Arthrotische Veränderungen in der Schulter
Arthrotische Veränderungen in den Gelenken sind grundsätzlich ein schmerzhafter Prozess. Mehr noch, sie zählen heutzutage zu den häufigsten Ursachen für Gelenkbeschwerden und anhaltende Bewegungseinbußen. Neben den Kniegelenken sind dabei auch immer häufiger die Schultergelenke von dem arthrotischen Verschleißprozess betroffen.
Inhaltsverzeichnis
Grund hierfür ist zum einen die Tatsache, dass die Tätigkeiten des Menschen schon allein im Zuge der Evolution zum aufrecht gehenden Homo sapiens hin sehr armlastig geworden sind. Zum anderen begünstigt aber auch der moderne Alltag einen zunehmenden Verschleiß der schultereigenen Gelenke.
Definition
Wie alle Gelenke unseres Körpers setzt sich auch das Schultergelenk (Articulatio humeri) aus mehreren Knochen- und Knorpelelementen zusammen. Die knöchernen Strukturen werden dabei vom Oberarmknochen (Os humeri) und dem Schulterblatt (Scapula) gestellt.
Während der kugelförmige Kopf des Oberarmknochens (Caput humeri) die eigentliche Gelenkfläche der Schulter stellt, welche die Rotation sowie das Heben des Oberarms ermöglicht, fungiert die tellerförmige Schulterblattgelenkpfanne (Cavitas glenoidalis) als Kugellager für das Schultergelenk. Gehalten werden die beiden Knochenanteile von einer Reihe an Muskelsehnen und Bändern, die einerseits die Lage des Gelenks stabilisieren, andererseits aber auch die freie Rotation der Schulter garantieren. Zu nennen wären hier maßgeblich:
- Rotatorenmanschette – der wohl wichtigste Abschnitt der Schultermuskulatur. Wie der Name bereits vermuten lässt, ist die Rotatorenmanschette oder auch Muskel-Sehnen-Kappe für die Rotationsbewegung der Schulter zuständig. Zu ihr gehören vier Muskelstränge:
- oberer Schultergrätenmuskel (Musculus supraspinatus),
- unterer Schultergrätenmuskel (Musculus infraspinatus),
- unterer Schulterblattmuskel (Musculus subscapularis),
- kleiner Rundmuskel (Musculus teres minor).
- Deltamuskel (Musculus deltoideus) Bedeckt wird die Rotatorenmanschette vom sogenannten Deltamuskel. Er koordiniert die Beugebewegungen des Schultergelenks.
- Bizeps (Musculus biceps brachii) Der Bizeps ist für die Streckbewegungen des Schultergelenks verantwortlich. Die lange Bicepssehne zentriert den Oberarmkopf im Gelenk.
- Großer Brustmuskel (Musculus pectoralis major) Neben seiner Funktion im Bereich der Atemhilfsmuskulatur ist der große Brustmuskel auch an der Innenrotation der Schulter beteiligt.
- Querband des Oberarmknochens ( Ligementum transversum humeri) Dieses Schulterband stabilisiert den Bizeps in seiner Lage zwischen den Oberarmknochenhöckern.
- Verstärkungsband der Schultergelenkkapsel (Ligamentum coracohumerale) Diese Bandvorrichtung stabilisiert das Schultergelenk an sich.
Zusätzlich zu den stabilisierenden und bewegungsinduzierenden Elementen am Schultergelenk, gibt es auch einige Gelenkanteile, die der Druckentlastung dienen und die Gelenkflächen vor dem Aneinanderreiben schützen. Sie spielen bei der Entstehung der Schulterarthrose eine besondere Rolle, da ihr Verschleiß für gewöhnlich den Beginn der Erkrankung markiert.
Für die Initialentstehung der Schulterarthrose besonders zu betrachten ist hier die Gelenkkapsel (Capsula articularis). Eine aus Bindegewebe bestehende Knorpelmasse, die direkt auf der Gelenkhöhle des Oberarmkopfes aufliegt und somit als Schutzkissen gegen jedwede Reibungen dient, die durch Bewegungsreize der Schulter entstehen. Aufgebaut ist die Gelenkkapsel der Schulter wie alle Gelenkkapseln im Körper aus zwei Membranschichten:
- Membrana fibrosa – Die Außenschicht der Gelenkkapsel besteht aus kollagenhaltigem Bindegewebe und ist am Rand mit der Knochenhaut des Gelenks verwachsen.
- Membrana synovialis – Die Innenschicht einer jeden Gelenkkapsel ist deutlich sensibler als die außen gelegene Membrana fibrosa. Sie besteht aus Bindegewebszellen, die eng verwandt mit den Immunzellen des Blutes sind.
Die Omarthrose nimmt ihren Anfang grundsätzlich an der Membrana fibrosa der Gelenkkapsel, wobei sich der Verschleiß im weiteren Verlauf auch bis zur Membrana synovialis und darüber hinaus vorarbeitet. Im fortgeschrittenen Stadium der Schulterarthrose werden dann auch zunehmend die Gelenkflächen selbst vom Verschleißprozess in Mitleidenschaft gezogen, was zu schmerzhaften Gelenkentzündungen und starken Bewegungseinbußen der Schulter führt.
Ebenso können die Schleimbeutel (Bursae) des Schultergelenks von dem Gelenkverschleiß betroffen sein. Sie sind mit Flüssigkeit gefüllte Säckchen, die sich in den Aussparungen der Gelenkhohlräume befinden und dort wie stoß- und druckabfedernde Airbags wirken. Schulterarthrose kann hier zu einer schmerzlichen Schleimbeutelentzündung (Bursitis) führen und somit die Bewegungsfreiheit der Schulter weiter einschränken.
Achtung: Eine Schleimbeutelentzündung im Schulterbereich ist umso leidvoller, wenn sie mehrere Schleimbeutel gleichzeitig betrifft. Zudem ist auch eine Entzündung am Schleimbeutel des Untergrätenmuskels (Bursa subacromialis) nicht wünschenswert. Er stellt den größten Schleimbeutel im menschlichen Körper und kann bei vorliegenden Entzündungsprozessen deshalb auch besonders starke Schmerzen verursachen.
Ursachen für Schulterarthrose
Bei der Entstehung einer Omarthrose spielen für gewöhnlich mehrere Faktoren zusammen. Relevant sind hierbei
- genetische Veranlagung,
- mechanische Belastung
- und Vorerkrankungen bzw. Vorverletzungen des Schultergelenks
Je nach Entstehungsursache lässt sich die Omarthrose zudem in zwei verschiedene Formen unterscheiden. Als primäre Omarthrose werden dabei Verschleißprozesse im Bereich der Schulter bezeichnet, die ohne erkennbaren Grund entstanden sind. Meist geht man hier von einem altersbedingten Gelenkverschleiß aus, wobei auch lebenslängliche Belastungsaspekte mit ins Geschehen einspielen.
Die sekundäre Omarthrose hingegen hat ihren Ursprung in gezielten Vorschädigungen des Schultergelenks. Sowohl Unfallverletzungen, als auch Gelenkerkrankungen sind hier als Ursache denkbar.
Primäre Omarthrose
Dass es im Laufe des Lebens zu einer natürlichen Abnutzung des Schultergelenks kommt, ist völlig normal. Die Knorpelmasse des Gelenks, wie auch die Sehnen-, Bänder- und Knochensubstanz nehmen mit der Zeit stetig ab, was früher oder später zu einem altersbedingten Gelenkverschleiß führt. Beunruhigender Weise nehmen derartige Abnutzungserscheinungen mittlerweile aber schon in jüngeren Jahren immer mehr zu. Und wenngleich die Ursachen bislang noch nicht ausreichend geklärt sind, so vermuten Mediziner doch einige ungesunde Alltagsgewohnheiten hinter dem Phänomen. Hierzu zählen insbesondere
- gekrümmte Schulterhaltung (z.B. durch Computer- oder Fabrikarbeit)
- anhaltend schweres Heben (z.B. schwere Rucksäcke oder Schwerstlasten)
- unsauber ausgeführte Schulter- / Armbewegungen (z.B. beim Sport oder der Arbeit)
- Bewegungsmangel (insbesondere durch überwiegend passiven Alltag)
- Ernährungsaspekte (z.B. Nährstoffmangel oder Fettleibigkeit)
Inwiefern diese Aspekte einen vorzeitigen Gelenkverschleiß begünstigen, ist in vielen Fällen nicht eindeutig geklärt. Es lässt sich allerdings nicht bestreiten, dass das Alltagsverhalten von Patienten entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit der Schultergelenke hat.
Sekundäre Omarthrose
Bei der sekundären Schulterarthrose stehen Schultererkrankungen und Schulterverletzungen ganz klar im Vordergrund des Ursachenspektrums. Zwar können auch hier Fehlhaltungen der Schulter als indirekte Einflussfaktoren beteiligt sein, jedoch tritt die Arthrose dabei ausschließlich als Folgekomplikation eines schweren Krankheitsgeschehens auf. Die Bandbreite an möglichen Gesundheitsbeschwerden ist in diesem Zusammenhang relativ vielseitig.
Denkbar ist zum Beispiel eine Unfallverletzung an den Bandvorrichtungen der Schulter. Hierdurch wird der Kopf des Oberarmknochens oftmals marginal verschoben, sodass seine Gelenkfläche nicht mehr akkurat in der Schulterblattgelenkpfanne liegt. Der Gelenkknorpel beginnt durch die Fehlstellung des Knochenkopfes dann vermehrt am Schulterblatt zu scheuern und nutzt sich über kurz oder lang mehr und mehr ab.
Eine ausgekugelte Schulter (Schulterluxation) strapaziert die Sehnen und Bänder des Schultergelenks ebenfalls in besonderem Maße und kann deren Substanz nachhaltig schwächen, wodurch Fehllagerungen des Gelenks sowie damit verbundener Reibungsverschleiß wahrscheinlicher werden.
Unfallszenarien dieser Art ereignen sich insbesondere im Rahmen armlastiger Sportarten. Doch auch Mannschaftssport wie Fußball trägt durch seine hohe Sturzgefahr zu Verstauchungen, Faserrissen und Prellungen an Schultermuskulatur und Sehnen bei. Zudem sind auch handfeste Knochenbrüche, wie etwa der Oberarmbruch nicht als Auslöser der Schulterarthrose auszuschließen. Eine derartige Fraktur kann sich nicht nur beim Sport, sondern auch bei einem Verkehrsunfall oder gar im Alltag ergeben, sofern ein schwerer Aufprall, Sturz oder Schlag auf die Schulter involviert war.
Auch im Zuge einer Grunderkrankung der Schulter, die eine Verlagerung der schultereigenen Gelenkanteile zur Folge hatte, kann es zum Verschleiß des Gelenkknorpels durch vermehrte Reibung und Druckbelastung kommen. Darüber hinaus bringen manche Schultererkrankungen das Risiko von Knorpelschäden mit sich. Dies gilt insbesondere für Entzündungsprozesse und Gewebedegenerationen, die Substanzschäden an den knorpeligen bzw. bindegewebigen Gelenkelementen provozieren. Eine geringe wenngleich dauerhafte Belastung reicht in diesen Fällen bereits aus, um die Omarthrose auszulösen. Typische Vorerkrankungen, die diesbezüglich immer wieder für eine Schulterarthrose sorgen, sind:
- angeborene Fehlbildungen der Schulter,
- Bindegewebsschwäche (Kollagenose),
- Gelenkentzündung (Arthritis),
- Knorpelwucherungen (Chondromatose),
- Muskelschwund (Muskelatrophie),
- Rheuma,
- Schulternekrose.
Symptome
Leitsymptom der Schulterarthrose sind Schmerzen im betreffenden Gelenk, die zunächst schleichend einsetzen, im späteren Verlauf aber deutlich in ihrer Intensität und Dauer zunehmen. Aus diesem Grund berichten viele Patienten mit Schulterarthrose anfangs lediglich von leichten Schmerzen in der Schulter, die nur nach größeren körperlichen Belastungen oder Anstrengungen auftreten.
Häufige Szenarien sind beispielsweise Schulterschmerzen nach dem Training im Fitnessstudio oder dem Heben von Umzugskartons. Sobald die Betroffenen ihrer Schulter etwas Ruhe gegönnt haben, klingen die Schmerzen dann meist wieder ab, was den tückischen Trugschluss aufkommen lässt, es handle sich um eine spontane und kurzfristige Überlastung der Schulter. Und selbst bei wiederholtem „Ziepen“ gehen viele immer noch von einer banalen Überlastung aus und greifen, anstatt zum Arzt zu gehen, zu Schmerzmitteln. Kein Wunder also, dass Schulterarthrosen nicht selten erst sehr spät diagnostiziert werden.
Ein hoher Leidensdruck, der die Betroffenen letztendlich doch dazu bewegt, einen Arzt aufzusuchen, tritt vielfach erst dann auf, wenn die Schmerzen allmählich stärker werden und auch mit ausreichend Ruhe- und Regenerationsphasen nicht mehr kontrollierbar sind. Dann ist der Gelenkverschleiß aber oft schon so weit fortgeschritten, dass sich ein schwerer Verschleißprozess nicht mehr so einfach aufhalten lässt.
Mit zunehmendem Gelenksverschleiß verändert sich auch das Ausmaß der Schulterbeschwerden. Anfangs sind die Beschwerden eher diffus, der Schulterbereich schmerzt leicht bis mäßig nach größeren Belastungen, bestimmte Bewegungen muten schwergängig an und der betroffene Arm wirkt in seiner ausübenden Kraft schwächer als gewohnt. Zumindest zu Beginn der Erkrankung bilden sich aber auch diese Symptome nach etwas Schonung wieder zurück, sodass Bewegungsradius und Kraft vorübergehend wieder in vollem Umfang vorhanden sind.
Im Verlauf des Abnutzungsprozesses treten jedoch auch Gelenkermüdung und Bewegungseinschränkungen immer häufiger sowie in immer kürzeren Abständen auf. Hinzu kommen nächtliche Schmerzattacken und intensivere Bewegungsschmerzen, die arm- und schulterlastige Handlungsabläufe zusätzlich stark beeinträchtigen. Gezielt bemerkbar macht sich dies bei einschlägigen Tätigkeiten wie
- Arbeiten überkopf (z.B. Haare waschen, frisieren oder Wurfbewegungen),
- Heben oder Greifen von Gegenständen oberhalb der Schulterhöhe,
- Abspreizen des Armes nach hinten (z.B. Hose hochziehen oder Toilettengang).
Typischerweise lassen sich die schmerzhaften Bewegungseinbußen nun auch nicht mehr mit ausreichend Ruhe abmildern und Betroffene stellen eine generell vorhandene Steifigkeit der Schulter fest. Unwillkürlich zur Schmerzvermeidung wird dann oft eine gewisse Schonhaltung im Schulter- und Oberarmbereich eingenommen, die ihrerseits wiederum die Schmerzhaftigkeit, Steifigkeit und Bewegungseinschränkung fördert.
Denn im Zuge der Schonhaltung bildet sich die Substanz von Muskeln, Bändern und Gelenkkapsel weiter zurück. Diese teufelskreisartige Kombination aus Schulterschmerz, Bewegungseinschränkung, Steifigkeit und unwillkürlicher Schonhaltung wird in der Medizin als Frozen-Shoulder-Syndrom bezeichnet.
In Anbetracht des geschilderten Krankheitsverlaufes im fortgeschrittenen Stadium erscheint es umso wichtiger, die ersten Anzeichen einer Omarthrose rechtzeitig zu deuten. Je früher Behandlungsmaßnahmen eingeleitet werden, desto besser können das Beschwerdebild und drohende Folgeschäden durch geeignete Therapiemaßnahmen abgemildert werden.
Für die Früherkennung wichtig ist es dabei, auf die feinen Schmerznuancen sowie augenscheinlich harmlose Begleitbeschwerden zu achten. Vor allem folgende Symptome sollten nicht leichtfertig abgetan werden:
- Schmerzen bei äußerem Druck auf den Schulterbereich z.B. beim Schlafen in bestimmten Positionen, beim Tragen eines Rucksacks oder einer Tasche, durch zu enggestellte BH-Träger;
- Knirsch- und Reibegeräusche im Schultergelenk z.B. beim Rotieren der Arme oder auch bei alltäglichen Vorgängen wie dem Kochen
- Knackgeräusche bei bestimmten Bewegungen z.B. beim Anziehen einer Jacke oder beim Strecken der Arme
- Ausstrahlen der Beschwerden in den oberen Rücken, Nacken und Oberarm;
- Morgensteifigkeit im Schultergelen;
- Überwärmung und Rötung im Schulterbereich (Entzündungszeichen).
Diagnose
Die Diagnostik bei einem Verdacht auf Schulterarthrose umfasst mehrere Schritte. Denn hinter dem typischen Beschwerdebild können sich auch andere Erkrankungen verbergen, die medizinisch durch Differentialdiagnose ausgeschlossen werden müssen, um eine gesicherte Einzeldiagnose stellen zu können. Zu diesen differentialdiagnostisch auszuschließenden Krankheitsbildern zählen:
- Angeborene Fehlbildungen wie der Schulterblatthochstand – z.B. der angeborene Schulterblatthochstand, auch bekannt als Sprengel-Deformität;
- Erkrankungen des Skelettapparates – z.B. Bizepssehnenabriss, Oberarmkopfnekrose, Gicht, Polyarthritis, Frakturen oder Rheuma;
- Erkrankungen innerer Organe – z. B. Milzruptur oder Gallenblasenentzündung;
- Herzkreislauferkrankungen – z.B. Angina pectoris, Herzinfarkt, Thrombose oder Arterienverschlüsse;
- Erkrankungen des Nervensystems- z.B. Karpaltunnelsyndrom oder Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule;
- Infektionskrankheiten– z.B. Herpes zoster oder infektionsbedingte Schleimbeutelentzündung;
- Krebserkrankungen – z.B. Pancoast-Tumor oder Metastasen anderer Primärtumore.
Um diese Erkrankungen ausschließen zu können und eine der tatsächlich vorliegenden Grunderkrankung angepasste Therapie einleiten zu können, umfasst die Diagnosesicherung folgende Schritte:
- ausführliche Anamnese,
- körperliche Untersuchung,
- bildgebende Verfahren,
- labordiagnostische Verfahren.
Ausführliche Anamnese
Das Anamnesegespräch ist unumgänglich für den Arzt, um einen Überblick über den bisherigen Krankheitsverlauf bekommen zu können. Auch können bestehende Symptome, die im Rahmen des Gesprächs angeführt werden, dem Arzt bereits dabei helfen, erste differentialdiagnostische Vermutungen anzustellen. Er wird deshalb sehr genaue Fragen
- zum Beschwerdebild,
- zum bisherigen Verlauf der Schmerzen (z.B. hinsichtlich eines schleichenden Verlaufs),
- zur familiären Krankengeschichte (z.B. familiäre Häufungen von Arthrosen),
- zu vorangegangenen Unfällen und Schulterverletzungen,
- und zur aktuellen Behandlung bestehender Vorerkrankungen (z.B. mit Kortison)
stellen. Außerdem sind genaue Angaben zum Alter des Patienten, sowie dessen Alltagsverhalten, also beispielsweise Berufstätigkeit und Bewegungsgewohnheiten wichtig, um ein Bild von der alltäglichen Schulterbelastung zeichnen zu können.
Körperliche Untersuchung
Nach dem Anamnesegespräch wird der behandelnde Arzt schon einen ersten Fokus setzen und auf Grundlage dessen die körperliche Untersuchung durchführen. Hierzu ist es unumgänglich, dass der Betroffene den Oberkörper frei macht, um dem Arzt eine uneingeschränkte Sicht auf die Schulter zu ermöglichen. Er wird nun den Oberkörper auf Asymmetrien zwischen den Körperhälften, auf bestehende Schonhaltungen und auf äußerlich erkennbare Merkmale wie zum Beispiel lokale Schwellungen, Rötungen oder Hautausschläge hin untersuchen.
Danach tastet der Arzt das betroffene Gelenksareal ab und prüft es auf mögliche Schmerzpunkte, Muskelverspannungen sowie Fehl- und Rückbildungen im Bereich des Schultergewebes. Im letzten Schritt wird dann die Beweglichkeit des Schultergelenks und die Manifestation des Schmerzes bei bestimmten Bewegungen getestet, indem der Arzt den Patienten seinen Arm in alle Richtungen bewegen lässt und dabei den Betroffenen selbst und das Schultergelenk hinsichtlich Abnormitäten (z.B. Verschiebungen des Oberarmkopfes, Knackgeräusche) beobachtet.
Bildgebende Untersuchungsmaßnahmen
Um die Verdachtsdiagnose mit Hilfe von bildgebenden Verfahren zu untermauern, stehen dem Arzt verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Hierzu gehören vor allem:
- Röntgenaufnahmen,
- Ultraschalluntersuchungen (Sonografie),
- CT/ MRT.
Oftmals reicht es schon, die Diagnose mit einfachen Röntgenaufnahmen zu sichern. Hier kann der geschulte Arzt die für Schulterarthrosen typische Verschmälerung des Gelenkspaltes zwischen Oberarmkopf und Schulterpfanne, sowie neugebildete Knochenvorsprünge erkennen. Mithilfe sonografischer Verfahren können zusätzlich Gelenkszysten und Verkalkungen der Muskelsehnen beurteilt werden. Die Verfahren CT/ MRT helfen ergänzend durch Anwendung verschiedener Techniken, wie beispielsweise Färbetechniken oder Kontrastmittelgabe, das Ausmaß des Gelenkverschleißes sowie die Beschaffenheit der Gelenkpfanne zu beurteilen, um bei Bedarf eine mögliche operative Therapie einzuleiten.
Labordiagnostische Verfahren
Die Labordiagnostik bezieht sich in erster Linie auf die Untersuchung des Blutes hinsichtlich bestimmter Parameter, um eine mögliche Begleitentzündung diagnostizieren zu können und ähnlich geartete Krankheiten differentialdiagnostisch ausschließen zu können. Auch auslösende Vorerkrankungen der Schulterarthrose lassen sich durch Laboruntersuchungen häufig zuverlässig belegen. Zum Beispiel können Entzündungsparameter, Rheumafaktoren und Bakterientiter bestimmt werden. Letztlich kann abpunktierte Gelenksflüssigkeit aus dem Gelenkspalt (im Rahmen einer Arthroskopie) auch hinsichtlich diverser Parameter untersucht werden.
Behandlung
Arthrose gilt, egal in welchem Gelenk sie auftritt, nach wie vor als unheilbar. Denn wenn ein Gelenkknorpel erst einmal verschlissen ist, kann die Knorpelmasse trotz fortschreitender Forschung und modernen Behandlungsmethoden bis heute noch nicht wieder zum Neuwachstum angeregt werden.
Zwar lassen sich kleinere Knorpeldefekte mithilfe der autologen Knorpeltransplantation ersetzen, jedoch gilt diese Methode noch als sehr unausgereift und experimentell und wird daher noch nicht standardmäßig angewendet.
Aus diesem Grund beziehen sich die Therapieziele in der Behandlung von Schulterarthrose in erster Linie auf palliative Versorgung und die Prävention eines schweren bzw. schnell voranschreitenden Verlaufes. Der Fokus der Therapie liegt dementsprechend auf folgenden Maßnahmen:
- Schmerzlinderung,
- Entzündungshemmung,
- Rückerlangung der Schulterbeweglichkeit durch:
- Mobilisierung kontraktiler Strukturen (Kapselversteifung),
- Kräftigung der Muskulatur,
- Schulung des Betroffenen im Umgang mit Arthrose,
- Verlangsamung des Abbauprozesses.
Die Behandlung der Schulterarthrose umfasst hierbei nicht allein die Konzentration auf schulmedizinische Verfahren, sondern nimmt auch die Betroffenen selbst in eine große Verantwortung. Ohne aktives Mitwirken des Patienten ist der Abbauprozess unaufhaltbar und die Schulter sehr schnell mit erschreckenden und vor allem manifesten Einschränkungen beladen. Neben medikamentöser und eventuell auch operativer Versorgung sind deshalb nicht zuletzt therapeutische Privatmaßnahmen von Bedeutung.
Medikamentöse Behandlung
Trotz der Unheilbarkeit der Omarthrose bietet die Schulmedizin mittlerweile einige Verfahren, die manche der oben genannten Ziele unterstützen. Hierbei handelt es sich vor allem um die Bereiche Schmerzlinderung und Entzündungshemmung, die mit entsprechenden Schmerzmitteln und Entzündungshemmern erreicht werden können. Präparate, die hierbei immer wieder zum Einsatz kommen, sind zum Beispiel Ibuprofen, Diclofenac, Arcoxia und Kortison.
Da es sich bei Schulterarthrose um eine chronische Erkrankung handelt, erfordert sie in der Regel eine dauerhafte Behandlung. Mit Blick auf die extreme Belastung für den Verdauungstrakt, die von der anhaltenden Einnahme medikamentöser Inhaltsstoffe ausgeht, sollte der behandelnde Arzt dabei immer auch auf einen ausreichenden Schutz der Magenschleimhaut des Patienten achten. Denn die oben genannten Medikamente beeinflussen als Nebenwirkung oft den Säuremantel der Magenschleimhaut negativ und können letztlich sogar schwere Komplikationen wie Magenblutungen und Magengeschwüre auslösen.
Vorbeugen lässt sich dem durch die Gabe von Mitteln wie Pantoprazol, welche die Säureausschüttung im Magen hemmen. Leider haben diese entzündungshemmenden Medikamente gastro-intestinale Nebenwirkungen wie zum Beispiel Magen- und Darmblutungen. Magenschutzpräparate schützen also nicht vor Darmbluten. Dr. Wegner rät daher Betroffenen bei Unverträglichkeit auf keinen Fall Pantoprazol zu nehmen, sondern nach einem verträglichen Mittel zu suchen. Zudem verbessert Joghurt mit probiotischen Kulturen die Verträglichkeit von NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika).
Ernährungsmaßnahmen
Patienten mit Schulterarthrose können ihre Therapie durch eine gesündere Lebensweise aktiv mitgestalten und so den fortschreitenden Prozess ihrer Erkrankung positiv beeinflussen. Die Maßnahmen konzentrieren sich dabei im Wesentlichen auf die Bereiche Ernährung und Bewegung. Die Ernährung hilft diesbezüglich zum einen dabei, die bereits genannte Belastung des Magen-Darm-Trakts durch Medikamente zu reduzieren. So vermögen es Probiotika (z.B. in Form von Joghurts oder Joghurtdrinks) beispielsweise, die Darmflora sowie die Abwehrkräfte des Verdauungstraktes zu stärken.
Zum anderen ist mittlerweile auch der Zusammenhang zwischen Ernährung und Arthrose sehr deutlich geworden. Beispielsweise gibt es eine Reihe von Lebens- und Genussmitteln, die Entzündungen im Bereich der Gelenke begünstigen und damit den Abbau von Knorpelmasse anheizen. Hierzu zählen unter anderem gesättigte Fettsäuren aus tierischen und gehärteten Fetten, Nikotin, Kaffee und Alkohol. Diese sollten von Betroffenen in ihren zugeführten Mengen folglich drastisch reduziert werden. Das innen liegende Bauchfett ist zudem einer der größten Produzenten von Entzündungsstoffen.
Demgegenüber stehen Lebensmittel, die die Gelenke positiv beeinflussen und sogar als gelenkschützend gelten. Hierzu zählen:
- ungesättigte Fette,
- Vitamin A, C und D,
- Calcium,
- Fluor,
- Lysin,
- Magnesium,
- Phosphor,
- Proteine.
Die Nährstoffe tragen nachweislich zur Entzündungshemmung bei, stärken die Knochensubstanz und tragen darüber hinaus auch zum natürlichen Knorpelaufbau in den Gelenken bei. Und auch Übergewicht, das den Gelenken durch zusätzliche Gewichtsbelastung, Haltungsschäden und Schwerfälligkeit zusetzt, lässt sich durch die richtige Auswahl nährstoffhaltiger Lebensmittel entgegenwirken. Besonders reichhaltig lassen sich die genannten Vitamine, Mineralstoffe und Fettsäuren in Lauchgemüse, qualitativ hochwertigen Pflanzenölen, Kaltwasserfischen, Milchprodukten und natürlich in Obst und Gemüse finden.
Tipp: Aus Studien geht hervor, dass die Bewohner des Mittelmeerraums verhältnismäßig selten an Gelenkerkrankungen leiden. Verantwortlich gemacht wird hierfür die besondere Ernährungsweise basierend auf der mediterranen Küche. Empfohlen wird Patienten mit Arthrose deshalb immer öfter die sogenannte Mittelmeer Diät. Auch ihre gute Wirkung gegen Gelenkverschleiß ließ sich in verschiedenen Versuchen nachweisen.
Bewegungsmaßnahmen
In Zusammenarbeit mit einem guten Physiotherapeuten können gegen Omarthrose auch Maßnahmen ergriffen werden, die die Muskeln im Schulterbereich kräftigen, versteifte Strukturen lockern und vermehrt die Bildung von gesunder Gelenksflüssigkeit anregen. Regelmäßig durchgeführte Bewegungsabläufe, zum Beispiel morgens direkt nach dem Aufstehen, helfen hier, vorhandene Bewegungseinschränkungen zu minimieren und Folgeschäden zu vermeiden.
Der Physiotherapeut sollte dabei in Einzelsitzungen die Bewegungsabläufe zusammen mit den Betroffenen eintrainieren und den Umgang mit Hilfsmitteln (zum Beispiel Faszienrolle, Theraband) schulen, um Bewegungsfehler zu vermeiden. Erst dann sollten Betroffene selbst zu Hause aktiv werden.
Naturheilkundliche Behandlung:
Die Naturheilkunde sieht die Arthrose als Zeichen eines Ungleichgewichts im Gelenk an und setzt daher auf einen ganzheitlichen Ansatz bestehend aus Ernährungsumstellung, Akupunktur, musterverändernder Bewegungstherapie und Ausleittherapie schädigender Stoffe. Im Kontext mit akuten Schmerzen haben sich die
als Heilpflanzen bewährt. Sie können in Form von Tropfen oder Kapseln innerlich oder als äußerliche Tinktur oder Salbe angewendet werden. Zur Ausleitung von gesundheitsgefährdenden Stoffen eignen sich ferner entschlackende Tees aus
- Brennnesselblättern,
- Sennesblättern
- oder Wachholderbeeren.
Operative Behandlung
Operationen werden bei der therapeutischen Unterstützung von Schulterarthrosen eher selten angewendet. Bei der Schulter ist die präoperative Diagnostik sehr wichtig.
Bei Schmerzen durch einklemmende Sehnenanteile, sehr häufig Supraspinatus- und Bicepssehne, kann die arthroskopische Operation die Einklemmung sehr gut beseitigen. Es bleibt allerdings immer ein Schaden zurück. Insofern darf man keine völlige Beschwerdefreiheit erwarten. Ohne nachfolgende Korrektur der Körperhaltung (Brust raus, Schultern zurück) stellt sich weiter eine Engeproblematik in der Schulter ein. Dennoch gibt es operative Verfahren, die zum Einsatz kommen:
- Schulterarthroskopie,
- Schulterprothese: bei sehr starken Ausprägungen der Omarthrose,
- Autologe Knorpeltransplantation: zur Rekonstruktion geschwächter Gelenkknorpel.
Krankheiten als Ursachen der Schulterarthrose: Bandverletzungen, Schulterluxation, Oberarmbruch, Kollagenose, Arthritis, Chondromatose, Muskelatrophie, Rheuma Schulternekrose, Sprengel-Deformität. (ma)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ruchholtz, Steffen / Wirtz, Dieter Christian: Orthopädie und Unfallchirurgie essentials: Intensivkurs zur Weiterbildung, Thieme, 3. Auflage, 2019
- Imhoff, Andreas B. / Linke, Ralf / Baumgartner, René: Checkliste Orthopädie, Thieme, 3. Auflage, 2014
- Deutsche Arthrose-Hilfe e. V.: Was ist Arthrose? (Abruf: 09.07.2019), arthrose.de
- Robert Koch-Institut: Themenheft Arthrose, Stand: Juni 2013, rki.de
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Arthrose (Abruf: 09.07.2019), gesundheitsinformation.de
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- Mayo Clinic: Osteoarthritis (Abruf: 09.07.2019), mayoclinic.org
- National Health Service UK: Overview Osteoarthritis (Abruf: 09.07.2019), nhs.uk
- UpToDate, Inc.: Shoulder osteoarthritis treatment (Beyond the Basics) (Abruf: 09.07.2019), uptodate.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.