Kienböck-Krankheit: Absterben des Mondbeins
Leiden Betroffene unter Schmerzen im Handgelenk, kann es sich um eine sogenannte Lunatummalazie (Lunatumnekrose) handeln. Dabei kommt es aufgrund bislang noch unzureichend erforschter Ursachen zu einem fortschreitenden Absterben des Mondbeins (Os lunatum), einem der acht Handwurzelknochen. Wird die Erkrankung früh erkannt, können konservative Vorgehen (zeitweise) helfen, die Symptome zu bekämpfen. Oft ist aber ein handchirurgischer Eingriff notwendig.
Inhaltsverzeichnis
Lunatummalazie – Kurzübersicht
- Was ist eine Lunatummalazie? Bei der Knochenerkrankung handelt es sich um eine aseptische Nekrose, die zu einem allmählichen Absterben eines Handwurzelknochens (Mondbein) führt.
- Woran erkenne ich ein Absterben des Mondbeins? Häufig kommt es zu Schmerzen und zu Bewegungseinschränkungen im Handgelenk. Erkennen lässt sich die Erkrankung auf Röntgen- oder MRT-Bildern.
- Welche Behandlung ist notwendig? Je nach individuellen Faktoren und Krankheitsstadium kann zunächst eine Ruhigstellung des Handgelenks versucht werden. Ist dies nicht erfolgreich oder ist die Krankheit bereits fortgeschritten, kommen verschiedenste Operationsmethoden zum Einsatz.
Definition Lunatummalazien
Die Begriffe Lunatummalazie und Lunatumnekrose sind nur zwei der vielen Fachausdrücke, die eine häufige aseptische Knochennekrose am Handgelenk beschreiben. Dabei bezieht sich „Lunatum“ auf einen der acht Handwurzelknochen, der wegen seiner Halbmond-Form auch Mondbein (Latein: Os lunatum) genannt wird. Die Erkrankung führt zu einem schrittweisen Absterben dieses Knochens. Über bildgebende Verfahren lässt sich der Krankheitsverlauf in verschiedenen Stadien erkennen, zu denen unterschiedliche Klassifikationssysteme bestehen.
Die Bezeichnung Kienböck-Krankheit (Morbus Kienböck) geht auf den Arzt und Röntgenologen Dr. med. Robert Kienböck zurück, der im Jahr 1910 die Erkrankung erstmalig beschrieb.
Am häufigsten tritt die Lunatummalazie in einem Lebensalter von zwanzig bis vierzig Jahren auf. Frauen betrifft die Erkrankung nur halb so oft wie Männer.
Lunatummalazie: Symptome
Betroffene klagen häufig über lokale stechende Schmerzen an der Rückseite des Handgelenks (Handgelenkschmerzen) oder ziehende Schmerzen bis in den Unterarm (Unterarmschmerzen). Damit einhergehen können auch eine Schwellung (Handschwellung) an entsprechender Stelle und ein Verlust von Kraft im Handgelenk.
Wird das Gelenk untersucht kann typischerweise ein Druckschmerz im Bereich des Mondbeins ausgelöst werden. Auf Nachfrage können sich die Betroffenen in der Regel nicht an einen Unfall oder eine Verletzung in der Vergangenheit erinnern.
Weiterhin sind auch Bewegungseinschränkungen im Handgelenk möglich, die aber auch den Schmerzen geschuldet sein können. Besonders die frühe Krankheitsphase kann aber auch symptomfrei verlaufen.
Lunatummalazie – Ursachen
Bisher gibt es noch keine eindeutige und wissenschaftlich belegte Ursache für das Absterben des Mondbeins. Der größte Konsens besteht in der Annahme, dass die Blutversorgung des Knochens nicht mehr gewährleistet ist und es somit zu einem Untergang des Knochens durch zunehmende Fragmentation kommt.
Die Ursachen und begünstigenden Faktoren einer solchen Durchblutungsstörung werden noch diskutiert. Möglicherweise können bestimmte Fehlstellungen von angrenzenden Knochen (Elle und Speiche) oder aber auch (Mikro-)Frakturen durch äußere Einflüsse die Entstehung begünstigen und die versorgenden Gefäße beschädigen.
Diagnose
Aufgrund der beschriebenen Symptome (und möglicherweise aufgrund bereits erkennbarer Risiken) liegt nach fachkundiger Untersuchung oft schon der Verdacht auf eine Lunatummalazie vor. Zur Absicherung der Diagnose werden bildgebende Verfahren hinzugezogen, die bei asymptomatischen Verläufen auch manchmal zu Zufallsbefunden führen.
Zunächst werden in der Regel Röntgenaufnahmen vom Handgelenk gemacht, mittels derer die spezifischen Veränderungen am Knochen erkennbar werden. Ein Vorteil der Magnetresonanztomographie (MRT) gegenüber der Röntgen-Methode ist es, dass die Erkrankung bereits in einem sehr frühen Stadium entdeckt werden kann. Die Interpretation der Bilder mit Kontrastmitteleinsatz ist aber nicht immer einfach beziehungsweise eindeutig, weshalb eine fachkundige Ansicht äußerst wichtig ist.
Behandlung der Kienböck-Krankheit
Obwohl es unbedingt einer Behandlung bedarf, um ein vollständiges Knochenabsterben verhindern zu können, gibt es kein allgemeingültiges Standardverfahren für die Therapie. Grundsätzlich richtet sich jede Behandlung nach dem Krankheitsstadium und auch nach den möglichen verursachenden Faktoren. Zudem sind Lebensalter, allgemeiner Gesundheitszustand und andere persönliche Faktoren zu berücksichtigen.
Besonders im frühen Stadium kommen immer wieder konservative Behandlungsmöglichkeiten zum Einsatz, wie etwa die Ruhigstellung des Handgelenks mittels einer Schiene (Immobilisationbehandlung). Wird die Krankheit aber erst später erkannt – was relativ häufig der Fall ist – oder führen erste konservative Maßnahmen nicht zum Erfolg, sind operative Eingriffe notwendig.
Allgemein gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Methoden, bei denen beispielsweise Knochen angebohrt, verkürzt oder entfernt werden. In einigen Fällen wird auch eine Versteifung des Handgelenks durchgeführt. Eine weitere, neuere Methode stellt eine Revaskularisationsoperation dar, bei der eine ausreichende Durchblutung des Mondbeins wieder hergestellt werden soll. Auch teilweise oder komplette Denervationen des Handgelenks kommen zum Einsatz, um eine Schmerzweiterleitung zu verhindern.
Bei Kindern wird eine Operation oft hinausgezögert, da durch das Wachstum noch Potential für eine günstige Entwicklung der Krankheit besteht. Bei älteren und eher schon gebrechlichen Betroffenen geht es häufig nur noch um die Linderung von Schmerzen.
Ganzheitliche Medizin bei Handgelenksschmerzen
Kann bei einer der Mondbeinnekrose ähnlichen Symptomatik die Diagnose sicher ausgeschlossen werden, und sind auch keine anderen schweren Erkrankungen bekannt, können aus ganzheitlicher Sicht möglicherweise manuelle Therapieverfahren Linderung verschaffen. Bei Bewegungseinschränkungen und den beschriebenen Schmerzen stellt eine häufige Diagnose- und Behandlungsmethode das Fasziendistorsionsmodell (nach Typaldos) dar. (tf, cs)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Horch, Raymund E., Unglaub, Franck, Dragu, Adrian, Kneser, Ulrich und Bach, Alexander D.: Morbus Kienböck. Diagnostik und Therapie der Os-lunatum-Nekrose, in: Der Chirurg, Ausgabe 79/2008 , Der Chirurg
- Lichtman, David M., Pientka, William F. und Bain, Gregory Ian: Kienböck Disease: A New Algorithm for the 21st Century, in: Journal of Wrist Surgery, Ausgabe 6(1)/2017, Journal of Wrist Surgery
- Kalb, Karlheiz, van Schoonhoven, Jörg, Windolf, Joachim und Pillukat, Thomas: Therapie der Lunatumnekrose, in: Der Unfallchirurg, Ausgabe 5/2018, Der Unfallchirurg
- Engelhardt Online-Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie: Lunatummalazie, Abruf: 10.09.2019, lexikon-orthopaedie.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.