Eine Kreuzallergie wird auch Kreuzreaktion genannt. Hierbei reagieren die Betroffenen nicht nur auf einen bestimmten Stoff, Allergen genannt, sondern auch auf verwandte Allergene, die ähnlich sind. Ein Beispiel dafür ist die Birkenpollenallergie. Das auslösende Allergen ähnelt nämlich einem Protein, das in manchen Äpfeln enthalten ist, und somit reagieren Betroffene auch nach dem Genuss von bestimmten Apfelsorten mit allergischen Symptomen.
Vor allem Heuschnupfen-Geplagte leiden beim Genuss von bestimmten Nahrungsmitteln wie zum Beispiel rohen Tomaten unter einem unangenehmen Kribbeln im Mund. Dabei handelt es sich nicht um zwei verschiedene Allergien, sondern um eine Kreuzallergie.
Inhaltsverzeichnis
„Verwechslung“ der Allergene
Bei Erwachsenen und Jugendlichen sind Nüsse, Früchte und Gemüse die Hauptauslöser für Nahrungsmittelallergien und diese sind häufig mit Pollenallergien gekoppelt. Das lässt sich folgendermaßen erklären: die Pollenallergene und die der Nahrungsmittel ähneln sich stark und somit entsteht eine Art „Verwechslung“.
Pollenallergien nehmen zu und deshalb steigt auch die Zahl der assoziierten Nahrungsmittelallergien. Die Betroffenen reagieren auf Pollen und zusätzlich auf bestimmte Nahrungsmittel mit allergischen Symptomen – einer Kreuzallergie.
Kreuzreaktionen innerhalb verschiedener Pollenarten
Die häufigsten Allergenarten in Deutschland sind Pollen windbestäubter Gräser, Kräuter und Bäume. Unter den Pollen besteht eine große biologische Ähnlichkeit, sodass dies zu den verschiedensten Kreuzallergien führen kann. So reagieren Birkenpollenallergiker gerne auch auf Pollen von Erle und Hasel. Dies macht verständlich, weshalb Heuschnupfen-Geplagte nicht nur auf ein Allergen, sondern auch auf weitere reagieren.
Kreuzreaktionen zwischen Pollen und Nahrungsmitteln
Die Kreuzallergien zwischen Pollen und Nahrungsmitteln werden Pollen-assoziierte Nahrungsmittelallergien genannt. Diese werden in den folgenden Zeilen näher beschrieben.
Kreuzallergie Syndrome
Zusammen gleichzeitig auftretende Symptome werden als Syndrome bezeichnet. Im Rahmen der Kreuzallergien sind vor allem zwei Syndrome zu erwähnen. Im Zusammenhang mit den Kreuzreaktionen wurde festgestellt, dass außerhalb der Pollensaison die „gefährlichen“ Nahrungsmittel besser vertragen werden.
Birkenpollen-Nuss-Kernobst-Syndrom
Kreuzallergien, assoziiert mit Äpfeln und Haselnüssen, kommen häufig vor – und dies in Zusammenhang mit der Birkenpollenallergie. Weitere mögliche Kreuzallergene sind hier noch Mandeln, Pfirsiche, Kirschen, Sellerie und Karotten.
Bei dem Verzehr von Äpfeln sind nicht alle Sorten gleich „schlimm“. So sind die Sorten Boskop und Gloster weniger allergen als Granny Smith, Golden Delicious und Jonagold. Des Weiteren werden in der Regel geschälte Äpfel besser vertragen, weil der allergene Anteil vor allem direkt unter der Schale steckt. Manche Betroffene vertragen nur rohe Äpfel nicht, aber bei gedünsteten haben sie kein Problem.
Bei Haselnüssen lässt sich durch eine Weiterverarbeitung die Allergenbelastung nicht ändern. Sie enthalten hitzestabile Allergene, die sich durch Kochen oder Backen kaum verändern. Deshalb ist Vorsicht bei Kuchen, Schokolade, Gebäck und Aufstrichen geboten – enthaltene Nüsse können zu Symptomen führen, die mitunter heftig sind.
Beifuß-Sellerie-Gewürz-Syndrom
Die nächste wichtige Kreuzallergie ist das Beifuß-Sellerie-Gewürz-Syndrom. Wer auf Beifuß allergisch reagiert, könnte vor allem durch den Genuss von Sellerie und Karotten ebenfalls Symptome zeigen. Häufig werden die Karotten dabei besser vertragen.
Vorsicht jedoch bei Sellerie – egal ob dieses Gemüse roh oder gekocht ist. Wer eine Sellerieallergie entwickelt, kann mitunter schwere Beschwerden entwickeln. Sellerie zu entgehen ist auch gar nicht so einfach, da dies in vielen Gewürzmischungen, Fertigprodukten und Saucen enthalten ist.
Wer an einer Beifußpollenallergie leidet, den begleitet häufig auch die Kreuzallergie mit den Gewürzen wie Chili, Paprika, Dill, Oregano, Basilikum und Koriander.
Weitere Kreuzreaktionen
Neben den Pollenallergien, die mit verschiedenen Kreuzreaktionen einhergehen, existieren noch weitere Kreuzallergien. Dazu gehören die Allergien auf Latex, Tierhaare und Hausstaubmilben. So reagieren Betroffene, die an einer Latexallergie leiden, auf den Verzehr von Bananen, Avocados, Kartoffeln, Tomaten, Kiwis und Ananas.
Tierhaare sind assoziiert mit Kuhmilch, Fleisch, Geflügel, Ei und Innereien. Bei Hausstaubmilben kommen Kreuzallergien mit Schalen- und Krustentieren vor. Der Ficus benjamina ist eine sehr beliebte Zimmerpflanze, bei der eigentlich niemand an eine Allergie denkt. Die Arbeitsgruppe Nahrungsmittelallergie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie hat festgestellt, dass dieser Baum Allergene in die Raumluft abgibt und sich daraus eine Inhalationsallergie entwickeln kann. Diese Art der Allergie kann im weiteren Sinne eine Kreuzallergie mit Feigen erzeugen.
Des Weiteren können die einzelnen Nahrungsmittelallergene miteinander interagieren. So sind Kreuzreaktionen innerhalb von Nussarten, zwischen Kuh- und Ziegenmilch und zwischen Kabeljau und anderen Fischarten und ebenso zwischen den verschiedensten Krustentieren möglich.
Symptome
Neben den durch die Pollen ausgelösten Beschwerden, wie Jucken, Niesen, Schnupfen, geschwollene Augen und Halsschmerzen, können folgende Symptome auftreten. Diese treten in der Regel bei Nahrungsmitteln direkt nach dem Verzehr oder bis zu zwei Stunden später auf. Der Befall der Mundschleimhaut ist recht typisch für eine Kreuzallergie. Dabei entstehen Brennen, Juckreiz, Schwellungen und Bläschenbildung an Lippen, in Mund und Rachen.
Ist die Haut betroffen, reagiert diese mit Schwellung, Quaddelbildung, Rötung und Juckreiz. Sind Nahrungsmittel im Spiel, kann der Magen-Darm-Trakt Symptome zeigen. Diese sind Krämpfe, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Die Atmungsorgane können mit einem allergischen Asthma reagieren und das Herz-Kreislauf-System im schlimmsten Fall mit einer Anaphylaxie.
Diagnose
Um eine Kreuzallergie zu diagnostizieren, sind verschiedene Untersuchungen möglich und wichtig. Zuerst erzählen die Betroffenen im Rahmen einer Anamnese ausführlich von ihren Beschwerden. Wichtig dabei ist, wann, wodurch und wie massiv diese sind. Hilfreich dabei ist ein Ernährungs- und Symptomtagebuch. Des Weiteren werden verschiedene Hauttests und/oder Blutuntersuchungen durchgeführt.
Pricktest
Beim Pricktest werden allergenhaltige Lösungen auf die Haut getropft und diese dann, wie der Name sagt (prick = Stich), mit einer Lanzette leicht eingeritzt. Somit gelangt das Allergen in die Haut. Die aufgetropften Lösungen enthalten standardisiert industriell gefertigte Präparate, die die verschiedensten Allergene enthalten.
Zusätzlich wird auch immer auf eine Stelle nur eine wässrige und auf eine andere eine histaminhaltige Lösung eingebracht. Bei der ersten darf keine, bei der zweiten sollte dabei eine Reaktion eintreten. Auf der Haut zeigen sich im Falle einer Allergie Juckreiz, Rötung und Quaddeln.
Prick-zu-Prick-Test
Der Ablauf des Prick-zu-Prick-Tests ist dem normalen Pricktest gleich, nur dass hierbei keine standardisierten Lösungen verwendet werden, sondern echte Nahrungsmittel.
Intrakutantest
Der Intrakutantest ist ebenso ein Hauttest. Dabei werden jedoch die allergenhaltigen Lösungsmittel nicht per Ritzen in die Haut gebracht, sondern mit einer ganz feinen Spritze oberflächlich in die Haut injiziert. Mit diesem Test steigt das Risiko einer heftigeren allergischen Reaktion. Deshalb dürfen Betroffene dabei nicht gleich im Anschluss die Arztpraxis verlassen, sondern werden noch eine Zeit lang überwacht.
Reibetest
In manchen Fällen genügt es, die Allergene in die Haut einzureiben oder diese einfach auf der Haut zu fixieren. Dies ist zum Beispiel bei Tierhaaren der Fall. Die Reaktion ist spätestens nach zwanzig Minuten zu erwarten.
Bluttest
Der Körper bildet sogenannte IgE Antikörper, wenn er allergisch reagiert. Produziert der Körper mehr als normal davon, so ist an eine Allergie oder auch an Parasiten zu denken. Dabei wird der Gesamtwert IgE betrachtet. Jedoch können auch spezifische IgE Werte gegen spezifische Allergene im Blut ermittelt werden. Die erhöhten Antikörper sagen jedoch nichts über die Symptome aus.
Provokationstest
Beim Provokationstest wird, wie der Name schon vermuten lässt, eine Reaktion provoziert, also gezielt herbeigerufen. Die Betroffenen bekommen eine kleine Menge des Allergens verabreicht und werden dann anschließend engmaschig überwacht. Dieser Test muss deshalb auch im Krankenhaus stattfinden.
Bei dem Test wird die orale Provokation von der nasalen und der inhalativen unterschieden. So werden entweder Nahrungsmittel verabreicht, das Allergen in die Nase eingebracht oder als Inhalat zum Einatmen verabreicht. Wichtig, wie bereits erwähnt, ist die ständige ärztliche Kontrolle. Häufig werden die Testpersonen über ein paar Tage hinweg stationär betreut.
Therapie
Die Therapie der Kreuzallergien ist dieselbe wie bei jeder Allergie. So steht die Allergenkarenz an erster Stelle. Bei einer Kreuzreaktion auf ein Nahrungsmittel ist dieses zu meiden, vor allem aber in der Pollenzeit. Wer auf die Auslöser gar nicht verzichten möchte, kann diese, wenn möglich, dünsten oder kochen.
Dies ist jedoch nicht bei allen Allergenen möglich. Wie eingangs bereits erwähnt bringt bei Nüssen das Backen und Kochen so gut wie nichts. Eventuell ist das Hinzuziehen eines Ernährungsspezialisten vonnöten.
Um die Symptome zu behandeln, werden Nasensprays, Augentropfen und Antiallergika verordnet. Leiden die Betroffenen unter schweren allergischen Reaktionen, sollten diese stets ein Notfallset bei sich tragen. Dieses enthält in der Regel einen Adrenalinautoinjektor, ein Kortikosteroid und ein Antihistaminikum.
Bei Allergien auf Insektengift, Hausstaubmilben, Pollen oder einer Tierhaarallergie ist die Hyposensibilisierung eine Möglichkeit. Diese kann dabei helfen, die Beschwerden zu mildern und die Schwere der Allergie zu reduzieren. Die Behandlung hat auch einen präventiven Effekt – sie soll verhindern, dass sich weitere Allergien entwickeln.
Bei der Hyposensibilisierung wird den Betroffenen das Allergen in kleinsten Dosen in festgelegten Abständen per Spritze zugeführt. Die Patientinnen beziehungsweise Patienten sollen nach der Injektion noch etwas in der Arztpraxis bleiben, um bei eventuellen schwereren allergischen Reaktionen sofort behandelt werden zu können.
Mit der Hyposensibilisierung, auch Desensibilisierung oder spezifische Immuntherapie (SIT) genannt, wird der Körper ganz langsam an das Allergen gewöhnt. Die Behandlung dauert jedoch Jahre. Ob die Hyposensibilisierung auch eine positive Auswirkung auf die Kreuzallergie hat, ist jedoch leider noch nicht ausreichend geklärt.
Naturheilkunde
In der Naturheilkunde wird bei einer Allergie, so wie bei jeder Erkrankung, der Mensch als ein Ganzes betrachtet. Psychische Belastungen, Arbeitsumfeld, genetische Disposition, Ernährung, die Beschaffenheit der Darmflora, Nährstoffmangel, bisherige Krankheiten, Medikamente, hormonelle Störungen und eine Belastung durch Schwermetalle sind dabei zu bewerten.
Dies sind wichtige Dinge, die in der Naturheilkunde abgeklärt und näher beleuchtet werden. Eine ausführliche Anamnese, ein Stuhltests, ein Urintest, Speicheltest und eventuell noch bestimmte Blutuntersuchungen helfen dabei, der Ursache für die Kreuzallergie näher zu kommen. Wichtig ist vor allem der Darm. Ist die Darmflora nicht in ihrem Gleichgewicht, so entwickeln sich auch leichter Allergien.
Die davon Betroffenen bekommen Empfehlungen zur Einnahme bestimmter physiologischer Darmbakterien, die den Darm und dessen Schleimhaut wieder ins Gleichgewicht bringen sollen. Liegt eine Entzündung vor, wird zuerst mit geeigneten Mitteln, wie zum Beispiel Kurkuma, Weihrauch, Myrrhe, L-Glutamin und Vitamin B, die Darmbarriere aufgebaut.
Ein gesunder Darm ist in der Naturheilkunde die Voraussetzung für eine erfolgreiche Allergiebehandlung. Weitere Therapiemethoden sind Akupunktur, orthomolekulare Medizin, Schüßler-Salze und Phytotherapie.
Tipps
Wer an einer Kreuzallergie leidet, sollte stets beim Kauf von Nahrungsmitteln genau das Kleingedruckte lesen. Mittlerweile existieren auch Apps, die sehr hilfreich dabei sind. Wie bereits erwähnt werden Obst und Gemüse am besten erhitzt. Bei manchen Betroffenen reicht das Schälen aus.
Allergiker sollten auch wissen, dass Stress, Alkohol, Sport und Medikamente allergische Reaktionen verstärken können. Eventuell werden bei manchen Betroffenen die „gefährlichen“ Lebensmittel außerhalb der Pollenzeit besser vertragen. Das Internet hat viele Listen parat, die die verschiedenen Kreuzallergien aufzeigen. Dies ist beim Einkaufen sehr hilfreich.
Eine Allergie zu diagnostizieren ist die eine Sache, sie zu behandeln und die Symptome zu mildern eine andere. Da diese Erkrankung äußerst vielseitig ist und viele Faktoren ineinandergreifen, machen die Betroffenen häufig einen langen Leidensweg durch. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Margot Henzgen, Stefan Vieths, Imke Reese, Stephan Erdmann, Thomas Fuchs, Lothar Jäger, Jörg Kleine-Tebbe, Ute Lepp, Bodo Niggemann, Joachim Saloga, Ines Vieluf, Torsten Zuberbier,Thomas Werfel: Leitlinie der Arbeitsgruppe Nahrungsmittelallergie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAI) und des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen, (Abruf 15.10.2021), dgaki
- Werner J. Heppt, Claus Bachert: Praktische Allergologie, Thieme, 2010
- Blanca E. García, M. T. Lizaso: Cross-reactivity Syndromes in Food Allergy, in J Investig Allergol Clin Immunol 2011; Vol. 21(3): 162-170, (Abruf 15.10.2021), researchgate
- Regina Treudler, Ludger Klimek: Allergen immunotherapy for oral allergy syndrome: what is the evidence for efficacy?, in Allergo J Int 28, 50–56 (2019), (Abruf 15.10.2021), Springer
Wichtiger Hinweis:
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