Eine richtige Silberallergie, bei der die Betroffenen ausschließlich auf dieses Edelmetall reagieren, kommt äußerst selten vor. In der Regel treten die allergischen Reaktionen in Zusammenhang mit den beigesetzten Metallen beziehungsweise den Legierungen auf.
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Kontaktallergie
Die Silberallergie gehört zu den Kontaktallergien. Diese tritt aufgrund einer überschießenden Reaktion des Immunsystems auf, und zwar dann, wenn die Haut damit in Berührung kommt. Die Kontaktallergie ist eine der häufigsten Allergiearten. Allein in Deutschland sind davon ungefähr acht Prozent der Erwachsenen betroffen – Frauen häufiger als Männer.
Die Silberallergie ist eine sogenannte Allergie des verzögerten Typs IV. Dies bedeutet, dass die Symptome nicht unmittelbar, sondern einen Tag oder auch bis zu drei Tage nach Kontakt auftreten können. Diese Allergie tritt auch nicht beim ersten Kontakt mit Silber auf, sondern erst, wenn der Körper darauf sensibilisiert ist, also erst mehrere Monate oder gar Jahre später.
Frauen tragen in der Regel mehr Schmuck. Deshalb reagieren sie auch eher auf Silber beziehungsweise auf die enthaltenen Legierungen.
Was passiert im Körper bei einer Allergie
Bei einer Allergie reagiert der Körper unpassend auf Substanzen, die eigentlich für ihn ungefährlich sind. Auslöser sind Eiweiße, sowohl tierische als auch pflanzliche, oder auch Metalle, wie hier bei der Silberallergie.
Mit der Überempfindlichkeitsreaktion versucht der Körper, diese vermeintlich „gefährlichen“ Substanzen loszuwerden und bekämpft diese mit Abwehrstoffen. Dies setzt eine Reaktion in Gang, bei der sogenannte Botenstoffe ausgeschüttet werden. Der Körper ist auf „Entzündungsmodus“ und dazu zeigen sich noch die Allergiesymptome.
Symptome
Symptome bei der Silberallergie sind typische Symptome einer Kontaktallergie. Dazu gehören
- Hautrötungen,
- Schwellung,
- Juckreiz,
- Hautbrennen,
- Quaddelbildung
- und krustige oder schuppige Haut.
Eine chronische Kontaktallergie verändert die Haut – es entsteht ein chronisches Kontaktekzem. Dabei entstehen Rillen, die Haut verhornt und das Hautbild wird gröber.
Auslöser
Der Auslöser der Silberallergie ist in der Regel nicht das pure Silber, sondern die Metalle, die bei der Verarbeitung zugesetzt wurden, beziehungsweise die Legierungen. Die Betroffenen reagieren dann auf Nickel, Zink, Kobalt oder Kupfer, wobei Nickel zu den häufigsten Auslösern einer Kontaktallergie gehört. Früher wurde viel mehr Nickel als heute verwendet. Das liegt daran, dass die Nickel-Grenzwerte herabgesetzt wurden.
Silber ist eigentlich ein Edelmetall, das sehr gut vertragen wird. Da sind es die beigemischten Metalle, die zu einer Allergie führen. Diese Metalle sind mit von der Partie, um den Werkstoff Silber geschmeidiger und glänzender gestalten zu können. Auch ist reines Silber für die Verarbeitung von Schmuck zu weich. Da die Nickelallergie so verbreitet ist, wird heute dem 925 Sterling Silber nicht mehr Nickel, sondern Kupfer beigemischt.
Diagnose
Eine Kontaktallergie ist nichts Bedenkliches, sollte jedoch trotzdem ernst genommen werden. Wer bemerkt, dass er auf Silber reagiert und vielleicht noch zusätzliche Allergien hat, sollte den Hautarzt beziehungsweise die Hautärztin aufsuchen. Diese(r) wird nach ausführlicher Anamnese einen Hauttest, einen sogenannten Epikutantest, durchführen.
Die allergene Substanz, in diesem Fall Silber, wird auf den Rücken aufgebracht und mit einem Pflaster abgeklebt. Nach ein bis zwei Tagen kann der Arzt beziehungsweise die Ärztin die Diagnose stellen. Handelt es sich hier um eine Silberallergie, zeigt der Körper an der angeklebten Stelle Rötung, Schwellung und eventuell auch Quaddelbildung.
Bei Betroffenen, die schon lange unter einer Silberallergie leiden, ist die Haut schon recht empfindlich geworden und die betroffenen Hautstellen können sich durch Bakterien oder Pilze infizieren. Zum Beispiel durch das Tragen einer Uhr aus Silber – darunter bildet sich Schweiß und daraus könnte dann eine Superinfektion werden. Hier muss nicht nur die Allergie, sondern die infizierte Haut behandelt werden.
Alternativen zu Silberschmuck
Heutzutage sind sehr viele Alternativen zu Silberschmuck auf dem Markt. Dazu gehören Materialien wie zum Beispiel Titan oder Chirurgenstahl. Beides sieht aus wie Silber und wird vielleicht besser vertragen. Oder ein ganz anderer Werkstoff – zum Beispiel Holz oder Glas. Daraus werden immer mehr wunderschöne Schmuckstücke gefertigt.
Behandlung
Bei einer Silberallergie gilt zuerst nur eines – den Kontakt mit diesem Edelmetall zu meiden. Früher galt der Tipp, den Ring oder die Uhr mit durchsichtigem Nagellack zu bestreichen. Dies hilft aber auch nur solange, wie der Nagellack auf dem Schmuck haftet. Besser ist es, an der erkrankten Stelle solange keinen Schmuck zu tragen, bis sich diese voll und ganz erholt hat. Danach einfach ein anderes Material wählen.
Gegen den massiven Juckreiz helfen Gele, die ein Antihistaminikum enthalten. Kortisonhaltige Salben sind hierbei auch eine häufig eingesetzte Behandlungsform. Die Naturheilkunde greift da eher zu Salben, die Calendula (Ringelblume) enthalten. Ringelblumensalbe wirkt desinfizierend und heilend und nimmt etwas den Juckreiz.
Ebenfalls juckreizstillend ist Rhus toxicodendron als homöopathisches Mittel, das oral verabreicht wird. Des Weiteren helfen Salben, die Urtica urens (Brennnessel) enthalten. Leiden die Betroffenen generell unter Allergien, wird die Naturheilkunde hier an der Basis ansetzten und die allgemeine Allergieneigung behandeln. Dies zum Beispiel mit der Eigenbluttherapie, der anthroposophischen Medizin und der Akupunktur. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Justus-Liebig-Universität Gießen: Wie Nickelallergien entstehen, (Abruf 01.11.2021), Uni Giessen
- Werner Heppt, Claus Bachert: Praktische Allergologie, Thieme, 20.10.2010
- Tilo Biedermann, Werner Heppt, Harald Renz, Martin Röcken: Allergologie, 2. Auflage, Springer, 25.01.2016
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.