Schweißallergie, auch als „cholinergische Urtikaria“ oder „Anstrengungsurtikaria“ bekannt, ist eigentlich keine richtige Allergie. Nur die dabei auftretenden Symptome erinnern daran. So wird sie auch als „Pseudoallergie“ bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Keine echte Allergie
Die Schweißallergie, die keine echte Allergie ist und zu den Sonderformen der physikalischen Urtikaria zählt, kommt recht selten vor. Sie entwickelt sich aus einem Zusammenspiel von Faktoren: Schweiß, Sonnenlicht, Wärme oder Hitze.
Dabei wird die Haut gereizt, woraufhin sogenannte Mastzellen durch den physikalischen Reiz aktiviert werden. Dies führt wiederum zu einer Histaminausschüttung.
Die darauf folgenden Symptome sind, wie bereits erwähnt, ähnlich einer Allergie. Davon betroffen sind vor allem junge Menschen mit einer genetischen Disposition für Allergien.
Definition Allergie
Eine Allergie definiert sich wie folgt: dabei findet eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf eigentlich völlig unkritische Substanzen statt. Bei der Schweißallergie ist es nicht das Immunsystem, das auf Schweiß oder Wärme reagiert.
Symptome einer Schweißallergie
Die bei der Schweißallergie auftretenden Symptome sind ähnlich wie bei einer Sonnenallergie. Die Beschwerden treten wenige Minuten nach Anstieg der Körpertemperatur auf:
- Rötung der betroffenen Haut,
- Ausschlag: Pickel, Pusteln,
- Juckreiz,
- bis hin zur Urtikaria (Nesselsucht oder Nesselfieber).
In der Regel sind die Symptome bei der Schweißallergie einer Sofortreaktion geschuldet. Dabei reagieren vor allem die Hautstellen, die der Wärme oder Hitze ausgesetzt sind, schwitzen oder dort, wo sich die Hitze vermehrt staut.
So zum Beispiel beim Joggen unter der Kleidung. Oder beim Eintauchen der Hände in heißes Wasser.
Auslöser
Auslöser für eine Schweißallergie ist alles, was Wärme, Hitze und vermehrtes Schwitzen verursacht. Dazu zählen etwa folgende Faktoren:
- Sport,
- Sex,
- anstrengende Arbeit,
- heißes Duschen oder Baden,
- scharfes Essen,
- Alkohol,
- Sauna,
- allein schon, wenn man sich erhitzt fühlt,
- nervliche Belastungen, Stress.
Schweißallergie Diagnose
Wer unter oben genannten Symptomen leidet, sollte einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Nach einer ausführlichen Anamnese werden meist Allergietests veranlasst.
Der verbreitetste ist der Pricktest. Dabei wird die Haut leicht angeritzt und an diesen Stellen Allergene aufgetragen.
Bei Vorliegen einer cholinergischen Urtikaria ist der Test negativ. Auch Nahrungsmittel sollten als Auslöser ausgeschlossen werden.
Für die Diagnose Schweißallergie dient jedoch ein sogenannter Belastungstest. Durch eine körperliche Belastung auf dem Ergometer, ein warmes Bad oder durch das Trinken von heißem Tee kann die Reaktion ausgelöst werden.
Ursachen
Die Ursache für die Schweißallergie ist noch nicht vollständig geklärt. Fakt ist, dass der Anstieg der Körpertemperatur die Freisetzung von Botenstoffen aktiviert, was dann zu den beschriebenen Symptomen führt.
Schweißallergie Behandlung
Bei der Behandlung der Schweißallergie geht es vor allem darum, die Auslöser zu minimieren. Dies ist jedoch nicht immer möglich.
Dafür hat die Schulmedizin Antihistaminika parat, die die Symptome lindern können. Wenn dies nicht ausreicht, wird eventuell kurzzeitig hochdosiertes Kortison verabreicht.
Äußerlich angewandt werden Haut beruhigende, Juckreiz stillende, kühlende Salben oder Gels. Auch diese können Kortison enthalten.
Ist der Juckreiz sehr massiv, kommt eventuell eine Salbe zum Einsatz, die ein Lokalanästhetikum enthält. Bei schlecht zu behandelnder Schweißallergie werden sogenannte Leukotrien-Antagonisten oder Immunsuppressiva eingesetzt.
Eine Gewöhnungstherapie (Hardening) kann eine Möglichkeit sein, der Schweißallergie beizukommen. Dabei wird der Reiz unter ärztlicher Aufsicht immer mehr gesteigert.
Ernährung bei Schweißallergie
Bei der Schweißallergie ist es ja vor allem das Histamin, das die Beschwerden macht. Deshalb sollte die Ernährung dahingehend überdacht werden.
Histamin ist ein natürlicher Botenstoff, der wichtig bei allen allergischen Reaktionen und auch wichtig für das Immunsystem ist. Für gesunde Menschen ist Histamin in der Ernährung völlig unbedenklich.
Denn der Körper kann mithilfe des Enzyms DAO überschüssiges Histamin abbauen. In Verbindung mit der Schweißallergie, die ja auch durch das Histamin in Gang kommt, kann ein Zuviel an dieser Substanz im Körper ganz schön unangenehm sein.
Deshalb auch die Empfehlung, histaminhaltige Nahrungsmittel vom Speiseplan zu verbannen oder sie zumindest nur in geringen Mengen zu konsumieren. Je älter oder haltbarer ein Lebensmittel ist, desto mehr Histamin kann es enthalten.
Zu den histaminhaltigen Lebensmitteln gehören unter anderen:
- alter, lang gereifter Käse (zum Beispiel Bergkäse, Camembert, Gouda),
- gepökeltes Fleisch,
- gepökelte Wurst,
- getrocknete Salami,
- geräucherter Fisch,
- Essig (außer Apfelessig),
- Rotwein,
- Hefeerzeugnisse,
- Schokolade,
- Hülsenfrüchte,
- manche Obstsorten (etwa Erdbeeren, Himbeeren, Orangen),
- Nüsse (vor allem Walnüsse).
Allgemeine Tipps
Wer unter einer Schweißallergie leidet, sollte darauf achten, vor allem beim Sport, die richtige Kleidung zu tragen. Dabei ist an eine gute Luftzirkulation zu denken. Stauwärme sollte auf keinen Fall entstehen.
Unter der Dusche oder in der Badewanne ist lauwarmes Wasser dem heißen Wasser vorzuziehen. Wer gerne Sport treibt, dem ist zu empfehlen, Sportarten zu wählen, die weniger Schweiß treibend sind.
Am besten ist es natürlich, wenn erst gar keine Schweißausbrüche entstehen. Das ist nicht immer einfach.
Vor allem, wenn es um die Psyche geht. Hier können Entspannungsmethoden wie Yoga oder Autogenes Training Linderung verschaffen.
Ein Tagebuch kann dazu beitragen, Auslöser besser in den Griff zu bekommen. Hier werden die Art der Beschwerden sowie mögliche Auslöser wie Sport, Sonne oder auch Stress notiert.
Naturheilkunde bei Schweißallergie
Die Naturheilkunde hat zur Behandlung der Schweißallergie einige Mittel parat.
Aus der Homöopathie sind Mittel wie Rhus toxicodendron (bei Juckreiz), Apis mellifica (bei Bläschen, Pusteln) und Cantharis (bei brennendem Ausschlag) zu nennen. Calcium quercus ist ein Mittel, das in der Homöopathie unter anderem bei allgemeiner Neigung zu Allergien eingesetzt wird.
Einen Versuch ist es auch hier, bei der Schweißallergie, wert. Die homöopathische Mittelauswahl und Dosierung gehören jedoch in erfahrene Hände und werden individuell getroffen.
Auch Schüßler-Salze können bei einer Schweißallergie eingesetzt werden. So kann Nr. 8, Natrium chloratum, bei nässendem Ausschlag und Bläschenbildung hilfreich sein.
Nr. 7, Magnesium phosphoricum, kommt bei Juckreiz und Nr. 3, Ferrum phosphoricum, bei Rötung und Erwärmung zum Einsatz. Häufig werden mehrere Schüßler-Salze zusammen verordnet.
Ein gutes Mittel aus der Phytotherapie ist das Wilde Stiefmütterchen, Viola tricolor, als Urtinktur. Dies wirkt vor allem antientzündlich.
Äußerlich angewandt lindert ein Absud von Eichenrinde und/oder ein Tee aus Salbei. Bei der Beruhigung des Nervensystem können Tropfen aus der Phytotherapie, und zwar Melisse und Lavendel helfen.
Eine Akupunktur unterstützt die ganze Behandlung. Akupunktur kann auch im akuten Stadium gute Hilfe leisten.
Hausmittel bei Schweißallergie
Das eine oder andere Hausmittel kann die Beschwerden bei einer Schweißallergie lindern.
Dazu gehört das Auftragen von Maismehl, am besten aus ökologischem Anbau, direkt auf die Haut. Nach circa einer Viertelstunde wird das Ganze mit Wasser abgespült.
Eine Alternative ist eine Maske, hergestellt aus Heilerde und kaltem Wasser. Diese wird aufgetupft und nach 15 bis 30 Minuten mit Wasser abgespült.
Lindernd ist auch das Betupfen mit Apfelessig. Dieser wird dazu verdünnt (drei Esslöffel Apfelessig auf einen Liter Wasser). Des Weiteren kann das Auftragen von Kokosöl den Juckreiz lindern und die Pusteln zum Verschwinden bringen.
Zusammenfassung
Wer immer wieder mit Juckreiz, Rötung und Pustelbildung auf Wärme, Hitze und Schweiß reagiert, der sollte dies unbedingt abklären lassen. Das Wichtigste dabei ist, die Auslöser zu ergründen und diese so gut wie möglich zu meiden beziehungsweise zu reduzieren.
Das Tagebuchschreiben hilft dabei, mögliche Auslöser zu identifizieren und wenn möglich zukünftig zu meiden. Außerdem kann es Linderung der begleitenden psychischen Beschwerden verschaffen. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Füeßl, Hermann; Stiefelhagen, Peter: Mit dem Schweiß kommen die Quaddeln; in: MMW – Fortschritte der Medizin, Volume 159, Issue 22, 2017, link.springer.com
- Bartelheimer, H.: Überempfindlichkeitsreaktionen durch körperliche Anstrengung; in: Deutsche Medizinische Wochenschrift, Volume 70, Issue 13/14, Seiten 175-178, 1944, thieme-connect.com
- Altrichter, Sabine: Diagnostik und Therapie der cholinergischen Urtikaria. Dissertation an der Charité - Universitätsmedizin Berlin, 2020, fu-berlin.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.