Neurodermitis (auch โAtopische Dermatitisโ oder โAtopisches Ekzemโ) ist eine entzรผndliche Erkrankung der Haut, die weit verbreitet ist und etwa zehn bis 20 Prozent der Kinder sowie circa drei Prozent der Erwachsenen in den industrialisierten Lรคndern betrifft. Typisch sind eine trockene, schuppige Haut, Rรถtungen und Entzรผndungen sowie ein oft unertrรคglicher Juckreiz.
Inhaltsverzeichnis
Neurodermitis โ ein kurzer รberblick
Dieser Artikel gibt einen รberblick รผber Ursachen, Symptome und mรถgliche Behandlungen bei Neurodermitis. Vorab eine kurze Faktenรผbersicht:
- Definition: Neurodermitis ist eine entzรผndliche, meist chronisch verlaufende Hauterkrankung, die typischerweise in Schรผben auftritt. Sowohl erbliche als auch รคuรere Einflussfaktoren spielen zusammen. Sie zรคhlt zu den atopischen Erkrankungen, die in einer angeborenen รberempfindlichkeitsreaktion des Kรถrpers in Form einer รผbersteigerten Immunantwort auf natรผrliche oder kรผnstliche Umweltstoffe besteht. Hรคufige Synonyme sind: Atopische Dermatitis, Atopisches Ekzem, Endogenes Ekzem
- Symptome: Scharf abgegrenzte rรถtliche Hautpartien, leichter bis starker Juckreiz, machmal nรคssende Stellen, Blasen, Schuppen oder Krusten auf der Haut, befallene Stellen hรคufig im Gesichtsbereich, auf Kopfhaut sowie im Seiten- und Innenseitenbereich von Armen und Beinen, Krankheit tritt in Schรผben auf, Weiรer Dermographismus (weiรe Reaktion der Haut auf einen Reiztest), doppelte Lidfalte (Dennie-Morgan-Falte), Blรคsse um den Mund (Periorale Blรคsse oder auch โMilchbartโ genannt), Ausdรผnnung der seitlichen Augenbrauen (Hertoghe’sches Zeichen)
- Ursachen: Erbliche und รคuรere Einflussfaktoren, extrinsische (allergisch bedingte รผbersteigerte Immunantwort) und intrinsische Variante (nicht allergisch bedingt) werden unterschieden
- Diagnose: Anamnese (Gesprรคch) und Untersuchung durch Hautรคrztin oder Hautarzt, Fragen zu familiรคrer Hรคufung, Allergietest, Blutuntersuchungen
- Schulmedizinische Behandlungsempfehlung: Regelmรครige Hautpflege mit รถl- und wasserhaltigen Cremes, pH-neutrale und seifenfreie Lotionen zum Waschen, Vermeidung von Krankheitsauslรถsern (bestimmte Gewebe, Putzmittel, Reizstoffe), bei akuten Schรผben kortisonhaltige Salben oder Tabletten, Calcineurin-Inhibitoren (Tacrolimus, Pimecrolimus) zur lokalen Behandlung, Antibiotika, Antimykotika, Antihistaminika, UV-Lichttherapie, neuerdings monoklonare Antikรถrper und JAK-Inhibitoren, allgemeinย Stress vermeiden, Hydrotherapie, Balneotherapie
- Unterstรผtzende Therapien und Anwendungen: Salben mit Nachtkerzenรถl, Harnstoff oder Johanniskrautextrakt, Heilpflanzen wie Kamille oder Aloe vera, Homรถopathie, Darmsanierung (Colon-Hydro-Therapie), Schรผรler-Salze, ย Ernรคhrungsumstellung (Suchkost-Diรคt), Symptom-Tagebuch, erhรถhte Trinkmenge von drei Litern tรคglich, Bachblรผtentherapie
Definition
Der Begriff โNeurodermitisโ leitet sich aus dem Griechischen ab (โneuronโ fรผr Nerv/Nervenzelle, โdermaโ fรผr Haut und die Endung โ-itisโ fรผr Entzรผndung) und stammt aus dem 19. Jahrhundert. Damals wurde angenommen, dass die Hauterkrankung durch eine Nervenentzรผndung verursacht wird.
Heute wird davon ausgegangen, dass bei der Entwicklung einer Neurodermitis sowohl erbliche als auch รคuรere Einflussfaktoren zusammenspielen. Die Krankheit gehรถrt in den Formenkreis der sogenannten โatopischen Erkrankungenโ.
Darunter wird eine angeborene Bereitschaft verstanden, รผberempfindlich auf natรผrliche oder kรผnstliche Umweltstoffe zu reagieren. Neurodermitis ist eine entzรผndliche, meist chronisch verlaufende Hauterkrankung, die typischerweise in Schรผben auftritt.
Da bei der Entstehung der Krankheit die Gene eine zentrale Rolle spielen, kann diese bislang nicht ursรคchlich geheilt werden. Dennoch bestehen vielfรคltige Mรถglichkeiten, die Symptome zu behandeln und dadurch die Beschwerden zu lindern.
Synonyme
Die Erkrankung zรคhlt zu den sogenannten โatopischen Krankheitenโ und wird daher auch โAtopisches Ekzemโ, โEndogenes Ekzemโ oder โAtopische Dermatitisโ genannt. Auรerdem werden die Begriffe โchronisch konstitutionelles Ekzemโ, โAsthmaekzemโ und โPrurigo Besnierโ fรผr die Krankheit verwendet.
Hรคufigkeit
Laut Angaben der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) leiden in Deutschland etwa 13 Prozent aller Kinder zumindest zeitweise unter der weit verbreiteten Hautkrankheit. Zudem sind zwei bis drei Prozent aller Erwachsenen betroffen.
Verlauf
Kennzeichnend fรผr die Erkrankung ist in erster Linie ein juckender Hautausschlag, wobei vor allem Kopfhaut, Gesicht, Hรคnde, Arm- und Kniebeugen betroffen sind. Die teilweise extrem trockene und entzรผndete Haut sowie der starke Juckreiz kรถnnen fรผr die Betroffenen kรถrperlich zu einer echten Qual werden.
Die Psyche leidet bei dieser Erkrankung oft stark.ย Denn auch wenn die Hautprobleme genetisch bedingt und dadurch nicht รผbertragbar oder ansteckend sind, erschrecken sich Mitmenschen nicht selten beim Anblick der schuppigen, roten und teilweise offenen Stellen am Kรถrper.
Dies lรถst bei Neurodermitikerinnen und Neurodermitikern oft Gefรผhle wie Scham, Unsicherheit oder Angst aus. In schweren Fรคllen gehen Betroffene sogar in den sozialen Rรผckzug und brechen Kontakte ab.
Ursachen
Die atopischen Erkrankungen, zu denen auch allergisches Asthma bronchiale und pollenbedingter allergischer Schnupfen (Heuschnupfen) zรคhlen, treten familiรคr gehรคuft auf. Das Risiko steigt dementsprechend, wenn bereits die Eltern (oder nur ein Elternteil) betroffen sind.
Die genetische Disposition bezieht sich hier auf die natรผrliche Barrierefunktion der Haut. Diese ist bei Neurodermitikerinnen und Neurodermitikern durch einen Mangel an bestimmten Eiweiรen gestรถrt.
Dadurch bietet sie keinen wirksamen Schutz mehr gegen Feuchtigkeitsverlust, Wind, Kรคlte oder Sonne. Ebensowenig gegen Krankheitserreger und andere รคuรere Reize (wie zum Beispiel Schmutz oder Waschmittel).
In der Folge trocknet die Haut durch die geringe Wasserbindungsfรคhigkeit sehr schnell aus. Zudem gelangen Erreger durch die gestรถrte Barrierefunktion in die Haut und kรถnnen dort die Entzรผndung verursachen oder noch deutlich verstรคrken.
Doch nicht bei jedem Menschen, der die Anlage in sich trรคgt, entwickelt sich automatisch eine atopische Dermatitis. Auch nicht-allergische Umweltfaktoren scheinen eine zentrale Rolle bei der Entstehung der Erkrankung zu spielen.
In den meisten Fรคllen wirken mehrere Faktoren zusammen, was die Suche nach den Auslรถsern der Neurodermitis oft schwierig und langwierig gestaltet. Zu den Faktoren, durch die typische Symptome hervorgerufen werden kรถnnen, zรคhlen unter anderem:
- allergische Reaktionen auf Inhaltsstoffe bestimmter Nahrungsmittel (zum Beispiel Kuhmilch, Hรผhnerei, Weizen, Erdnuss),
- Allergene aus Blรผtenpollen, Tierhaaren und Hausstaub,
- Reizung der Haut durch falsche Kleidung aus rauer Synthetik- oder Wollfaser sowie zu enger oder luftundurchlรคssiger Kleidung,
- bestimmte Chemikalien und Putzmittel,
- klimatische Bedingungen (extreme Kรคlte oder Hitze, Trockenheit, Heizungsluft),
- Umweltschadstoffe (wie Ozon oder Tabakrauch),
- hรคufiges Waschen mit ungeeigneten Pflegemitteln sowie ausgiebiges Baden,
- Hautpflege mit Pflegeprodukten, deren Inhaltsstoffe entweder allergische Reaktionen auslรถsen (beispielsweise durch Duft- und Konservierungsstoffe) oder die in ihrer Fett-Wasser-Zusammensetzung ungeeignet fรผr die Haut der Betroffenen sind,
- Infektionen mit Viren, Bakterien oder Pilzen schwรคchen das Immunsystem und kรถnnen so die Entzรผndungen der Haut begรผnstigen,
- psychische Belastungen wie beispielsweise Stress oder Aufregung.
Teufelskreise des atopischen Ekzems
Viele Expertinnen und Experten sehen einen engen Zusammenhang zwischen dem Immunsystem und der seelischen Gesundheit des Menschen. Dabei spielt die Psyche hier in doppelter Hinsicht eine zentrale Rolle.
Zum einen kรถnnen seelische Belastungen, Stress, Druck und dauerhafte Anspannung einen Schub auslรถsen. Zum anderen stellen die meist sichtbaren Hautverรคnderungen sowie der starke Juckreiz selbst eine psychische Belastung dar, durch welche es hรคufig zu รngsten, Schamgefรผhlen oder sogar sozialem Rรผckzug kommt.
In der Folge wirkt sich dies negativ auf den Verlauf der Krankheit aus. Die Haut โblรผhtโ noch stรคrker und die Betroffenen geraten in einen โTeufelskreisโ, der sich schwer aufbrechen lรคsst.
Symptome
Die Symptome kรถnnen von Fall zu Fall ganz unterschiedlich sein und variieren je nach Alter der Betroffenen zum Teil stark. Typisch ist jedoch, dass die Erkrankung generell in Schรผben auftritt.
Phasen ohne jegliche Beschwerden wechseln sich schnell ab mit solchen, in denen es zu unertrรคglichem Juckreiz und massiven Hautverรคnderungen kommt. Auรerdem zeigt die Haut von Kindern andere typische Symptome auf als die von Erwachsenen.
Allgemeine typische Symptome
Es kann bei Betroffenen zu trockener Haut mit gelegentlichem Jucken bis hin zu stark verkrusteten Hautarealen, gepaart mit quรคlenden Juckattacken, kommen. Typische Symptome sind:
- scharf abgegrenzte rรถtliche Hautpartien, gelegentlich mit nรคssenden Stellen,
- Blasen, Schuppen oder Krusten auf der Haut,
- befallene Stellen sind hรคufig Gesichtsbereich, Kopfhaut sowie Seiten- und Innenseitenbereich von Armen und Beinen,
- leichter bis stark ausgeprรคgter Juckreiz.
Symptome im Jugend- und Erwachsenenalter
In einigen Fรคllen bleibt die Hauterkrankung รผber die Pubertรคt hinaus bestehen. Wobei die Symptomatik bei Jugendlichen und Erwachsenen รคhnlich zu der im Kindheitsalter ist.
Auch hier zeigen sich die Ekzeme typischerweise an den Beugeseiten (โBeugenekzemeโ) der Extremitรคten (Ellenbeugen, Kniekehlen) sowie hรคufig auch am Hals, im Augen- und Stirnbereich. In schwereren Fรคllen kann der ganze Kรถrper von den Hautverรคnderungen betroffen sein.
Ebenso sind Sonder- oder Minimalformen des atopischen Ekzems mรถglich. Wie zum Beispiel eine meist doppelseitige Entzรผndung der Lippen mit Rรถtung, Brennen und kleinen Hautrissen im Bereich der Mundwinkel (Cheilitis).
Des Weiteren kรถnnen auch Risse zwischen den Fingern oder hinter dem Ohrlรคppchen, rissige Fingerkuppen (Pulpitis sicca) oder Brustwarzenekzeme auftreten. Auch im Erwachsenenalter lassen sich akute Phasen mit deutlich sichtbaren Hautrรถtungen, Blรคschen und massivem Juckreiz von chronischen Phasen abgrenzen.
In chronischen Phasen ist die Haut zwar nicht mehr so stark gerรถtet, dennoch durch eine verminderte Talgproduktion teilweise extrem trocken und sprรถde. Dies fรผhrt ebenfalls oft zu starkem Juckreiz.
Durch das stรคndige Kratzen kommt es im Laufe der Zeit zu dickeren, lederartigen Verdickungen, der so genannten โElefantenhautโ (Lichenifikation). Bei einer Elefantenhaut nรคssen die betroffenen Hautbereiche nur noch in seltenen Fรคllen.
Mรถgliche Begleitsymptome einer Neurodermitis sind auรerdem eine doppelte Lidfalte (Dennie-Morgan-Falte), Blรคsse um den Mund herum (Periorale Blรคsse, auch โMilchbartโ genannt) und eine Ausdรผnnung der seitlichen Augenbrauen (Hertoghe’sches Zeichen).
Darรผber hinaus tritt hรคufig auch โweiรer Dermographismusโ auf. Dieser bezeichnet die Fรคhigkeit der Haut, auf รคuรere Reizungen wie zum Beispiel Druck durch einen Holzspatel oder Temperaturwechsel, weiร zu werden, wohingegen es bei gesunden Menschen zu einer Rotfรคrbung (โroter Dermographismusโ) kommt.
Neben den oft unertrรคglichen Juckreizschรผben besteht in den meisten Fรคllen bei erwachsenen Betroffenen eine Sensibilisierung gegen bestimmte Allergene. Dazu zรคhlen etwa Pollen, Nรผsse, Kuhmilch, Soja und Weizenmehl.
Hinzu kommen hรคufig Unvertrรคglichkeiten gegenรผber Zusatzstoffen in Lebensmitteln. Das kรถnnen beispielsweise Konservierungsstoffe, Aromen oder Farbstoffe sein.
Auch in Chemikalien in Kleidung, Reinigungsmitteln, Waschmittel oder Weichspรผler kรถnnen Allergene stecken. Sehr oft leiden erwachsene Betroffene auรerdem unter Heuschnupfen und Bronchitis.
Symptome bei Kindern und Babys
Eine Neurodermitis kann grundsรคtzlich in jedem Alter vorkommen, jedoch treten laut Schรคtzung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft 70 bis 85 Prozent aller Fรคlle vor dem fรผnften Lebensjahr auf. Bei 60 Prozent der Krankheitsfรคlle manifestiert sich die atopische Dermatitis bereits innerhalb des ersten Lebensjahres.
Das atopische Ekzem zรคhlt zu den hรคufigsten chronischen Hautentzรผndungen bei Babys und Kindern. Bis zu 15 Prozent aller Kinder in den Industriestaaten leiden darunter โ mit steigender Tendenz. Der moderne Lebensstil kann die Entwicklung einer Neurodermitis zudem begรผnstigen.
Bei etwa einem Drittel der Kinder bildet sich die Neurodermitis im Laufe der ersten Lebensjahre wieder zurรผck und verschwindet schlieรlich ganz. In anderen Fรคllen nimmt sie einen sehr langwierigen und unangenehmen Verlauf.
Dies gilt vor allem fรผr Kinder, die parallel beispielsweise an einer Allergie auf Hรผhnerei oder Kuhmilch leiden. Hier kommt es hรคufig im spรคteren Alter zu weiteren allergischen Erkrankungen wie zum Beispiel Heuschnupfen oder Asthma.
Erstes Anzeichen einer Neurodermitis bei Kindern ist oft der sogenannte โMilchschorfโ. Dies ist ein Hautausschlag, der sich auf der Kopfhaut und im Gesicht bildet.
Er kann aber auch an den Beugefalten der Gelenke wie Kniekehle und Ellenbogen auftreten. Der Milchschorf zeichnet sich durch gelbe Schuppen, Krustenbildung und starken Juckreiz aus.
Milchschorf ist leicht zu verwechseln mit Kopfgneis, bei dem es zu fetthaltiger und weicher Schuppenbildung kommt. Der Kopfgneis ist allerdings harmlos und verschwindet wieder, wogegen der Milchschorf als Warnzeichen fรผr die mรถgliche Entwicklung einer Neurodermitis gilt.
Es muss sich jedoch nicht zwangsweise ein chronisches Ekzem daraus entwickeln. Die Bezeichnung โMilchschorfโ geht dabei auf die รhnlichkeit der Hautverรคnderungen mit verbrannter beziehungsweise verkrusteter Milch zurรผck.
Dies ist aber etwas irrefรผhrend, da dieser nicht unbedingt mit einer Milch-Unvertrรคglichkeit in Zusammenhang steht. Typischerweise ist die Haut im Sรคuglingsalter zunรคchst gerรถtet, nรคsst und ist teilweise mit Schuppenkrusten bedeckt.
Im weiteren Verlauf entwickeln sich aus diesen Hautverรคnderungen hรคufig stark juckende schuppige Ekzeme, die in erster Linie Gesicht, Ohren und andere Kopf-Bereiche betreffen. Bei Kleinkindern zeigen sich diese besonders hรคufig in den Gelenkbeugen der Arme und Beine, am Hals und an den Hรคnden.
Mit zunehmendem Alter wird die Haut auรerdem dicker und grรถber, auch Verkrustungen sind typisch, ebenso wie stark juckende Knรถtchen. Wรคhrend der akuten Schรผbe kรถnnen sich die Ekzeme auf die gesamte Haut ausweiten.
Besonders quรคlend fรผr Betroffene in jedem Alter ist der damit verbundene Juckreiz, der oft permanent besteht und gerade nachts unertrรคglich werden kann. Da dieser Reiz nur schwer zu unterdrรผcken ist, entsteht schnell ein Teufelskreis.
Denn beginnt das Kind intensiv zu kratzen, kรถnnen Bakterien und Viren in die ohnehin bereits geschรคdigte Haut eindringen. So enstehen wiederum Infektionen, die zu einem erneuten โAufblรผhenโ der Neurodermitis fรผhren.
Diagnose
Hรคufiges Kratzen und gerรถtete Hautstellen sowie Milchschorf bei Babys liefern erste Hinweise auf eine mรถgliche Neurodermitis. Die Hautรคrztin beziehungsweise der Hautarzt oder die Kinderรคrztin oder der Kinderarzt kรถnnen die Diagnose anhand verschiedener Faktoren stellen.
Zu diesen Faktoren zรคhlen beispielsweise:
- Krankheitsgeschichte (Wann, wo, wie hรคufig und unter welchen Umstรคnden treten die Symptome auf?),
- Erscheinungsbild der Haut,
- familiรคre Hรคufung,
- bekannte Allergien, beziehungsweise ein positiver Allergietest,
- weiรer Dermographismus (weiรe Reaktion der Haut auf einen Reiztest),
- eine doppelte Lidfalte (Dennie-Morgan-Falte),
- Blรคsse um den Mund (Periorale Blรคsse oder auch โMilchbartโ genannt),
- Ausdรผnnung der seitlichen Augenbrauen (Hertoghe’sches Zeichen).
Um den Schweregrad der Erkrankung zu erfassen, nutzt die Hautรคrztin oder der Hautarzt auch ein international standardisiertes Beurteilungsystem mit Punkten, den SCORAD (Severity Scoring of Atopic Dermatitis). Es kรถnnen bis zu 103 Punkte verteilt werden.
Weniger als 25 Punkte werden als leichte Form der Neurodermitis, der Bereich von 25 bis 60 Punkten wird als mittelschwere Form und der Bereich รผber 60 Punkten als schwere Form der Neurodermitis bezeichnet. Der SCORAD soll der Entscheidung zur Therapiewahl dienen und mittels seiner kรถnnen Erfolge bewertet werden.
Intrinsische und extrinsische Form
Bei Neurodermitikerinnen und Neurodermitkern ist die Immunantwort gestรถrt. Unterschieden wird bei der atopischen Dermatitis zwischen der intrinsischen und der extrinsischen Variante. Die sogenannte โextrinsische Formโ ist von auรen her bedingt.
Es besteht ein eindeutiger Zusammenhang mit einer Immunreaktion des Kรถrpers auf Allergene, welche รผber die Atemluft oder die Nahrung aufgenommen werden. Hier gelten Hรผhnerei-Allergien als wichtigste Auslรถser, gefolgt von Birkenpollen, Kuhmilch, Soja, Nรผssen, Fisch und Weizen.
Erkennbar ist dieser Zusammenhang vor allem anhand der erhรถhten Konzentration der Immunglobuline E (auch โIgE-Antikรถrperโ genannt) im Blutserum. Auch Allergietests auf der Haut (โPrick-Testsโ) fallen in diesem Fall oft positiv aus, weswegen hรคufig von einer โIgE-vermittelten Variante der Neurodermitisโ gesprochen wird.
Bei der โintrinsischen Variante” besteht dieser Zusammenhang mit allergischen Reaktionen hingegen nicht. Hier sind die IgE-Antikรถrper-Werte im Blutserum unauffรคlig, wodurch sich eine weniger ausgeprรคgte Form der Neurodermitis ausbildet, die ohne Allergien der Atemwege auftritt.
Allerdings kann die intrinsische Variante in die extrinische Variante รผbergehen. Bei den meisten Betroffenen (60 bis 70 Prozent der Fรคlle) handelt es sich um die extrinsische Variante der atopischen Dermatitis.
Der Anteil der Patientinnen und Patienten mit intrinsischer Form ist vergleichsweise geringer (30 bis 40 Prozent). Die Haut reagiert jedoch in beiden Fรคllen mit den weitgehend gleichen Erscheinungen.
Begleiterkrankungen
Patientinnen und Patienten mit Neurodermitis leiden hรคufig unter starkem Juckreiz. Manche Betroffene kratzen sich auch im Schlaf, ohne darรผber Kontrolle zu haben. Durch das Kratzen wird die Haut verletzt und bietet Eintrittstore fรผr Bakterien, Viren und Pilzen.
Bei Neurodermitis treten hรคufig folgende Begleiterkrankungen auf:
- durch Staphylokokken hervorgerufene Erkrankungen wie beispielsweise Furunkel oder Eiterbeulen (Karbunkel),
- atopische Keratokonjunktivitis (Binde- und Hornhautentzรผndung im Auge),
- durch Viren verursachter Herpes oder Dellwarzen,
- Ekzeme, die durch Pilze ausgelรถst werden, wie das Seborrhoische Ekzem,
- Herz- und Kreislaufprobleme durch erhรถhte Eiweiรverluste der Haut,
- erhรถhtes Risiko fรผr Asthma bronchiale,
- psychische Auffรคlligkeiten wie รngste oder Depressionen.
Behandlung
Da die genetische Veranlagung fรผr atopische Erkrankungen ein Leben lang besteht, kann Neurodermitis nicht ursรคchlich geheilt werden. Stattdessen geht es bei der Therapie vor allem darum, die Symptome zu behandeln, um dadurch die Beschwerden zu lindern.
Die Behandlungsmethoden sind dabei รคuรerst vielfรคltig und es besteht keine Standardtherapie. Vielmehr erfolgen die einzelnen Maรnahmen in Abhรคngigkeit des individuellen Beschwerdebildes beziehungsweise des Verlaufs und der Schwere der Erkrankung.
Aus der Kurzversion der Leitlinie Neurodermitis ist die Stufentherapie bei Neurodermitis zu entnehmen. Diese Leitlinie ist eine systematisch entwickelte Hilfe fรผr รrztinnen und รrzte zur Entscheidungsfindung.
Sie wird von er Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) erstellt.ย In der ersten Stufe der leichten Neurodermitis mit trockener Haut ist die Basistherapie empfohlen.
Daneben ist die Vermeidung von Risikofaktoren und Umwelteinflรผssen elementar, welche im Laufe der Erkrankung als Auslรถser fรผr Krankheitsschรผbe erkannt wurden.ย Dazu zรคhlen beispielsweise bestimmte Lebensmittelzusรคtze, Duftstoffe, Gewebe oder Reinigungs- und Waschmittel.
Dementsprechend sollte bei einer vermuteten Reaktion auf das bisherige Waschmittel ein Alternativ-Produkt ohne reizende Zusatzstoffe ausprobiert werden.ย Bei einer รberempfindlichkeit auf Wolle sollten Neurodermitikerinnen und Neurodermitiker besser auf andere Stoffe wie Baumwolle umsteigen.
In der zweiten Stufe beim Vorhandensein leichter Ekzeme wird zusรคtzlich zur Basistherapie die Gabe niedrig potenter topischer Glukokortikosteroide geraten. Zusรคtzlich oder alternativ werden topische Calcineurininhibitoren empfohlen.
Treten moderate Ekzeme auf, kennzeichnete das die dritte Stufe. Hier werden hรถher potente topische Glukokortikosteroide und oder alternativ topische Calcineurininhibitoren angeraten.
In der vierten Stufe, wenn persistierende, schwer ausgeprรคgte Ekzeme mit topischen (รคuรeren) Maรnahmen nicht ausreichend behandelbar sind, wird die systemische immunmodulierende Therapie empfohlen. Hierbei kรถnnen die Medikamente Dupilumab oder Ciclosporin (Immunsupressiva) oder auch Off-Label-Therapeutika eingesetzt werden.
Medikamente gegen die Symptome
Wรคhrend eines akuten Schubs mit starken Entzรผndungen kommen zur Behandlung der atopischen Dermatitis meist Medikamente zum Einsatz. Diese sollten die Aktivitรคt des Immunsystems reduzieren.
Kortison
Kortison stellt noch immer das Standardmedikament dar. Das liegt daran, dass es entzรผndungshemmend wirkt und den Juckreiz lindert, wodurch es normalerweise recht schnell zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden kommt.
Kortison darf jedoch nur unter รคrztlicher Aufsicht verabreicht werden. Denn bei einer sehr langen Anwendung besteht das Risiko, dass sich die Haut verdรผnnt oder bestimmte Hautverรคnderungen auftreten.
Kortison-Produkte sollten nicht dauerhaft angewandt werden, vor allem, wenn die Haut bereits sehr dรผnn ist. Generell gilt, dass die Creme nur ganz fein auf die Haut aufgetragen wird.
Der Einsatz von Kortison sollte nicht abrupt gestoppt werden. Sonst kann es zu einem heftigen Wiederauftreten der Hauptsymptome kommen.
Stattdessen sollten die Betroffenen die Dosis der verschriebenen Arznei langsam reduzieren (โausschleichenโ). Allerdings wiederum nur in Absprache mit der behandelnden รrztin beziehungsweise mit dem behandelnden Arzt.
Tacrolimus und Pimecrolimus
Alternativ zu Kortison werden seit einigen Jahren zudem die Calcineurin-Inhibitoren โTacrolimusโ und โPimecrolimusโ verschrieben. Diese eignen sich in Form einer Creme vor allem zur lokalen Behandlung empfindlicher Hautstellen.
Der Vorteil ist hier, dass die Haut nach dem derzeitigen Kenntnisstand auch bei lรคngerer Verwendung nicht ausdรผnnt. Dennoch kรถnnen auch bei diesen Prรคparaten Nebenwirkungen wie Brennen, Juckreiz, Hitzegefรผhl und Rรถtungen nach dem Auftragen auftreten.
Daher werden diese Stoffe erst fรผr Patienten ab dem Alter von drei Jahren empfohlen. Mittel mit 0,1-prozentigem Tacrolimus sogar erst ab dem 17. Lebensjahr.
Antibiotika und Antimykotika
Unterstรผtzend kรถnnen bei der individuellen Behandlung weitere Maรnahmen eingesetzt werden. Kommt es durch aufgekratzte Hautstellen etwa zu einer Infektion mit Bakterien oder Pilzen, werden teils auch Antibiotika und Antimykotika (Anti-Pilzmittel) verordnet. Diese sollten nur รผber einen kurzen Zeitraum verwendet werden.
Antihistaminika
Gegen allergische Beschwerden kรถnnen zudem bestimmte oral verabreichte Antihistaminika helfen. Sie unterdrรผcken die Wirkung des Botenstoffs Histamin und lindern dadurch den Juckreiz.
Monoklonale Antikรถrper und JAK-Inhibitoren
Eine aktuelle Studie gibt einen รberblick รผber neue Wirkstoffe. Dazu zรคhlen der seit 2017 zugelassene monoklonale Antikรถrper Dupilumab (Handelsname Dupixent) und der seit 2021 zugelassene monoklonale Antikรถrper Tralokinumab (Handelsname Adtralzades).
Darรผber hinaus gehรถren die seit 2020 zugelassenen JAK-Inhibitoren (Januskinaseninhibitoren) dazu. Letztere hemmen bestimmte Proteine. Sie unterbrechen die Signalkaskade, die eine allergische Reaktion hervorruft.
Monoklonale Antikรถrper werden im Labor von einem Zellklon hergestellt. Dupilumab und Tralokinumab verhindern die nachgeschaltete Signalรผbertragung von Entzรผndungswegen.
Beide Mittel und auch JAK-Inhibitoren werden bei mittelschwerer bis schwer ausgeprรคgter Neurodermitis eingesetzt. Bei schwerer Neurodermitis ist Dupilumab (Handelsname Dupixent) seit 2019 auch fรผr Jugendliche ab zwรถlf Jahren und seit November 2020 fรผr Kinder ab sechs Jahren zugelassen.
Dupilumab und Tralokinumab werden als Spritze verabreicht. Die Wirksamkeit und Sicherheit von Dupilumab zusammen mit niedrigpotenten topischen Kortikosteroiden bei Kindern im Alter von sechs Monaten bis unter sechs Jahren mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis bewertete eine aktuelle Studie.
Die Patientinnen und Patienten erhielten 16 Wochen lang subkutan ein Placebo oder Dupilumab. Bei einem Kรถrpergewicht von fรผnf bis 15 Kilogramm erhielten sie alle vier Wochen 200 Milligramm, bei einem Kรถrpergewicht von 15 bis 30 Kilogramm alle vier Wochen 400 Milligramm.
Dazu erhielten sie topische Kortikosteroide (Hydrocortison). Die Forschenden kamen zu dem Ergebnis, dass Dupilumab die Anzeichen und Symptome von atopischer Dermatitis bei Kindern unter sechs Jahren signifikant verbesserte im Vergleich zum Placebo und gut vertragen wurde.
Die Wirksamkeit von Tralokinumab ist durch mehrere Studien nachgewiesen. Die Studienergebnisse dazu sind in einer aktuellen Publikation dargestellt.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass Tralokinumab eine wirksame und sichere systemische Behandlung der mittelschweren bis schweren Neurodermitis darstellt. JAK-Inhibitoren werden tรคglich als Tabletten verabreicht.
Eine Studie untersuchte die Ergebnisse zehn randomisierter kontrollierter Studien mit 2583 Patientinnen und Patienten auf die Wirksamkeit von JAK-Inhibitoren bei Neurodermitis. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass JAK-Inhibitoren Neurodermitis erheblich verbessern kรถnnen.
Alle genannten Wirkstoffe sind Immunsuppressiva. Sie sind daher nicht frei von Nebenwirkungen, da sieย beispielsweise die Infektanfรคlligkeit erhรถhen kรถnnen.
Lichttherapie
Eine weitere hรคufig angewendete Maรnahme zur Linderung der Entzรผndungen ist die Lichttherapie (Phototherapie). Bei der Lichttherapie werden durch UV-Licht Entzรผndungszellen gehemmt und der Juckreiz wird gelindert.
Die Lichttherapie mittels ultraviolettem Licht ist eine wissenschaftlich belegte und wirksame Behandlungsoption bei Neurodermitis. Diese findet meist fรผnfmal in der Woche fรผr eine Dauer von drei Wochen statt.
Eine Studie wertete die Datenlage aus und empfiehlt bei einer Phototherapie eine mittlere Dosierung von 50 Joule UVA-Licht pro Quadtratzentimeter Haut. Dies gilt bei einer akuten Lage.
Bestrahlungen mit UV-Licht sollten jedoch nicht oder nur in Ausnahmefรคllen bei Kindern im Alter unter zwรถlf Jahren angewendet werden. Bestrahlungen bergen ebenso wie das Sonnenlicht ein Hautkrebsrisiko.
Bleichbรคder
Die Haut von Neurodermitikerinnen und Neuodermitikern ist hรคufig vermehrt von Bakterien wie Staphylococcus aureus besiedelt. Sogenannte Bleichbรคder, also Bรคder mit einer 0,005prozentigen Natriumhypochlorit (NaOCl)-Lรถsung, kรถnnen den Juckreiz und die Entzรผndungen der Haut lindern.
Auch die Einnahme an Antibiotika und Steroiden konnte so vermindert werden, was eine studienvergleichende Publikation zeigt. Zudem haben Bleichbรคder keine Nebenwirkungen, wenn der richtige Einsatz mit der Hautรคrztin oder dem Hautarzt vorher besprochen wird.
Natriumhypochlorit scheint nicht nur leicht antimikrobiell zu wirken, sondern hat offenbar weitere lindernde Wirkungen. Dies zeigt eine Studie an Probandinnen und Probanden mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis.
Sie trugen รผber sechs Wochen ein 0,006prozentiges NaOCl-Kรถrperwaschmittel einmal tรคglich auf die betroffenen Bereiche auf. Die Anwendung fรผhrte zu einer deutlichen Verbesserung aller gemessenen Parameter. Allerdings war die Besiedlung mit Staphylococcus aureus bei 64 Prozent der Teilnehmenden nach zwei Wochen immer noch positiv.
Kรถrperpflege
Besonders wichtig bei der Behandlung ist die tรคgliche Hautpflege. Sie stรคrkt die strapazierte und empfindliche Haut und macht sie widerstandsfรคhiger gegenรผber Reizungen und รคuรeren Einflรผssen.
Je nachdem, welche Symptome auftreten und wie stark diese sind, stehen dabei unterschiedliche Cremes oder Lotionen zur Verfรผgung. Durch diese kรถnnen die Beschwerden gelindert werden.
Ist die Haut nur trocken und teilweise gerรถtet, ansonsten aber ekzemfrei, eignen sich fรผr die Versorgung mit Fett und Feuchtigkeit am besten Lotionen aus รl und Wasser. Dabei sollte man darauf achten, eher fettiger als zu feucht zu cremen, um einem zusรคtzlichen Flรผssigkeitsverlust und damit noch trockenerer Haut vorzubeugen.
Salben mit Nachtkerzenรถl, Harnstoff oder Johanniskrautextrakt
Fรผr die Feuchtigkeitsversorgung sowie bei leichten Verletzungen durchs Kratzen bieten sich auch Cremes oder Salben mit Harnstoff (Urea),ย Nachtkerzenรถl oder Johanniskrautextrakt an.
Harnstoffย versorgt die Haut mit Feuchtigkeit und lindert gleichzeitig den Juckreiz.ย Harnstoff als organische Verbindung wird seit langem klinisch fรผr dermatologische Erkrankungen eingesetzt.
Urea ist eine wirksame Monotherapie fรผr Erkrankungen im Zusammenhang mit trockener und schuppiger Haut. Dies unterstreicht eine Publikation.
Diese sichtete vorhandene Studien zu Harnstoff als Wirkstoff auf Hautkrankheiten, unter anderem Neurodermitis. Die Forschenden kommen zum Schluss, dass Harnstoff eine sichere, wirksame dermatologische Therapie mit minimalen Nebenwirkungen (Hautreizung) darstellt.
In einer Publikation in Form einer Metaanalyse wurden wissenschaftliche Studien zu Nachtkerzenรถlย bei Neurodermitisย verglichen. Neun kontrollierte Studien mit Nachtkerzenรถl wurden in acht Zentren durchgefรผhrt. In den Studien zeigte sich eine hochsignifikante Verbesserung der Neurodermitis.
Auch das Echte Johanniskraut ist eine sehr gut erforschte Heilpflanze. Bei Wunden, die schlecht heilen und schmerzen, wurde es schon in der Antike erfolgreich angewendet. Die Wirkung von Johanniskraut wurde unter anderem in einer Studie belegt.
Die Ballonrebe (Cardiospermum halicacabum) soll รคhnlich wie Kortison Entzรผndungen hemmen. Hier gibt es bisher nur eine wissenschaftliche Studie, die Patientinnen und Patienten 15 Tage lang beobachtete.
Diese wendeten wรคhrend dieser Zeit eine Salbe an, die 100 Milligramm Cardiospermum halicacabum pro Gramm enthielt. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass diese Salbe zu positiven Wirkungen unterschiedlichen Grades fรผhrt, unabhรคngig davon, welche Begleitbehandlung in Betracht gezogen wird.
Die Wirkung von Aloe vera ist mehrfach durch Studien belegt. Forschende kommen unter anderem in einer Studie zu dem Schluss, dass die Gele von Aloe ferox und Aloe vera bei topischer (รถrtlicher, รคuรerlicher) Anwendung eine sichere und nรผtzliche Alternative zu Antihistaminika und topischen Kortikosteroiden bei wiederkehrender chronischer Neurodermitis darstellen.
Seife vermeiden
Vermieden werden sollte auf jeden Fall die Verwendung von Seife, da diese der Haut noch mehr Fett entzieht und so die Zerstรถrung des Schutzmantels begรผnstigt wird. Auch sollte vor der Verwendung von Pflegeprodukten unbedingt sorgfรคltig das Etikett geprรผft werden.
Inhaltsstoffe wie ethoxylierte Alkohole oder andere Ethoxylate (โPEGs”), Natriumlaurylsulfat (INCI: Sodium Lauryl Sulfate), Parfรผm und Konservierungsstoffe kรถnnen der Haut zusรคtzlich schaden und sollten daher nicht enthalten sein.
Stattdessen empfiehlt es sich, pH-neutrale und seifenfreie Lotionen fรผr die Hautreinigung zu verwenden. Auch sollte nicht zu hรคufig geduscht oder gebadet werden, um die Haut nicht unnรถtig zu strapazieren.
Da Neurodermitis-Betroffene zusรคtzlich oft an Pollenallergien und Heuschnupfen leiden, ist es ratsam, abends zu duschen. So werden die Pollen von Haut und Haaren abgewaschen und nicht weiter in der Wohnung und im Bett verteilt.
Ob im Einzelfall eine Creme, Salbe oder Lotion empfehlenswert ist, hรคngt vom Hautzustand und den betroffenen Hautstellen ab. Auch die Jahreszeit und das Alter der Patientinnen und Patienten ist zu beachten.
Dementsprechend sollte der Einsatz von Pflegeprodukten im Vorfeld immer mit einer รrztin oder einem Arzt besprochen werden. Dadurch kรถnnen zusรคtzliche Reizungen der Haut vermieden und eine bestmรถgliche Linderung der Beschwerden erreicht werden.
Ernรคhrung
Es gibt zwar keine spezielle Neurodermitis-Diรคt, dennoch lindert eine Ernรคhrungsumstellung bei vielen Patientinnen und Patienten die Symptome. Um herauszufinden, welche Lebensmittel dem Kรถrper eventuell schaden, eignet sich eine allergenarme โSuchkostโ.
Hier besteht die Ernรคhrung fรผr etwa sechs bis acht Wochen ausschlieรlich aus allergen- und reizarmen Lebensmitteln. Fรผr diese Zeit sind auch Fertigprodukte tabu, da bei diesen die Inhaltsstoffe oft nicht genau ersichtlich sind.
Nach Ende der enthaltsamen Zeit wird der Speiseplan nach und nach wieder erweitert, indem etwa alle zwei bis drei Tage etwas Neues hinzukommt. So kann genau erkannt werden, ob beziehungsweise wogegen eine Unvertrรคglichkeit besteht.
Ein Symptom-Tagebuch anlegen
Um die Vertrรคglichkeit der einzelnen Nahrungsmittel auszuwerten, eignet sich das Fรผhren eines Tagebuchs, durch welches Betroffene den eigenen Ernรคhrungsstil leicht รผberprรผfen und bei Bedarf รคndern kรถnnen. Entscheidend ist, dass diese โSuchdiรคtโ systematisch und konsequent durchgefรผhrt wird.
Es ist oft sehr schwierig, relevante Ernรคhrungsfaktoren zu identifizieren und es besteht keine allgemeingรผltige Liste mit โschรคdlichenโ Nahrungsmitteln. Da eine Vielzahl verschiedener Faktoren bei Neurodermitis eine Rolle spielt, ist es sinnvoll, die individuellen Auslรถser der Schรผbe besser ausfindig zu machen.
Das Fรผhren eines Symptom-Tagebuchs kann helfen. Dazu sollten tรคglich alle Faktoren stichpunktartig festgehalten werden, die Einfluss auf die Krankheit haben kรถnnten.
Zu den Eintragungen sollte gehรถren:
- Datum,
- Essen und Trinken,
- eingenommene Medikamente,
- allgemeines Befinden (Stress, Druck, Emotionen),
- Umwelteinflรผsse (Hitze, Kรคlte, Lรคrm),
- Stรคrke der aufgetretenen Symptome.
Welche Lebensmittel werden tendenziell gut vertragen?
Es zeigt sich immer wieder, dass es bestimmte Lebensmittel gibt, die von vielen Betroffenen gut vertragen werden. Zu den erfahrungsgemรคร gut vertrรคglichen Dingen gehรถren beispielsweise Reis, Mais, Hirse, Hafer und Nudeln ohne Ei.
Milchprodukte von Ziege und Schaf sind ebenso empfehlenswert. Auch Fleisch von Rind oder Huhn, Blattsalate, Blumenkohl, Brokkoli, Erbsen, Kartoffeln, Spinat und Kรผrbis werden in der Regel gut vertragen.
Welche Lebensmittel werden tendenziell schlecht vertragen?
Probleme bereiten hรคufig Weizen, Roggen, Hรผhnereier, Kuhmilch und Kuhmilchprodukte, Schweinefleisch und Fisch. Ebenso sind Mรถhren, Paprika, Knoblauch, Sauerkraut und Tomaten oft unvertrรคglich.
Kiwi, Pfirsiche, Rhabarber, Erdbeeren und Zitrusfrรผchte sowie Nรผsse, Erdnรผsse, Alkohol und Kaffee bereiten vielen Betroffenen Probleme. Diese sollten daher wie die anderen allergenreichen Lebensmittel bei der Suchdiรคt zunรคchst weggelassen und dann nach und nach auf ihre Vertrรคglichkeit hin getestet werden.
Eine ausgewogene Ernรคhrung stรคrkt das Immunsystem
Nach der Identifizierung mรถglicher Unvertrรคglichkeiten sollte die Ernรคhrung mit den anderen Lebensmitteln vor allem ausgewogen und vollwertig sein. So wird der Kรถrper optimal mit Nรคhrstoffen versorgt, mit dem Ziel, dadurch das geschwรคchte Immunsystem zu stรคrken.
Bei guter Vertrรคglichkeit sollten nach Mรถglichkeit jeden Tag Milch- und Vollkornprodukte, reichlich Gemรผse und Obst und ein bis zwei Mal wรถchentlich Fisch gegessen werden. Werden Obst und Gemรผse roh nicht gut vertragen, kann eventuell ein kurzes Andรผnsten Abhilfe schaffen.
Fleisch und Wurstwaren sollten maximal zwei bis drei Mal wรถchentlich auf dem Speiseplan stehen. Bei รlen sollte man in erster Linie zu mehrfach ungesรคttigten Fettsรคuren greifen. Diese sind fรผr die Gesundheit des gesamten Organismus unerlรคsslich. Geeignet sind etwa Sonnenblumen-, Traubenkern- oder Leinรถl.
Eine erhรถhte Trinkmenge ist bei Neurodermitis sehr wichtig. Die trockene Haut verliert deutlich mehr Flรผssigkeit als bei Nicht-Betroffenen. Dementsprechend sollten tรคglich mindestens drei Liter getrunken werden, idealerweise Wasser und ungesรผรter Tee.
Stillen – Allergieschutz
Ob eine Neurodermitis durch bestimmte Lebensmittel ausgelรถst oder verstรคrkt werden kann, sorgt in der Fachwelt nach wie vor fรผr hitzige Diskussionen. Konsens besteht weitgehend darรผber, dass Nahrungsmittelunvertrรคglichkeiten eine zentrale Rolle bei der Entwicklung einer Neurodermitis im Kleinkindalter spielen.
Dementsprechend wird Frauen mit familiรคrer Vorbelastung immer wieder angeraten, ihr Baby mindestens sechs Monate voll zu stillen. So werden die Kinder mรถglichst lange vor eventuell allergieauslรถsenden Eiweiรen geschรผtzt und das Immunsystem sowie die Darmflora werden positiv beeinflusst.
Kรถnnen oder wollen Frauen nicht stillen, sollte stattdessen eine โhypoallergeneโ Babynahrung gefรผttert werden, welche auf den Verpackungen an dem Kรผrzel โH. A.โ erkennbar ist. Die Einfรผhrung der sogenannten โBeikostโ sollte im Anschluss sehr langsam und behutsam stattfinden.
Woche fรผr Woche sollte nur ein neues Lebensmittel eingefรผhrt werden. So kรถnnen bereits hier mรถgliche Unvertrรคglichkeiten entdeckt werden.
Ab dem ersten Geburtstag kรถnnen dann glutenhaltige Getreide wie Hafer oder Dinkel sowie Kuhmilch getestet werden. Eier, Nรผsse und Fisch sollten genetisch vorbelastete Kinder jedoch besser erst ab zwei Jahren essen.
Hydrotherapie und Balneotherapie
Neben den โklassischenโ Behandlungsmethoden mit Medikamenten und der entsprechenden Hautpflege eignen sich auch verschiedene Naturheilverfahren, um die Symptome zu lindern. In vielen Fรคllen hat sich beispielsweise die Hydrotherapie nach Sebastian Kneipp bewรคhrt.
Hierbei kommen Kaltanwendungen, Quarkwickel oder Warmbรคder mit rรผckfettenden รlen zum Einsatz. Diese Therapien stรคrken das Immunsystem, die natรผrliche Hautfunktion wird aktiviert und die Entspannung wird gefรถrdert.
Die Balneotherapie ist eine Form der Hydrotherapie, bei der Patientinnen und Patienten Bรคder mit Heilerde, Sole oder Schwefel erhalten. Eine Kombination aus Balneo- und Phototherapie wurde in einer รbersichtsstudieย aus dem Jahr 2000 untersucht.
1204 Patienten und Patientinnen mit atopischer Dermatitis wurden eingeschlossen. Die Verbesserung der atopischen Dermatitisย war deutlich und lag zwischen 47 und 66 Prozent.
Die Colon-Hydro-Therapie
Das โDarm-Kneippenโ ist besser bekannt unter dem Namen โDarmspรผlungโ. Es hat aufgrund der gesundheitsfรถrdernden Wirkung seit jeher einen festen Platz in der Naturheilkunde.
Heute wird hรคufig die sogenannte โColon-Hydro-Therapieโ (CHT) eingesetzt (griechisch โColonโ fรผr Dickdarm und โHydroโ fรผr Wasser). Diese moderne Variante des klassischen Einlaufs hat sich mittlerweile in vielen Fรคllen bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Akne als hilfreich erwiesen.
Am hรคufigsten wird sie jedoch bei Verdauungsproblemen wie Verstopfung oder einem Blรคhbauch eingesetzt. Auch bei einem gestรถrten Stoffwechsel, beispielsweise in Folge einer falschen Ernรคhrung oder schรคdlicher Umwelteinflรผsse, kommt sie zum Einsatz.
Ausgangspunkt ist die naturheilkundliche Annahme, dass ein gesunder Darm die Grundlage und Voraussetzung fรผr eine gute Gesundheit bildet. Das Ziel der CHT besteht darin, den Darm auf natรผrliche Weise zu reinigen und schรคdliche Bakterien sowie Hefepilze auszuspรผlen.
Zu diesem Zweck wird erwรคrmtes Wasser durch ein Kunststoffrรถhrchen in den Enddarm geleitet. Gleichzeitig wird die Bauchdecke sanft massiert, um das Wasser in die betroffenen Bereiche zu leiten.
Die gelรถsten Stoffe sowie das Wasser aus dem Darm flieรen dann durch ein zweites Rohr direkt in den Abfluss (โgeschlossenes Systemโ). Unangenehme Gerรผche werden vermieden. Zudem verursacht die Colon-Hydro-Therapie keine Schmerzen und wird normalerweise als sehr wohltuend und โbefreiendโ empfunden.
Bislang liegen fรผr diese Therapieform aus wissenschaftlicher Sicht nur unzureichende Wirksamkeitsnachweise vor. Daher gehรถrt die Colon-Hydro-Therapie laut Leitlinie โDermatologische stationรคre Rehabilitation bei atopischer Dermatitis Erwachsener” nicht zu den empfohlenen Behandlungen.
Pflanzliche Heilmittel und Akupunktur
In der Naturheilkunde kommen zur Behandlung des atopischen Ekzems sehr oft pflanzliche Heilmittel zum Einsatz, welche sowohl innerlich als auch รคuรerlich angewandt werden. In Frage kommen beispielsweise fรผr eine innere Anwendung ein Tee oder eine Tinktur auf Basis von Hafer, Kerbel oder Rooibos.
Fรผr eine รคuรerliche Anwendung kรถnnen Heilpflanzen beispielsweise als Umschlag eingesetzt werden, indem ein Tuch mit Krรคutertee getrรคnkt wird und nach Bedarf entweder kalt oder warm auf die betroffene Stelle gelegt wird. Hier hat sich in der Praxis unter anderem Stiefmรผtterchentee (Viola tricolor) bewรคhrt.
Auch Waschungen, Spรผlungen, Bรคder, Salben und Cremes kommen zum Einsatz. Fรผr die รคuรere Anwendung eignen sich vor allem Heilpflanzen wie Aloe vera, Blutweiderich, Kamille oder Schafgarbe, ebenso wie Heidekraut, Hibiskus, Schรถllkraut und Ulme.
In einer wissenschaftlichen Publikation wurde die Studienlage zu dem Potential heilender Wirkweisen von Heilpflanzen auf Neurodermitis untersucht.ย Eine Studie an 20 Patientinnen und Patienten zwischen 13 und 48 Jahren mit leichter bis schwerer atopischer Dermatitis untersuchte die Wirksamkeit der Kombination aus chinesischer Krรคutermedizin und Akupunktur.
Die Patientinnen und Patienten erhielten zwei Mal pro Woche eine Akupunkturbehandlung. Dazu eine chinesische Krรคuterformel drei Mal tรคglich fรผr insgesamt zwรถlf Wochen.
Bewertet wurden Verรคnderungen des Eczema Area and Severity Index (EASI), des Dermatology Life Quality Index (DLQI) und die Beurteilung des Juckreizes durch Patientinnen und Patienten. Gemessen wurde alles auf einer visuellen Analogskala (VAS).
Nach der Behandlung wurde eine Verbesserung in EASI bei allen Patientinnen und Patienten festgestellt. Der mittlere EASI sank von 4,99 auf 1,81. Darรผber hinaus erlebten 78,8 Prozent der Teilnehmenden eine Verringerung von DLQI und VAS im Vergleich zum Ausgangswert.
Der mittlere DLQI sank von 12,5 auf 7,6 am Ende der Behandlung. Der mittlere VAS sank von 6,8 auf 3,7.
Es wurden keine Nebenwirkungen beobachtet. Aufgrund der geringen Evidenz in Form wissenschaftlicher Studien werden bisher jedoch weder Akupunktur noch Heilpflanzen von der โLeitlinie: Dermatologische stationรคre Rehabilitation bei atopischer Dermatitis Erwachsener” empfohlen.
Homรถopathie
Eine groรe wissenschaftlicheย Studie an 3981 Patientinnen und Patienten zeigt, dass Homรถopathie bei Neurodermitis helfen kann. Diese wurde in hautรคrztlichen Praxen in der Schweiz und Deutschland durchgefรผhrt.
Die wichtigsten Ergebnisparameter waren: Die รคrztliche Beurteilung der Erkrankung sowie die Lebensqualitรคt der Betroffenen zu Studienbeginn sowie nach drei, zwรถlf und 24 Monaten. Der Schweregrad der Erkrankung verringerte sich signifikant.
Bei Erwachsenen und Kleinkindern wurden erhebliche Verbesserungen der Lebensqualitรคt beobachtet, wรคhrend bei Jugendlichen keine Verรคnderungen festgestellt wurden. Jรผngeres Alter und eine schwerere Erkrankung zu Studienbeginn waren Faktoren, die einen besseren therapeutischen Erfolg vorhersagten.
Andere Studien konnten diese Ergebnisse nicht stรผtzen. Somit kann eine allgemeine Empfehlung zur Anwendung der Homรถopathie bei Neurodermitis bislang wissenschaftlich nicht ausreichend belegt werden.
Wichtig: Die homรถopathische Behandlung gehรถrt in die Hรคnde einer Homรถopathin oder eines Homรถopathen. Die klassische Homรถopathie behandelt nicht nur einzelne Symptome, sondern bezieht den gesamten Menschen mit Kรถrper, Geist und Psyche sowie die Lebensumstรคnde mit ein. Darauf beruht die Mittelwahl.
Die im Folgenden genannten Mittel sind lediglich Beispiele von Mitteln, die bei Neurodermitis in der naturheilkundlichen Praxis hรคufiger zum Einsatz kommen. Von einer Selbstbehandlung ohne entsprechende Erfahrung raten wir an dieser Stelle ausdrรผcklich ab!
Leiden Betroffene etwa unter chronischen, trockenen Ekzemen, die einen starken, vorwiegend nรคchtlichen Juckreiz verursachen, kann Sulfur (D4, D6) eingesetzt werden. Im Falle immer wiederkehrendenr dunkelroter, feuchter Ekzeme mit Pusteln und Blรคschen, die stark jucken und brennen, kommt Rhus toxicodendron in Frage.
Bei aufgesprungener und rissiger Haut wird hingegen oft Sepia in der Potenz D6 gegeben. Gerade, wenn die Beschwerden an der frischen Luft besser, aber durch Wรคrme schlechter werden.
Auch Arsenicum album kommt hรคufig bei Neurodermitis in der Potenz D6 zum Einsatz. Es hilft vor allem bei rauer, trockener, schuppiger Haut, einem nachts schlimmer werdenden Brennen und Hautjucken sowie bei innerer Unruhe.
Bei Kindern wird im Falle von Entzรผndungen der Haut, trockenem Ausschlag, Milchschorf sowie Hautbrennen und Juckreiz oft Calcium carbonicum in der Potenz D12 empfohlen. Insbesondere wenn sich die Symptome bei kalter Luft bessern und bei feuchtem Wetter verschlechtern.
Ist der Hautausschlag hingegen eher nรคssend, werden zum Beispiel Dulcamara oder Kreosotum verwendet. Weist die Haut Krusten und eitrige Hautauschlรคge auf, eignet sich รผberdies auch Calcium sulfuricum (D4, D6).
Graphites (D6) bietet ebenfalls ein hilfreiches Homรถopathikum bei harten Krusten mit unterliegendem gelbem, klebrigen Sekret. Begleitet werden die Beschwerden von starkem nรคchtlichem Juckreiz und brennenden Schmerzen.
Schรผรler-Salze und Bachblรผten
Schรผรler-Salze und Bachblรผtentherapie kรถnnen unterstรผtzend eingesetzt werden. Als alleinige Therapie bei Neurodermitis wird beides aufgrund fehlender wissenschaftlicher Studien in den aktuellen Behandlungsrichtlinien jedoch nicht empfohlen.
Manche Menschen machen trotzdem gute Erfahrungen damit. Nebenwirkungen sind bisher ebenfalls nicht bekannt. Wer ein solches alternatives Verfahren ausprobieren mรถchte, kann ihm also durchaus eine Chance geben.
Die Einnahme von Schรผรler-Salzen und Bachblรผten sollte im Vorfeld zunรคchst mit einer erfahrenen Heilpraktikerin oder einem Heilpraktiker abgesprochen werden. Fรผr den Einzelfall mรผssen das richtige Mittel und die entsprechende Dosierung und Anwendungsdauer bestimmt werden.
Dies gilt insbesondere, wenn betroffene Kinder auf diesem Wege unterstรผtzend behandelt werden sollen. Denn fรผr sie werden in den meisten Fรคllen andere Dosierungen und Darreichungsformen empfohlen als fรผr Erwachsene.
Wichtiger Hinweis: Die nachfolgend angefรผhrten Schรผรler-Salze gelten als Anwendungsbeispiele aus der naturheilkundlichen Praxis und sollten nicht ohne entsprechende รคrztliche Rรผcksprache und naturheilkundliche Begleitung ausprobiert werden.
Hauptsรคchlich werden in der chronischen Phase die Salze Nummer 2 (Calcium phoshoricum), Nummer 6 (Kalium sulfuricum), Nummer 8 (Natrium chloratum) und Nummer 9 (Natrium phosphoricum) eingesetzt. Erwachsene lassen drei Mal am Tag je zwei Tabletten im Mund zergehen oder trinken sie in Wasser aufgelรถst.
Fรผr Kinder wird hingegen meist eine Dosierung von drei Mal tรคglich je einer Tablette empfohlen, welche aufgelรถst in einem Glas Wasser getrunken wird. In der akuten Phase mit starkem, oft unertrรคglichem Juckreiz und entzรผndlich-roten Hautverรคnderungen eignet sich vor allem das Schรผรler-Salz Nummer 3 (Ferrum phosphoricum).
Erwachsene lassen von Nummer 3 stรผndlich eine Tablette im Mund zergehen. Wรคhrend das Heilmittel fรผr Kinder zum Trinken in warmem Wasser aufgelรถst wird.
Ebenso kann das Salz Nummer 7 (Magnesium phosphoricum D6) bei einem Neurodermitis-Schub helfen: bei starkem Juckreiz vor allem durch die Anwendung als โheiรe Siebenโ. Hierfรผr werden acht bis zehn Tabletten in einem Glas heiรem Wasser aufgelรถst und dann schluckweise getrunken.
Stress bewรคltigen
Jede Form von Stress kann prinzipiell den Verlauf der Neurodermitis negativ beeinflussen. Fรผr Neurodermitikerinnen und Neurodermitiker ist es daher besonders wichtig ist, einen entsprechenden Umgang mit Stress zu lernen.
Ein wichtiger Triggerfaktor sowohl fรผr intrinsische als auch fรผr extrinsische atypische Dermatits ist emotionaler Stress. In einer wissenschaftlichen Studie wird beschrieben, dass er unter anderem das Hormonprofil verรคndert.
Zudem wird der Cortisolspiegel verringert. Eine mรถglicherweise unterdrรผckte Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-(HPA)-Achse kann endgรผltig fรผr die Verschlimmerung der Neurodermitis verantwortlich sein.
Hierfรผr stehen verschiedene รbungen und Maรnahmen zum Stressabbau zur Verfรผgung. Bewรคhrte Entspannungsmethoden sind zum Beispiel Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation, Yoga oder Meditation.
Maรnahmen zur Vorbeugung und bei Erkrankung
Es eignen sich die unterschiedlichsten Maรnahmen zur Vorbeugung. Auch dann, wenn bereits eine entsprechende Allergie nachgewiesen werden konnte.
Wer beispielsweise gegen Hausstaubmilben allergisch ist, sollte seine Wohnung unbedingt weitestgehend von Milben befreien. Dies gelingt durch den Verzicht auf offene Regale und langflorige Teppichbรถden, durch regelmรครiges Staubwischen, milbendichte Matratzenbezรผge und kochfeste Bettwรคsche.
Ebenso sollte konsequent darauf geachtet werden, dass sich keine Schimmelpilze in der Wohnung befinden. Besonders wichtig sind daher trockene, gut gelรผftete Rรคume, wobei lieber mehrmals tรคglich stoรgelรผftet werden sollte, anstatt stรคndig das Fenster auf Kipp zu halten.
Darรผber hinaus raten Gesundheitsexpertinnen und Gesundheitsexperten allergiebelasteten Familien dazu, keine Haustiere anzuschaffen. Pollen sollten vermieden werden, da Neurodermitikerinnen und Neurodermitiker auf diese oft mit einer Verschlechterung des Hautbildes reagieren.
In diesem Zusammenhang empfiehlt es sich auch, die Kleidung nicht im Schlafzimmer auszuziehen oder dort liegen zu lassen sowie wรคhrend der Pollensaison abends die Haare zu waschen, um die Pollen nicht weiter zu verteilen. Auรerdem sollten bei Neurodermitis nur glatte und fein gewebte Kleidungsstoffe verwendet werden.
Nicht zuletzt sollte in Wohnungen und Autos von Betroffenen ein generelles Rauchverbot herrschen, denn Rauchen erhรถht das Allergie- und Neurodermitisrisiko deutlich. Auch die Natur kann helfen.
Die klimatischen Bedingungen in bestimmten Regionen wie den Bergen oder am Meer wirken sich positiv auf manche Betroffene aus. Da Neurodermitis oft Kinder betrifft, ist es fรผr Eltern zudem wichtig, entsprechende Bewรคltigungsstrategien zu entwickeln.
Mit den zusรคtzlichen Belastungen (Hautpflege, Ernรคhrungsumstellung, Arztbesuche) und dem Leid des Kindes durch Juckreiz, Hautverรคnderungen und den Folgen des Schlafmangels umgehen zu kรถnnen, muss gelernt werden. Hier bieten spezielle Neurodermitis-Schulungen bei Krankenkassen oder Volkshochschulen eine sinnvolle Unterstรผtzung.
In diesen Schulungen werden Betroffenen wertvolle Tipps und Hilfestellungen fรผr ein mรถglichst unbeschwertes Leben trotz der Erkrankung an die Hand gegeben. Eltern von betroffenen Kindern lernen zudem, ihrem Kind bestmรถglich zur Seite zu stehen.
Fazit: Mit Neurodermitis leben lernen
Neurodermitis als bislang nicht heilbare Erkrankung tritt sehr facettenreich auf. Dadurch hat sie meist nicht nur Auswirkungen auf die Betroffenen selbst.
So zeigen sich Auรenstehende hรคufig abgeschreckt durch das stรคndige Kratzen, die Rรถtungen, Ekzeme und schuppige, krustige Haut. Menschen, die nichts รผber die Krankheit wissen, fรผrchten manchmal sogar, sich an den Hautverรคnderungen anstecken zu kรถnnen. Aufklรคrung kann in diesen Fรคllen helfen.
Denn durch die Ablehnung kommt es hรคufig zu Schamgefรผhlen, รngsten oder gar sozialem Rรผckzug der Betroffenen. Was sich in der Folge wiederum negativ auf den Verlauf der Krankheit auswirkt und die Haut noch stรคrker โaufblรผhenโ lรคsst.
Neben Umweltreizen und Allergenen sind es vor allem solche psychische Spannungen, welche die Entwicklung der Erkrankung bei entsprechender Veranlagung begรผnstigen oder einen akuten Schub auslรถsen kรถnnen. Psychische Belastungen werden dabei von Person zu Person unterschiedlich empfunden.
Dabei geht es nicht nur um โnegativโ besetzte Emotionen wie Angst, Sorgen oder Wut. Auch positive Ereignisse und damit verbundene Gefรผhle wie beispielsweise Freude oder Aufregung kรถnnen sich auf die Haut auswirken.
Fazit: Die Vermeidung bestimmter krankheitsbegรผnstigender Faktoren kann das Leben der Betroffenen deutlich erleichtern. Eine auf die individuellen Symptome und Beschwerden abgestimmte Therapie und Pflege sind wichtige Grundlagen.
Ein Mix begleitender Maรnahmen kann zusรคtzliche Entlastung bringen. Dazu zรคhlen zum Beispiel alternative Heilverfahren und Entspannungsmethoden. (nr, vb, ls)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der รคrztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprรผft.
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthรคlt nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.