Eine Roggenallergie kann durch Roggenpollen oder Roggenmehl ausgelöst werden. Wer auf Roggenpollen allergisch reagiert, muss jedoch nicht zwangsläufig auch auf Roggenmehl reagieren. Wichtiges über den Roggen als Allergen, die Symptome der Allergie, die Diagnose und auch die Behandlungsmöglichkeiten erfahren Sie in den nächsten Zeilen.
Inhaltsverzeichnis
Roggen als Allergen
Der Roggen gehört hierzulande zu den häufigsten Auslösern der Gräserpollenallergie beziehungsweise Getreidepollenallergie. Dies liegt daran, dass gerade in Deutschland Roggen überall angebaut wird und man ihm deshalb fast nicht entgehen kann. Er ist neben den Birkenpollen der Hauptverursacher des allergischen Schnupfens. Überdies geht eine Roggenallergie mit heftigeren Symptomen einher als andere Getreide- oder Gräserallergien. Roggenpollen werden in großen Mengen durch die Luft transportiert und in der Nähe von Roggenanbaugebieten erhöht sich diese Menge natürlicherweise.
Eine Roggenpflanze kann bis zu vier Millionen Pollenkörner produzieren. Zehn bis fünfzehn Stück pro Tausend Liter Luft reichen bereits aus, um die allergischen Symptome auszulösen.
Eine Roggenallergie kann aber auch durch das Einatmen oder auch durch den Verzehr von Roggenmehl ausgelöst werden. So sind zum Beispiel häufig Bäcker davon betroffen, die täglich Roggenmehl einatmen. Wer unter einer Roggenpollenallergie leidet, der kann eventuell unbeschwert Roggenprodukte zu sich nehmen, ohne allergisch zu reagieren.
Die Roggenallergie existiert vor allem in Europa, da dort vor allem Roggen angebaut wird, während in den meisten anderen Ländern auf der Erde Weizen den Vorrang hat. Roggen wird für die Herstellung von Backwaren und Schnaps angebaut.
Wie die Allergie entsteht
Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem auf ungefährliche Stoffe, anders ausgedrückt läuft die Immunreaktion etwas aus dem Ruder. Stoffe, die eigentlich völlig ungefährlich sind, werden plötzlich als Eindringlinge erkannt. Solch eine allergische Neigung kann vererbt sein. Kleine Kinder können leichter eine Allergie entwickeln, da deren Darm noch nicht richtig ausgereift ist.
Bei der Roggenallergie erkennt das Immunsystem Eiweiße in den Pollen oder im Mehl als fremd an und reagiert darauf. Antikörper werden produziert und Histamin ausgeschüttet. Unterschiedlichsten Symptome sind das Resultat.
Symptome auf Roggenpollen und/oder auf Roggenmehl
Symptome auf Roggenpollen können folgende sein:
- die Augen jucken, brennen und/oder tränen,
- die Ohren jucken, es kommt zu einer Ohrenentzündung,
- die Nase läuft und juckt,
- daraus kann ein Dauerschnupfen entstehen,
- Niesanfälle, angeschwollene Nasenschleimhäute,
- chronisch verstopfte Nase,
- Schnupfen,
- Reizhusten,
- Husten,
- Allgemeinsymptome: Erschöpfung, Schlaflosigkeit und eingeschränkte Leistungsfähigkeit
Symptome auf Roggenmehl können folgende sein:
- Sodbrennen,
- Magenschmerzen,
- Übelkeit und Erbrechen,
- Hautreaktionen wie Juckreiz und Ekzembildung,
- Hautausschlag an den Händen, das sogenannte „Bäckerekzem“,
- allergischer Schnupfen und Husten
Diagnose
Für die Diagnose Roggenallergie wird zuerst ein ausführliches Gespräch geführt, bei dem unter anderem folgende Fragen gestellt werden:
- Wann, wo und wie lange schon sind die Beschwerden vorhanden?
- Welche Beschwerden sind es, wie massiv sind diese?
- Welche Maßnahmen wurden bereits dagegen unternommen?
- Gibt es Allergien in der Familie?
- Gibt es weitere Allergien?
Danach wird ein Pricktest gemacht. Bei diesem Test wird eine allergenhaltige Lösung auf die Haut gebracht und diese danach leicht angeritzt. Bei Hautrötung, Schwellung und/oder Juckreiz reagiert der Patient oder die Patientin auf das Allergen. Eventuell wird noch das Blut auf IgE-Antikörper überprüft. Diese steigen bei einer Allergie an.
Behandlung
Das Wirkungsvollste, um eine Roggenallergie zu behandeln, ist natürlich das Allergen komplett zu meiden. Dies ist, wenn es sich um die Roggenpollen handelt, nicht ganz so leicht. Reagiert jemand auf das Roggenmehl, sollte dieses komplett aus dem Speiseplan gestrichen werden.
Bei einer Allergie auf die Roggenpollen sind Maßnahmen wie bei jeder Gräserpollenallergie zu treffen. Tägliches Haarewaschen, häufiges Waschen von Händen und Gesicht und tägliches Duschen. Von einem Aufenthalt in der Nähe von Roggenfeldern ist natürlich abzusehen. Zu Hause sind Pollenschutzgitter wichtig, ein Staubsauger mit speziellem Filter und tägliches Saugen und Wischen.
Die Schleimhäute in der Nase sollten befeuchtet bleiben. Dazu dienen Salzwasserspülungen und Nasensprays auf Salzwasserbasis. Im Akutzustand wird der Arzt oder die Ärztin ein Antihistaminikum, Cortison, Nasenspray und Augentropfen verschreiben.
Eine ursächliche Therapie, um die Roggenallergie loszuwerden, ist eine Desensibilisierung, auch Hyposensibilisierung beziehungsweise spezifische Immuntherapie genannt.
Hyposensibilisierung (spezifische Immuntherapie)
Da die Symptome bei einer Roggenallergie in der Regel immer schlimmer werden, kann sich daraus ein allergisches Asthma entwickeln. Deshalb wird häufig eine Hyposensibilisierung, eine spezifische Immuntherapieempfohlen. Folgenden Patienten wird zu dieser Therapie geraten:
- Jüngere Patienten, die noch eine lange Allergiezeit vor sich haben könnten,
- Patienten, bei denen die normale Allergiemedikation nur wenig Hilfe bringt,
- Wenn die Beschwerden von Jahr zu Jahr schlimmer werden und
- wenn die Pollenallergie noch nicht lange besteht.
Von einer spezifischen Immuntherapie wird abgeraten, wenn:
- Patienten bereits unter schwerem Asthma leiden,
- Stillenden und Patientinnen, die bald schwanger werden wollen, sollten nicht mit dieser Therapie beginnen und
- wenn bereits mehrere verschiedene Allergien vorliegen, sind die Erfolgschancen gering. Hier muss vorher entschieden werden, welche Allergie im Vordergrund zur Behandlung steht.
Kontraindikationen für eine spezifische Immuntherapie sind:
- wenn bereits ein schweres Asthma vorliegt,
- bei bestehenden Autoimmunerkrankungen,
- Krebserkrankungen und
- bei Dauereinnahme von Betablockern.
Nebenwirkungen der Hyposensibilisierung sind Schmerzen, Juckreiz und Rötung der Einstichstelle. In schlimmsten Fällen ist jedoch ein allergischer Schock möglich. Deshalb wird die Behandlung in der Regel im Beisein von ärztlichem Fachpersonen durchgeführt.
Ob die Immuntherapie hilft, kann im Voraus nicht sicher gesagt werden. Häufig werden die allergischen Beschwerden immer weniger. Auch wird beobachtet, dass durch eine Hyposensibilisierung Allergien, die nicht behandelt wurden, nicht mehr so ausgeprägt sind.
Art der Hyposensibilisierung
Die subkutane Form der Hyposensibilisierung ist immer noch die, die am häufigsten angewandt wird. Dies wird auch SCIT (subkutane Immuntherapie) genannt. Immer moderner wird die sublinguale Form, SLIT.
Bei der subkutanen Form wird das Allergenkonzentrat unter die Haut gespritzt, anfangs einmal pro Woche, später dann alle vier bis acht Wochen. Die gesamte Therapie dauert circa drei Jahre. Die Patienten müssen nach jeder Injektion noch etwas in der Praxis bleiben, um bei einem eventuellen Notfall sofort richtig versorgt werden zu können. Dies kommt jedoch sehr selten vor. Studien besagen, dass auch Roggenpollenextrakte zur Hyposensibilisierung bei Gräserpollenallergie helfen.
Bei der SLIT nehmen die Patienten das Allergen in Form von Tropfen oder als Schmelztablette ein, indem diese unter die Zunge gegeben werden. Auch dies dauert ungefähr drei Jahre lang. Und die Einnahme ist in der Regel täglich. Die Nebenwirkungen sind hierbei sehr selten. Es kann zu Juckreiz und Schwellung im Mund und Hals bis hin zu Husten kommen. Atembeschwerden sind dagegen äußerst selten anzutreffen.
Hilfe aus der Naturheilkunde
Allergien und auch die hier beschriebene Roggenallergie sind Erkrankungen, die häufig in der Naturheilpraxis behandelt werden. Hier steht, wie bei allen anderen Krankheiten, das Ganzheitliche an erster Stelle. Stehen die Betroffenen unter Stress, gibt es psychische Belastungen, wie ist das soziale Umfeld, wie steht es um die Ernährung, kommen Allergien in der Familie vor?
Ein großes Augenmerk liegt dabei auf dem Darm, denn dort ist ein Großteil des Immunsystems angesiedelt. Wenn hier das Zusammenleben der einzelnen Bakterien nicht funktioniert, so funktioniert auch die Abwehr nicht. Hier dient eine ausführliche Stuhldiagnostik als Basis für eine Therapie. In der Regel muss der Darm aufgebaut, die fehlenden Bakterien zugeführt werden. Des weiteren ist ein großes Augenmerk auf die Ernährung zu richten. Eventuell werden Empfehlungen ausgesprochen, der Speiseplan verändert, angepasst. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist ebenso wichtig.
Das Immunsystem sollte nicht stimuliert, sondern moduliert werden. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang Colostrum, das aus der Colostralmilch von Rindern oder auch Ziegen hergestellt wird. Dies enthält ein kleines kompaktes Immunsystem, das das eigene Immunsystem unterstützt.
Bei einer Roggenallergie kann in der Naturheilpraxis auch die Akupunktur zum Einsatz kommen. Gerade in Akutsituationen ist mit einer Dauernadel schnelle Hilfe zu erwarten.
Je nach Ursache, je nach Individualität werden verschiedene phytotherapeutische Mischungen oder Mittel aus der anthroposophischen Medizin verordnet.
Die Behandlung einer Allergie ist kein Spaziergang. Zeit darf hier auch keine Rolle spielen. Aber der Körper kann Stück für Stück sein „normales“ Immunsystem wieder zurückbekommen. Auf jeden Fall ist die Naturheilkunde einen Versuch wert, um eine natürliche, nahezu nebenwirkungsfreie Behandlung zu bekommen.
Kreuzreaktionen
Kreuzreaktionen sind allergische Reaktionen, die auf Grund ähnlicher Allergene auftreten können. Bei einer bestehenden Gräserallergie können die Betroffenen zum Beispiel auch allergisch auf:
- Linsen,
- Tomaten,
- Erbsen,
- Bohnen,
- Bananen und
- Erdnüsse,
- aber auch auf Gewürze, wie Petersilie, Thymian und Kümmel reagieren.
Wer unter einer Roggenallergie leidet, kann eventuell auf:
Die Getreideallergien, zu denen die Roggenpollen auch gehören, sind den Gräserallergenen sehr ähnlich. Demnach könnte ein Gräserpollenallergiker auch auf Roggen und alle Getreidearten reagieren. Dies hat jedoch nichts mit einer Kreuzallergie zu tun. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Kamp, A.; Schäfer, C.: Das TRIAS-Kochbuch für Kreuz-Allergiker, TRIAS, 2008
- Gräsertablette eignet sich auch bei Allergie gegen Roggenpollen, .2008, , Äerztezeitung
- Bei der spezifischen Immuntherapie Verwandtschaft ausnutzen! In: Allergo Journal, 2008, Ausg. 17, Springer
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.