Koronare Herzkrankheit – Symptome, Ursachen und Behandlung
Als Herz-Kreislauferkrankung gehört die koronare Herzkrankheit (KHK) mit zu den häufigsten Todesursachen in den Industrienationen. Die chronische Erkrankung zählt in Deutschland damit zu den sogenannten „Volkskrankheiten“ und ihr Auftreten nimmt mit dem Lebensalter zu. In den meisten Fällen ist eine Verengung der Herzkranzgefäße die Ursache. Eine dadurch auftretende Sauerstoffunterversorgung des Herzens führt zu Beschwerden und Herzschäden, die lebensbedrohlich werden können. Die Krankheit bleibt ein Leben lang bestehen, aber mit einer gezielten Behandlung kann ein dauerhaft guter Allgemeinzustand erreicht werden. Mehrere Risikofaktoren begünstigen die Entstehung einer KHK. Eine frühzeitige Vorbeugung spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle.
Inhaltsverzeichnis
Ein kurzer Überblick
Vor der detaillierten Beschreibung des Krankheitsbilds sind in der folgenden Übersicht zunächst die wichtigsten Symptome und Risikofaktoren aufgeführt. Denn das Wissen über das Vorliegen der Erkrankung und das richtige Verhalten in einem Notfall kann Leben retten.
Woran erkennt man eine koronare Herzkrankheit?
Obwohl es sich um eine ernst zu nehmende, chronische Erkrankung handelt, treten Beschwerden nicht dauerhaft und nicht bei jedem Betroffenen auf. Im Krankheitsverlauf kann es aber immer wieder zu unterschiedlich starken Symptomen kommen, meist in Belastungs- und Stresssituationen.
Hauptsächlich tritt eine Angina pectoris auf. Dabei kommt es zu anfallsartigen Engegefühlen und Schmerzen in der Brust, die auch in Hals, Kiefer, Arme oder Oberbauch ausstrahlen können sowie häufig Todesangst hervorrufen. Des Weiteren zeigen sich eher unspezifische Symptome wie:
- Atemnot (Dyspnoe),
- Blutdruckabfall (Hypotonie),
- Herzrasen (Tachykardie),
- Gesichtsblässe und Hautblässe,
- Schweißausbrüche („kalter Schweiß“),
- Übelkeit.
Risikofaktoren – wie kann man vorbeugen?
Für die Arteriosklerose (Arterienverkalkung), der Hauptursache für eine koronare Herzkrankheit, sind mehrere Risikofaktoren belegt, die teilweise von den Betroffenen beeinflusst werden können:
- Lebensalter (steigend),
- Geschlecht (männlich),
- Vererbung,
- Rauchen,
- Bewegungsmangel,
- Starkes Übergewicht (Adipositas),
- erhöhte Blutfette (Triglyceride),
- erhöhter Cholesterinspiegel (Hypercholesterinämie),
- erhöhtes Homocystein und Lipoprotein,
- Diabetes mellitus,
- Bluthochdruck (Hypertonie),
- psychische Belastung (Stress, Depression).
Bei der Vorbeugung spielen eine ausgewogene und gesunde Ernährung und ausreichend körperliche Bewegung eine zentrale Rolle. Auch der Verzicht auf Nikotin und Alkohol verringert das Krankheitsrisiko.
Was ist bei einem Notfall zu tun?
Der Schweregrad der Erkrankung hängt davon ab, wie stark die Gefäßverengungen sind und welche Gefäße beziehungsweise Gefäßstellen betroffen sind. Im Krankheitsverlauf bestehen Risiken für schwere und lebensbedrohliche Folgeerscheinungen wie zum Beispiel einen Herzinfarkt (Myokardinfarkt). Entgegen der chronischen Grunderkrankung spricht man in lebensbedrohlichen Situationen auch von einem akuten Koronarsyndrom.
Ist die Erkrankung bekannt, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden, was bei einem eintretenden Notfall zu tun ist. Auch die Angehörigen sollten darüber informiert sein und es ist ratsam, eine schriftliche Information bei sich zu führen, so dass auch Fremde in einer Notsituation über die vorliegende Erkrankung Kenntnis erlangen.
Um einen Notfall handelt es sich, wenn die oben genannten Beschwerden sehr stark sind und länger andauern beziehungsweise auch im Ruhezustand auftreten. Erste Wahl ist dann ein Nitro-Spray oder eine Nitro-Kapsel als schnell wirkendes Notfallmedikament. Weiterhin sollte umgehend der Rettungsdienst gerufen werden.
Definition
Die koronare Herzkrankheit wird auch als ischämische Herzkrankheit bezeichnet, da die Erkrankung meistens durch Minderdurchblutung (Ischämie) des Herzens infolge verengter Herzkranzgefäße (Koronararterien) verursacht wird. Wie der Name besagt, liegen diese Gefäße wie ein Kranz um das Herz und versorgen dieses mit Blut und dem darin mitgeführten Sauerstoff. Fett- und andere Einlagerungen (Plaques) an den Innenwänden dieser arteriellen Gefäße führen zu einer Verengung, so dass die Blutversorgung des Herzens beeinträchtigt wird. Hierbei spricht man von einer Arterienverkalkung (Atherosklerose), die häufigste Form der Arteriosklerose. Dieser Ursache zufolge wird die KHK als Manifestation der Arteriosklerose an den Herzkranzarterien definiert. Daneben bestehen noch weitere Definitionen, die sich auf andere mögliche Ursachen beziehen.
Symptome
Beschwerden treten nicht immer auf und auch nicht mit gleicher Intensität. Zu Krankheitsbeginn treten Symptome häufig nur unter körperlicher Anstrengung und erhöhtem Sauerstoffbedarf des Herzens auf. Mit einem Fortschreiten der Erkrankung beziehungsweise der Gefäßverengung treten die Beschwerden dann grundsätzlich vermehrt auf.
Das Leitsymptom und meist auch die Hauptbeschwerde ist die, durch Durchblutungsstörung des Herzens verursachte, Angina pectoris. Diese sogenannte „Brustenge“ geht zumeist anfallsartig mit einem flächenhaften Schmerz in der Brust einher. Die Beschwerden können aber auch in andere Bereiche (Hals, Kiefer, Arme und Oberbauch) ausstrahlen sowie ein Beklemmungsgefühl und Todesangst hervorrufen.
Bei der Symptomatik einer Angina pectoris wird zwischen einer stabilen und instabilen Form unterschieden. Eine stabile Angina pectoris liegt vor, wenn die Beschwerden des Patienten regelmäßig durch eine bestimmte körperliche oder psychische Belastung hervorgerufen werden, nur kurz andauern und sich im Ruhezustand wieder bessern beziehungsweise das Medikament Nitroglycerin eine schnelle Linderung verschafft. Nach der „Canadian Cardiovascular Society” werden außerdem, abhängig von der individuellen Belastungstoleranz, vier verschiedene Schweregrade der stabilen Angina pectoris unterschieden.
Eine instabile Angina pectoris hingegen ist durch Anfälle gekennzeichnet, die auch im Ruhezustand auftreten und zunehmend häufiger, länger und stärker sind. Diese Form ist einem akuten Koronarsyndrom zuzuordnen und bedeutet eine unmittelbare Lebensbedrohung für die Erkrankten.
Krankheitssymptome können aber auch ganz fehlen (asymptomatische KHK) oder es zeigen sich eher unspezifische Beschwerden, wie:
- Atemnot (Dyspnoe),
- Blutdruckabfall (Hypotonie),
- Herzrasen (Tachykardie),
- Gesichts- und Hautblässe,
- Schweißausbrüche („kalter Schweiß“),
- Übelkeit.
Als schwerwiegende Folgeerscheinungen der koronaren Herzkrankheit sind Herzrhythmusstörungen und eine allmähliche Herzschwäche (Herzinsuffizienz) bekannt, die zu einer Mangelversorgung des Gesamtorganismus mit Blut führen. Anzeichen hierfür sind Atemnot, nachlassende körperliche Belastbarkeit, Wasseransammlung in Armen und Beinen und häufiges nächtliches Wasserlassen (Nykturie). Des Weiteren kann es zum Herzinfarkt (Myokardinfarkt) oder plötzlichen Herztod kommen.
Ursachen
In den meisten Fällen sind verschiedene Ursachen für die Entstehung einer KHK verantwortlich. Als Hauptursache der koronaren Herzkrankheit gilt die Atherosklerose beziehungsweise die Arteriosklerose, wobei andere Ursachen zumeist in Kombination mit einer Arteriosklerose auftreten. Die gefährliche Verengung der Blutbahnen bei einer Arteriosklerose entsteht durch entzündliche Prozesse, die Vernarbungen an den geschädigten Gefäßwänden mit Einlagerungen von Eiweißen, Blutfetten und Kalkteilchen hinterlassen. Dieser Prozess findet auch in anderen Körperregionen statt, aber das Herz ist oft schon frühzeitig betroffen.
Risikofaktoren
Für die Arteriosklerose gibt es eine Reihe von Risikofaktoren, die sich darin unterscheiden ob sie beeinflussbar sind oder nicht.
Als nicht beeinflussbare Faktoren gelten steigendes Lebensalter, Geschlecht und Vererbung. In Deutschland erkranken etwa 7 Prozent der Frauen und etwa 10 Prozent der Männer im Laufe ihres Lebens an einer KHK. Das erblich bedingte Risiko bezieht sich auf das Auftreten von Gefäßverengungen bei Verwandten ersten Grades (männlich vor dem 55. Lebensjahr, weiblich vor dem 65. Lebensjahr).
Folgende Faktoren, die das Risiko für eine KHK erhöhen, sind hingegen beeinflussbar oder behandelbar:
- Rauchen,
- Bewegungsmangel,
- starkes Übergewicht (Adipositas) durch falsche und ungesunde Ernährung,
- erhöhte Blutfette (Triglyceride) aufgrund einer Störung des Fettstoffwechsels (Hyperlipidämie),
- erhöhter Cholesterinspiegel (Hypercholesterinämie),
- Diabetes mellitus,
- Bluthochdruck (Hypertonie),
- psychische Belastungen (Stress, Depressionen),
- erhöhte Werte für Homocystein oder Lipoprotein (selten und noch ungeklärt).
Der Vermeidung der obenstehenden Risiken und deren Folgen kommt für die Krankheitsprävention eine große Bedeutung zu. Vorbeugungsmaßnahmen für eine KHK sind demnach eng mit dem Krankheitsbild der Arterienverkalkung verknüpft.
Diagnose
Wichtige Hinweise für die ärztliche Diagnostik liefert zunächst die Patientenbefragung (Anamnese). Hierbei sollten mögliche Vorerkrankungen (insbesondere Diabetes mellitus), Medikamenteneinnahmen, Lebensgewohnheiten (Ernährung, Nikotin- und Alkoholkonsum, Bewegung, Stress und andere Belastungssituationen), Risikofaktoren und das genaue Beschwerdebild erfasst werden.
Im Weiteren folgen eine allgemeine körperliche Untersuchung (unter anderem Größe, Gewicht, Blutdruck, Herzton) und zumeist auch eine Blutuntersuchung, um andere Ursachen für einen vorliegenden Brustschmerz auszuschließen. Weisen die Laborergebnisse der Blutprobe spezifische Enzyme (zum Beispiel Troponin) nach, ist eine Durchblutungsstörung des Herzens und ein Abstreben von Herzmuskelzellen wahrscheinlich.
Bei der hausärztlichen Untersuchung sollte das persönliche Risiko für eine koronare Herzkrankheit möglichst präzise erfasst werden. Nach dem Prinzip des „Marburger Herz-Score“ werden nach einem einfachen Punktesystem fünf Merkmale abgefragt. Die Punktzahl von null bis fünf gibt Aufschluss über die Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer KHK, wobei eine hohe Punktzahl gleichbedeutend mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ist.
Liegt nach diesen Erstuntersuchungen der Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit nahe, werden in der Regel weitere kardiologische Untersuchungen veranlasst.
Elektrokardiogramm (EKG)
Mittels eines Elektrokardiogramms wird über Elektroden die Aktivität des Herzens aufgezeichnet. Ergebnisse der sogenannten EKG-Kurve geben Aufschluss über Herzrhythmus und Herzfrequenz und es lassen sich indirekte Aussagen zur vorliegenden Herzstruktur und deren Veränderungen treffen. Bei dieser Untersuchung gibt es drei Formen: das Ruhe-EKG, das Belastungs-EKG und das Langzeit-EKG. Für die Diagnose einer koronaren Herzkrankheit sind vorrangig das Ruhe- und Belastungs-EKG wichtig. Ein normales Ergebnis schließt eine KHK aber nicht aus.
Herz-Ultraschall (Echokardiographie)
Die Ultraschalluntersuchung konzentriert sich auf die Beschaffenheit und Funktion des Herzens. Die Herzkammern, die linke Herzmuskelwand und mögliche Störungen in Aufbau und Funktion lassen sich gut erkennen. Mit dieser Untersuchung, im Ruhe- oder Stresszustand, können das Herz und mögliche Durchblutungsstörungen genau beurteilt werden. Auch andere Herzkrankheiten, die nicht selten zusätzlich zu einer koronaren Herzkrankheit bestehen, können festgestellt werden.
Zeigen die Ergebnisse dieser Untersuchung eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine KHK, das heißt das persönliche Risiko liegt über 85 Prozent, sollte sofort mit einer Behandlung begonnen werden. Ist das geschätzte Risiko geringer (15 bis 85 Prozent) sollten für eine abschließende Diagnose noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Mögliche Verfahren, die hierbei zum Einsatz kommen, umfassen die Myokardszintigraphie (bildliche Darstellung der Durchblutung des Herzmuskels), die Magnetresonanztomographie (MRT) und die Computertomographie (CT-Koronarangiographie). Letzteres Verfahren stellt gegenüber dem invasiven Herzkatheter eine gleichwertige und risikoärmere Alternative bei der Diagnostik dar, wird aber nicht immer angewandt.
Ist ein Herzkatheter notwendig?
Die Untersuchung mittels eines Herzkatheters ist mit Risiken verbunden. In bestimmten Fällen kann eine Herzkatheter-Untersuchung wichtig sein, um weitere Behandlungsschritte zu planen oder gegebenenfalls eine Behandlung zeitgleich durchzuführen. Sie ist aber nicht in jedem Fall notwendig. Eine ausführliche Aufklärung über die individuellen Behandlungsmöglichkeiten sollte erfolgen, bevor die Entscheidung für oder gegen einen Herzkatheter getroffen wird. Generell ist ein Herzkatheter nicht notwendig, wenn eine Operation ausgeschlossen ist oder eine ausschließlich medikamentöse Behandlung angestrebt wird.
Behandlung
Eine chronische koronare Herzkrankheit kann man nicht heilen. Aber es ist möglich, mit einer entsprechenden Behandlung die Beschwerden zu lindern, Folgeerkrankungen vorzubeugen und das Leben zu verlängern. Vorrangiges Ziel ist es, das Herz zu entlasten und die Durchblutung zu verbessern. Jeder Behandlung sollte ein gesunder Lebensstil zugrunde liegen. Eine ausgewogene und fettarme Ernährung, ausreichend körperliche Bewegung, Verzicht auf Rauchen und möglichst wenig Stress beugen nicht nur einer Arterienverkalkung und damit einer KHK vor, sondern stellen die Basis für einen guten Behandlungserfolg und die Linderung der Beschwerden.
Darüber hinaus sind Medikamente ein fester Bestandteil der Behandlung, entweder allein oder in Kombination mit sogenannten Stents oder einer Bypass-Operation.
Medikamente
Unabhängig davon ob Beschwerden vorhanden sind oder nicht kommen meist zwei Medikamente zum Einsatz. Sogenannte Plättchen-Hemmer (Thrombozyten-Aggregations-Hemmer) verhindern Anlagerungen von Blutplättchen in den Herzkranzgefäßen und Cholesterin-Senker (Statine) wirken sich günstig auf die Blutfettwerte aus und reduzieren somit die Entstehung von Plaques in den Gefäßen. Statine senken nicht nur den Risikofaktor Cholesterin sondern schützen auch die Gefäßinnenwände. Die Einnahme dieser Medikamente reduziert bei KHK nachweislich das Risiko für einen Herzinfarkt oder Herztod. Zusätzlich werden bei einigen Erkrankten blutdrucksenkende Mittel wie zum Beispiel Betablocker, Sartane oder ACE-Hemmer eingesetzt.
Auch gibt es Medikamente (Nitrate), die akute Beschwerden sofort lindern, indem Blutgefäße erweitert werden und sich dadurch die Blutversorgung des Herzens verbessert. Diese sind meist in Form von Nitro-Spray oder als Nitro-Kapsel erhältlich und sollten bei einem Angina pectoris Anfall sofort eingesetzt werden.
Halten die Beschwerden trotz der Einnahme dieser Medikamente an, können Stents oder eine Bypass-Operation in Frage kommen. Welches Vorgehen besser geeignet ist, hängt vor allem von Begleiterkrankungen und dem Ausmaß der Gefäßverengung ab.
Stents
Stents sind dünne Stützröhrchen aus Drahtgeflecht, die verengte Blutgefäße offen halten sollen für eine bessere Durchblutung. Über einen Führungskatether wird ein Stent in die Herzkranzarterie vorgeschoben und an der verengten Stelle platziert. In jedem Fall sollten Stents mit der Einnahme entsprechender Medikament verbunden werden, um das Risiko für einen Herzinfarkt zu senken und die Lebenserwartung zu erhöhen. Sollte es zu einem Notfall kommen, wie zum Beispiel einem Herzinfarkt, werden in dieser Situation oftmals Stents eingesetzt.
Bypass-Operation
Das Wort „Bypass“ bedeutet im Englischen „Umgehung“ und beschreibt wie bei einer Operation am offenen Herzen verengte Blutgefäße mit körpereigenem Gewebe (Venen oder Arterien) überbrückt werden. Es konnte belegt werden, dass eine Bypass-Operation die Beschwerden zumeist anhaltender lindert als Stents. Allerdings ist eine Operation mit höheren Risiken verbunden und die benötigte Erholungszeit ist in den meisten Fällen länger. Nach der Operation müssen zusätzlich dauerhaft Medikamente eingenommen werden.
Naturheilkundliche Behandlung
Neben der oben genannten klassischen Behandlung einer koronaren Herzkrankheit können begleitend und unterstützend auch Naturheilverfahren angewandt werden. Alternative Therapien konzentrieren sich dabei vorwiegend auf die Behandlung der Arteriosklerose. Da die Erkrankung meist erst im fortgeschrittenen Stadium Beschwerden verursacht, kommt der Prävention eine besondere Bedeutung zu. Sind ein oder mehrere der oben aufgeführten Risikofaktoren bekannt, sollten die Betroffenen (eigenständig oder unter naturheilkundlicher Anleitung) dementsprechend ihre Ernährung und Lebensweise frühzeitig anpassen. Die Naturheilkunde bietet hier Ernährungskonzepte und Bewegungstherapien.
In der Naturheilpraxis können die Antlitz-, Augen- oder Dunkelfelddiagnostik ergänzende Hinweise zum Gesundheitszustand geben und bei der Behandlung berücksichtigt werden. Zahlreiche Möglichkeiten aus der Naturheilkunde stehen zudem zur Verfügung, um beispielsweise eine allgemeine Stärkung der Konstitution zu erreichen sowie die Herz-Kreislauffunktion zu regulieren. Diese Methoden können die konventionelle medikamentöse Behandlung nicht ersetzen, aber wirksam unterstützen.
Bei den Heilpflanzen wird in der Prävention Knoblauch verwendet, da dieser den Fettspiegel senkt und zu einer Gefäßerweiterung führt. Auch Weißdorn (Crataegi folia) wird häufig in der alternativen Therapie eingesetzt, um die Koronargefäße zu erweitern und die Herzleistung zu verbessern. In der Homöopathie werden zumeist Konstitutionsmittel und Komplexmittel verabreicht, die Schmerzen und Krämpfe lindern sollen. Bei Angina pectoris und Koronarkrämpfen ist häufig Bischofskraut (Ammi visnaga), auch Khella genannt, ein Bestandteil.
Auch Schüßler-Salze werden zur ergänzenden Therapie bei der KHK immer wieder eingesetzt. Zusätzlich können Entspannungsmethoden helfen, Stress abzubauen, und für Herzpatienten angstlösend wirken.
Aktueller Forschungsstand
Bis heute ist das Verständnis über die komplexe Entstehung von Arteriosklerose unzulänglich und auch die definierten Risikofaktoren sind nicht umfassend genug. Neben den bereits bekannten Risiken gibt es, zusammen mit bestimmten genetischen Voraussetzungen, noch weitere krankheitsauslösende Faktoren. Auch sind beispielsweise Infektionen und pathogene Umweltgifte bislang nicht ausreichend berücksichtigt in der Ursachenforschung.
Einer neuen Theorie zufolge wird die bisherige Lehrmeinung zu Arteriosklerose in Frage gestellt. Professor Haverich, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), ist davon überzeugt, dass die Fettablagerungen nicht aus dem Blut stammen, sondern Überreste abgestorbener Zellen der Gefäßwand sind. In einem Artikel der Fachzeitschrift „Circulation“ vertritt er seine Ansicht und erklärt, dass Versorgungsstörungen der Arterienwand zu Ablagerungen in der Gefäßinnenwand führen und die Arterienverkalkung auslösen, die für die koronare Herzkrankheit in den meisten Fällen ursächlich ist. (jvs, cs)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Steffel, Jan / Luescher, Thomas: Herz-Kreislauf, Springer, 2. Auflage, 2014
- NVL-Programm von BÄK, KBV, AWMF: S3 Nationale Versorgungsleitlinie Chronische KHK, Stand: April 2019, Leitlinien-Detailansicht
- Berufsverband Deutscher Internisten e.V.: Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Abruf: 10.07.2019), internisten-im-netz.de
- Noble, Alan / Johnson, Robert / Thomas, Alan / u.a.: Organsysteme verstehen - Herz-Kreislauf-System: Integrative Grundlagen und Fälle, Urban & Fischer Verlag / Elsevier GmbH, 2017
- Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin: Koronare Herzkrankheit - Übersicht (Abruf: 10.07.2019), patienten-information.de
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Koronare Herzkrankheit (Abruf: 10.07.2019), gesundheitsinformation.de
- Deutsche Herzstiftung e. V.: Was genau ist eigentlich eine KHK? (Abruf: 10.07.2019), herzstiftung.de
- Herold, Gerd: Innere Medizin 2019, Selbstverlag, 2018
- Mayo Clinic: Coronary artery disease (Abruf: 10.07.2019), mayoclinic.org
- National Heart, Lung, and Blood Institute (NHLBI): Ischemic Heart Disease (Abruf: 10.07.2019), nhlbi.nih.gov
Wichtiger Hinweis:
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