Schon vor dem Frühling blühen Haselnuss und Birke. Die Zeit der von Pollenallergie und Heuschnupfen geplagten Menschen beginnt. Bis zum Spätsommer fliegen die Pollen verschiedener Bäume, Sträucher, Gräser, Getreide und Kräuter. Sie können bei den Betroffenen Niesanfälle, Juckreiz in den Augen und auf der Haut sowie Atemnot verursachen. Während zahlreiche schulmedizinische Medikamente die Symptome lindern, setzt die Naturheilkunde eher auf eine Umstimmung des gesamten Organismus, um die Funktionsweise des überreagierenden Abwehrsystems wieder zu normalisieren.
Inhaltsverzeichnis
Symptome betreffen Nase, Augen und Allgemeinbefinden
Allergien gegen Pollen können weitere Allergien nach sich ziehen und haben daher eine große Bedeutung. Nahezu jeder vierte bis fünfte Erwachsene leidet unter Heuschnupfen. Bei Kindern unter sechs Jahren sind drei bis sieben Prozent betroffen; bei älteren Kindern sind es sogar zwischen sieben und 13 Prozent, so die Angaben der Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Wie bei allen Allergien ist die Tendenz steigend.
Allein in Deutschland schätzen Experten die Zahl der Allergiker auf bis zu 25 Millionen. 16 Prozent der Deutschen leiden unter einer Pollenallergie. Umgangssprachlich als Heuschnupfen bekannt, geht die „Pollinosis“ oder „Rhinitis allergica“ zumeist mit
- Schwellungen der Nasenschleimhäute,
- Niesanfällen,
- Juckreiz in den Augen,
- Atemnot und sogar
- Fieber, sogenanntes „Heufieber“, einher.
Vor allem der begleitende Juckreiz wird von den Betroffenen als quälend empfunden, hinzu kommen das Gefühl von Abgeschlagenheit und Müdigkeit. Weil die Nase meist verstopft ist, neigen die saisonal erzwungenen Mundatmer zu Mundtrockenheit und zusätzlichen Infekten der oberen Luftwege. In besonders schweren Fällen können Allergiker zur Hauptflugzeit „ihrer“ Allergene die Wohnung kaum verlassen. Infolge der Reizung der Augen kann es zu einer Bindehautentzündung kommen. Die Verlagerung auf die unteren Atemwege kann zudem dazu führen, dass sich bei Pollenallergikern ein Allergieasthma entwickelt, das dann im Krankheitsverlauf zu einem chronischen Asthma werden kann.
„Kreuzallergien“ mit Nahrungsmitteln können eine weitere Folgeerscheinung des Heuschnupfens sein. So treten beispielsweise bei Birkenpollenallergikern zusätzlich oft Intoleranzen gegen Sellerie, Tomaten, Haselnüsse und Karotten auf.
Pollenflugzeiten
Im Frühling startet der Pollenflug der Baumblüten und damit auch die alljährliche Heuschnupfensaison, wobei der genaue Startzeitpunkt und die Intensität der Pollenmenge von klimatischen Faktoren und bei einigen Pflanzen von ihrem biologischen Rhythmus abhängen. So ist zum Beispiel der Flug der Birkenpollen alle zwei Jahre heftiger. In den sogenannten „Mastjahren“, statistisch in den geraden Jahreszahlen, bilden Birken besonders viel Blütenstaub aus. Patienten mit einer Birkenpollenallergie sind in diesen Jahren besonders belastet.
Über den Pollenflugdienst des deutschen Wetterdienstes können Heuschnupfenallergiker Imformationen über den Umfang und die Art des Pollenflugs in Deutschland abrufen.
Diagnose
Um eine Pollenallergie von anderen Allergien, wie die gegen Hausstaubmilben und Lebensmitteln, abzugrenzen, gibt es verschiedene Methoden:
- Krankheitsverlauf (Anamnese),
- Hauttest (Pricktest) beim Allergologen ,
- Bluttest und
- Provokationstests (Nase und Augen).
Insbesondere die Anamnese ist bei Pollenallergikern von besonderer Bedeutung, da sie für die weiteren Diagnosemöglichkeiten das Allergen schon weitgehend eingrenzt.
Therapiemöglichkeiten der Schulmedizin
Konventionelle Mediziner raten dazu, sich frühzeitig mit symptomlindernden Medikamenten einzudecken. Doch weder schleimhautabschwellende Sprays für die Nase noch entzündungshemmende Tropfen für die Augen packen das Übel bei der Wurzel.
Als weitere symptomreduzierende Medikamente gibt es in der Apotheke Antihistaminika. Diese Heuschnupfenmittel, die zum Großteil nur apothekenpflichtig sind, verursachen aber häufig Müdigkeit und reduzieren die Aufmerksamkeit. Allerdings ist in diesem Bereich die pharmazeutische Entwicklung auch vorangekommen und es gibt inzwischen Antihistaminika, die weniger Nebenwirkungen aufweisen.
Als ursächliche Behandlung bieten inzwischen viele Ärzte die Hyposensibilisierung an, eine Behandlung, bei der das Immunsystem das Allergen in immer höheren Dosen als Spritze oder in Tablettenform zugeführt bekommt, um eine immunologische Gewöhnung herbeizuführen. Erstreckte sich diese Behandlung bislang über drei Jahre, so wird aktuell eine Kurzzeit-Immuntherapie angeboten, die nach sechs bis acht Wochen abgeschlossen ist.
Ziel der Kurzzeit-Immuntherapie ist, dass der Körper im Lauf der Behandlung lernt, nicht mehr die Allergie auszulösen, indem er nicht mehr Ig E (Immunglobulin E) sondern Antikörper (Immunglobuline) einer anderen Klasse (IgG) bildet, die die Allergene neutralisieren. Die Behandlung wird jedoch hin und wieder als belastend erlebt, kann sie doch zu Nebenwirkungen, zum Beispiel zu allergischen Reaktionen und Kreislaufsymptomen, führen.
Alltäglichen Hilfen bei Heuschnupfen
Um sich im Alltag vor Pollenallergie zu schützen, gibt es neben den symptomlindernden Medikamenten auch noch verschiedene Verhaltensweisen, die die Auswirkung des Heuschnupfens mindern:
- Pollenkalender und aktuelle Meldung über Pollenflug beachten,
- regelmäßiges Staubwischen mindert den Pollenbefall innerhalb der Wohnung,
- vor dem Schlafengehen Duschen und nach Möglichkeit auch Haare waschen, damit die Pollen nicht mit ins Bett gelangen,
- Bettwäsche und Oberbekleidung häufiger wechseln,
- feinmaschige Fenstergitter bieten Schutz vor Pollenflug und ermöglichen das Lüften und
- besondere Allergie-Filtersysteme für Staubsauger, Auto und Luftreiniger nutzen.
Über dies gibt es eine Reihe von Hausmitteln bei Heuschnupfen, wie zum Beispiel Schwarzkümmel-Öl, Aloe Vera oder Manuka-Honig.
Naturheilkundliche Behandlungsmöglichkeiten
In der Naturheilkunde versteht man die Pollenallergie generell nicht als ein Problem der Nase, sondern des gesamten menschlichen Organismus. Entsprechend sind viele therapeutische Konzepte in der Naturheilpraxis darauf ausgerichtet, die Überreaktionen des Immunsystems auf einen (unschädlichen) Außenreiz wieder in die gesunde immunologischen Regulationsfähigkeit zurückzuführen. Neben Homöopathie, traditioneller chinesischer Medizin (TCM) und Akupunktur sowie der Therapie mit Vitalstoffen sollen im Folgenden beispielhaft kurz die Wirkweise von Eigenbluttherapie, Hypnose, Bachblütenbehandlung und Darmsanierung angeführt werden.
Die Eigenbluttherapie beispielsweise sollte bereits im Winter durchgeführt werden. Dabei wird dem Patienten Blut entnommen, welches ihm entweder unverändert, potenziert, mit Medikamenten oder Sauerstoff versetzt und evtl. mit UV-Licht bestrahlt wieder injiziert wird. So sollen verschiedene Immunreaktionen in Gang gesetzt werden und es soll eine „vegetative Gesamtumschaltung“ des Organismus zur Gesundung führen.
Die therapeutische Hypnose eignet sich ebenfalls zur günstigen Beeinflussung des Immungeschehens. Zum einen ist das auf die unspezifische Wirkung des hypnotischen Zustands der Entspannung auf das Immunsystem zurückzuführen. Zweitens haben Allergien als Intoleranzen zumindest auch psychogene Aspekte, die in Hypnose aufgedeckt oder symbolisch verändert werden können. Auch ist es möglich, direkte Suggestionen für eine optimale Arbeit des Immunsystems zu geben oder schrittweise eine Desensibilisierung (durch Bilder, Vorstellung von Geruch, Geschmack) zu bewirken, ähnlich wie das bei Phobien möglich ist.
Die Bachblütentherapie sieht die Allergie als eine durch den Körper ausgedrückte psychische oder geistige Intoleranz des Betroffenen. Die Überempfindlichkeit entsteht, wenn der eigentlich zugrunde liegende Konflikt oder das Problem nach außen, nämlich auf harmlose Auslöser, projiziert wird. Häufig angewandte Blütenessenzen bei Allergien sind zum Beispiel Beech, Crab apple und Impatiens.
Als eine weitere, oft genutzte und gut wirksame Methode von Heilpraktikern, gegen Allergien vorzugehen, ist die Laboruntersuchung und anschließende Darmsanierung zu nennen. Das Ziel ist die Etablierung einer gesunden Darmflora, da diese maßgeblichen Einfluss auf die Abwehrfunktionen hat. Mikrobiologische Medikamente und eine spezielle Ernährungsweise werden zu einer Therapie kombiniert, die die eigenen Selbstheilungskräfte mobilisiert und das Immunsystem modulieren kann. (jvs, ok)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.: Was ist Heuschnupfen? (Abruf: 09.07.2019), lungenaerzte-im-netz.de
- Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH): Heuschnupfen (Abruf: 09.07.2019), allergieinformationsdienst.de
- Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie e.V. (DGAKI): S2k-Leitlinie (Allergen-) spezifische Immuntherapie bei IgE vermittelten allergischen Erkrankungen, Stand: Oktober 2014, Leitlinien-Detailansicht
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Heuschnupfen (Abruf: 09.07.2019), gesundheitsinformation.de
- Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.: Heuschnupfen, Pollenallergie (Abruf: 09.07.2019), daab.de
- Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V.: Heuschnupfen (Pollenallergie) (Abruf: 09.07.2019), kinderaerzte-im-netz.de
- Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst: Pollenallergie – Entstehung und Behandlung (Abruf: 09.07.2019), pollenstiftung.de
- American College of Allergy, Asthma & Immunology: Allergic Rhinitis (Abruf: 09.07.2019), acaai.org
- National Health Service UK: Hay fever (Abruf: 09.07.2019), nhs.uk
- Mayo Clinic: Hay fever (Abruf: 09.07.2019), mayoclinic.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.