Brustwachstum bei Jungen
Eine besonders belastende Situation kann bei Jungen und Männern entstehen, wenn sich bei ihnen Brüste durch ein Ungleichgewicht zwischen dem weiblichen Geschlechtshormon Östrogen und dem männlichen Testosteron bilden.
Dieses Ungleichgewicht ist in den meisten Fällen physiologischer Natur und tritt vermehrt bei Säuglingen, in der Pubertät oder im fortgeschrittenen Alter auf. Es können aber auch pathologische Ursachen wie chronische Erkrankungen oder Tumore eine Gynäkomastie bedingen.
Inhaltsverzeichnis
Gynäkomastie: Die wichtigsten Fakten
- Definition: Gynäkomastie ist eine Vergrößerung der Brustdrüsen bei Männern, die durch ein hormonelles Ungleichgewicht verursacht wird.
- Häufigkeit: Sie kann in verschiedenen Lebensphasen auftreten, einschließlich der Säuglingszeit, Pubertät oder im fortgeschrittenen Alter.
- Formen: Gynäkomastie kann einseitig oder beidseitig auftreten, mit unterschiedlichen Graden der Ausprägung.
- Symptome: Neben der sichtbaren Brustvergrößerung können Brustspannung, Schmerzen und in seltenen Fällen Sekretion auftreten.
- Psychologische Auswirkungen: Gynäkomastie kann besonders in der Pubertät psychische Probleme wie Selbstisolation oder Depressionen verursachen.
- Ursachen: Ursachen können Übergewicht, hormonelle Ungleichgewichte, Medikamente, Krankheiten, Ernährungsgewohnheiten oder Drogenkonsum sein.
- Pathologische Ursachen: Spezifische Krankheiten wie Hypogonadismus, Krebs, Hyperthyreose, Nierenversagen oder Leberversagen können auch Gynäkomastie auslösen.
- Diagnose: Ärztliche Untersuchungen, Bluttests, Bildgebung und weitere Tests sind für die Diagnose erforderlich.
- Behandlung: Die Therapie umfasst Lebensstiländerungen und Medikamente bis hin zu chirurgischen Eingriffen in schweren Fällen.
- Prävention: Vermeidung von Risikofaktoren wie Alkohol- und Drogenkonsum, Ernährungsumstellung und Gewichtskontrolle sind wichtige präventive Maßnahmen.
Gynäkomastie Formen
Die Gynäkomastie kann einseitig, aber auch beidseitig eventuell als familiäre Disposition auftreten und bildet sich nicht immer vollständig zurück. Teilweise kann die Brustbildung sehr groß sein, wie bei einer Frau, aber mitunter ist sie auch nur ansatzweise erkennbar.
Bei adipösen Jungen zwischen 13 und 14 Jahren tritt die Gynäkomastie besonders häufig auf. Ebenso kann es im fortgeschrittenen Alter zu einem Brustwachstum kommen, da der Körperanteil an Fettgewebe zunimmt und die Produktion von Testosteron abnimmt.
Gynäkomastie Symptome und Beschwerden
Gerade in der Pubertät, in der sich Jungen von dem Elternhaus entfernen und die Nähe und Akzeptanz von Gleichaltrigen suchen, kann die Pubertätsgynäkomastie sehr belastend für die Betroffenen sein. Einerseits kann es natürlich zu Mobbing und Respektverlust im Freundeskreis kommen, auch ist das „Anderssein“ gegenüber Altersgenossen für viele eine schwer auszuhaltende Situation.
Dies kann zu psychischen Begleitbeschwerden von Selbstisolierung bis hin zu Depressionen oder Angst führen.
Körperlich kann es zur Spannung der Brustpartie, zu Brustschmerzen und teilweise auch zu Sekretausfluss aus der Brust kommen.
Auch kann es zu weiteren Verweiblichungserscheinungen (Feminisierung) und schwach ausgeprägter Pubertät kommen. Hier erfolgen dann ärztlich weitere Untersuchungen zum Ausschluss eines sogenannten Klinefelter-Syndroms, einer Unterfunktion der Keimdrüsen in der Pubertät.
Gynäkomastie Ursachen
Folgende Aspekte können für das Auftreten einer Gynäkomastie verantwortlich sein:
- Übergewicht: Adipöse Männer neigen vermehrt zu Brustwachstum.
- Ungleichgewicht im Hormonhaushalt: Betroffene produzieren entweder zu wenig Testosteron oder zu viel Östrogen.
- Medikamente: Bestimmte Arzneien wie zum Beispiel Antidepressiva, Spironolacton und ACE-Hemmer können das männliche Brustwachstum begünstigen.
- Vorerkrankungen: Einige Krankheiten wie chronische Nieren- oder Leberinsuffizienz und Brustkrebs können ursächlich für Gynäkomastie sein.
- Ernährung: Große Mengen an Fleisch und Bier können aufgrund des hohen Östrogengehalts ebenfalls Auslöser für Männerbrüste sein.
- Drogenkonsum: Ein längerer Konsum von Drogen wie Marihuana, Heroin, Methadon, Amphetamine oder Dopingmittel wie Anabolika kann zu Hormonstörungen führen. Ebenso ein längerer Missbrauch von Alkohol.
- Pflegeprodukte: Manche Kosmetika enthalten künstliche weibliche Hormone, die über die Haut aufgenommen werden. Pflanzliche Öle (wie Teebaum oder Lavendel) werden wegen ihrer schwachen östrogenen Aktivität auch mit Brustwachstum in Verbindung gebracht.
Pathologische Ursachen für Gynäkomastie
Hier werden gesondert die Gründe aufgeführt, bei denen ein krankhafter Prozess für das Brustwachstum verantwortlich ist:
- Hypogonadismus: Erkrankungen, die eine normale Testosteronproduktion stören, wie beispielsweise das Klinefelter-Syndrom oder die Hypophyseninsuffizienz (Unterfunktion der Hypophyse).
- Krebs: Einige Tumore wie zum Beispiel an Hoden, Nebennieren oder der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) können Hormone produzieren, die den geschlechtsspezifischen Hormonhaushalt verändern.
- Hyperthyreose: Bei der Schilddrüsenüberfunktion produziert die Schilddrüse zu viel des Hormons Thyroxin.
- Nierenversagen: Rund jeder zweite Betroffene, der mit einer Hämodialyse (Blutwäsche) behandelt wird, erlebt aufgrund von hormonellen Veränderungen eine Gynäkomastie.
- Leberversagen und Zirrhose: Hormonelle Schwankungen im Zusammenhang mit Leberproblemen sowie Medikamente gegen Zirrhose können Gynäkomastie auslösen.
- Unterernährung: Bei Unterernährung sinkt der Testosteronspiegel, aber der Östrogenspiegel bleibt konstant – ein hormonelles Ungleichgewicht entsteht.
Pubertätsgynäkomastie
Im Rahmen der Pubertät kann es zu einem Ungleichgewicht zwischen weiblichen und männlichen Geschlechtshormonen kommen. Diese sogenannte Pubertätsgynäkomastie ist in der Regel nur vorübergehend und entwickelt sich im Laufe der Pubertät wieder zurück.
Eine Behandlung ist nur in extremen Fällen erforderlich, zum Beispiel, wenn die Betroffenen psychisch stark darunter leiden.
Gynäkomastie Behandlung
Zunächst muss die genaue Ursache bestimmt werden. Hierfür prüfen Ärztinnen und Ärzte Blut-, Leber-, Nieren- und Hormonwerte. Computertomographien, Ultraschalluntersuchungen und Röntgenaufnahmen können weitere Hinweise liefern.
Wichtig ist, dass schwerwiegende Gründe für die Brustbildung ausgeschlossen werden. Liegt keine hormonelle Störung vor, wird zumeist versucht, die Auslöser abzustellen.
Dies kann beispielsweise durch Ernährungsumstellungen, regelmäßige Bewegung, Abbau von Übergewicht, Entwöhnung von Drogen oder durch eine Umstellung auf hormonfreie Pflegeprodukte erfolgen.
Gelingt dies nicht, kann auch mit Medikamenten in den Hormonhaushalt eingegriffen werden.
Gynäkomastie OP
In besonders schweren Fällen wird eine Operation in Betracht gezogen. Solch eine OP wird im Regelfall durch einen plastischen Chirurgen durchgeführt. Die Brust wird im Brustwarzenhof eingeschnitten und Drüsen- sowie Fettgewebe werden entfernt.
In den meisten Fällen wird dadurch das Brustwachstum gestoppt und ein männliches Aussehen der Brust wieder hergestellt. In manchen Fällen kann es jedoch zu einem erneuten Wachstum der Brust kommen.
Als Komplikationen einer solchen OP können eine Asymmetrie der Brust und Empfindungsstörungen auftreten. Darüber hinaus besteht die Gefahr von Entzündungen und starker Narbenbildung. Aus diesen Gründen wird eine Gynäkomastie Operation nur selten durchgeführt.
Gynäkomastie – Prävention
An erster Stelle steht bei der Prävention das Weglasssen potentiell auslösender oder verstärkender Faktoren wie Alkohol, bestimmte Medikamente oder Drogenkonsum.
Zudem gilt es Übergewicht – auch in jungen Jahren – möglichst zu vermeiden beziehungsweise bestehendes Übergewicht abzubauen, um das Risiko einer Gynäkomastie zu minimieren.
Bei der Ernährung sollte verstärkt auf pflanzliche Kost zurückgegriffen und der Fleischkonsum reduziert werden. (tf, vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG): S1-Leitlinie Gynäkomastie im Erwachsenenalter, Stand: März 2016, Leitlinien-Detailansicht
- Heinz Bohmert, Christian J. Gabka, u.a.: Plastische und rekonstruktive Chirurgie der Brust, Thieme, 2. Auflage, 2006
- Mayo Clinic: Enlarged breasts in men (gynecomastia) (Abruf: 02.09.2019), mayoclinic.org
- Merck & Co., Inc.: Gynecomastia (Abruf: 02.09.2019), merckmanuals.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.