Infarkt der Milz
Ein Milzinfarkt stellt ein Absterben von Gewebe der Milz dar, welches aufgrund verschiedener Ursachen und Grunderkrankungen auftreten kann. Häufig ist eine Blutunterversorgung durch einen arteriellen Gefäßverschluss der Auslöser für die Milzerkrankung. Abhängig vom Ausmaß kann der Vorfall unbemerkt bleiben oder aber zu einem akuten Abdomen und weiteren Begleiterscheinungen führen. Eine (not-) ärztliche Untersuchung ist die notwendige Voraussetzung, für eine Entscheidung über die richtige Therapieform. Die Behandlungsoptionen reichen von einem kontrollierten Abwarten bis zur vollständigen Milzentfernung.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Bei einem Milzinfarkt stirbt Gewebe der Milz ab (Nekrose). Dies geschieht aufgrund eines Gefäßverschlusses in der zuführenden Arterie (Arteria lienalis oder Arteria splenica) beziehungsweise in entsprechenden Verzweigungen des Gefäßsystems, was zu einer Durchblutungsstörung mit einer Sauerstoffunterversorgung führt. Dabei kann es je nach Lage und Form des Verschlusses zu einem anämischen Milzinfarkt (bei dem eine Blutleere im Gewebe entsteht) oder zu einem hämorrhagischen Infarkt kommen, der zu Einblutungen in die Milz führt. Ein akuter Infarkt der Milz entwickelt sich in einigen Fällen zu einem chronisch rezidivierenden Milzinfarkt.
Symptomatik, Folgen und Behandlung hängen grundlegend vom Ausmaß des Infarkts ab. Sind nur bestimmte Teilbereiche des Organs abgestorben – ohne weitere Funktionseinschränkungen – oder besteht ein größerer Verlust an Gewebe, so dass die Milz ihre Funktion (teilweise) einstellt beziehungsweise vollständig untergeht?
Symptome
Betrifft ein Milzinfarkt nur kleinere Bereiche des Organs, bleibt die Erkrankung oft ohne Beschwerden und verläuft dann unbemerkt. Unter guten Voraussetzungen können auch weitere Folgen ausbleiben. Mögliche Beeinträchtigungen hängen davon ab, ob der betroffene und später vernarbte Gewebeteil zu Funktionseinschränkungen der Milz führt oder nicht. Dies stellt vor allem dann ein Risiko dar, wenn es zu mehreren aufeinanderfolgenden Infarkten kommt.
Bei einem Infarkt kann es aber auch zu einem akuten Abdomen mit linksseitigen Oberbauchschmerzen kommen. Als häufigstes Symptom können diese heftigen Bauchschmerzen auch bis in die Flanken (Flankenschmerzen) oder in die Schulter ausstrahlen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch direkt von Milzschmerzen. Mögliche Begleitsymptome sind unter anderem Übelkeit und Erbrechen sowie Fieber.
Ursachen
Generell wird ein Infarkt von einer Gefäßverengung oder einem Gefäßverschluss ausgelöst, wodurch es zu einer gravierenden Minderdurchblutung in den nachgelagerten Strukturen kommt, die unter einem normalen Blutfluss von diesen Gefäßen versorgt werden. Im Fall der Milz stellen die Arteria lienalis und das sie umgebende Gefäßnetz die Versorgung sicher.
Warum es zu einer solchen Durchblutungsstörung kommt kann unterschiedliche Ursachen haben. Beispielsweise können Thromboembolien durch einen verschleppten Thrombus oder Embolus zu einer anämischen Gefäßverstopfung führen. Dies kann durch bestimmte Vorerkrankungen, wie eine Herzinnenhautentzündung (Endokarditis) oder Herzrhythmusstörung (Vorhofflimmern) bedingt sein. Aber auch Tumorzellen können den Blutfluss behindern, wie beispielsweise bei einer myeloischen Leukämie.
Hämorrhagische Milzinfarkte entstehen häufig durch Venenthrombosen in der Milz, eine mögliche Folge bei akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis).
Weiterhin können auch Infektionen und eine Blutvergiftung (Sepsis) zu einem Milzinfarkt führen und Betroffene einer Sichelzellenanämie leben mit einem erhöhten Risiko für diese und andere Milzerkrankungen.
Diagnose
Liegt ein akutes Abdomen vor werden in aller Regel gründliche körperliche Untersuchungen eingeleitet, um die Ursache zu finden. Linke Oberbauchschmerzen sind dabei eher selten und deuten zumeist schon auf einen Milzabzess oder einen Milzinfarkt hin. Um die möglichen Erkrankungen gut voneinander unterscheiden zu können, wird in aller Regel zunächst eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Sind die Befunde nicht eindeutig, kann in der weiteren Diagnostik auch eine Computertomografie mit Kontrastmittelgabe helfen, die typischen Erscheinungen zu erkennen.
Behandlung
Die jeweilige Therapie hängt vom individuellen Schweregrad der Erkrankung ab. Ohne eine deutliche Symptomatik bei Teilinfarkten der Milz wird nicht selten entschieden, zunächst abzuwarten und kein weiteres Therapieverfahren einzuleiten. Beste Erwartung ist in diesem Fall eine körpereigene Ausheilung und Vernarbung ohne weitere Funktionseinschränkung des Organs. Treten bei leichten Milzinfarkten Schmerzen auf, werden diese symptomatisch mit Schmerzmitteln behandelt.
Bei einem ausgeprägten akuten Milzinfarkt werden auch Maßnahmen unternommen, um den Gefäßverschluss zu beheben. Dies kann beispielsweise mit gerinnungshemmenden Medikamenten (zum Beispiel Heparin) erreicht werden, die Thrombosen auflösen können. Damit soll das Gewebe und dessen Funktion weitestgehend erhalten werden. Ist dies nicht möglich und kommt es zu einem vollständigen Absterben des Organs kommt nur noch eine Entfernung der Milz in Betracht (Splenektomie). Dieses Vorgehen wird auch manchmal bei wiederkehrenden Infarkten angewandt, die zu großen Vernarbungen führen und Komplikationen verursachen können.
In jedem Fall ist bei auftretenden Symptomen, die auf einen Milzinfarkt hinweisen, eine sofortige ärztliche Hilfe notwendig.
Liegen Grunderkrankungen vor, die zu der Milzerkrankung geführt haben, sind dementsprechend weitere Therapiemaßnahmen notwendig. (cs)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 267., neu bearbeitete Auflage, De Gruyter, 2017
- Herold, Gerd und Mitarbeiter: Innere Medizin. Selbstverlag Gerd Herold, 2019
- Henker, Robert, Keim, Volker und Karlas, Thomas: Akuter Milzinfarkt, in: Deutsches Ärzteblatt International, Jahrgang 114, Heft 21/2017, aerzteblatt.de
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- Görg, Christian und Zugmaier, Gerhard: Chronisch rezidivierender Milzinfarkt: Sonographische Befallsmuster und Komplikationen, in: Ultraschall in der Medizin - European Journal of Ultrasound, Ausgabe 24(04)/2003, thieme-connect.com
Wichtiger Hinweis:
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