chronischen Knochenentzündung sind deshalb Fisteln, durch die der Eiter nach außen abläuft.
Es handelt sich hier jedoch keinesfalls um unterschiedliche Erkrankungen, sondern vielmehr um unterschiedliche Stadien der gleichen Infektion: Wer eine akute Knochenentzündung nicht auskuriert, bei dem wird sie spätestens nach zwei Wochen chronisch.
Wann zum Arzt?
Bei dem leisesten Verdacht auf eine Entzündung des Knochens sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen. Warten Sie nicht ab oder denken, die Beschwerden legen sich von allein. Von „allein“, also mit den Selbstheilungskräften des Körpers sorgen Sie vermutlich dafür, dass die akute Entzündung chronisch wird.
Die Gefahr, dass sich eine Sepsis bildet, ist wegen der Nähe der Knochen zum Blutsystem hoch. Eine Blutvergiftung verläuft nach wie vor häufig tödlich.
Umgekehrt lässt sich gerade bei Kindern eine Entzündung, die ja in der Regel Bakterienbefall bedeutet, mit Antibiotika sehr gut in den Griff kriegen. Eine Ausnahme sind die vom Schweizer Portal genannten Staphylokokken, die inzwischen resistente Stämme gebildet haben.
Tumore
Wer an Krebs leidet, ist wegen der Schwäche des Immunsystems anfällig für eine Infektion des Knochens. Das Gemeine an der Geschichte: Wer an einer Knocheninfektion leidet, ist umgekehrt besonders anfällig für bestimmte bösartige Tumore.
Nicht belegt ist allerdings ein Zusammenhang zwischen Knocheninfektion und Knochenkrebs. Wir wissen bis heute kaum etwas darüber, wie Knochenkrebs entsteht.
Morbus Paget und Ewing-Sarkom
Bei Morbus Paget baut sich das Knochengewebe unkontrolliert auf und ab. Aus dem pathologisch wachsenden Gewebe entwickelt sich in sehr seltenen Fällen (ein bis fünf Prozent der Betroffenen) Knochenkrebs. Die Krankheit betrifft vor allem Becken-, Oberarm- und Oberschenkelknochen. Es handelt sich gewöhnlich um eine Seniorenkrankheit.
Leicht mit einer Knochenentzündung zu verwechseln ist das Ewing-Sarkom. Es handelt sich um einen Krebs an Schienbein oder Oberschenkelknochen. Betroffen sind, auch das ist ungewöhnlich für einen Krebs, meist Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 15 Jahren.
Die Betroffene leiden an Fieber und spüren große Knochenschmerzen im entsprechenden Bereich. Diese Beschwerden treten ebenso bei einer Knocheninfektion auf.
Die Symptome ähneln sich so sehr, dass erst das Röntgenbild erkennen lässt, womit wir es zu tun haben. Das Ewing-Sarkom ist sehr gefährlich: Der Tumor zerstört erstens den Knochen, was bis zum Verlust des Gehvermögens führen kann. Zweitens gehört dieses Sarkom zu den Karzinomen, die besonders stark Metastasen bilden.
Aufgrund seiner leicht zu isolierenden Lage am Knochen lässt er sich jedoch im Frühstadium effektiv bekämpfen – Chemo- wie Strahlentherapie erwiesen sich als erfolgreich.
Eine Knochenentzündung lässt sich auch mit dem „braunen Tumor“ verwechseln, ein geläufiger Ausdruck für einen cystischen Knochentumor mit Einblutungen, der bei einer Überfunktion der Neben-Schilddrüse, entsteht, bei der sich Knochengewebe abbaut. Das Bindegewebe vermehrt sich und Blut fließt ein. Eine Geschwulst bildet sich, die durch das Blut eine braune Farbe annimmt. Es handelt sich aber nicht um Krebs, sondern um einen gutartigen Tumor.
Knochenrheuma
Knochenrheuma ist keine bakterielle Infektion, sondern gehört zum rheumatischen Formenkreis. Hier können Menschen an einer Knochenentzündung erkranken, ohne dass Bakterien, Viren oder Pilze beteiligt sind. Wir wissen zwar, dass die lebendigen Erreger nicht der Auslöser der Krankheit sind – die Ursache kennen wir indessen auch nicht.
Betroffen sind meist Kinder und Jugendliche, meist vom sechsten bis fünfzehnten Lebensjahr. Mädchen trifft es häufiger als Jungen, Erwachsene erkranken seltener. Die Krankheit zeigt sich vor allem in Schlüssel- und Schienbeinen, Oberschenkeln und Armknochen. Bisweilen leiden auch Wirbelsäule, Rippen und Becken.
Ein möglicher Hinweis sind auch bestimmte Komorbiditäten, vor allem Schuppenflechte oder die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn bzw. Colcitis ulcerosa.
Die Krankheit verläuft in Schüben, die Wochen, aber auch Monate anhalten können. Manchmal enden diese Schübe mit dem Ende der Pubertät.
Was macht der Arzt?
Die Symptome von Knochenrheuma, einer bakteriellen Knocheninfektion oder einem Knochentumor sind ähnlich. Deshalb untersucht der Arzt das Blut und nimmt sowohl eine Röntgen- wie MRT-Untersuchung vor. Wichtig ist auch eine Gewebeprobe, denn diese zeigt mit Sicherheit, ob es sich um einen lebendigen Erreger handelt.
Stellt der Arzt mittels MRT oder Röntgen fest, dass eine Entzündung vorliegt, aber alle Anzeichen einer bakteriellen Infektion fehlen, liegt der Verdacht auf Rheuma nahe.
Einfach ist diese Diagnose nicht. Oft vermutet der Arzt Knochenrheuma erst nach mehreren Tagen, wenn und weil die Antibiotika keine Wirkung haben. Patienten mit der Erkrankung bekommen daher oft erst spät die zutreffende Diagnose und eine geeignete Therapie.
Liegt der Befund vor, kann der Arzt „nur“ die Symptome behandeln. Ibuprofen oder Naproxen lindern die Schmerzen, in besonders schlimmen Fällen verschreiben Ärzte auch Cortison. (Somayeh Khaleseh Ranjbar, übersetzt und ergänzt von Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.: Knochenentzündung (Osteitis) (Abruf: 07.08.2019), orthinform.de
- Amboss GmbH: Osteomyelitis und Osteitis (Knochenmarkentzündung) (Abruf: 07.08.2019), amboss.com
- Merck and Co., Inc.: Osteomyelitis (Abruf: 07.08.2019), msdmanuals.com
- Mayo Clinic: Osteomyelitis (Abruf: 07.08.2019), mayoclinic.org
- National health Service UK: Osteomyelitis (Abruf: 07.08.2019), nhs.uk
- U.S. National Library of Medicine: Bone Infections (Abruf: 07.08.2019), medlineplus.gov
- Johns Hopkins Medicine: Osteomyelitis (Abruf: 07.08.2019), hopkinsmedicine.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.