Eine Penisruptur beziehungsweise Penisfraktur – umgangssprachlich auch als Penisbruch bezeichnet – ist ein Riss in den Schwellkörpern des Penis. In der Regel geschieht dies, wenn das männliche Geschlecht abknickt – sei es beim Masturbieren oder beim Koitus. Dann knackt es, tut ausgesprochen weh, das Glied schwillt an und färbt sich durch Blutergüsse rötlich-bläulich bis lila. Ein solcher Notfall kommt mit einer von 175.000 Krankenhausneuaufnahmen eher sehr selten vor.
Inhaltsverzeichnis
Die wichtigsten Fakten
- Eine Penisruptur ist ein Riss des Penisschaftes.
- Der Penisriss entsteht fast immer dadurch, dass das Glied abknickt oder sich unnatürlich verkrümmt.
- Dies geschieht meist beim Geschlechtsverkehr oder bei der Selbstbefriedigung.
- Eine Penisruptur ist ein medizinischer Notfall und muss sofort behandelt werden.
- Ärztinnen und Ärzte raten meist zu einer Operation. Eine Konservative Therapie dauert länger, ist schmerzhafter und führt wesentlich häufiger zu Komplikationen und bleibenden Schäden.
Kann der Penis brechen?
Medizinisch führt der Begriff Bruch in die Irre, denn Knochen brechen. Der Penis des Menschen verfügt aber, im Unterschied zu manchen Tieren, nicht über Knochen, sondern besteht aus Bindegewebe, Bändern und Gefäßen. In der Fachwelt wird deshalb von einer Ruptur der Penisschwellkörper gesprochen.
Ursachen
Ursache ist eine Schrägstellung, ein Umknicken und/oderAbbiegen des erigierten Penis. Meist geschieht dies beim „banalen“ heterosexuellen Geschlechtsverkehr. Dabei müssen nicht einmal extreme Stellungen beim Liebesspiel der Grund sein. Häufiger sind es Geschehnisse des „normalen“ Koitus, die jedem passieren können: Der Penis rutscht aus der Scheide und biegt am knöchernen Becken der Geschlechtspartnerin ab. Oder die Partnerin rotiert während der Penetration mit dem Becken und dreht sich dabei. In einigen Fällen knickt die Frau beim Sex im Stehen ein und reist so den Penis nach unten.
Noch weit seltener unter diesem sowieso seltenem Notstand, sind Patienten, die im Schlaf auf ihren steifen Penis rollten oder versuchten, einen erigierten Penis in eine enge Hose zu stopfen.
Symptome eines Schwellkörperrisses
Typisch und ein Alleinstellungsmerkmal ist ein Knacken im Penis während des Einreißens. Im Moment der Ruptur erschlafft das Glied sofort. Der Riss verläuft meist quer. Jetzt entstehen überdeutlich Blutergüsse, die den Penis von rot bis violett färben. Der Penis schwillt an, auch die Hoden, Nebenhoden und Samenstränge können sich vergrößern. Sind Schwellkörper unterhalb der Harnröhre betroffen, sind oft Blutungen in der Harnröhre die Folge. Die Betroffenen empfinden intensive Schmerzen am Penis. Die Blutergüsse führen oft zu einer „schiefen Krümmung“ des Penis in Richtung der unversehrten Seite.
Die Diagnose
Sehen Arzt oder Ärztin den unnatürlich zur Seite gekrümmten, stark angeschwollenen und blaurötlich verfärbten Penis, ist die Diagnose so gut wie klar. Allerdings müssen Medizinerin und Mediziner noch unterscheiden, ob nicht ein Veneneinriss vorliegt.
Zuerst führt der Notarzt ein Patientengespräch. Stellt sich heraus, dass das Malheur beim Selbstbefriedigen oder beim Sexualverkehr passierte, dann kommt kaum eine andere Möglichkeit in Frage als ein Penisriss. Leider lügen hier manche Betroffene, weil ihnen die Situation sehr peinlich ist.
Zudem muss der Riss genau bestimmt werden. Wo liegt er? Wie groß ist er? Wie schlimm ist der Schaden? Dazu dienen eine Ultraschalluntersuchung des Glieds, eine Röntgenanalyse der Schwellkörper und/oder eine Magnetresonanztomografie. Mittels Ultraschall sind Risse im Bindegewebe und Blutergüsse am Hodensack und Penisschaft klar ersichtlich.
Eine bildgebende Untersuchung ist nicht nur wichtig, um einen eindeutigen Penisriss zu orten, sondern auch, um in unklaren Fällen zu erkennen, ob ein solcher Riss in den Schwellkörpern vorliegt.
Behandlung
Eine Penisruptur ist ein medizinischer Notfall. Sie müssen sofort zum Notarzt. Sowohl eine konservative Therapie wie eine Operation ist möglich, wobei eine Operation fast immer die bessere Wahl darstellt (außer bei sehr kleinen Rissen). Ist die Harnröhre verletzt, sorgt ein Blasenkatheter dafür, dass der Urin fließen kann.
Die Konservative Therapie
Hier verabreichen Arzt oder Ärztin Antiandrogene, die eine Erektion verhindern, und Sedativa gegen die Schmerzen. Hinzu kommen körperliche Schonung, kühlende Umschläge und komprimierende Verbände. Antibiotika sollten genommen werden, um eine bakterielle Infektion der Wunde zu verhindern. Eine solche Therapie kann Komplikationen mit sich bringen. Die Wunde kann sich infizieren und wenn sie ausheilt, kann sich eine hässliche Narbe bilden, die den Penis verformt. Die Wunde heilt langsam und unter Schmerzen.
Operation am Penisschaft
Dies ist die gängige Methode, die Arzt und Ärztin in der Regel empfehlen. Bei dieser Operation werden die Risse in den Schwellkörpern geschlossen. Dazu schneidet man einen Zugang in die Vorhaut oder den Penisschaft und vernäht das gerissene Gewebe danach mit resorbierbaren Fäden.
Nach der Operation bekommt der Patient einen Verband, um erneute Schwellungen zu verhindern sowie Antiandrogene wie Bicalutamid und Benzodiazepine, die die Schmerzen betäuben. Unbedingt notwendig ist: Einen Monat keinen Sex!
Heilung
So schmerzhaft ein Penisriss auch ist, so gut ist die Prognose nach einer fachmännisch durchgeführten Operation. Die Verletzung heilt in aller Regel ohne Probleme aus. Spätfolgen des Traumas sind lediglich seltene Erektionsbeschwerden. Eine konservative Therapie führt hingegen häufig zu einer (meist als unästhetisch angesehenen) Krümmung des Penis und zu Folgeschmerzen. Seltene Nachwirkungen sind ausgedehnte Blutergüsse und Schwellungen, die nicht vergehen.
Risikofaktoren
So wie sich das Glück herausfordern lässt, probieren manche es mit dem Unglück. Die Wahrscheinlichkeit für einen Penisriss erhöht sich drastisch, wenn sie mit Werkzeugen masturbieren, die den Penisschaft einschnüren, anknicken oder ansaugen. Das bei Teenagern gelegentlich als Mutprobe praktizierte Hineinstecken des erigierten Penis in das Rohr eines laufenden Staubsaugers, bringt die Betroffenen in große Gefahr, eine Penisruptur zu erleiden. Riskant sind auch Stellungen sowohl beim vaginalen wie analen Verkehr, bei denen der Penis stark abknickt oder verkrümmt.
Ausreden für einen Penisriss
Leider ist ein Penisriss für die Betroffenen häufig mit Scham besetzt. Im schlimmsten Fall verschleppen sie damit die Behandlung, wie ein Arbeiter in den USA, der erst zum Arzt ging, als sein Hodensack schon aufgebläht war wie ein Luftballon – der Patient hatte an einem Fließband onaniert, dabei waren Penis und Hodensack in die Maschine geraten.
Besonders bizarr werden diese Ausreden in Ländern, in denen offene Gespräche über Geschlechtsverkehr tabu sind, wie im Iran. Hier berichten behandelnde Ärzte von Patienten, die als Ursache für ihren Penisriss angaben, ein Esel habe ihnen ins Glied gebissen. Oder aber, ein Ziegel sei von einem Dach auf ihren Penis gefallen.
Machen Sie sich also bitte unbedingt klar: Eine Verletzung des Penis ist nicht peinlich, sondern eine Wunde, die behandelt werden muss. Ärztinnen und Ärzte haben einzig und allein die Aufgabe, ihre Verletzung zu heilen und interessieren sich nicht für ihre sexuellen Vorlieben. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutscher Verlag für Gesundheitsinformation GmbH: Penisbruch: Riss im Schwellkörper (Abruf: 06.07.2019), urology-guide.com
- Amboss GmbH: Penisruptur (Penisbruch) (Abruf: 06.07.2019), amboss.com
- Dr. med. Dirk Manski: Penisfraktur: Schwellkörperruptur oder Penisbruch (Abruf: 06.07.2019), urologielehrbuch.de
- Jack, G.S. / Garraway, I. / Reznichek R. / Rajfer J.: Current treatment options for penile fractures, Reviews in Urology, 2004, ncbi.nlm.nih.gov
- Dr Praveen Jha: Penile fracture (Abruf: 06.07.2019), radiopaedia.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.