Entzündung der Niere: Nephritis
Eine Nierenentzündung kann verschiedene Strukturen der Niere betreffen und vielerlei Ursachen haben. Dabei treten Entzündungen der Nierenkörperchen (Glomerulonephritis) oder des Zwischengewebes (interstitielle Nephritis) auf oder es kommt zu einer Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis). Alle diese Krankheitsformen können die Nierenfunktion beeinträchtigen und bei einem schweren oder chronischen Verlauf zu einem Nierenversagen führen. Da die Symptome nicht immer eindeutig sind und Beschwerden nicht zwingend auftreten, gelten sorgfältige ärztliche Untersuchungen und Kontrollen als besonders wichtig, auch um eine angemessene Therapie zu ermöglichen.
Hinweis: Dieser Artikel umfasst nur die Formen der Glomerulonephritis und (tubulo-) interstitiellen Nephritis. Weiterführende Informationen zur Pyelonephritis finden sich in einem gesonderten Artikel zu Nierenbeckenentzündungen.
Inhaltsverzeichnis
Ein kurzer Überblick
Die untenstehende Zusammenfassung bietet eine schnelle Übersicht zu den wichtigsten Fakten einer Nierenentzündung. Nachfolgend liefert der umfassende Artikel ausführliche Informationen zu den vielen Varianten dieser Nierenkrankheit.
- Definition: Als Nephritis bezeichnet man eine entzündliche Erkrankung der Niere, wobei akute oder chronische Verlaufsformen auftreten können. Den möglichen Ursachen zufolge unterscheidet man zwischen primären oder sekundären Krankheitsformen. Weitere Unterteilungen dienen der Beschreibung, welche Struktur der Niere angegriffen ist. Häufig sind die Nierenkörperchen betroffen (Glomerulonephritis), manchmal aber auch das Zwischengewebe (interstitielle Nephritis).
- Symptome: Beschwerden treten nicht immer auf und können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Wichtige Anzeichen sind im allgemeinen Eiweiß oder Blut im Urin, Wassereinlagerungen, Bluthochdruck und möglicherweise auch Fieber, Hautveränderungen und Schmerzen, wie Flankenschmerzen und Kopfschmerzen.
- Ursachen: Viele Auslöser kommen in Frage. Am häufigsten sind Immunantworten, Infektionen oder andere Vor- und Grunderkrankungen ursächlich für eine Nierenentzündung. Aber es kann auch eine entzündliche Reaktion auf Medikamente und Toxine auftreten.
- Diagnose: Von der Vermutung bis zur Sicherstellung einer Diagnose werden neben der klinischen Untersuchung normalerweise Urin- und Bluttests, Ultraschall und eventuell auch eine Nierenbiopsie durchgeführt. Dies alles liefert entscheidende Hinweise auf den Zustand der Nieren.
- Behandlung: Die konventionelle Behandlung basiert vorwiegend auf einer den Ursachen und Symptomen angepassten medikamentösen Therapie. Eine eiweißarme Ernährung sowie eine ausreichende Flüssigkeitsmenge und körperliche Ruhe unterstützen den Heilungsprozess.
- Naturheilkundliche Behandlung und Alternativmedizin: Die Naturheilkunde bietet mit verschiedenen Heilpflanzen, wie Leinkraut und Goldrute, oder mittels alternativer Verfahren, wie etwa Schröpfen, Möglichkeiten einer Nierenentzündung entgegenzuwirken. In der Nachbehandlung oder zur Vorbeugung kann eine Nierenreinigung durch Entschlackung oder Entsäuerung hilfreich sein.
Definition
Im medizinischen Fachjargon wird eine entzündliche Erkrankung der Niere auch als Nephritis bezeichnet. Unter diesem Begriff werden unterschiedliche Formen von Nierenentzündungen zusammengefasst, die verschiedene Strukturen und Bereiche der Niere betreffen. Darunter fallen insbesondere Entzündungen der Nierenkörperchen (Glomerulonephritis) in der Nierenrinde oder des Zwischengewebes (Interstitium) mit den Harnkanälchen (interstitielle Nephritis, tubulo-interstitielle Nephritis). Aber auch eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) wird einer Nephritis zugeordnet, da meistens eine bakterielle interstitielle Nephritis an diesem Krankheitsbild beteiligt ist. Je nach Krankheitsverlauf kann die Entzündung akut oder chronisch sein und in schweren Fällen zu einer gravierenden Funktionsstörung der Niere oder einem Organversagen führen (Niereninsuffizienz).
Glomerulonephritis
Sogenannte Glomerulonephritiden (abgeleitet vom im Nierenkörperchen befindlichen Gefäßknäuel, dem Glomerulus) gehören zur Gruppe der glomerulären Erkrankungen (Glomerulopathien) und werden in verschiedene, teilweise auch uneinheitliche Formen unterteilt. Allgemein üblich ist eine Trennung zwischen den primären und sekundären Glomerulonephritiden. Dabei liegt das Augenmerk darauf, ob weitere Erkrankungen außerhalb der Nieren vorliegen, die die Nierenentzündung hervorrufen (sekundäre Formen) oder ob von einer autoimmun bedingten Entzündung ausgegangen werden kann, der nachweislich keine andere Erkrankung vorausgegangen ist (primäre Form). Es handelt sich hierbei um abakterielle Entzündungen der Nierenkörperchen, die in aller Regel beide Nieren betrifft.
Aufbau und Funktion der Niere
Neben einigen anderen Funktionen sind die zwei lebenswichtigen Hauptfunktionen der komplex aufgebauten Nieren die Blutreinigung und die Harnproduktion. Die beiden Nieren befinden sich jeweils recht und links der Wirbelsäule, etwa auf Höhe des Übergangs zwischen Brust- und Lendenwirbelbereich. Von außen nach innen gesehen werden drei große Bereiche unterschieden: die Nierenrinde, das Nierenmark und das Nierenbecken.
Die Reinigung des Bluts erfolgt in der Nierenrinde. Hier befinden sich Millionen von kleinen „Filtersystemen“, sogenannte Nephrone, bestehend aus Nierenkörperchen und Nierenkanälchen (Tubuli). Jedes Nierenkörperchen besteht aus einem eingekapselten Gefäßknäul (Glomerulus), welches mit zwei Arterien und den Nierenkanälchen verbunden ist. Während das Blut durch die Glomeruli hindurchfließt, werden kleine Substanzen wie Harnstoff, Zuckermoleküle, Salze zusammen mit Wasser herausgefiltert und als sogenannter Primärharn in die Nierenkanälchen überführt. Hier wird ein Großteil der herausgefilterten Stoffe und des Wassers wieder aufgenommen, so dass dem Blut am Ende nur die belastenden („giftigen“) Stoffe entzogen werden.
Die Nierenkanälchen gehen dann in so genannte Sammelrohre über, die sich im Nierenmark befinden. Hier wird dem Primärharn weiterhin Wasser entzogen und der konzentrierte Harn gelangt über die sogenannten Nierenkelche in das Nierenbecken. Dort schließen sich die Harnleiter an, die den Urin von der Niere zur Harnblase transportieren, um vom Körper ausgeschieden zu werden. Die Nieren filtern täglich weit über 1000 Liter Blut und es werden etwa ein bis zwei Liter Endharn ausgeschieden.
Symptome
Da bei einer (beginnenden) Nephritis die noch gesunden Bereiche und Strukturen der Niere die Organfunktionen übernehmen und erste Beeinträchtigungen ausgleichen, treten oft erst nach sehr langer Zeit erste Beschwerden auf. Häufig ist zu diesem Zeitpunkt schon ein großer Teil des Nierengewebes erkrankt beziehungsweise zerstört. Im Unterschied zur Nierenbeckenentzündung, die in aller Regel akute Flankenschmerzen verursacht, verläuft eine Entzündung der Nierenkörperchen nicht selten schmerzfrei, was ein Erkennen der Krankheit zusätzlich hinauszögern kann.
Symptome einer Glomerulonephritis
Das wichtigste Anzeichen bei einer Entzündung der Nierenkörperchen sind Veränderungen des Urins. Dazu zählen in erster Linie die Proteinurie und die Hämaturie, bei denen Eiweiß beziehungsweise Blut über den Harn mit ausgeschieden werden. Ob der Eiweißgehalt erhöht ist, erkennt man an einem trüben Urin, der beim Wasserlassen schäumt. Blut verfärbt den Urin bräunlich oder dunkel. Bei sehr geringen Blutmengen (Mikrohämaturie) ist dies mit dem bloßen Auge nicht erkennbar und mikroskopische Untersuchungen sind für einen Nachweis notwendig.
Im Zusammenhang mit einer gestörten Nierenfunktion und Urinproduktion können weitere Symptome auftreten. Werden weniger Salz (Elektrolyte) und Wasser über die Nieren ausgeschieden als im gesunden Zustand, kann ein Bluthochdruck (Hypertonie) entstehen. Dies kann sich über Kopfschmerzen und Sehstörungen äußern. Auch Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) sind typisch und entstehen häufig im Gesicht und an den Augenlidern oder an Händen und Füssen. Auch die hormongesteuerte Regulation des Blutdrucks über die Niere spielt in diesem Zusammenhang eine Rolle. Die Betroffenen fühlen sich außerdem häufig müde und abgeschlagen und klagen über Gliederschmerzen.
Eine vermehrte Eiweißausscheidung bei einer Proteinurie hat zur Folge, dass die Eiweißkonzentration im Blut sinkt. Zeitgleich kommt es häufig zu einem Ansteigen der Blutfettwerte (Hyperlipoproteinämie). Die Kombination dieser Symptome zusammen mit dem Auftreten von Ödemen wird in medizinischen Fachkreisen als nephrotisches Syndrom bezeichnet. Die Symptom-Kombination von Hämaturie, Ödemen und Bluthochdruck (Volhard-Trias) wird hingegen nephritisches Syndrom genannt. Beide Syndrome liefern klare Anzeichen für eine Nierenentzündung mit Schädigung der Nierenkörperchen.
In welchem Zeitraum und in welchem Ausmaß sich die einzelnen Symptome entwickeln ist sehr unterschiedlich. Dabei unterscheidet man bei der Glomerulonephritis neben dem nephrotischen und nephritischen Syndrom noch eine Reihe weiterer Krankheitsbilder, wie unter anderem die akute und die chronische Glomerulonephritis, die rasch progrediente (fortschreitende) Glomerulonephritis (RPGN) und die asymptomatische Proteinurie und Hämaturie.
Eine besondere Form der akuten (primären) Glomerulonephritis stellt die postinfektiöse Form dar, an der am häufigsten Kinder nach einer Streptokokkeninfektion erkranken. Häufig geht dabei eine eitrige Mandelentzündung (Tonsillitis) voraus, aber auch andere Infektionen können im Folgeverlauf die Nieren beeinträchtigen. Bei der Abwehrreaktion auf diese Erkrankungen entstehen Immunkomplexe, die über den Blutkreislauf in die Nieren gelangen und dort krankhafte Veränderungen an den Gefäßschlingen verursachen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Immunkomplexkrankheit oder einer Typ-III-Allergie.
Bei einer Nierenentzündung kann sich die Nierenfunktion akut verschlechtern (akutes Nierenversagen). Eine spezielle Form stellt in diesem Zusammenhang die rasch progrediente Glomerulonephritis dar, die aufgrund der drohenden Niereninsuffizienz ein medizinischer Notfall ist.
Im Zusammenhang mit einer chronischen Glomerulonephritis kann es hingegen nur langsam, vielleicht über Jahre hinweg, zu einem chronischen Nierenversagen kommen, was am Ende eine Dialyse erfordert. Bei einem chronischen Verlauf treten lange Zeit keine oder nur sehr schwache Symptome auf und es kann zu einer Schrumpfung der Niere (Schrumpfniere) kommen.
Die asymptomatische Proteinurie und Hämaturie, welche über das stetige oder zeitweilige Ausscheiden kleiner Mengen von Eiweiß und Blut über den Urin gekennzeichnet sind, können ein Leben lang unverändert bleiben und gegenüber den anderen Formen den Gesundheitszustand der Betroffenen kaum beeinträchtigen.
Anzeichen einer Interstitiellen Nierenentzündung
Auch bei einer Entzündung des Zwischengewebes können die Symptome sehr unterschiedlich sein oder sogar ganz ausbleiben. Ebenso bestehen Möglichkeiten für einen akuten oder chronischen Verlauf, unter Umständen mit einem Nierenversagen. Neben einem blutigen oder eiweißreichen Urin können unter anderem folgende Beschwerden auftreten:
- Fieber,
- Gelenkschmerzen (Arthralgie), Flankenschmerzen und Kopfschmerzen,
- Hautausschlag (Exanthem) und entzündliche Hautreaktionen (Knotenrose, Erythema nodosum).
Diese Art der Nephritis ist schwieriger zu erkennen und oft wird die Erkrankung nur zufällig diagnostiziert.
Ursachen
Da unter einer Nierenentzündung verschiedene Erkrankungen zusammengefasst sind, gibt es folglich auch viele Entstehungsursachen. Eine grundsätzliche Unterscheidung wird zwischen einer primären Entzündung der Niere gemacht, bei der keine weitere Grunderkrankung vorliegt, und der sekundären Form, bei der vorangegangene Erkrankungen ursächlich sind.
Auslöser für eine Glomerulonephritis
Die Ursachen einer primären Glomerulonephritis bleiben oftmals unbekannt. Können Nachweise erbracht werden, basieren diese in den meisten Fällen auf Abwehrprozessen gegen eine Infektion, bei denen bestimmte Immunkomplexe im Bindegewebe des Nierenkörperchens abgelagert werden. Enthalten diese Komplexe Immunglobulin A (IgA) als Antikörper, wird die daraufhin entstehende Entzündung auch IgA-Nephritis (Morbus Berger) genannt.
Liegt eine bakterielle Infektion (zum Beispiel Streptokokken) vor, so können auch die Bakterien zusammen mit den gebildeten Antikörpern als Komplexe abgelagert werden und zu einer postinfektiösen Glomerulonephritis führen. Zudem kommt es vor, dass Entzündungen aufgrund von Antikörpern entstehen, die im speziellen gegen die eigenen Strukturen der Niere gebildet werden.
Ursächlich für eine sekundäre Glomerulonephritis können ganz unterschiedliche Grunderkrankungen sein. Darunter fallen zum Beispiel Autoimmunerkrankungen (systemischer Lupus erythematodes, Sarkoidose), Infektionskrankheiten (wie Syphilis, Hepatitis A und B, HIV) und Krebs (zum Beispiel der Lunge und des Lymphsystems). Ebenso bestehen Hinweise darauf, dass bestimmte Medikamente und Heroinmissbrauch eine Nierenentzündung verursachen können. Bei einem vererbten Alport-Syndrom ist eine Nephritis genetisch bedingt.
Entstehung einer interstitiellen Nierenentzündung
Bei einer akuten Entzündung, die das Interstitium betrifft, liegt meist eine allergische Reaktion auf Medikamente (vor allem Antibiotika) vor. Seltener sind Infektionen und Abstoßungsprozesse nach einer Nierentransplantation ursächlich. In einigen Fällen kommen auch Toxine (unter andrem Blei, Cadmium) als mögliche Auslöser einer (tubulo-) interstitiellen Nephritis in Frage. Bei der besonderen Form der endemischen Balkan-Nephropathie, die ausschließlich im weiteren Einzugsbereich der Donau auf der Balkanhalbinsel auftritt, sind pflanzliche Gifte im Weizenmehl als Krankheitsursache nachgewiesen worden. Der chronische Verlauf ist hierbei schwerwiegend und zumeist tödlich.
Weiterhin können akute und chronische Entzündungen auch in Folge von Krebstherapien (Zytostatika) oder bei gewissen Vorerkrankungen auftreten, wie beispielsweise bei Gicht (Hyperurikämie) und bestimmten Autoimmunkrankheiten (Lupus erythematodes, Sarkoidose, Sjögren-Syndrom). Eine Entzündung der Nierenkörperchen kann sich immer auch auf das Zwischengewebe und die Tubuli der Niere ausbreiten. Gleichermaßen ist es bei den entzündlichen Reaktion auf Medikamente oder Infektionen auch immer möglich, dass die Harnkanälchen mit betroffen sind (primäre tubulointerstitielle Nephritis).
Bei einer langfristigen Medikamenteneinnahme beziehungsweise einem Medikamentenmissbrauch (vor allem Analgetika) kann eine chronische interstitielle Nephritis die Folge sein.
Diagnose
Da Betroffene oft zu Beginn einer Nephritis (vor allem bei der häufigen Form der Glomerulonephritis) keine merklichen Beschwerden haben, kommt es nicht selten im Rahmen einer Urinuntersuchung zu einem zufälligen Befund. Wird Eiweiß oder Blut im Urin nachgewiesen, müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um eine Nierenentzündung oder auch andere mögliche Erkrankungen sicher zu diagnostizieren.
Bei der ausführlichen Patientenbefragung werden insbesondere Grunderkrankungen, vorhergegangenen Infektionen und Medikamenteneinnahmen in Erfahrung gebracht, um mögliche Ursachen für eine Entzündung der Nieren zu erkennen. Die körperliche Untersuchung umfasst eine Blutdruckmessung und die Sichtung möglicher Hautausschläge und Schwellungen. Sind Schwellungen vorhanden (zum Beispiel Augenschwellung oder Gesichtsschwellung), bei denen sich mittels Druck eine Eindellung bildet, die einige Zeit von selbst bestehen bleibt, deutet dies auf ein Ödem hin. Zudem wird häufig getestet, ob vor allem im Bereich der Flanken durch Tasten und Klopfen Schmerzen erzeugt werden können.
Eine Blutuntersuchung und die Ermittlung der Nierenwerte liefern weitere wichtige Hinweise. Hauptsächlich Kreatinin dient hierbei als Messwert für die Nierenfunktion. Im gesunden Zustand wird Kreatinin, ein Abbauprodukt des Muskelstoffs Kreatin, über die Nieren ausgeschieden. Ist die Nierenfunktion gestört, steigt entsprechend die Konzentration im Blutserum an. Zusammen mit einer Ultraschalluntersuchung kann so der Zustand der Nieren relativ gut abgeschätzt werden.
Besteht ein begründeter Verdacht auf eine Nephritis, können weitere Blutuntersuchungen Aufschluss darüber geben, ob bakterielle Infektionen oder bestimmte Antikörper vorliegen, die der Grund für eine Entzündung sein könnten. Zur weiteren Absicherung und Ursachenklärung kann auch eine Nierenbiopsie mit anschließender Gewebeuntersuchung durchgeführt werden.
Behandlung
Entscheidend für die richtige Behandlungsform sind die Kenntnis über die Ursache und der jeweilige Krankheitsverlauf (akut oder chronisch). Liegen bereits Grunderkrankungen vor, die zu einer sekundären Nierenentzündung geführt haben, sollte in erster Linie diese Erkrankung bestmöglich therapiert werden. Handelt es sich um die Reaktion auf eine Antwort des Immunsystems, können sogenannte Immunsuppressiva (zum Beispiel Kortison) verabreicht werden, um die Entzündung abklingen zu lassen. Ist die Einnahme oder der Missbrauch bestimmter Medikamente ursächlich, sollte das Präparat umgehend abgesetzt beziehungsweise ersetz werden. Ist eine bakterielle Infektion für die Entzündungsentstehung verantwortlich, sind in den allermeisten Fällen Antibiotika notwendig.
Darüber hinaus ist eine medikamentöse Behandlung möglicher Symptome nicht immer notwendig. In der Regel wird dies von den Ergebnissen der Urin- und Blutuntersuchungen abhängig gemacht. Werden Eiweiß und Blut nur in geringem Maße nachgewiesen, sind häufig keine weiteren Maßnahmen indiziert. Sind die Mengen jedoch entsprechend hoch oder ist der Blutdruck, meist im akuten Krankheitsstadium, stark erhöht, können beispielsweise blutdrucksenkende Mittel ratsam werden (ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Blocker). Diese haben wiederrum auch Auswirkungen auf andere verabreichte Arzneimittel, wie zum Beispiel auf Immunsuppressiva.
Allgemein werden den Betroffenen während dieser konventionellen Behandlung ausreichend Bettruhe und eine genügende Flüssigkeitsaufnahme empfohlen. Unter Umständen sollte die Flüssigkeitszufuhr ärztlich kontrolliert werden. Ebenso ist es ratsam, auf eine eiweißarme Ernährung zu achten, etwa über die Umstellung auf eine vegetarische Kost. Zu hohe Eiweißaufnahmen belasten die Nieren und durch eine Eiweißreduktion kann ein Fortschreiten der Nierenerkrankung verlangsamt beziehungsweise die Genesung unterstützt werden. Bei Wassereinlagerungen kann auch eine salzarme Ernährungsweise helfen.
Prinzipiell sollten regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen stattfinden, um die vollständige Ausheilung sicherzustellen und möglichen Komplikationen, wie etwa einem Nierenversagen, vorzubeugen.
Naturheilkundliche Behandlung und Alternativmedizin
In der Naturheilkunde sind einige Heilpflanzen bekannt, die in spezifischer Zusammensetzung sowohl zur Behandlung akuter als auch chronischer Verlaufsformen von Nierenentzündungen eingesetzt werden. Zur Behandlung eignet sich insbesondere die Echte Goldrute (Solidago virgaurea) aufgrund ihrer entzündungshemmenden, antibakteriellen, krampflösenden und harntreibenden Eigenschaften. Auch das Leinkraut (Linaria vulgaris) zeigt erwiesenermaßen eine unterstützend Wirkung bei Entzündungen.
Nach einer Nierenerkrankung und zur Vorbeugung erneuter Probleme kann eine regelmäßige Nierenreinigung sinnvoll sein. Dabei können eine Entsäuerung, eine Entschlackungskur oder Entschlackungstees als Hausmittel unterstützend angewandt werden.
Ein weiteres altbewährtes Naturheilverfahren stellt das Schröpfen dar, um durch angeregte Stoffwechselprozesse schädliche Stoffe aus dem Körper zu entfernen und Entzündungsreaktionen zu bekämpfen.
Auch ein warmes Sitzbad (mit Kräuterzusätzen) oder Leibwickel (zum Beispiel Nierenwickel mit Ingwer) können bei chronischen Entzündungen förderlich für die Heilung sein. Die positive Wirkung auf den Wärmehaushalt sorgt für eine verbesserte Nierenfunktion.
Eine alternative Behandlungsform, unter anderem bei chronischen Entzündungen, stellt das Ausleitungsverfahren der Baunscheidttherapie dar. Diese Methode ist allerdings, nicht zuletzt durch umstrittene Wirkungen und Risiken, immer mehr in den Hintergrund geraten.
Auch die Neuraltherapie, als eine Methode der Komplementärmedizin, wird in besonderen Fällen von Nierenentzündungen durch Herderkrankungen insbesondere an den Schneidezähnen angewandt. Dabei werden zunächst bei der Ursachenermittlung nach dem ganzheitlichen Prinzip sogenannte Störfelder identifiziert, zum Beispiel mittels Biofunktionsdiagnostik oder eines Spenglersan-Tests. Die Wirkungsweise und Nebenwirkungen der Neuraltherapie sind jedoch bisher nicht abschließend geklärt. (jvs, cs)
Zum Weiterlesen:
Chronische Nierenbeckenentzündung
Blasenentzündung/Harnwegsinfekt
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Herold, Gerd: Innere Medizin 2019, Selbstverlag, 2018
- Müller, Markus (Hrsg.): Gynäkologie und Urologie: Für Studium und Praxis, Medizinische Vlgs- u. Inform.-Dienste, 8. Auflage, 2016
- Pschyrembel online: Glomerulonephritis (GN) (Abruf: 26.06.2019), pschyrembel.de
- Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU): S3 Leitlinie Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten, Stand: April 2017, Leitlinien-Detailansicht
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM): S3-Leitlinie Brennen beim Wasserlassen, Stand: Juli 2018, Leitlinien-Detailansicht
- Merck & Co., Inc.: Bakterielle Harnwegsinfektionen (HWIs) (Abruf: 26.06.2019), msdmanuals.com
- Mayo Clinic: Glomerulonephritis (Abruf: 26.06.2019), mayoclinic.org
- UpToDate, Inc.: Inflammation in renal insufficiency (Abruf: 26.06.2019), uptodate.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.